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5. Das Universum auf großer Skala

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<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Universum</strong> <strong>auf</strong> <strong>großer</strong> <strong>Skala</strong><br />

<strong>5.</strong>1 Galaxiengruppen, Galaxienh<strong>auf</strong>en<br />

<strong>5.</strong>2 Kosmische Entfernungsskala<br />

<strong>5.</strong>3 Großräumige Verteilung der Galaxien


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Was ist in der Konsequenz des Hubble-Effekts zu erwarten<br />

1. Expansion zeitlich zurück extrapolieren<br />

Es gibt einen Beginn der Expansion (t = 0, „Urknall“, „Big Bang“)<br />

2. Expansion wird (nach Urknall) durch die gegenseitige gravitative<br />

Anziehung der Galaxien gebremst.<br />

3. Stärke der Abbremsung hängt von Materiedichte ab.


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Erwartung<br />

Big Crunch<br />

Rekollabierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Ewig expandierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Vergangenheit<br />

Zukunft<br />

Big Bang<br />

Gravitative<br />

Abbremsung<br />

überwiegt<br />

Expansion<br />

Ω = ρ/ρ<br />

crit<br />

>1<br />

Gravitative<br />

Abbremsung<br />

überwiegt<br />

Expansion nicht<br />

Ω = ρ/ρ


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Erwartung<br />

Rekollabierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Kritisches<br />

<strong>Universum</strong><br />

Ewig<br />

expandierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Leeres<br />

<strong>Universum</strong><br />

Zukunft<br />

Vergangenheit<br />

Gravitative<br />

Abbremsung<br />

überwiegt<br />

Expansion<br />

Ω = ρ/ρ >1<br />

crit<br />

Grenzfall:<br />

Grav. Abbremsung<br />

gleicht Expansion<br />

gerade aus<br />

Ω = ρ/ρ crit=1<br />

Gravitative<br />

Abbremsung<br />

überwiegt<br />

Expansion nicht<br />

Ω = ρ/ρ crit


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Empirisches Vorgehen:<br />

Bei großen Rückblickzeiten ( großen z) sollten Abweichungen<br />

von der linearen Hubble-Beziehung zu erwarten sein, die<br />

Rückschlüsse <strong>auf</strong> die Abbremsung ( Materiedichte) zulassen.<br />

„Hubble-Diagramm“ (= Zusammenhang von Entfernung r<br />

und Rotverschiebung z) für „kosmologische“ SN Ia untersuchen!


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Skalenfaktor R (t)<br />

= Mittlere Entfernung zwischen Galaxien<br />

(basierend <strong>auf</strong> Rotverschiebung z)<br />

Rekollabierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

1<br />

0<br />

Erwartung<br />

Kritisches<br />

<strong>Universum</strong><br />

Vergangenheit<br />

Ewig expandierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Gegenwart<br />

Leeres<br />

<strong>Universum</strong><br />

Zukunft<br />

Rückblickzeit der SN Ia (basierend <strong>auf</strong> scheinbaren Helligkeiten m)


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Skalenfaktor R (t)<br />

= Mittlere Entfernung zwischen Galaxien<br />

(basierend <strong>auf</strong> Rotverschiebung z)<br />

Rekollabierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

1<br />

0<br />

Kritisches<br />

<strong>Universum</strong><br />

Beobachtung<br />

SN Ia-<br />

Daten<br />

Vergangenheit<br />

Ewig expandierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Gegenwart<br />

Leeres<br />

<strong>Universum</strong><br />

Zukunft<br />

Rückblickzeit der SN Ia (basierend <strong>auf</strong> scheinbaren Helligkeiten m)


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Skalenfaktor R (t)<br />

= Mittlere Entfernung zwischen Galaxien<br />

(basierend <strong>auf</strong> Rotverschiebung z)<br />

Rekollabierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

1<br />

0<br />

Kritisches<br />

<strong>Universum</strong><br />

Beobachtung<br />

SN Ia-<br />

Daten<br />

Vergangenheit<br />

Ewig expandierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Gegenwart<br />

