Masterarbeit - Daniel Höpker
Masterarbeit - Daniel Höpker
Masterarbeit - Daniel Höpker
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Daniel</strong> <strong>Höpker</strong><br />
Die Umsetzung des<br />
Neuen Kommunalen<br />
Finanzmanagements in<br />
kreisangehörigen<br />
nordrhein-westfälischen<br />
Gemeinden<br />
eine empirische Analyse
Titelfoto<br />
„Geld<br />
Geld“ von Henry, http://www.flickr.com/photos/schnurrbart/102134092/<br />
Grafik steht unter einer Creative Commons by SA 2.0 Lizenz<br />
Lizenz<br />
Dieses Dokument ist unter einem Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen<br />
Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu<br />
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ oder schicken Sie einen Brief an Creative<br />
Commons, 171 Second Street, Suite 300, San Francisco, California 94105, USA.
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
die kommunale Finanzwirtschaft war in den letzten Jahren von einigen Änderungen geprägt. So hat<br />
der Großteil der Bundesländer mittlerweile auf kommunaler Ebene die Abkehr von der kameralen<br />
Buchführung zu einer an die kaufmännische Buchführung beschlossen. In Nordrhein-Westfalen<br />
wurde hier das Neue Kommunale Finanzmanagement eingeführt.<br />
Bisher scheint hierbei in der Hauptsache an die Buchführung gedacht worden zu sein. Ein zweiter<br />
Part, nämlich der der Zahlungsabwicklung wird in der Literatur kaum behandelt. Auch wenn eines<br />
der Ziele der Reform verständlicherweise die Abkehr von der rein zahlungsbezogenen Sichtweise<br />
kommunalen Handelns war, so kann dennoch nicht unbeachtet bleiben, dass die „alteingesessenen“<br />
Akteure, nämlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindekassen, nicht umfassend<br />
berücksichtigt wurden.<br />
Gerade aus diesem Grunde ist es aber zu erwarten, dass die Reform insbesondere bei diesen<br />
„Reformverlierern“ zu erheblichen Widerständen führen wird. Eindrucksvolle Beispiele für diese<br />
These bilden die recht aktuellen Anmerkungen innerhalb der KKZ – dem Verbandsorgan des<br />
Fachverbandes der Kommunalkassenverwalter. Vor diesem Hintergrund habe ich im Rahmen<br />
meiner <strong>Masterarbeit</strong> versucht, ein Bild der Reform aus Sicht der Kassenleiterinnen und Kassenleiter<br />
zu zeichnen. Allein der Begriff der Kassenleiterinnen und Kassenleiter, ja gar der „Gemeindekassen“<br />
an sich ist mittlerweile nicht mehr unproblematisch, da die neuen gesetzlichen Regelungen von der<br />
„Finanzbuchhaltung“ bestehend aus „Buchführung“ und „Zahlungsabwicklung“ sprechen.<br />
Nicht zuletzt ist mir diese Problematik aus meinem eigenen beruflichen Umfeld nicht unbekannt.<br />
Noch bis zum 01. Januar 2009 war ich selbst mit der Einführung des NKF in einer Stadtkasse<br />
beschäftigt und erfuhr somit einige der Widrigkeiten in der Interpretation gesetzlicher Vorschläge,<br />
unklarer Handreichungen und fehlender Folgeregelungen am eigenen Leib. Allerdings war ich stets<br />
der Meinung, dass diese neugewonnene und ungewohnte „Freiheit“ eben auch eine große Chance<br />
zum Abschneiden alter Zöpfe war.<br />
In meiner <strong>Masterarbeit</strong> habe ich eine Stichprobe aus kreisangehörigen Gemeinden gewählt. Diese<br />
Einschränkung ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass mir im Rahmen einer <strong>Masterarbeit</strong>, für<br />
die drei Monate Bearbeitungszeit zur Verfügung standen, keine ausführlichere Studie möglich war.<br />
Im Nachhinein hätte ich auch bei der Entwicklung des Fragebogens noch einige Änderungen<br />
vorgenommen. So waren die Antworten bei vielen Fragen durchaus vorhersehbar. Eine alternative<br />
Befragung, die sich beispielsweise auf konkrete Verbesserungsvorschläge gestützt hätte, wäre im<br />
Nachhinein sinnvoller gewesen.<br />
Dieses Dokument basiert auf der ursprünglichen <strong>Masterarbeit</strong>, wurde jedoch überarbeitet, so dass<br />
die Lesbarkeit verbessert wurde.<br />
Nichts desto trotz wünsche ich den geneigten Lesern Vergnügen bei der Lektüre, viele Anregungen<br />
und freue mich über Lob genauso wie über Kritik.<br />
Ein herzliches Dankeschön geht an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage, die<br />
Korrekturleserinnen und Korrekturleser und natürlich an die beiden Betreuer und Prüfer der<br />
Universität Kassel.<br />
Düsseldorf im Februar 2010<br />
Ihr<br />
<strong>Daniel</strong> <strong>Höpker</strong>
Inhaltsübersicht<br />
1 Einleitung...........................................................................................................6<br />
1.1 Entwicklung des NKF........................................................................................6<br />
1.2 Kameralistik und NKF im Vergleich ................................................................6<br />
2 Ablauf der Erhebung .........................................................................................9<br />
2.1 Grundgesamtheit...............................................................................................9<br />
2.2 Stichprobe ..........................................................................................................9<br />
2.3 Erhebung der Merkmalswerte.........................................................................10<br />
2.4 Rücklaufquote..................................................................................................10<br />
3 Ergebnis der Erhebung....................................................................................12<br />
3.1 Allgemeine Fragen ...........................................................................................12<br />
3.1.1 Organisation der Finanzbuchhaltung ............................................................12<br />
3.1.2 Anzahl der Mitarbeiter innerhalb der Stadtkasse ..........................................14<br />
3.1.3 Jahr der Umstellung ........................................................................................15<br />
3.2 Beurteilung des NKF als Einheit.....................................................................16<br />
3.2.1 Kenntnisstand bezüglich des NKF..................................................................16<br />
3.2.2 Einstellung zum und Stimmung im NKF ......................................................18<br />
3.2.3 Nutzen des NKF...............................................................................................21<br />
3.2.4 Vor- und Nachteile des NKF ..........................................................................23<br />
3.3 Software und Projektmanagement .................................................................24<br />
3.3.1 eingesetzte Software und Probleme................................................................24<br />
3.3.2 Projektorganisation .........................................................................................27<br />
3.3.3 Aufwandstreiber und Beachtenswertes ..........................................................29<br />
3.3.4 Hilfestellungen.................................................................................................31<br />
3.4 Zustimmungsfragen ........................................................................................33<br />
3.4.1 Wegfall der GemKVO .....................................................................................33<br />
3.4.2 Berücksichtigung der Belange kommunaler Kassen......................................35<br />
3.4.3 Effizienteres Wirtschaften durch „neue“ Datenbasis ....................................37<br />
3.4.4 Ermöglichung der outputorientierten Steuerung..........................................38<br />
3.4.5 Erhöhung des Personalbedarfes......................................................................39<br />
3.4.6 Kameralistik als ausreichendes Buchungssystem...........................................40<br />
3.4.7 Nutzung betriebswirtschaftlicher Standardsoftware .....................................41<br />
3.4.8 Arbeitsabläufe ..................................................................................................42<br />
3.4.9 Unerlässliche Outputorientierung..................................................................44<br />
3.4.10 Verbesserung nach „Kinderkrankheiten“ ......................................................45<br />
3.4.11 Zusammenarbeit mit der Kämmerei..............................................................47<br />
3.4.12 Informationen des NKF helfen der Zahlungsabwicklung.............................47<br />
3.4.13 Das NKF betrifft die Haushaltsausführung....................................................48
3.4.14 Gesamtüberblick über den „Konzern Kommune“........................................49<br />
3.5 Freie Äußerungen der Teilnehmer .................................................................50<br />
3.5.1 Änderungswünsche an das NKF.....................................................................50<br />
3.5.2 Meinung der Teilnehmer zu der Umfrage .....................................................51<br />
4 Zusammenfassung...........................................................................................53<br />
5 Literaturverzeichnis.........................................................................................55<br />
5
1 Einleitung<br />
Am 21. November 2003 beschloss die ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der<br />
Länder (IMK) die Reform des kommunalen Haushaltsrechtes auf Grundlage ihrer vorherigen<br />
Beschlüsse vom 11.06.1999 sowie vom 24.11.2000. 1 Dabei empfahl sie entweder die Umsetzung<br />
eines doppischen Haushalts- und Rechnungswesens, oder wahlweise die Einführung der sog.<br />
erweiterten Kameralistik. In Nordrhein-Westfalen (NRW) entschloss sich der Landesgesetzgeber auf<br />
Grund der bereits seit 1999 in einem Modellprojekt gesammelten Erfahrungen für die Einführung<br />
des sog. Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF), das an die in der Privatwirtschaft übliche<br />
doppelte Buchführung (Doppik) anlehnt. Mit diesem Schritt sollte das reine<br />