Leeres<br />

<strong>Universum</strong><br />

Zukunft<br />

Beschleunigtes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Rückblickzeit der SN Ia (basierend <strong>auf</strong> scheinbaren Helligkeiten m)


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Ergebnis Supernovae Cosmology Project<br />

• entfernte SN Ia sind schwächer als bei gleichförmiger Expansion zu erwarten<br />

• nicht zu erklären in Modell, in dem Expansion durch Gravitation gebremst wird<br />

• ... nicht einmal durch Modell ohne Abbremsung (leeres <strong>Universum</strong>, Ω =0)<br />

• ... sondern verlangt, dass Expansion beschleunigt wurde<br />

M<br />

Beschleunigungsenergie, beschrieben durch Dichteparameter Ω Λ<br />

(im Unterschied zu Dichteparameter der Materie Ω ) M<br />

Parameter für gesamte Energiedichte im <strong>Universum</strong>: Ω = Ω + Ω Λ M


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Rekollabierendes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Kritisches<br />

<strong>Universum</strong><br />

Leeres<br />

<strong>Universum</strong><br />

Beschleunigtes<br />

<strong>Universum</strong><br />

Vergangenheit<br />

Zukunft<br />

Gravitative<br />

Abbremsung<br />

überwiegt<br />

Expansion<br />

Gravitative<br />

Abbremsung<br />

gleicht Expansion<br />

gerade aus<br />

Keine<br />

gravitative<br />

Abbremsung<br />

Gravitative Abbremsung<br />

Ω<br />

M<br />

plus zusätzliche<br />

Beschleunigung Ω >0<br />

Λ


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

• SN1a bei großem z mit HST beobachtet<br />

• Spektren Alterskorrektur<br />

Bester Fit der Entfernungsmodul - z -Relation<br />

für Ω M = 0.29 und Ω Λ = 0.71<br />

(Riess+ 2004)


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Aktuelles Ergebnis:<br />

Hubble-Diagramm mit<br />

Zusammenstellung der<br />

Messdaten kosmologischer<br />

SNIa und best-fit<br />

kosmologisches Modell<br />

mit Ω = 0.73<br />

Λ<br />

(Suzuki+ 2011)


<strong>5.</strong>2.11 Abweichung von Hubble-Relation bei großem z<br />

Schlussfolgerungen aus dem Hubble-Diagramm für SNe Ia:<br />

<strong>Das</strong> <strong>Universum</strong> expandiert heute schneller als früher<br />

• Expansion wurde beschleunigt<br />

• erfordert zusätzliche Energie Ω = 0.73<br />

Λ<br />

• „Dunkle Energie“<br />

• „Vakuumenergie“<br />

• „Quintessenz“<br />

• kosmologische Konstante


<strong>5.</strong> <strong>Das</strong> <strong>Universum</strong> <strong>auf</strong> <strong>großer</strong> <strong>Skala</strong><br />

<strong>5.</strong>1 Galaxiengruppen, Galaxienh<strong>auf</strong>en<br />

<strong>5.</strong>2 Kosmische Entfernungsskala<br />

<strong>5.</strong>3 Großräumige Verteilung der Galaxien


Entfernungsbestimmung<br />

WH<br />

wichtigste Methode bei sehr weit entfernten Galaxien: Rotverschiebung<br />

(Beachte aber: lineare Hubble-Relation nicht einfach <strong>auf</strong> große Entfernungen übertragbar!)<br />

Rand<br />

MSS<br />

M31<br />

Virgo-<br />

H<strong>auf</strong>en<br />

Rand Lokaler<br />

Superh<strong>auf</strong>en<br />

Rotverschiebung z<br />

Hubble-Radius<br />

R<br />

H<br />

= c / H<br />

0<br />

~ 3 Gpc<br />

Supernovae Ia<br />

TF-Relation<br />

Cepheiden<br />

10 kpc 1 Mpc 100 Mpc 10 Gpc<br />

Entfernung (Mpc)