Geldverbrauchskonzept „Kameralistik“, welches auf Einnahmen und Ausgaben basierte, durch das<br />
Ressourcenverbrauchskonzept „NKF“ ersetzt werden. Das NKF wurde mit dem NKF<br />
Einführungsgesetz NRW (NKFEG) am 16.11.2004 (GV. NRW S.644) vom Landtag verbindlich<br />
vorgeschrieben. Den Kommunen in NRW wurde im § 1 NKFEG eine Übergangsfrist für die<br />
Umstellung auf das NKF bis zum Haushaltsjahr 2009 gegeben. Mit diesem Gesetz traten einige<br />
weitere Änderungen in Kraft, die in den folgenden Unterkapiteln kurz dargestellt werden.<br />
1.1 Entwicklung des NKF<br />
Das NKF in Nordrhein-Westfalen basiert im Wesentlichen auf den Überlegungen von LÜDER.<br />
Dieser stellte 1991 in der Schrift „Vergleichende Analyse öffentlicher Rechnungssysteme:<br />
konzeptionelle Grundlagen für das staatliche Rechnungswesen mit besonderer Berücksichtigung der<br />
Bundesrepublik Deutschland“ die Grundzüge der sog. „Drei-Komponenten-Rechnung“ dar. Im<br />
Hinblick auf den Entstehungsort wurde diese Drei-Komponenten-Rechnung als Speyerer Verfahren<br />
bekannt. Demnach sollten die Kommunen zur Erhöhung der intergenerativen Gerechtigkeit sowie<br />
der Wirtschaftlichkeit ein an die kaufmännische doppelte Buchführung angelehntes<br />
Rechnungswesen einführen. Die kaufmännische doppelte Buchführung besteht für gewöhnlich aus<br />
einer Vermögensrechnung (Bilanz) und einer Erfolgsrechnung (Gewinn- und Verlustrechnung).<br />
Für die Bedürfnisse der öffentlichen Verwaltung wurde diese Basis um eine Kapitalflussrechnung<br />
(Finanzrechnung) erweitert, in welcher neben dem Vermögen und den Erträgen und<br />
Aufwendungen auch die Ein- und Auszahlungen erfasst werden sollten. „Die Ergebnisrechnung ist<br />
notwendiger, aber nicht hinreichender Bestandteil eines Rechnungswesens nach dem Speyerer<br />
Verfahren. Selbstverständlich werden wie im traditionellen öffentlichen Rechnungswesen –<br />
allerdings in anderer Struktur – auch die Zahlungen erfasst. Dies geschieht im Rahmen der<br />
Finanzrechnung.“ 2 SCHUSTER sieht die praktische Umsetzung des Drei-Komponenten-Modells<br />
jedoch kritisch, da seiner Meinung nach die unverzichtbaren Bestandteile „Haushaltsüberwachung“<br />
und „Kassenwesen“ im Buchungskreislauf des „Drei-Komponenten-Systems“ nicht berücksichtigt<br />
seien. 3<br />
1.2 Kameralistik und NKF im Vergleich<br />
In diesem Unterkapitel werden Kameralistik und NKF gegenübergestellt. Dabei liegt der Fokus auf<br />
dem Wandel, der insbesondere die Gemeindekassen betrifft.<br />
Die Kameralistik als Rechnungswesen der öffentlichen Hand hatte ihren Ursprung in der Zeit des<br />
Absolutismus vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Die Wirtschaftspolitik dieser Epoche wurde als<br />
„Kameralismus“ bezeichnet. 4 „Bei der Verwaltungskameralistik handelt es sich ursprünglich um ein<br />
Rechenwerk, das dem Erhalt eines Fürstenstaates dienen sollte.“ 5 Der Kern der Kameralistik ist nach<br />
BUDÄUS in erster Linie die Dokumentation der Staatsfinanzen auf alleiniger Basis des aktuellen<br />
Geldbestandes. 6 Die Geldbestände wurden dabei von den Kassen verwaltet. Dieses Buchungssystem<br />
wurde in der Folgezeit für das Rechnungswesen der öffentlichen Verwaltung fortgeschrieben. In<br />
NRW war das Haushaltsrecht der Kommunen in den beiden Verordnungstexten<br />
1<br />
IMK(2003), S.19<br />
2<br />
Lüder(2004), S. 109<br />
3<br />
Schuster(2003), S. 149f.<br />
4<br />
Wikipediaartikel „Kameralismus“, http://de.wikipedia.org/wiki/Kameralismus ; Abruf am 27.07.2009.<br />
Übereinstimmend vgl. auch Budäus(2009), S.13<br />
5<br />
Schuster(2008I), S.3<br />
6<br />
vgl. Budäus(2009), S. 14<br />
6
Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO aF) und Gemeindekassenverordnung (GemKVO)<br />
normiert. Zentrale Organisationseinheiten für das am Geldverbrauch orientierte Rechnungswesen<br />
waren die Gemeindekassen, denen neben den Aufgaben des reinen Zahlungsverkehrs nach<br />
§ 1 Abs. 1 Nr. 4 GemKVO auch „die Buchführung einschließlich der Sammlung der Belege“<br />
zugeordnet war. Mit dem NKFEG wurde die GemKVO jedoch abgelöst. Teile dieser Regelung<br />
gingen in die neue GemHVO über.<br />
Der neue Begriff der Finanzbuchhaltung teilt sich nach § 93 Gemeindeordnung NW (GO) in die<br />
Teile Buchführung und Zahlungsabwicklung. Der Begriff der „Gemeindekasse“ ist nicht mehr Inhalt<br />
des Verordnungs- bzw. Gesetzestextes. Dabei wurde grundsätzlich festgelegt, dass die Buchführung<br />
und die Zahlungsabwicklung nicht vom selben Beschäftigten wahrgenommen werden dürfen.<br />
Inwieweit die Organisationen für Buchführung und Zahlungsabwicklung zu trennen sind, ist nicht<br />
geregelt. Den Kenntnissen des Verfassers nach haben sich hier mehrere unterschiedliche Modelle<br />
entwickelt (s.a. Kapitel 3.1.1). SCHUSTER fasst die Änderung so zusammen: „Auffallend ist, dass es<br />
eine Gemeindekassenverordnung in Nordrhein-Westfalen mit der Einführung des NKF nicht mehr<br />
gibt. Damit stellt sich die Frage, ob mit dem Wegfall der Gemeindekassenverordnung auch die<br />
Gemeindekasse »auf der Strecke« bleiben wird.“ 7<br />
Der überwiegende Teil der gesichteten Literatur befasst sich jedoch nicht mit diesem oben<br />
beschriebenen Problem und der Stellung der „alten“ Gemeindekasse im NKF. Vielmehr behandeln<br />
die einschlägigen Lehrbücher und Abhandlungen die veränderte Steuerungsqualität durch die<br />
Einführung von Ressourcenverbrauchskonzepten und produktorientierten Haushalten. Auch<br />
Informationen zu Fragen der Bewertungen in der Eröffnungsbilanz oder zu allgemeinen<br />
Anforderungen der Verwaltungs-Doppik sind zahlreich vorhanden.<br />
Der Verband der Kommunalkassenverwalter NRW sah die ersten Gesetzesentwürfe des<br />
Modellprojektes als Änderungen mit „epochaler Bedeutung“, da sie die „gesetzliche Abschaffung der<br />
Gemeindekasse und des Kassenverwalters“ vorsähen. 8 „Ohne Not werden in den<br />
Regelungsvorschlägen die teilweise jahrhunderte alten Strukturen und Prinzipien des kommunalen<br />
Kassenrechtes zur örtlichen Disposition gestellt bzw. sogar gesetzlich abgeschafft […].“ 9 Diese<br />
Aussage des Verbandes der Kommunalkassenverwalter zeigt, dass bezüglich der Einführung des<br />
NKF innerhalb der Gemeindekassen durchaus keine allzu positive Haltung zu erwarten wäre, zumal<br />
sich die Regelungen zwischen der dort diskutierten Entwurfsversion und der letztendlich vom<br />
Landtag verabschiedeten Gesetzesvorlage nicht mehr wesentlich unterscheiden.<br />
Das Innenministerium NRW hat bereits eine Umfrage zur Umsetzung des NKF in den nordrheinwestfälischen<br />
Kommunen in Auftrag gegeben. Die Umfrage wurde vom Beratungsunternehmen<br />
Steria Mummert Consulting durchgeführt und erhebt die Erfahrungen und Einschätzungen der<br />
Kämmerer der Gemeinden. Auch diese Umfrage gibt keine Auskünfte über die Einschätzung der<br />
Verantwortlichen in den Gemeindekassen oder deren Stellung im kommunalen Rechnungswesen.<br />
Dennoch ist das „Kassenwesen“ weiterhin Bestandteil der Finanzbuchhaltung, auch wenn diese<br />
funktionale Definition unter dem Begriff „Zahlungsabwicklung“ zusammengefasst wird. Die<br />
Zahlungsabwicklung umfasst nach § 30 GemHVO weiterhin die Annahme von Einzahlungen und<br />
die Leistung von Auszahlungen, sowie die Verwaltung der Finanzmittel. Diese Definition ist fast<br />
wörtlich auch in § 1 GemKVO zu finden. Hier wurden diese Aufgaben konkret der<br />
Organisationseinheit „Gemeindekasse“ zugeordnet. Die gesetzliche Fixierung einer bestimmten<br />
Organisationseinheit wurde auf die örtlichen Regelungen verlagert. Danach sollen die Kommunen<br />
ihre Finanzbuchhaltung nun nach ihren Bedürfnissen regeln.<br />
In dieser <strong>Masterarbeit</strong>, deren Thema sich auf „Die Umsetzung des Neuen Kommunalen<br />
Finanzmanagements in der Zahlungsabwicklung kreisangehöriger nordrhein-westfälischer<br />
Gemeinden“ erweitern ließe, soll also nun untersucht werden, ob die Kassenleiterinnen und<br />
Kassenleiter 10 nach der Einführung des NKF eine ähnlich abweisende Haltung haben, wie diese noch<br />
aus der Stellungnahme zum Gesetzentwurf hervorgeht und ob und inwiefern sich die Einstellung<br />
7<br />
Schuster(2005I), S.177<br />
8<br />
vgl.: Kassenverwalter(2003), S. 221<br />
9<br />
ebd. (Rechtschreibfehler „jahrhunderte alt“ im Original)<br />
10<br />
Mit dem Begriff der Kassenleiterinnen und Kassenleiter sind die jeweiligen Leiter der Zahlungsabwicklung nach<br />
„neuer“ Terminologie eingeschlossen.<br />
7
von der der Kämmerer unterscheidet. Dabei ist die Trennung der Begriffe Gemeindekasse (kamerale<br />
Sichtweise) und Zahlungsabwicklung (NKF-Sichtweise) nicht immer eindeutig zu definieren, da der<br />
Begriff „Zahlungsabwicklung“ sowohl funktional, als auch organisatorisch gesehen werden kann. Im<br />
Wesensgehalt wurden die Begriffe synonym verwendet und bezeichnen in der Regel eine<br />
Organisationseinheit. Soweit es sich um die betriebliche Funktion der „Zahlungsabwicklung“<br />
handelt, wird dieses aus dem Kontext deutlich.<br />
8
2 Ablauf der Erhebung<br />
In diesem Kapitel wird kurz dargestellt, wie der Verfasser dieser Arbeit bei der Erhebung der Daten<br />
und den entsprechenden Vorarbeiten vorgegangen ist. Dieser Abschnitt dient dem bei DIEKMANN<br />
dargestellten Grundsatz, „dass bei empirischen Untersuchungen die einzelnen methodischen<br />
Schritte genauestens dokumentiert werden“ 11 . Zunächst wurde die bereits erwähnte NKF-Befragung<br />
des IM ausgewertet. Hier ergab sich nach Angaben der Steria-Mummert ein durchaus positives Fazit<br />
der Kämmerer. Mit der Erhebung des Verfassers sollte nun die Meinung der jeweiligen Kassenleiter<br />
erfasst werden. Hierzu wurde eine Online-Befragung unter einer ausgewählten Stichprobe<br />
veranstaltet.<br />
2.1 Grundgesamtheit<br />
Grundsätzlich sollte die Erhebung, analog zur Umfrage von Steria-Mummert, einen Überblick über<br />
die Umsetzung des NKF in Kommunen in ganz Nordrhein-Westfalen geben. Hierbei bestünde die<br />
Grundgesamtheit also aus:<br />