<strong>5.</strong>3 Die großräumige Verteilung der Galaxien<br />

<strong>5.</strong>3.1 Projezierte Verteilung am Himmel<br />

471 Mio Punktquellen aus dem<br />

Two Micron All-Sky Survey (2MASS PSC)<br />

1.5 Mio ausgedehnte Quellen aus dem<br />

Two Micron All-Sky Survey (2MASS XSC)<br />

Galaktisches Koordinatensystem<br />

Äquatoriales Koordinatensystem


<strong>5.</strong>3.1 Projezierte Verteilung am Himmel<br />

Pseudo-3d-Sicht aus<br />

2MASS XSC + PSC<br />

Entfernungen:<br />

z < 0.02 (blau)<br />

0.02 < z


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

(A) Galaxien-Surveys: Motivation<br />

• räumliche Verteilung und Geschwindigkeiten der Galaxien<br />

in Abhängigkeit von L, Typ, ...<br />

• statistische Eigenschaften der großräumigen Struktur<br />

• Strukturbildung im frühen <strong>Universum</strong><br />

• bessere Charakterisierung von Galaxienh<strong>auf</strong>en<br />

• Abschätzung der Gesamtdichte im Kosmos<br />

• kosmologische Parameter


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

(B) Galaxien-Surveys: Methode<br />

Messgrößen:<br />

• Position α, δ<br />

• Rotverschiebung z<br />

Entfernung aus<br />

d = cz / H<br />

0<br />

Beobachter<br />

bei z = 0<br />

Keil-<br />

Diagramm


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

(C) Galaxien-Surveys: Projekte<br />

• mehrere sehr umfangreiche Surveys<br />

• automatisierte Himmelsdurchmusterung mit Teleskopen der 2-4-m Klasse<br />

• Spektroskopie und Fotometrie zur Unterscheidung von Galaxientypen<br />

• multi fibre spectroscopy: bis zu ca. 10 Spektren simultan<br />

4 6<br />

• ca. 10 ... 10<br />

• L<strong>auf</strong>zeiten mehrere Jahre<br />

3<br />

Spektren auszuwerten automatische Prozeduren


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

Sloan Digital Sky Survey (SDSS)<br />

• spezielles 2.5-m-Teleskop<br />

• Apoche Point Observatory,<br />

New Mexico, USA<br />

• überdeckt ~25% des Himmels<br />

• L<strong>auf</strong>zeit SDSS: 2000-2005<br />

(danach SDSS II, III)<br />

• Internationales Projekt<br />

(zahlreiche Institute)<br />

Credit: SDSS


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

Sloan Digital Sky Survey (SDSS)<br />

• Array aus 5 x 6 CCDs<br />

• 5 Farbfilter für eigens für SDSS<br />

entwickeltes photometrisches System<br />

(ugriz)<br />

• Fotometrie für ~ 200 Mio Objekte...<br />

(drift scan mode)<br />

Credit: SDSS


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

Sloan Digital Sky Survey (SDSS)<br />

• effiziente Multiobjektspektroskopie:<br />

~600 Spektren simultan<br />

• insgesamt ~1 Mio Spektren von<br />

Galaxien<br />

• automatische pipeline für<br />

Auswertung der Spektren (z, Typ)<br />

Bild: Bestücken der spektroskopischen Platte<br />

mit 660 Glasfasern (Credit: SDSS)


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

Sloan Digital Sky Survey (SDSS)<br />

• effiziente Multiobjektspektroskopie:<br />

~600 Spektren simultan<br />

• insgesamt ~1 Mio Spektren von<br />

Galaxien<br />

• automatische pipeline für<br />

Auswertung der Spektren (z, Typ)<br />

Bild: Spektren (horizontal) <strong>auf</strong> Detektor<br />

(Credit: SDSS)