Bezeichnung<br />
Anzahl 12<br />
Einwohner 13<br />
(Stichtag 31.12.2007)<br />
Kreisfreie Städte 23 7.402.555<br />
Kreise 31 (10.594.066)<br />
Kreisangehörige Gemeinden 373 10.594.066<br />
Summe 427 17.996.621<br />
Tabelle 1 - Struktur der Gebietskörperschaften in Nordrhein-Westfalen<br />
Dabei ist jedoch zu beachten, dass das Aufgabenspektrum aller drei Formen von<br />
Gebietskörperschaften äußerst unterschiedlich ist. Vereinfacht lässt sich sagen, dass kreisfreie Städte<br />
das Aufgabenspektrum von Kreisen und kreisangehörigen Kommunen abdecken. Die Kreise<br />
übernehmen überörtliche Aufgaben für die ihnen zugehörigen Gemeinden. Weiterhin ergäbe sich<br />
das Problem, dass die Einwohnerzahlen, sollten Sie als Merkmal herangezogen werden, für den<br />
Bereich der kreisangehörigen Gemeinden doppelt gezählt werden würden, da die Summe derer<br />
Einwohner ebenfalls die Einwohnerzahl des zugehörigen Kreises ergibt. Demnach müsste man bei<br />
einer Befragung unter allen Gebietskörperschaften NRWs eine Unterscheidung in der<br />
anschließenden Beurteilung der Ergebnisse treffen. Um dennoch die Vergleichbarkeit zu<br />
gewährleisten, wurde die Grundgesamtheit der Befragung auf kreisangehörige Städte und<br />
Gemeinden eingeschränkt. Mit diesem Schritt wird es möglich, die Befragungsergebnisse zu<br />
vergleichen. Weiterhin bietet sich der Vorteil, dass die Grundgesamtheit zahlenmäßig größer ist als<br />
die der beiden anderen Gruppen, so dass die Rücklaufquote geringer ausfallen kann, ohne die<br />
Aussagekraft der Ergebnisse zu beeinträchtigen. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass in den 373<br />
kreisangehörigen Gemeinden mit 10.594.066 Einwohnern lediglich 59% der nordrheinwestfälischen<br />
Bevölkerung vertreten sind. Eine Übertragung auf die Kommunen, die die restlichen<br />
41% der Einwohner beinhalten, ist nicht möglich.<br />
Aus dieser Grundgesamtheit wurde aus Gründen der Vereinfachung eine Stichprobe ausgewählt.<br />
Das Vorgehen zur Wahl der Stichprobe wird im folgenden Unterkapitel beschrieben.<br />
2.2 Stichprobe<br />
Um den Aufwand für die Ermittlung der Anschriften und für die Auswertungen möglichst gering zu<br />
halten, wurde aus der oben genannten Grundgesamtheit von 373 Merkmalsträgern eine Stichprobe<br />
gezogen. Als Methode zur Stichprobenermittlung wurde das Verfahren „ziehen ohne zurücklegen“<br />
angewandt. Hierzu wurde jedem Element der Grundgesamtheit mit Hilfe von MS-Excel eine<br />
Zufallszahl zwischen 1 und 500 zugeordnet. Anschließend wurde die Liste nach dieser Zufallszahl<br />
11<br />
Diekmann(2004), S. 71<br />
12<br />
Internetangebot des Landesbetriebes „Information und Technik Nordrhein-Westfalen“ (IT.NRW) -<br />
http://www.it.nrw.de/statistik/a/daten/eckdaten/r311geo2.html - Abruf am 01.07.2009<br />
13<br />
Internetangebot IT.NRW – Landesdatenbank – „Bevölkerungsstand - Gemeinden - Stichtag“ –<br />
http://www.landesdatenbank.nrw.de – Tabellencode: 12411-01i – Abruf am 01.07.2009<br />
9
aufsteigend sortiert. Die Stichprobe sollte einen Umfang von mehr als einem Drittel der<br />
Grundgesamtheit umfassen. Diese Zahl (ca. 124) wurde dann auf die nächsten vollen 50 Elemente<br />
aufgerundet. Somit waren 150 Elemente in die Stichprobe aufzunehmen. Hierbei wurden also die<br />
ersten 150 Elemente der nach der Zufallszahl sortierten Liste in die Stichprobe übernommen.<br />
Um zu überprüfen, ob die Stichprobe in der Kerngröße auch der der Grundgesamtheit entspricht,<br />
wurde die -sowohl in der Grundgesamtheit, als auch in der Stichprobe bekannte- Einwohnerzahl als<br />
Schätzer herangezogen. Mit dieser Einwohnerzahl wurde sodann, ausgehend von der Gauß’schen<br />
Normalverteilung, das Konfidenzintervall mit einem Konfidenzniveau von 95% ermittelt. Hierbei<br />
ergab sich aus der Stichprobe, dass der arithmetische Mittelwert der Grundgesamtheit mit einer<br />
Wahrscheinlichkeit von 95% zwischen den Grenzen 27.302,46 und 34.543,30 liegen müsse. Das<br />
arithmetische Mittel der Einwohnerzahl in der Grundgesamtheit beträgt tatsächlich 28.402,32. Dies<br />
liegt in den Grenzen des Konfidenzintervalls. Die Stichprobe ist also an der Einwohnerzahl<br />
gemessen dazu geeignet, die Ergebnisse der Befragung auf die Grundgesamtheit zu übertragen.<br />
Nachdem die Stichprobe gezogen war, schlossen sich die im folgenden Unterkapitel beschriebene<br />
Ermittlung der Ansprechpartner sowie die Erhebung der Merkmalswerte an.<br />
2.3 Erhebung der Merkmalswerte<br />
Nachdem die Stichprobe gezogen war, wurden die Kassenleiterinnen und Kassenleiter der<br />
Gemeinden innerhalb der Stichprobe ermittelt. Hierbei wurden die Internetangebote der jeweiligen<br />
Gemeinden ausgewertet. Fünf Gemeinden wurden nachträglich aus der Stichprobe ausgeschlossen,<br />
da diese im Gegensatz zum Untersuchungsgegenstand ihre Zahlungsabwicklung anders organisiert<br />
haben. Diese fünf Gemeinden verfügten jeweils über eine Gemeinschaftskasse. Das heißt, mehrere<br />
Gemeinden haben sich hier zu einem Verbund für Gemeindekassen zusammengeschlossen. Um die<br />
Ergebnisse vergleichbar zu halten, wurden diese Teilnehmer bereits im Vorfeld ausgeschlossen. Die<br />
Zahl der potentiellen Teilnehmer lag also bei 145.<br />
Die schloss sich die Entwicklung des Fragebogens an, welcher im Kapitel 3 ausführlicher behandelt<br />
wird. Aus diesem Grunde wird an dieser Stelle auf eine gesonderte Darstellung an dieser Stelle<br />
verzichtet. Für die Erhebung an sich wurde ein multimediales Vorgehen für die Befragung gewählt.<br />
Grundsätzlich sollten die Kassenleiter den Fragebogen im Internet ausfüllen. Die Umfrage wurde<br />
mit dem Studentenangebot der Firma 2Ask erstellt und durchgeführt. 14 Neben dem Online-<br />
Angebot, wurde der Fragebogen als PDF-Dokument auch auf der Internetseite des Verfassers 15<br />
veröffentlicht. Zudem wurde angeboten, den Fragebogen postalisch, per E-Mail oder per Fax zu<br />
versenden. Auch eine telefonische Beantwortung der Fragen wäre möglich gewesen. Mit diesen<br />
Maßnahmen sollte verhindert werden, dass Teilnehmer nur auf Grund eines fehlenden<br />
Internetanschlusses ausgeschlossen würden. Anschließend wurde der Online-Fragebogen für den<br />
Zeitraum vom 15. Juni 2009 bis zum 30. Juni 2009 freigeschaltet. Die Teilnehmer wurden<br />
anschließend mit einem personalisierten PDF-Dokument zur Teilnahme eingeladen. Jedem Nutzer<br />
wurde ein eindeutiger Zugangscode zugeordnet. Das ermöglichte, sowohl Erinnerungs-E-Mails<br />
verschicken, als auch im Nachhinein Verbindungen zur Landesstatistik herstellen zu können.<br />
Weiterhin sollte hierdurch verhindert werden, dass die Teilnehmer Fragebögen mehrfach abgeben.<br />
2.4 Rücklaufquote<br />
Von den 145 angeschriebenen Gemeinden füllten insgesamt 68 Teilnehmer den Fragebogen aus.<br />
Dies entspricht einer Quote von ungefähr 47%. Die Verteilung der Rückläufe auf die einzelnen<br />
Regierungsbezirke lässt sich der Tabelle 2 entnehmen.<br />
Regierungsbezirk<br />
Anzahl in<br />
Stichprobe<br />
Beantwortete<br />
Fragebögen<br />
Düsseldorf 19 9 47 %<br />
Köln 39 18 46 %<br />
Münster 26 13 50 %<br />
Rücklaufquote<br />
(gerundet)<br />
14<br />
Informationen unter http://www.2ask.de<br />
15<br />
http://www.daniel-hoepker.de<br />
10
Detmold 30 15 50 %<br />
Arnsberg 31 13 42 %<br />
Summe 145 68 47 %<br />
Tabelle 2 - Rücklaufquoten<br />
uoten<br />
Die Rücklaufquote liegt zwischen 42 und 50 Prozent und ist somit in allen Regierungsbezirken<br />
vergleichbar hoch. In der vergleichbaren Untersuchung unter den Kämmerern der Gemeinden<br />
Nordrhein-Westfalens lag die Rücklaufquote jedoch bei 69% 16 . Ein Vergleich des Anteiles der<br />
Gemeinden spezieller Größenordnungen in der Umfrage unter Kämmerern und in dieser Umfrage<br />
lässt sich der Tabelle 3 entnehmen.<br />
Größenklasse<br />
Anzahl<br />
Rückläufe<br />
Rücklauf-quote<br />
inner<br />
nnerhalb der<br />
Klasse<br />
Anzahl Ge-<br />
meinden in<br />
Stichprobe<br />
Anteil am<br />
Gesamt-<br />
rücklauf<br />
Vergleich:<br />
Kämmerer-<br />
befragung 17<br />
Bis 10.000 14 8 57 % 12 % 11 %<br />
10.001 bis<br />
25.000<br />
25.001 bis<br />
50.000<br />
50.001 bis<br />
100.000<br />
mehr als<br />
100.000<br />
58 23 40 % 34 % 40 %<br />
51 25 49 % 37 % 23 %<br />
20 11 55 % 16 % 11 %<br />
2 1 50 % 1 % 15 %<br />
Summe 145 68 - 100 % 100 %<br />
Tabelle 3 - Vergleich Anteil Rücklauf nach Größenklassen<br />
Aus Tabelle 3 lässt sich entnehmen, dass der Rücklauf innerhalb der einzelnen Größenklassen<br />
ebenfalls vergleichbar verteilt ist. In jeder Klasse lag der Rücklauf zwischen 40 und 57 Prozent. Der<br />
jeweilige Anteil einer Größenklasse am Gesamtrücklauf lässt sich mit dem Rücklauf innerhalb der<br />
Kämmererbefragung vergleichen. Die einzige Ausnahme besteht lediglich darin, dass die Klasse über<br />
100.000 Einwohnern bei der Kämmererbefragung höher vertreten ist. Dies lässt sich jedoch damit<br />
begründen, dass bei der Umfrage von Steria-Mummert die kreisfreien Städte ebenfalls Teil der<br />
Grundgesamtheit waren. Die beiden Umfragen sind also anhand ihrer Teilnehmerstruktur<br />
grundsätzlich vergleichbar, sofern eine Unterscheidung zwischen kreisangehörigen Städten und<br />
übrigen Kommunen getroffen wird.<br />
Fraglich ist jedoch noch, ob der Rücklauf insgesamt Schlüsse auf die Grundgesamtheit zulässt.<br />
Hierzu wird wieder die Einwohnerzahl als Schätzer gewählt. Die durchschnittliche Einwohnerzahl<br />
innerhalb des Rücklaufes beträgt 33.539,24. Bei einem Konfidenzniveau von 95% liegt die<br />
durchschnittliche Einwohnerzahl der zugehörigen Grundgesamtheit zwischen den Grenzen von<br />
27.809,32 und 39.269,15. Wie in Kapitel 2.2 bereits dargestellt, beträgt der arithmetische Mittelwert<br />
der Einwohnerzahl innerhalb der Grundgesamtheit 28.402,32. Der arithmetische Mittelwert<br />
innerhalb der Grundgesamtheit lag somit auch innerhalb des Konfidenzintervalls der Rückläufer.<br />
Insofern lässt sich das Ergebnis aus der Befragung auf alle kreisangehörigen Gemeinden Nordrhein-<br />