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

Galaxien-Surveys: Ergebnisse<br />

SDSS<br />

• großräumige kohärente Strukturen<br />

bis ~100 Mpc (*)<br />

• starke Galaxienkonzentrationen =<br />

Superh<strong>auf</strong>en<br />

• ~ 90% aller Galaxien befinden sich<br />

in ca. 10% des Volumens<br />

• Galaxien-Leerräume (voids) der<br />

Größe ~50 Mpc<br />

• ~90% des <strong>Universum</strong>s ist (fast) leer<br />

Redshift z<br />

(*) Aber: Sloan Great Wall<br />

4<br />

Länge > 400 Mpc, mehr als 10 Galaxien<br />

Farbkodierung: Alter der Sternpopulation (blau - rot)<br />

Credits: M.- Blandon and the SDSS


<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

Galaxien-Surveys: Ergebnisse<br />

2dF<br />

• großräumige kohärente Strukturen<br />

bis ~100 Mpc (*)<br />

• starke Galaxienkonzentrationen =<br />

Superh<strong>auf</strong>en<br />

• ~ 90% aller Galaxien befinden sich<br />

in ca. 10% des Volumens<br />

• Galaxien-Leerräume (voids) der<br />

Größe ~50 Mpc<br />

• ~90% des <strong>Universum</strong>s ist (fast) leer<br />

Große Mauer<br />

(*) Aber: Great Wall


Galaxien-Surveys: Ergebnisse<br />

• großräumige kohärente Strukturen<br />

bis ~100 Mpc (*)<br />

• starke Galaxienkonzentrationen =<br />

Superh<strong>auf</strong>en<br />

• ~ 90% aller Galaxien befinden sich<br />

in ca. 10% des Volumens<br />

• Galaxien-Leerräume (voids) der<br />

Größe ~50 Mpc<br />

<strong>5.</strong>3.2 3D Verteilung im Raum<br />

• ~90% des <strong>Universum</strong>s ist (fast) leer<br />

Credit: Los Alamos National Laboratory


<strong>5.</strong>3.3 Großräumige Strömungen im Galaxiengas<br />

Gebiete mit hoher Dichte verursachen<br />

Pekuliarbewegungen der Galaxien<br />

lokale Modifikation des Hubble-Flusses<br />

Möglichkeit, Gesamtmasse (DM) in<br />

großen Raumbereichen zu ermitteln<br />

Vergleich Dichtefluktuationen in DM<br />

und Verteilung der Galaxien (bias factor)<br />

Hydra-<br />

Centaurus<br />

Perseus-<br />

Pisces<br />

Sculptor-<br />

Void<br />

Messung:<br />

• Entfernung d aus TF-Relation<br />

• Expansionsgeschw. v<br />

= d H<br />

• Gesamtgeschwindigkeit: v = c z<br />

H<br />

0<br />

• Pekuliargeschwindigkeit<br />

v = v - v<br />

pec<br />

H<br />

LS: Lokaler Superh<strong>auf</strong>en<br />

PP:Perseus-Pisces-SH<br />

HC: Hydra-Centaurus-SH<br />

GA: Great Attractor<br />

GW: Great Wall


<strong>5.</strong>3.3 Großräumige Strömungen im Galaxiengas<br />

Der „Große Attraktor“ (GA):<br />

Lokale Gruppe bewegt sich mit ~600 km/s:<br />

- LG mit 250 km/s Virgo-H<strong>auf</strong>en<br />

- Lokaler Superh<strong>auf</strong>en Hydra-Centaurus<br />

- Hydra-Centaurus GA<br />

Röntgen-Bild Richtung GA<br />

Optisches Bild Richtung GA


<strong>5.</strong>3.4 Statistische Methoden der Strukturuntersuchung<br />

2-Punkt-Korrelationsfunktion ξ<br />

Maß für Dichtekontrast als Funktion<br />

des Abstandsvektors<br />

Erklärung: Volumen V, Dichte n ( x )<br />

x 0<br />

Gegeben:<br />