Westfalens übertragen.<br />
16<br />
Steria-Mummert(2008), S. 10<br />
17<br />
a.a.O, S. 11; Hinweis: Innerhalb der Befragung der Kämmerer überschneiden sich die Klassen, da der Beginn der<br />
nächsthöheren Klasse auf den letzten Wert der vorherigen Klasse gelegt wurde.<br />
11
3 Ergebnis der Erhebung<br />
Nachdem die Art und Weise der Befragung in Kapitel 2 beschrieben wurde, soll in diesem Teil der<br />
Fragebogen erläutert werden. Dabei werden die einzelnen Fragen erläutert und, sofern möglich, mit<br />
den Ergebnissen aus der Befragung der Kämmerer verglichen.<br />
Der Fragebogen, der verwendet wurde, unterteilt sich in insgesamt fünf Bereiche:<br />
1. Allgemeine statistische Angaben<br />
2. Beurteilung des NKF insgesamt<br />
3. Software und Projektmanagement<br />
4. Zustimmung zu einzelnen Aussagen<br />
5. Meinung zur Umfrage<br />
Die Teilnehmer wurden in der Einleitung zum Fragebogen darauf hingewiesen, dass in dieser<br />
Umfrage die Begriffe Zahlungsabwicklung und Stadtkasse synonym verwendet wurden, da diese<br />
Begriffe nicht eindeutig zu trennen sind (s.a. Kapitel 1.2) Dieses Problem wird unter Kapitel 3.1.1<br />
noch detaillierter beschrieben.<br />
3.1 Allgemeine Fragen<br />
Unter den allgemeinen Fragen wurden solche gestellt, dem Verfasser dazu geeignet erschienen, die<br />
Ergebnisse dieser Fragen für Korrelationsanalysen heranzuziehen. Diese vier allgemeinen<br />
statistischen Fragen werden im Folgenden beschrieben.<br />
3.1.1 Organisation der Finanzbuchhaltung<br />
Das kamerale Buchungssystem, welches ursprünglich entwickelt wurde um die Existenz von<br />
Fürstenstaaten zu sichern 18 , beruht im Wesentlichen aus der Trennung von Zahlungsabwicklung,<br />
Anordnungswesen und Ermächtigung. Nach SCHUSTER sollte dieses System insbesondere<br />
sicherstellen, dass sowohl die Entscheidungen des Fürsten durchgesetzt wurden, als auch die<br />
Liquidität gewährleistet war. Zunächst wurde demnach geplant, was wofür ausgegeben werden<br />
durfte. Eine weitere Stelle verfügte anschließend über den so aufgestellten Ansatz, welcher von der<br />
dritten Stelle (der Kasse) anschließend nach Beauftragung (Anordnung) ausgegeben werden musste.<br />
Dieses Buchführungssystem wurde später weiterentwickelt, sodass an die Stelle des Fürsten die<br />
demokratisch legitimierten Organe traten. Die Trennung zwischen Haushaltsplanung,<br />
Haushaltsausführung und Zahlungsabwicklung blieb jedoch erhalten. 19 Diese Grundzüge waren bis<br />
dahin sowohl in der Gemeindeordnung, der Gemeindehaushaltsverordnung, als auch in der<br />
Gemeindekassenverordnung normiert. Mit der Einführung des NKF wurde nun die GemKVO<br />
abgeschafft und in Teilen in die neue GemHVO integriert. Die bis dorthin gültige und eindeutige<br />
Regelung über das Trennungsprinzip wurde ersetzt durch die in § 93 I GO getroffene Regelung, dass<br />
die Finanzbuchhaltung aus Buchführung und Zahlungsabwicklung besteht. § 30 GemHVO definiert<br />
die Zahlungsabwicklung. Demnach gehört zur Zahlungsabwicklung<br />
- die Annahme von Einzahlungen,<br />
- die Leistung von Auszahlungen,<br />
- die Verwaltung der Finanzmittel, sowie<br />
- das Mahnwesen und die Zwangsvollstreckung.<br />
Es ist also festzustellen, dass die Zahlungsabwicklung im NKF ausschließlich funktional definiert ist.<br />
Das Gesetz zählt hier die Tätigkeiten auf, die als Zahlungsabwicklung bezeichnet werden. Im<br />
Unterschied dazu war in § 1 der GemKVO noch geregelt, dass die Gemeindekasse diese Aufgaben zu<br />
erledigen hat. Unter kameralen Bedingungen war nicht nur die Funktion beschrieben, sondern auch<br />
die zugehörige Organisation. Des Weiteren wurde in § 1 Abs. 1 Nr. 4 GemKVO NRW noch<br />
18<br />
vgl: Schuster (2008I), S. 3<br />
19<br />
vgl. ebd.<br />
12
aufgeführt, dass „die Buchführung einschließlich der Sammlung der Belege“ eine Aufgabe ist, die die<br />
Gemeindekasse zu erledigen habe. Die Legaldefinition der Organisationseinheit „Gemeindekasse“<br />
entfiel ebenfalls und wurde durch die Bestimmung in § 30 III GemHVO ersetzt, nach der<br />
Buchführung und Zahlungsabwicklung nicht von demselben Beschäftigten wahrgenommen werden<br />
dürfen.<br />
Zur Buchführung gehört nach neuem Recht (§ 27 I GO) die Aufzeichnung der Geschäftsvorfälle<br />
sowie der Nachweis der Vermögens- und Schuldenlage in den Büchern nach dem System der<br />
doppelten Buchführung.<br />
Die Verwendung von gleichen Bezeichnungen für vollkommen unterschiedliche Gegebenheiten,<br />
birgt also die Möglichkeit in sich, dass bei der Abgrenzung zwischen den künftigen Geschäften der<br />
Zahlungsabwicklung und denen der Buchführung Probleme entstehen. Hierzu führt SCHUSTER<br />
aus: „Fest steht, dass diese Vorgehensweise des Gesetzgebers bzw. Verordnungsgebers in den<br />
nordrhein-westfälischen Gemeinden erhebliche Irritationen hervorgerufen hat, die immer noch<br />
nicht völlig abgebaut worden sind.“ 20<br />
Die konkrete Umsetzung der Organisation der Finanzbuchhaltung ist den jeweiligen Gemeinden<br />
selbst überlassen, welche nach §31 GemHVO NRW nähere Vorschriften unter Berücksichtigung der<br />
örtlichen Gegebenheiten über deren Organisation zu erlassen haben. Da mittlerweile keine<br />
verbindliche Organisation mehr vorgeschrieben ist, behandelte die erste Frage des Fragebogens die<br />
gewählte Organisationsform innerhalb der jeweiligen Gemeinden. Denkbar waren hier insbesondere<br />
die Zentralisation der Buchführung sowie die Umsetzung der Trennung von Zahlungsabwicklung<br />
und Buchführung anhand zweier unabhängiger Organisationseinheiten.<br />
Die Kassenleiter wurden also befragt, wie die Finanzbuchhaltung innerhalb ihrer Kommune<br />
organisiert ist. Das Ergebnis ist Diagramm 1 zu entnehmen. Demnach haben 64 von 68 Rückläufen<br />
ihre Finanzbuchhaltung zentral organisiert. Bei 14 dieser Kommunen werden sowohl das<br />
Hauptbuch als auch die Zahlungsabwicklung in der Stadtkasse bebucht. Bei einer Kommune<br />
existiert eine Mischform aus zentraler und dezentraler Finanzbuchhaltung. Folglich haben etwa 95%<br />
der kreisangehörigen Gemeinden Nordrhein-Westfalens ihre Finanzbuchhaltung zentral organisiert.<br />
Dieses Ergebnis deckt sich ungefähr mit der Angabe aus der Befragung der Kämmerer, bei denen<br />
diese Quote 88% betrug. 21 Hierbei ist zu beachten, dass die NKF-Befragung bereits im Jahr 2008<br />
durchgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatten erst etwa 73% der Kommunen auf das NKF<br />
umgestellt.<br />
20<br />
Schuster (2008II) S.28<br />
21<br />
Steria-Mummert (2008), S. 40<br />
13
Organisation der Finanzbuchhaltung<br />
50<br />
50<br />
Anzahl der Antworten<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
14<br />
5<br />
0<br />
zentral - zwei Organisationen 50<br />
zentral - eine OrgEinheit 14<br />
Dezentral 2<br />
keine der oben genannten,<br />
sondern<br />
1<br />
2 1<br />
Wie ist die Finanzbuchhaltung in Ihrer Kommune organisiert?<br />
Diagramm 1 - Organisation der Finanzbuchhaltung<br />
3.1.2 Anzahl der Mitarbeiter innerhalb der Stadtkasse<br />
Weiterhin wurden die Teilnehmer nach der Anzahl der in der Stadtkasse beschäftigten Mitarbeiter<br />
befragt. Dabei sollten die Mitarbeiter innerhalb der Vollstreckung jedoch nicht berücksichtigt<br />
werden. Im Ergebnis sind durchschnittlich 4,44 Mitarbeiter je Gemeinde in der Stadtkasse<br />
beschäftigt. Grundsätzlich zeigt sich dabei, dass die Anzahl der Mitarbeiter innerhalb der Stadtkasse<br />
abhängig von der Anzahl der Einwohner (Diagramm 2) ist.<br />
Diagramm 2 - Mitarbeiter je Einwohnergrößenklasse<br />
14
Dabei ist jedoch zu beachten, dass insgesamt nur sechs kreisangehörige Gemeinden in NRW der<br />
Größenklasse mit mehr als 100.000 Einwohnern angehören. Von diesen hat nur eine an der<br />
Befragung teilgenommen. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl lässt sich in diesem Bereich nicht<br />
ohne Weiteres übertragen.<br />
Weiterhin ist es interessant zu wissen, ob die im vorhergehenden Kapitel dargestellte<br />
Organisationsform einen Einfluss auf die Anzahl der Mitarbeiter hat. Hierbei ist jedoch zu beachten,<br />
dass die dezentrale Organisation bzw. die Mischform nicht in die Analyse mit einbezogen werden<br />
darf, da die Anzahl der Merkmalsträger hier zu gering ist. Es zeigt sich, dass die Anzahl der<br />
Mitarbeiter in zentralen Finanzbuchhaltungen, in denen das Hauptbuch außerhalb der Stadtkasse<br />
geführt wird, grundsätzlich niedriger ist, als in Stadtkassen, bei denen das Hauptbuch ebenfalls in<br />
der Stadtkasse bedient wird (Diagramm 3). Dies lässt sich einfach damit erklären, dass die Anzahl<br />
der Mitarbeiter der Anzahl der Aufgaben folgt. Werden sowohl Buchhaltung, als auch<br />
Zahlungsabwicklung innerhalb der Stadtkasse wahrgenommen, so steigt die Anzahl der Mitarbeiter<br />
allein schon wegen des größeren Aufgabenumfangs. Allerdings ist auch hier zu beachten, dass die<br />
Anzahl der Merkmalsträger, die der Berechnung zu Grunde liegen, voneinander abweicht. Während<br />
50 Gemeinden eine zentrale Finanzbuchhaltung mit Trennung angaben, waren es bei der<br />
gemeinsamen Organisationseinheit nur 14.<br />
Durchschnittliche Anzahl Mitarbeiter je Organisationsform<br />
7<br />
6,64<br />
6<br />
Durchschnittliche Mitarbeiteranzahl<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
3,61<br />
0<br />
zentr. FiBu - Hauptb. und Zahlabw. getrennt<br />
zentr. FiBu - Hauptb. und Zahlabw. in Stadtk.<br />
Diagramm 3 - Mitarbeiter je Organisationsform<br />
3.1.3 Jahr der Umstellung<br />
Als weitere statistische Messgröße wurde das Umstellungsdatum erfasst. Dazu wurde gefragt, zu<br />
welchem Datum die jeweilige Gemeinde vollständig auf das NKF umgestellt hat. Hier wäre es<br />
denkbar, dass Gemeinden, die ihre Buchführung bereits seit einigen Jahren nach doppischen Regeln<br />
vornehmen andere Einstellungen zu NKF-Themen haben, als diejenigen, die zum Zeitpunkt der<br />
Umfrage erst ein halbes Jahr doppisch buchen.<br />
Umstellung zum<br />
01.01. des Jahres<br />
Anzahl der Gemeinden<br />
Relativer Anteil (gerundet)<br />
2005 3 4 %<br />
2006 2 3 %<br />
2007 20 29 %<br />
2008 25 37 %<br />
15
2009 18 26 %<br />
Summe 68 99 % 22<br />
Tabelle 4 - Umstellungsdatum<br />
Demnach haben ca. ¾ der Kommunen bereits zum 01.01.2008 auf das NKF umgestellt und somit<br />
mehr als ein Jahr Erfahrung im täglichen Umgang mit dem neuen Buchungsstoff.<br />
Diagramm 4 – Umstellungsdatum – Jeweils zum 01.01.<br />
3.2 Beurteilung des NKF als Einheit<br />
Im zweiten Teil des Fragebogens wurden die Kommunen nach ihrer grundsätzlichen Einstellung<br />
zum NKF befragt. Hierbei stand hauptsächlich das NKF als Ganzes im Mittelpunkt. Fragen zu<br />
einzelnen Themen des NKF folgten in einem späteren Teil des Fragebogens. Einige der gestellten<br />
Fragen sind explizit aus der NKF-Befragung der Kämmerer übernommen worden, um diese direkt<br />
vergleichen zu können. Über fünf Fragen wurden die Einschätzungen des Kenntnisstandes über das<br />
NKF innerhalb der Kommune, der Stimmung bezüglich des NKF, und des Nutzens des NKF für die<br />
Kommune, sowie die drei größten Nach- und Vorteile ermittelt.<br />
3.2.1 Kenntnisstand bezüglich des NKF<br />
Das Buchungssystem des NKF wurde innerhalb der Pilotkommunen vorwiegend im Hinblick auf<br />
die Bilanzierung und die Bewirtschaftung nach veränderten Regeln auf Grundlage des HGB<br />
entwickelt. Die jeweiligen Stadtkassen wurden, dem Fachverband der Kommunalkassenverwaltern<br />
zur Folge, nur sporadisch und spät beteiligt (s. Zitat am Ende dieses Absatzes). Dieses Vorgehen<br />
folgt der Grundaussage, dass es das Ziel sei, die Generationengerechtigkeit des Verwaltungshandelns<br />
zu stärken. Zielgruppe für die Einführung des NKF sind also eher die politischen Entscheider, die<br />
über neue Kenngrößen die Planung des Haushaltes vornehmen sollen. Ausfluss findet dieses Prinzip<br />
in der gesetzlichen Vorgabe (§ 12 GemHVO), dass im Haushaltsplan auch Ziele und Zielgrößen<br />
22<br />
Differenz zu 100 = Rundungsdifferenz<br />
16
vorzugeben sind. 23 Das operative Geschäft soll stärker auf die Verwaltung übergehen. Die Kritik an<br />
dieser Vorgehensweise macht die folgende Einschätzung des Verbandes der<br />
Kommunalkassenverwalter NRW deutlich: „Wir haben nicht den Eindruck, dass die<br />
Pilotgemeinden sich in der nun vorliegenden Abschlussdokumentation und in den vorgelegten<br />
Regelungsempfehlungen zum Kassenrecht inhaltlich mit unseren teilweise kritischen Einwänden<br />
auseinandergesetzt haben. Zudem glauben wir, dass die kassenrechtlichen Aspekte im praktischen<br />
Pilotbetrieb zu kurz gekommen sind.“ 24 Auch der Abschlussbericht des NKF-Netzwerkes führt<br />
lediglich ein „Kassenthema“ auf, bei dem es jedoch nicht um die täglichen Verfahrensabläufe geht,<br />
sondern um die Bewertung von Forderungen im Hinblick auf die jeweils zu erstellende Bilanz. 25<br />
Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu erfahren, ob sich der Kenntnisstand bezüglich des NKF<br />
in den Kämmereien und Stadtkassen unterscheidet. Als Grundlage für die Beurteilung dient hier<br />
sowohl die Selbsteinschätzung der Kämmerer 26 , als auch die in dieser Befragung erhobenen Daten<br />
zur Einschätzung der Kassenleiterinnen und Kassenleiter.<br />
Die Kassenleiter wurden hierbei befragt, wie sie den Kenntnisstand bezüglich des NKFs innerhalb<br />
der Stadtkasse, innerhalb der Kämmerei, sowie innerhalb der restlichen Verwaltung einschätzen. In<br />
Diagramm 5 ist zu erkennen, dass die Kassenleiterinnen und Kassenleiter der Meinung sind, dass<br />
der Kenntnisstand bezüglich des NKF in der Kämmerei mit mehr als 90% als gut bzw. sehr gut zu<br />
bewerten ist. Im Vergleich dazu werden die Kenntnisse innerhalb der Stadtkassen zu etwas mehr als<br />
50% als gut bzw. sehr gut eingeschätzt. Die Einschätzung bezüglich der restlichen Verwaltung weist<br />
schließlich nur noch ca. 3% gute Kenntnisse auf.<br />
Diagramm 5 - Kenntnisstand innerhalb des NKF<br />
50% der Befragten schätzen den NKF-Kenntnisstand innerhalb der Verwaltung als schlecht oder<br />
sehr schlecht ein. Im Gegensatz dazu fällt die Beurteilung dieser Gruppe bei der vergleichbaren<br />
23<br />
Inwiefern die Steuerung tatsächlich über Ziele und Kennzahlen erfolgt und welchen Anteil das so genannte<br />
„Gullydeckeldenken“ weiterhin hat, bleibt zunächst dahingestellt. Der Begriff „Gullydeckeldenken“ findet sich<br />
beispielsweise im Newsletter 05/2007 des NKF-Netzwerkes (http://www.neues-kommunalesfinanzmanagement.de/html/img/pool/1_NKF-Newsletter-5-07.pdf<br />
Abruf am 07.07.2009) und beschreibt die<br />
angenommene Tendenz, dass die politische Führung der Gemeinde in operative Entscheidungen bis auf die Ebene eines<br />
einzelnen „Gullydeckels“ eingreife.<br />
24<br />
Kommunalkassenverband(2003), S. 221<br />
25<br />
vgl. NKF-Netzwerk(2008)<br />
26<br />
Steria-Mummert(2008), S. 13<br />
17
Frage unter den Kämmerern anders aus. Hier sollte der Kenntnisstand der Mitarbeiter außerhalb<br />
der Kämmerei mit den Kategorien „Der Aufbau und die Ziele sind im Detail bekannt“, „Der Aufbau<br />
und die Ziele sind in Grundzügen bekannt“ und „Der Aufbau und die Ziele sind unbekannt“<br />
bewertet werden. Fasst man nun die, in der Kassenleiterbefragung ermittelten, Einschätzungen in<br />
drei Kategorien zusammen, so ergibt sich der in Diagramm 6 dargestellte Vergleich. Hierbei wurden<br />
die aus der Tabelle 5 ersichtlichen Einordnungen bezüglich der Kategorie vorgenommen.<br />
Kategorie<br />
entspricht<br />
Einschätzung der<br />
Kassenleiter<br />
Anteil<br />
entspricht Einschätzung<br />
der Kämmerer 27<br />
negativ sehr schlecht / schlecht 50,00 % Aufbau und Ziele sind<br />
unbekannt<br />
neutral neutral 39,71 % Aufbau und Ziele sind in<br />
Grundzügen bekannt<br />
positiv gut / sehr gut 2,94 % Aufbau und Ziele sind im<br />
Detail bekannt<br />
keine<br />
Angabe<br />
Keine Angabe / weiß<br />
nicht<br />
Anteil<br />
3,70 %<br />
85,00 %<br />
11,00 %<br />
7,35 % Kann ich nicht einschätzen 0,30 %<br />
Tabelle 5 - Kategorisierung Vergleich Kenntnisstand<br />
Kenntnisstand der Gesamtverwaltung im NKF - Vergleich der<br />
Einschätzungen der Kassenleiter und Kämmerer<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
Anteil Einschätzungen<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
keine Angabe<br />
positiv<br />
neutral<br />
negativ<br />
0%<br />
Kassenleiter<br />
Kämmerer<br />
Diagramm 6 - Kenntnisstand der Verwaltung - Vergleich der Einschätzungen der Kassenleiter und der Kämmerer<br />
Im Ergebnis zeigt sich deutlich, dass die Einschätzung der Kämmerer über den NKF-Kenntnisstand<br />
positiver ausfällt als die der Kassenleiter. Dies wird zu einem Teil daran liegen, dass die Fragen und<br />
vor allem die Antwortmöglichkeiten nicht identisch waren. Das deutliche Verhältnis zwischen den<br />
negativ gewerteten Einschätzungen von 50% zu 3,70% lässt dennoch den Schluss zu, dass die<br />
Einschätzungen beider Gruppen abweichen. Ein gewisser Trend ist somit trotz der<br />
unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten zu erkennen.<br />
3.2.2 Einstellung zum und Stimmung im NKF<br />
Neben dem Kenntnisstand wurde in der Befragung auch die persönliche Stimmung bzw. die<br />
Einschätzung der Stimmung innerhalb der Gesamtverwaltung abgefragt. Dabei bestand die<br />
Möglichkeit, die Einschätzung zur eigenen Einstellung in fünf Stufen von sehr negativ, über neutral<br />
bis hin zu sehr positiv anzugeben. Insgesamt zeigt sich, dass keiner der befragten Kassenleiter dem<br />
27<br />
Werte bezüglich der Einschätzungen der Kämmerer aus Steria-Mummert(2008), S. 13<br />
18
NKF sehr negativ gegenübersteht. Etwas mehr als 20% der Antwortenden schätzen ihre eigene<br />
Einstellung als eher negativ ein (Diagramm 7). Mit 45% steht der Großteil dem NKF neutral<br />
gegenüber. 32% bezeichnen ihre eigene Einstellung als eher positiv oder sehr positiv. Die<br />
Einschätzung der Stimmung innerhalb der Gesamtverwaltung fällt jedoch deutlich negativer aus.<br />
Hier schätzen nahezu 50% der Kassenleiterinnen und Kassenleiter die Stimmung als eher negativ<br />
oder sehr negativ ein. Nur etwas mehr als 4% schätzen die Stimmung als eher positiv ein.<br />
Stimmung im NKF (relative Darstellung)<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Ihre Eigene Stimmung<br />
In der Gesamtverwaltung<br />
keine Angabe / weiß nicht 0,00% 13,24%<br />
sehr positiv 13,24% 0,00%<br />
eher positiv 19,12% 4,41%<br />
neutral 45,59% 33,82%<br />
eher negativ 22,06% 44,12%<br />
sehr negativ 0,00% 4,41%<br />
Diagramm 7 - Einschätzung der Stimmung im NKF<br />
Auch diese Frage wurde den Kämmerern gestellt. 28 Unter den Kämmerern bewerteten 75% der<br />
Befragten ihre eigene Einstellung zum NKF als positiv, 14% als neutral und 11% als negativ. Im<br />
Vergleich schätzen ungefähr doppelt so viele Kassenleiterinnen und Kassenleiter ihre eigene<br />
Stimmung als negativ ein. Bezüglich der positiven Einstellung handelt es sich jedoch um weniger als<br />
die Hälfte. Der Vergleich ist in Diagramm 8 noch einmal grafisch aufbereitet.<br />
28<br />
Steria-Mummert (2008), S. 15f.<br />
19
Selbsteinschätzung zur eigenen Einstellung zum NKF -<br />
Vergleich der Einschätzungen der Kassenleiter und Kämmerer<br />
100%<br />
Anteil Einschätzungen<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Kassenleiter<br />
Kämmerer<br />
keine Angabe 0,00% 0,00%<br />
positiv 32,35% 75,00%<br />
neutral 45,59% 14,00%<br />
negativ 22,06% 11,00%<br />
Diagramm 8 - Selbsteinschätzung zur Einstellung zum NKF - Vergleich Kämmerer und Kassenleiter<br />
Wie oben in Kapitel 3.1.3 „Jahr der Umstellung“ bereits angedeutet, kann der Wert der Einstellung<br />
zum NKF nun mit dem Datum der Umstellung in Verbindung gebracht werden. Hierzu wurden die<br />
Antworten der Kassenleiter kodiert. Die Kodierung kann Tabelle 6 entnommen werden.<br />
sehr negativ<br />
eher negativ<br />
neutral<br />
eher positiv<br />
sehr r positiv<br />
Wert 1 2 3 4 5<br />
Tabelle 6 - Kodierung der Angaben zur eigenen Einstellung<br />