Wahrscheinlichkeit, eine Galaxie<br />

bei x 1 zu finden, sei P<br />

Gesucht: Wahrscheinlichkeit, Galaxie bei x 2 = x 1+ x 0 zu finden,<br />

wenn bei x 1 eine Galaxie gefunden wurde<br />

(a) Unkorrelierte Verteilung: P<br />

2<br />

(b) Korrelierte Verteilung: [1+ ξ(x )]P2<br />

0


<strong>5.</strong>3.4 Statistische Methoden der Strukturuntersuchung<br />

2-Punkt-Korrelationsfunktion<br />

x 0<br />

Andere Darstellung: Leistungsspektrum P (k)<br />

∞<br />

P ( k ) = ∫ξ( r ) exp(i k r) d r = 4π∫ξ( r )<br />

sin k r<br />

k<br />

(Fourier-Transformierte der 2-Punkt-Korrelationsfunktion)<br />

3<br />

0<br />

2<br />

r dr<br />

Gibt an, wie stark Strukturen (Amplituden der Dichtefluktuationen) bei der<br />

Längenskala 1/k vertreten sind (k klein entspricht großen räumlichen Skalen)


<strong>5.</strong>3.4 Statistische Methoden der Strukturuntersuchung<br />

Annahme: Materie ist statistisch homogen und isotrop verteilt<br />

ξ kann nicht von individuellen Orten und Richtung<br />

abhängen, sondern nur vom Abstand r<br />

Üblicher Ansatz:<br />

N<br />

N<br />

(obs)<br />

p<br />

(Poiss)<br />

p<br />

( r ): beobachtete Anzahl von Galaxienpaaren mit Abstand r – Δr/2 ... r+Δr/2<br />

( r ): Anzahl von Galaxienpaaren mit Abstand r – Δr/2 ... r+Δr/2 für Poisson-Vert.<br />

Eigenschaften:<br />

ξ ( r ) = 0 für zufällige Verteilung<br />

ξ ( r ) > 0 wenn Galaxien mit Abstand r überhäufig<br />

ξ ( r ) < 0 wenn Galaxien mit Abstand r unterhäufig


<strong>5.</strong>3.4 Statistische Methoden der Strukturuntersuchung<br />

Beobachtungsergebnisse<br />

• <strong>auf</strong> Skalen 1...30 Mpc näherungsweise<br />

ξ( r ) ≈ ( r / r )<br />

0 -1.8<br />

r ≈ 5 Mpc: Korrelationslänge<br />

0<br />

• Dichtekontrast (ξ) nimmt mit Größe ab<br />

• Clustering (r ) abhängig vom Typ<br />

0<br />

(Morphologie-Dichte-Relation)<br />

• Achtung: wegen Mittelung enthält<br />

ξ( r ) keine Aussagen über Details der<br />

3D-Struktur (Filamente, Voids, ...)<br />

2dF galaxy redshíft survey


<strong>5.</strong>3.5 Ursprung der großskaligen Struktur<br />

typische Relativgeschwindigkeit der Galaxien<br />

100 km/s ≈ 0.1 Mpc/Gyr<br />

Galaxien haben sich während Hubble-Zeit t<br />

um ~1 Mpc relativ zueinander bewegt<br />

H<br />

„Schaumstruktur“ ist nicht durch<br />

Bewegung der Galaxien entstanden.<br />

Primordialer Ursprung (d.h. zur Zeit der<br />

Galaxienbildung bereits angelegt) und durch<br />

Bewegung der Galaxien nur modifiziert


<strong>5.</strong>3.6 Strukturen <strong>auf</strong> größten Skalen<br />

Für r > 50 ...100 Mpc oszilliert ξ( r )<br />

um den Wert Null<br />

zufällige Verteilung der Galaxien<br />

keine Anzeichen für Strukturen <strong>auf</strong><br />

Skalen > 100 Mpc („Ende aller Größe“)<br />

Für >1 Gpc Dichtekontrast δρ/ρ< 0.05<br />

Auf großen Skalen l > l max ≈ 100 Mpc<br />

erscheint das <strong>Universum</strong> homogen (*)<br />

c<br />

Beachte: l max≪R H= = 3 Gpc<br />

H 0<br />

(Hubble-<br />

Länge)<br />

(*) Aber: Large Quasar Groups !?