Mit Hilfe der Kodierung wurde für jedes Jahr ein Mittelwert der Einstellung ermittelt. Demnach<br />
pendelt die Einstellung zum NKF in jedem Jahr der Einführung um den Wert 3 (Diagramm 9),<br />
welcher einer neutralen Einstellung entspricht. Hierbei ist zu beachten, dass es sich nur um eine<br />
hilfsweise Darstellung handelt, da die Variable zur Stimmung im NKF kein metrisches Skalenniveau<br />
besitzt.<br />
20
4<br />
Durchschnittlicher Zufriedenheitswert<br />
sehr negativ=1; eher negativ=2; neutral=3; eher positiv=4; sehr positiv=5<br />
Die einzelnen Werte wurden summiert und durch die Anzahl der Antworten je Jahr<br />
geteilt.<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Diagramm 9 - Durchschnittliche Einstellung zum NKF nach Umstellungszeitpunkt<br />
Diese Grafik deutet bereits darauf hin, dass die Einstellung zum NKF nicht von der Dauer des<br />
produktiven Betriebes unter NKF-Bedingungen abhängt. Zur genauen Überprüfung wird jedoch<br />
der Rangkorrelationskoeffizient R nach Spearman berechnet. Demnach ergeben sich die folgenden<br />
Werte 29 :<br />
6 • ( r − s<br />
i = 1<br />
R = 1 −<br />
3<br />
n − n<br />
⇒ R = 1 −<br />
6 • 57.158<br />
3<br />
68 − 68<br />
⇔ R = 1 −<br />
342.948<br />
314.364<br />
⇔ R = 1 − 1,091<br />
⇒<br />
R<br />
≈<br />
n<br />
∑<br />
− 0 ,09<br />
Formel 1 - Rangkorrelation Umstellungsjahr & eigene Einstellung<br />
Demnach besteht zwischen der Einstellung der Kassenleiter und dem Zeitraum seit der Umstellung<br />
auf das NKF kein Zusammenhang.<br />
3.2.3 Nutzen des NKF<br />
Im weiteren Verlauf der Umfrage wurden die Teilnehmer befragt, wie sie den Nutzen des NKF<br />
einschätzen. Auch in diesem Fall wurden von Steria-Mummert entsprechende Vergleichswerte<br />
ermittelt, die in der Publikation auch für kreisangehörige Kommunen einzeln ausgewiesen werden.<br />
Die Befragung der Kassenleiterinnen und Kassenleiter hat - wie in Diagramm 10 ersichtlich -<br />
ergeben, dass ungefähr ein Viertel der Befragten den Nutzen des NKF insgesamt als hoch oder sehr<br />
hoch einschätzen. Ein weiteres Viertel schätzt den Nutzen als gering ein. Allerdings beurteilen 40%<br />
der Befragten den Nutzen im Hinblick auf die Zahlungsabwicklung als gering. Hier liegt der Anteil<br />
derjenigen, die den Nutzen hoch einschätzen nur noch bei etwa 15%. Dieses Verhältnis dreht sich<br />
i<br />
)<br />
2<br />
29<br />
Die Werte wurden in Excel berechnet. Hierzu wurde die gleiche Kodierung verwendet, wie in Tabelle 6 bereits<br />
beschrieben. Der jeweilige Rang wurde mit dem in der Excel-Hilfe beschriebenen Korrekturfaktor ermittelt<br />
(Rang(Zahl,Bereich,1)-Korrekturfaktor).<br />
21
ins Gegenteil, wenn es um den Nutzen für die Haushaltsausführung geht. Hierbei halten ca. 15%<br />
den Nutzen für gering und ungefähr 34% für hoch. Der Bereich der neutralen Nutzeneinschätzung<br />
liegt in allen drei Kategorien bei 40% ± 2 Prozentpunkte.<br />
Nutzen des NKF (relativ)<br />
100,00%<br />
90,00%<br />
80,00%<br />
70,00%<br />
60,00%<br />
50,00%<br />
40,00%<br />
30,00%<br />
20,00%<br />
10,00%<br />
0,00%<br />
Nutzen des NKF<br />
insgesamt.<br />
Nutzen des NKF im<br />
Bezug auf<br />
Haushaltsausführung<br />
Nutzen des NKF im<br />
Bezug auf<br />
Zahlungsabwicklung<br />
keine Angabe / weiß nicht 5,88% 11,76% 2,94%<br />
sehr hoch 5,88% 5,88% 1,47%<br />
eher hoch 19,12% 27,94% 13,24%<br />
neutral 42,65% 38,24% 42,65%<br />
eher niedrig 25,00% 16,18% 30,88%<br />
sehr niedrig 1,47% 0,00% 8,82%<br />
Diagramm 10 - Nutzen des NKF - relative Darstellung<br />
Im Vergleich zur Einschätzung der Kassenleiter, fällt die Einschätzung der Kämmerer<br />
kreisangehöriger Gemeinden positiver aus (Diagramm 11). Hier sind ungefähr 50% der Befragten<br />
der Meinung, der Nutzen des NKF sei als hoch zu bewerten. Die Werte für die Einschätzung eines<br />
niedrigen Nutzens weichen jedoch nicht all zu sehr voneinander ab. Hier schätzen etwa 20% der<br />
Kämmerer den Nutzen als negativ ein.<br />
22
Vergleich der Einschätzung des Nutzens des NKF -<br />
Kämmerer und Kassenleiter<br />
Anteil<br />
66,0%<br />
60,0%<br />
54,0%<br />
48,0%<br />
42,0%<br />
36,0%<br />
30,0%<br />
24,0%<br />
18,0%<br />
12,0%<br />
6,0%<br />
0,0%<br />
Kämmerer<br />
Kassenleiter<br />
sehr hoch 4,0% 5,9%<br />
eher hoch 47,0% 19,1%<br />
neutral 27,0% 42,7%<br />
eher niedrig 19,0% 25,0%<br />
sehr niedrig 3,0% 1,5%<br />
Diagramm 11 - Vergleich der Nutzeneinschätzung Kassenleiter und Kämmerer 30<br />
3.2.4 Vor- und Nachteile des NKF<br />
Die Kassenleiterinnen und Kassenleiter wurden befragt, welche Vor- und Nachteile das NKF bietet.<br />
Hierzu konnten jeweils bis zu drei Antworten gegeben werden.<br />
3.2.4.1 Vorteile<br />
Insgesamt wurden von den Befragten 71 Vorteile genannt. Diese wurden vom Verfasser in<br />
Kategorien zusammengefasst. Antworten wie „Es gibt keine Vorteile“ wurden aus der Beurteilung<br />
ausgenommen. Die häufigsten Antworten sind in Tabelle 7 dargestellt.<br />
Nr.<br />
Bezeichnung<br />
Anteil<br />
1 Darstellung des Ressourcenverbrauchs / Abschreibungen 23%<br />
2 Übersicht Vermögen und Schulden 20%<br />
3 Transparenz / Kostentransparenz 15%<br />
4 Nachhaltigkeit / intergenerative Gerechtigkeit 8%<br />
5 Produktorientierung 3%<br />
6 Jahresabgrenzung 3%<br />
7 KLR / Leistungsverrechnung 3%<br />
8 Steuerungsverbesserung 3%<br />
30<br />
Quelle für die Daten bezüglich der Kämmerer: Steria-Mummert (2008), S.22. Übernommen wurden nur die Werte für<br />
die Kämmerer der kreisangehörigen Gemeinden NRWs. Zu 100% fehlende Werte entsprechen der Angabe „Keine<br />
Angabe/Weiß nicht“.<br />
23
9 Vergleichbarkeit mit anderen Kommunen 3%<br />
10-23 sonstige Antworten 18%<br />
Tabelle<br />
le 7 - meistgenannte Vorteile des NKF<br />
Es fällt auf, dass unter den genannten Vorteilen ausschließlich solche zu finden sind, die zumindest<br />
keinen unmittelbaren Bezug auf die tägliche Arbeit innerhalb der Zahlungsabwicklung haben.<br />
Hieraus könnte geschlossen werden, dass die Kassenleiter keine speziellen Vorteile des NKF für die<br />
Zahlungsabwicklung sehen. Die Begründung könnte dabei darin liegen, dass sich entweder keine<br />
großen Veränderungen für den Spezialbereich ergeben haben, oder darin, dass die Vorteile<br />
hauptsächlich außerhalb der Zahlungsabwicklung liegen.<br />
3.2.4.2 Nachteile<br />
Auch bei den Nachteilen konnte eine entsprechende Rangliste (Tabelle 8) gebildet werden. Hierbei<br />
wurde das gleiche Verfahren angewandt.<br />
Nr.<br />
Bezeichnung<br />
Anteil<br />
1 hoher Buchungs- / Arbeitsaufwand 32%<br />
2 gestiegene Anforderungen / Komplexität 12%<br />
3 höhere Kosten / Personalintensität 12%<br />
4 neue Software notwendig / Probleme bei der Technik 10%<br />
5 Umständlichkeit / Unübersichtlichkeit 5%<br />
6 Finanzrechnung / Finanzstatistik 4%<br />
7 Rechtsunsicherheit 4%<br />
8 Abschreibungen belasten den Haushalt 3%<br />
9 Abweichung von kaufmännischer Doppik 3%<br />
10 Kameralistik war einfacher 3%<br />
11 weniger Transparenz 3%<br />
12-20 sonstige Antworten 12%<br />
Tabelle 8 - meistgenannte Nachteile des NKF<br />
Bei der Auflistung ist zu beachten, dass die Abgrenzung zwischen „höherer Buchungs- /<br />
Arbeitsaufwand“ sowie „höhere Kosten / Personalintensität“ nicht immer eindeutig zu treffen war.<br />
Es ist also denkbar, dass es zwischen beiden Kategorien eine gewisse Schnittmenge gibt.<br />
Im Unterschied zu den genannten Vorteilen lassen sich die aufgeführten Nachteile durchaus auf das<br />
„Tagesgeschäft“ innerhalb der Zahlungsabwicklung beziehen. Insbesondere die ersten fünf<br />
genannten Kategorien deuten auf Probleme im täglichen Umgang mit der neuen Buchungsmaterie<br />
hin.<br />
3.3 Software und Projektmanagement<br />
Im dritten Teil der Befragung standen Fragen über die eingesetzte Software und das<br />
Projektmanagement im Vordergrund. Hintergrund der Fragen über die Software war, dass 58% der<br />
Kämmerer in ihrer Umfrage angaben, Probleme mit der NKF-Software zu haben. 31 Dabei bestanden<br />
6% der benannten Problemarten in der Integration der Kasse. 32<br />
3.3.1 eingesetzte Software und Probleme<br />
Bei den befragten Kommunen werden Softwareprodukte von 12 unterschiedlichen<br />
Softwareanbietern eingesetzt, wobei die beiden meistgenannten Anbieter gemeinsam bereits mehr<br />
als 50% aller Antworten ausmachen (Diagramm 12).<br />
31<br />
Steria-Mummert(2008), S.22<br />
32<br />
ebd.<br />
24
Eingesetzte Software<br />
25<br />
20<br />
21<br />
17<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
9<br />
6<br />
5<br />
2 2 2 2<br />
1 1<br />
INFOMA<br />
KIRP<br />
SAP<br />
AB-<br />
DATA<br />
MPS<br />
DATEV<br />
Mach<br />
H&H<br />
KIS<br />
OKFIS<br />
SASKIA<br />
Anzahl<br />
Softwareprodukt<br />
Diagramm 12 - eingesetzte Software<br />
Wie bereits in Tabelle 8 dargestellt, lassen sich 10% der genannten Nachteile des NKF in eine<br />
Gruppe einordnen, die sich mit den Problemen in der Software beschreiben lässt. Nach Ansicht des<br />
Verfassers verbietet es sich jedoch im Rahmen dieser <strong>Masterarbeit</strong> Verknüpfungen zwischen der<br />
eingesetzten Software eines Teilnehmers und seiner Einschätzung über die Nachteile des NKF zu<br />
ziehen, da diese Aussagen in der Regel ein bestehendes Vertragsverhältnis betreffen. Deshalb findet<br />
sich in Diagramm 13 auch nur die allgemeine Zufriedenheit der Nutzer mit ihrer jeweils<br />
eingesetzten NKF-Software im Vergleich zur unter kameralen Bedingungen eingesetzten Software.<br />
Eine Analyse in Abhängigkeit zur eingesetzten Software findet bewusst nicht statt.<br />
Insgesamt sind ungefähr 41% der Kassenleiterinnen und Kassenleiter mit der NKF-Software<br />
zufrieden. Dem stehen ca. 31% gegenüber, die mit der eingesetzten Software unzufrieden sind.<br />
Insgesamt sind also mehr Kassenleiterinnen und Kassenleiter mit der Software zufrieden, als<br />
unzufrieden. Allerdings zeigt sich im Vergleich, dass fast 68% der Befragten mit der unter kameralen<br />
Bedingungen eingesetzten Buchungssoftware zufrieden waren. Der Anteil der Unzufriedenen liegt<br />
unter 10%.<br />
25
Zufriedenheit mit der eingesetzten Software - Vergleich "kamerale" Software und NKF-<br />
Software<br />
100%<br />
90%<br />
prozentualer Anteil der Antworten<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Mit der NKF-Software<br />
Mit der vormals eingesetzten<br />
kameralen Software<br />
keine Angabe / weiß nicht 1,47% 1,47%<br />
vollkommen zufrieden 4,41% 20,59%<br />
ziemlich zufrieden 36,76% 47,06%<br />
weder zufrieden, noch unzufrieden 26,47% 23,53%<br />
ziemlich unzufrieden 27,94% 5,88%<br />
absolut unzufrieden 2,94% 1,47%<br />
Diagramm 13 - Zufriedenheit mit der NKF-Software und der kameralen Software<br />
Dieser Wandel in der Einschätzung mag unterschiedliche Gründe haben. Es wäre durchaus denkbar,<br />
dass die Teilnehmer das NKF grundsätzlich negativer einschätzen, als die (vertraute) Kameralistik,<br />
und dass diese Einstellung sich auf die Einschätzung der eingesetzten Software überträgt. Weiterhin<br />
wäre es plausibel, diese Stimmungsänderung auf das „Alter“ der Software und die Erfahrung ihrer<br />
Hersteller mit dem entsprechenden Rechnungslegungssystem selbst zurückzuführen. Die<br />
Kameralistik als Buchführungssystem wird seit dem 16. Jahrhundert angewandt 33 . In den siebziger<br />
Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden zunehmend Datenverarbeitungssysteme in den<br />
Kommunalverwaltungen eingeführt. Die sogenannte „HKR-Kasse“ wurde beispielsweise bei der<br />
Landeshauptstadt Düsseldorf seit Mitte der 1970er Jahre entwickelt und insbesondere auf die<br />
Bedürfnisse der Kasse ausgerichtet und weiterentwickelt. 34 Die Softwarelösungen, die sich auf die<br />
Belange des Neuen Kommunalen Finanzmanagements ausrichten, haben ihre entsprechende<br />
Entwicklung erst nach dem Jahr 1999 begonnen. In der Zwischenzeit wurde das Gesetz entworfen<br />
und mehrfach geändert. Wie auch in Kapitel 3.1.3 dargestellt, arbeiten mehr als 90% der befragten<br />
kreisangehörigen Gemeinden noch nicht länger als 2½ Jahre im produktiven NKF-Betrieb. Aus<br />
diesem Grunde scheint es durchaus plausibel, dass die zugehörige Software noch nicht die gefühlte<br />
Qualität besitzt, wie es die „alte“ Kassensoftware hatte.<br />
Dennoch wurde den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, Angaben über konkrete Probleme mit<br />
der eingesetzten Software zu machen. Diese Meinungen wurden anschließend vom Verfasser<br />
anonymisiert 35 , kategorisiert und in einer Rangliste zusammengefasst, die in Tabelle 9 noch einmal<br />
abgebildet ist. Von den 68 Teilnehmern an der Umfrage haben 30 mindestens eine Angabe zu<br />
Problemen mit der Software gemacht. Von diesen 30 konnten zwei Aussagen nicht gewertet werden,<br />
da diese keine Probleme in der Software sahen. Die verbleibenden 28 Teilnehmer haben insgesamt<br />
81 Probleme benannt.<br />
Nr.<br />
Bezeichnung der Kategorie<br />
Anteil<br />
1 umständlich / komplex / überfrachtet / unübersichtlich 20%<br />
33<br />
s.o Kapitel 1.2.<br />
34<br />
Nach Auskunft der IT-Kooperation Rheinland (IT-Dienstleister für die Stadt Düsseldorf).<br />
35<br />
Einige Antworten hätten sonst direkte Schlüsse auf die eingesetzte Software zugelassen.<br />
26
2 fehlende Auswertungen / Massenverarbeitungen 11%<br />
3 Programmfehler / Buchungsfehler / Buchungen nicht<br />
nachvollziehbar<br />
11%<br />
4 mangelhafter Support 7%<br />
5 unausgereift 6%<br />
6 Geschwindigkeit / Antwortzeiten 5%<br />
7 Schnittstellen 5%<br />
8 Unkenntnis des Herstellers über Kassenwesen 5%<br />
9 zeitaufwändig 5%<br />
10 fehlende Dokumentation 2%<br />
11 Updates verändern funktionierende Funktionen 2%<br />
12-27 sonstige Antworten 21%<br />
Tabelle 9 - Häufige Probleme mit der Software<br />
3.3.2 Projektorganisation<br />
Des Weiteren wurde erhoben, ob zur Umstellung auf das NKF eine Projektgruppe gebildet wurde<br />
und ob diese gegebenenfalls auch mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter aus der Stadtkasse<br />
besetzt war. Mit dieser Frage soll ermittelt werden können, ob eine Beteiligung der Stadtkasse dazu<br />
führt, dass die Meinung bezüglich des NKF positiv beeinflusst werden kann.<br />
Projekt eingerichtet?<br />
Anzahl<br />
relativer Anteil<br />
Ja 52 76 %<br />
davon: mit Beteiligung<br />
der Stadtkasse<br />
39 -<br />
Nein 14 21 %<br />
Weiß nicht / keine<br />
Angabe<br />
2 3 %<br />
Summe 68 100 %<br />
Tabelle 10 - Einführung des NKF in Projektorganisation<br />
Im Großteil aller kreisangehörigen Gemeinden wurde eine Projektgruppe zur Einführung des NKF<br />
installiert. In drei Vierteln dieser Projektgruppen war mindestens ein Mitarbeiter der Stadtkasse<br />
beteiligt. Wie im einleitenden Satz dieses Kapitels bereits erwähnt, soll überprüft werden, ob ein<br />
Zusammenhang zwischen der eigenen Einstellung der Befragten und der Beteiligung am<br />
Einführungsprojekt besteht.<br />
27
eigene Einstellung zum NKF im Vergleich zur<br />
Projektgruppensituation<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Insgesamt<br />
keine<br />
Projektgruppe<br />
PG ohne Kasse<br />
PG mit Kasse<br />
sehr positiv 13,24% 0,00% 7,69% 20,51%<br />
eher positiv 19,12% 21,43% 15,38% 20,51%<br />
neutral 45,59% 50,00% 46,15% 43,59%<br />
eher negativ 22,06% 28,57% 30,77% 15,38%<br />
sehr negativ 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%<br />
Diagramm 14 - Eigene Einstellung im Vergleich zur Projektorganisation<br />
Demnach ist erkennbar, dass zwischen der Bildung einer Projektgruppe zur Einführung des NKF<br />
unter Beteiligung der Stadtkasse und der eigenen Einstellung der Kassenleiter zum NKF ein<br />
Zusammenhang besteht. Unter Beteiligung der Zahlungsabwicklung an Einführungsprojekten fällt<br />
die positive Einstellung um ca. 20 Prozentpunkte höher aus, als ohne deren Beteiligung. Dieser<br />
Zusammenhang kann nun rechnerisch mit der Rangkorrelation ermittelt werden. Hierzu wurden<br />
die Angaben zu Projektgruppen wie folgt kodiert:<br />
keine Angabe<br />
keine PG<br />
PG ohne Kasse<br />
PG mit Kasse<br />
1 2 3 4<br />
Tabelle 11 - Kodierung der Projektbeteiligung<br />
Daraus ergibt sich die folgende Formel für die Rangkorrelation nach Spearman:<br />
R<br />
⇒<br />
⇔<br />
⇔<br />
⇒<br />
= 1 −<br />
R<br />
R<br />
R<br />
R<br />
=<br />
=<br />
=<br />
≈<br />
6<br />
• ∑<br />
0 ,39<br />
n<br />
i = 1<br />
( r<br />
−<br />
s<br />
3<br />
n − n<br />
6 • 3 2 .121<br />
1 −<br />
3<br />
68 − 68<br />
192.726<br />
1 −<br />
314.364<br />
1 − 0 ,613<br />
i<br />
)<br />
2<br />
Formel 2 - Rangkorrelation Projektbeteiligung und eigene Einstellung<br />
28
Also besteht bei einem Rangkorrelationskoeffizienten von 0,39 ein mäßiger Zusammenhang<br />
zwischen der Beteiligung am Einführungsprojekt und der eigenen Einstellung zum NKF. Dennoch<br />
gilt auch hier, dass die Korrelation in diesem Bereich keine Kausalität begründet.<br />
3.3.3 Aufwandstreiber und Beachtenswertes<br />
Da bereits aus der Umfrage der Kämmerer zu erwarten war, dass ein großer Teil der Meinung ist,<br />
dass die Implementation der Software einen wichtigen und aufwändigen Punkt bei der Einführung<br />
des NKF einnimmt, wurde in diesem Teil der Umfrage nach den wichtigsten zu beachtenden<br />
Dingen und nach den größten Aufwandstreibern bei der Einführung des NKF gefragt.<br />
In der Umfrage unter Kämmerern belegt die „Geeignete Software“ mit 30% den ersten Rang in den<br />
„Top 5 der wichtigsten Dinge“. Gleichzeitig waren 53% der Meinung, dass die Einführung der<br />
Software nach der Vermögenserfassung und -bewertung (mit 68%) den größten Aufwandstreiber<br />
bei der Einführung des NKF darstellt. 36 Die Kassenleiterinnen und Kassenleiter wurden ebenfalls<br />
danach befragt, welche Dinge bei einer erfolgreichen Einführung des NKF unbedingt zu beachten<br />
sind, und welche Aspekte die größten Aufwandstreiber darstellen. Hierzu wurde die Möglichkeit<br />
eingeräumt, bis zu drei Antworten zu geben.<br />
3.3.3.1 Beachtenswert<br />
Bei der Frage, welche Dinge unbedingt zu beachten seien, haben 44 von 68 Teilnehmern eine<br />
Angabe gemacht. Diese 44 Angaben ergeben insgesamt 105 Aspekte. Somit hat jeder Teilnehmer,<br />
der hier eine Angabe gemacht hat etwa 2,3 Antworten gegeben. Diese Antworten wurden ebenfalls<br />
kategorisiert und in einer Rangfolge dargestellt (Tabelle 12).<br />
Für die Tabelle gelten die folgenden Eigenschaften:<br />
Anteil I - Verhältnis der Antwort im Vergleich zu allen gegebenen Antworten (Basis: 105)<br />
Anteil l II – Verhältnis der Antwort im Vergleich zu den Teilnehmern, die mindestens eine Antwort<br />
gegeben haben (Basis 44)<br />
Anteil III – Verhältnis der Antwort im Vergleich zu allen Teilnehmern (Basis 68)<br />
Nr. Bezeichnung der Kategorie Anteil I Anteil II Anteil III 37<br />
1 Schulungen / Ausbildung 28% 66% 43%<br />
2 Beteiligung der Mitarbeiter / Motivation<br />
durch Verwaltungsspitze<br />
10% 23% 15%<br />
3 Software 9% 20% 13%<br />
4 Anpassung der Organisation 7% 16% 10%<br />
5 Bewertung und Erfassung von Vermögen 7% 16% 10%<br />
6 Datenbereinigung / Datenübernahme 7% 16% 10%<br />
7 genügend Zeit 5% 11% 7%<br />
8 genügend Personal 5% 11% 7%<br />
9 Projektorganisation 4% 9% 6%<br />
10 Testphasen 3% 7% 4%<br />
11-24 sonstige Antworten 15% 43% 28%<br />
Tabelle 12 - Bei der Einführung zu beachtende Dinge<br />
Im Vergleich dazu nannten nur 19% der Kämmerer die Qualifizierung von Personal als wichtigstes<br />
Element. 38 Hier lag die Projektorganisation mit 24% noch vor der Mitarbeiterqualifizierung. In der<br />
Steria-Mummert Publikation sind bezüglich der Basis keine Angaben gemacht. Allerdings ergeben<br />
sich prozentuale Werte, die in ihrer Summe über 100% liegen, sodass die Angaben auf jeden Fall<br />
nicht 1 zu 1 mit der in Tabelle 13 dargestellten Spalte zu „Anteil I“ verglichen werden können.<br />
36<br />
Beide Angaben aus: Steria-Mummert (2008), S. 45f.<br />
37<br />
Hierbei haben 35% der Befragten keine Angabe gemacht.<br />
38<br />
Steria-Mummert(2008), S. 45<br />
29
Dennoch bleibt unklar, ob die Werte mit den Spalten „Anteil II“ oder „Anteil III“ verglichen werden<br />