<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

• Frage: Wie ändern sich räumliche Strukturen in kosmischer Entwicklung<br />

( Expansion + Beschleunigung + gravitative Abbremsung)<br />

• Methode: N-Körper-Simulationen bzw. Hydrodynamik<br />

- erste Simulationen: ab ~1975 (Zel´dovich & Novikov)<br />

- heute: 3D-Simulationen mit hoher räumlicher Auflösung (wichtig!)<br />

• Simulation gravitierender Materie (also DM)<br />

• Beachte aber: Vergleich mit Beobachtung erfolgt über ξ(r)der Galaxien,<br />

also baryonische Materie in Sternen! (Annahmen bzgl. Zusammenhang<br />

mit DM erforderlich)


<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

Simulation der<br />

Strukturentwicklung<br />

• kleine anfängliche<br />

Dichteschwankungen<br />

• kosmische Expansion<br />

(Hubble-Expansion)<br />

• gravitative Anziehung der<br />

DM-Halos<br />

• (hier keine zusätzliche<br />

Beschleunigung durch<br />

Vakuumenergie ...)


<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

Simulation der<br />

Strukturentwicklung<br />

Detailstruktur:<br />

Entstehung und<br />

Entwicklung von<br />

Galaxienh<strong>auf</strong>en


<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

Millenium-Simulation<br />

(Virgo-Konsortium)<br />

• 105<br />

Pixel pro Dimension<br />

• 64 Zeitpunkte<br />

Projeziertes Dichtefeld in 15 Mpc<br />

dicker Schicht bei z = 0.<br />

Supercomputer IBM p690<br />

512 Prozessoren,<br />

1 TB Hauptspeicher


Zeit<br />

<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

Wichtig: Strukturentwicklung abhängig von kosmologischem Modell<br />

Zugang zu kosmologischen Parametern<br />

Modell 1: Modell 2: Modell 3: Modell 4:<br />

OCDM τCDM SCDM ΛCDM<br />

z =3<br />

z =1<br />

z =0<br />

Credit: Virgo-Kollaboration 1996


<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

Vergleich von beobachteten<br />

und simulierten Strukturen<br />

liefert prinzipiell gute<br />

Übereinstimmung der<br />

Verteilung der großen<br />

Galaxien<br />

beobachtet<br />

(Beachte z.B. auch:<br />

Strukturen wie „Große Mauer“)<br />

simuliert<br />

Credit: Virgo-Kollaboration


<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

Cold Dark Matter (CDM)<br />

Warm Dark Matter (WDM)<br />

Dichtekarte für 3 Halos (ähnlich Lokale Gruppe) bei z=0 für die gleiche<br />

Simulation mit unterschiedlichen Eigenschaften der DM. WDM erzeugt<br />

eine „diffuse“ Gruppe. CDM reproduziert Beobachtungen besser.<br />

(Credit: Libeskind et al. 2013, arXiv:1330.5557)


<strong>5.</strong>3.7 Numerische Simulationen<br />

Anfangswertproblem:<br />

Die anfänglichen Dichtefluktuationen<br />

werden in den Simulationen einfach<br />

gesetzt.<br />

Aber: Kann man aus der Beobachtung<br />

Aussagen über die anfänglichen<br />

Dichtefluktuationen gewinnen?<br />

Kosmischer Mikrowellenhintergrund<br />

(siehe später)<br />

Credit: Virgo-Kollaboration

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