können. Deshalb muss der Vergleich auf der Rangfolge beruhen, da die Wahl der Basis auf diese<br />
Rangfolge keinen Einfluss hat (solange die Möglichkeit „keine Angabe“ nicht betrachtet wird).<br />
3.3.3.2 die größten Aufwandstreiber<br />
Wie bereits in der kurzen Einleitung zu diesem Kapitel dargestellt, schätzten 68% der Kämmerer die<br />
Vermögenserfassung und -bewertung als größten Aufwandstreiber ein. Die Kassenleiter wurden<br />
ebenfalls befragt, was aus ihrer Sicht die größten Aufwandstreiber waren. In diesem Fall haben 45<br />
Teilnehmer insgesamt 87 Antworten gegeben. Dies entspricht ungefähr 1,9 Antworten pro<br />
Teilnehmer. Auch diese Antworten wurden wiederum kategorisiert und in eine Rangfolge gebracht<br />
(Tabelle 13). Auch hier sind drei unterschiedliche Anteilswerte mit unterschiedlichen Basen<br />
dargestellt:<br />
Anteil I - Verhältnis der Antwort im Vergleich zu allen gegebenen Antworten (Basis: 87)<br />
Anteil II – Verhältnis der Antwort im Vergleich zu den Teilnehmern, die mindestens eine Antwort<br />
gegeben haben (Basis 45)<br />
Anteil III – Verhältnis der Antwort im Vergleich zu allen Teilnehmern (Basis 68)<br />
Nr.<br />
Bezeichnung der Kategorie<br />
Anteil I<br />
Anteil II<br />
Anteil III 39<br />
1 Vermögenserfassung 25% 49% 32%<br />
2 Softwareumstellung / Anpassen an Bedürfnisse 18% 36% 24%<br />
3 Schulungen / Ausbildung 10% 20% 13%<br />
4 Altdatenbereinigung / Überleitung 7% 13% 9%<br />
5 erhöhter Personalaufwand 6% 11% 7%<br />
6 Neuorganisation 5% 9% 6%<br />
7 Projektgruppenarbeit / Besprechungen 3% 7% 4%<br />
8 Umstellungsphase 3% 7% 4%<br />
9 "Werbung" machen / Akzeptanz schaffen 2% 4% 3%<br />
10 Abschreibungen 2% 4% 3%<br />
11 Anlagenbuchhaltung 2% 4% 3%<br />
12 Gesetzesgrundlagen / rechtliche Prüfungen 2% 4% 3%<br />
13-23 sonstige Antworten 15% 24% 16%<br />
Tabelle 13 - Größte Aufwandstreiber bei der Einführung des NKF<br />
Auch in diesem Fall ist in der Publikation von Steria-Mummert nicht ersichtlich, ob die Zahl der<br />
Antworten die Basis für die prozentuale Angabe war oder die Anzahl der Teilnehmer. Auch hier gilt<br />
jedoch der in Kapitel 3.3.3.1 erwähnte Zusammenhang der Rangfolgen.<br />
Bei der Beurteilung der größten Aufwandstreiber sind sich die Kämmerer und die Kassenleiter<br />
überwiegend einig. Bei beiden Umfragen stehen die Vermögenserfassung und die<br />
Softwareumstellung jeweils auf Rang eins und zwei. Allerdings priorisieren die Kämmerer die<br />
Schulungen erst auf Rang vier. Bei Ihnen liegen externe Beratungen und Prüfungen noch vor den<br />
Schulungen. Diese fallen bei der Einschätzung der Kassenleiterinnen und Kassenleiter unter den<br />
Punkt „sonstige Antworten“. Die „gesetzlichen Erfordernisse“ liegen in der Umfrage von Steria-<br />
Mummert auf Rang fünf, bei den Kassenleitern auf Rang 12. 40 Dies mag darin begründet sein, dass<br />
die neuen gesetzlichen Anforderungen in erster Linie den Arbeitsbereich der Buchhaltung bzw. die<br />
Eröffnungsbilanz betreffen und nicht die Zahlungsabwicklung.<br />
39<br />
Hierbei haben 34% der Befragten keine Angabe gemacht.<br />
40<br />
Alle Angaben bezüglich der Kämmerer: Steria-Mummert(2008), S.46<br />
30
3.3.4 Hilfestellungen<br />
Die Pilotkommunen haben unter Beteiligung des Innenministeriums und der bereits mehrfach<br />
erwähnten Beratungsgesellschaft Steria-Mummert das sog. „NKF-Netzwerk“ gegründet, mit<br />
welchem sie den Einführungsprozess bei den nordrhein-westfälischen Gemeinden begleitet haben.<br />
Das NKF-Netzwerk betrieb eine Internetseite mit Forum und „FAQ“ 41 , eine telefonische NKF-<br />
Hotline, vertrieb einen NKF-Newsletter und veranstaltete Themenworkshops zu ausgewählten<br />
Fachthemen. Den Kassenleiterinnen und Kassenleitern wurde die Frage nach der Nutzung der<br />
Angebote des NKF-Netzwerkes gestellt. Dabei waren Mehrfachantworten möglich. Wie Diagramm<br />
15 zu entnehmen ist, waren etwas mehr als 23% der Kassenleiter die Angebote des NKF-Netzwerkes<br />
nicht bekannt oder wurden von ihnen nicht genutzt.<br />
Welche Angebote des NKF-Netzwerkes haben Sie genutzt<br />
50,00%<br />
45,00%<br />
40,00%<br />
35,00%<br />
30,00%<br />
25,00%<br />
20,00%<br />
15,00%<br />
10,00%<br />
5,00%<br />
0,00%<br />
47,06%<br />
27,94%<br />
38,24%<br />
13,24%<br />
23,53%<br />
11,76%<br />
den NKF-<br />
Newsletter<br />
die<br />
Themenworkshops<br />
das Internetforum /<br />
die Internetseite<br />
die NKF-Hotline<br />
Gar keine / das<br />
NKF-Netzwerk ist<br />
mir nicht bekannt<br />
Anteil der Kommunen<br />
sonstige Angebote<br />
und zwar:<br />
Angebot<br />
Diagramm 15 - Genutzte Angebote des NKF-Netzwerkes<br />
Netzwerkes<br />
Den NKF-Newsletter haben fast die Hälfte der Stadt- und Gemeindekassen empfangen. Weiterhin<br />
gaben 11% der Befragten an, sonstige Angebote des NKF-Netzwerkes genutzt zu haben. Allerdings<br />
muss hier angemerkt werden, dass die textliche Erläuterung bei 7 von 8 Antworten im Bereich von<br />
Schulungen – vornehmlich in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Rechenzentrum – lagen. Diese<br />
wurden nicht vom NKF-Netzwerk angeboten. Bezüglich der Themenworkshops haben im Vergleich<br />
zu den Angaben der Kassenleiter bereits 93% der Gemeinden im Bereich ihrer Kämmerei an einem<br />
solchen teilgenommen. Bei den Kassen liegt dieser Wert zwischen 25 und 30%. Die<br />
Themenworkshops lassen sich, wenn die Titel der selbigen betrachtet werden, zu ihrem Großteil<br />
dem Bereich der Buchhaltung und Bewertung für die Eröffnungsbilanz zuordnen. 42 Dies erklärt den<br />
relativ geringen Anteil von Teilnahmen der Kassenmitarbeiter.<br />
Eine weitere Hilfestellung, die den Kommunen geboten wurde, ist die sogenannte „Handreichung<br />
des Innenministeriums“ 43 . Mit dieser Handreichung verfolgte der Innenminister ausweislich des<br />
Vorwortes folgenden Ansatz:<br />
„Mit der 3. Auflage der Handreichung kommt das Innenministerium dem Bedürfnis der<br />
Gemeinden und ihrer Aufsichtsbehörden nach, insgesamt die Erkenntnisse aus der örtlichen Praxis<br />
mit dem aktuellen Stand der haushaltsrechtlichen Vorschriften zu verknüpfen und dies für alle<br />
41<br />
FAQ (engl. Abkürzung) –Frequently asked questions – Häufig gestellte Fragen.<br />
42<br />
vgl.: http://www.neues-kommunales-finanzmanagement.de/cms/website.php?id=/nkfnetzwerk/themenworkshops.htm<br />
; Abruf am 02.07.2009. Demnach waren aus Sicht des Verfassers lediglich zwei<br />
Workshops für die Zahlungsabwicklung von Belang, da diese sich mit der Organisation der Finanzbuchhaltung<br />
befassten.<br />
43<br />
Innenministerium NRW – Handreichung für Kommunen, 3. Auflage, Düsseldorf, 2008<br />
31
Interessierten öffentlich zu machen. Die Handreichung soll für die Gemeinden die Anwendung des<br />
NKF vor Ort weiterhin erleichtern, aber auch die Arbeit der Aufsichtsbehörden unterstützen. Die<br />
Handreichung ist lediglich eine Arbeitshilfe und deshalb weder eine Rechtsvorschrift noch ein Erlass<br />
des Innenministeriums.“ 44 Die erste Auflage sei vorher bereits ständiger Begleiter für die NKF-<br />
Verantwortlichen in den Gemeinden gewesen. 45 96% der Kämmerer hielten die Handreichung des<br />
Innenministers für hilfreich. 46 Aus der Sicht des Verfassers behandelt die Handreichung jedoch in<br />
erster Linie die Belange der Haushaltsausführung, des Jahresabschlusses und der Bilanzierung.<br />
Daher wurden die Kassenleiterinnen und Kassenleiter zu ihrer Meinung über die Handreichung<br />
befragt.<br />
Beurteilung der Handreichung für Kommunen<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
Anteil Zustimmung<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
keine Angabe / w eiß nicht 14,71%<br />
sehr hilfreich 4,41%<br />
hilfreich 27,94%<br />
neutral 26,47%<br />
w enig brauchbar 11,76%<br />
unbrauchbar 1,47%<br />
ist mir nicht bekannt 13,24%<br />
Diagramm 16 - Beurteilung der Handreichung für Kommunen im Hinblick auf die Zahlungsabwicklung<br />
Als erstes fällt auf, dass die entsprechende Handreichung in 13% der Kommunen nicht bekannt ist.<br />
Weitere 13% halten die Handreichung für wenig brauchbar oder unbrauchbar. Ungefähr ein Viertel<br />
der Kassenleiterinnen und Kassenleiter beurteilt die Handreichung neutral. Etwas mehr als 30%<br />
halten die Handreichung für hilfreich oder sehr hilfreich. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die<br />
Begriffspaare hilfreich und brauchbar keine eindeutigen Antonyme sind. Leider ist dem Verfasser<br />
dieser Fehler erst aufgefallen, als der Fragebogen bereits freigeschaltet war. Um zu verhindern, dass<br />
die Befragten unterschiedliche Fragebögen erhielten, durfte der Fragebogen nachträglich nicht mehr<br />
geändert werden. Die Einschätzung der Kämmerer kann ebenfalls nicht direkt verglichen werden, da<br />
in der Befragung der Kämmerer lediglich von den beiden Kategorien „hilfreich“, „sehr hilfreich“<br />
und „weniger hilfreich“ die Rede ist. Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass das Stimmungsbild<br />
der Kämmerer bei der Möglichkeit, aus mehr als drei Kategorien zu wählen, ähnlich ausgefallen<br />
wäre. Allerdings reichen die Prozentwerte innerhalb der Befragung der Kassenleiter auch dann nicht<br />
annähernd an die 96% der positiven Einschätzungen der Kämmerer heran, wenn die neutralen<br />
Antworten dazugerechnet werden. Hierbei läge die Einschätzung als „hilfreich“ bei ca. 58% und<br />
damit immer noch 38 Prozentpunkte unter der Einschätzung der Kämmerer.<br />
44<br />
ebd., S. 3<br />
45<br />
vgl. ebd.<br />
46<br />
Steria-Mummert (2008), S. 55<br />
32
Hieraus lässt sich unter Umständen deuten, dass die Handreichung des Innenministers im Bezug<br />
auf die Zahlungsabwicklung noch nicht den Bedarf der Stadt- und Gemeindekassen deckt.<br />
3.4 Zustimmungsfragen<br />
Im vierten Teil der Umfrage wurde die Zustimmung zu 14 einzelnen Aussagen abgefragt. Ein Teil<br />
dieser Aussagen wurde, soweit sie auf die Zahlungsabwicklung übertragbar waren, den auf Seite 26<br />
der NKF-Befragung 2008 aufgeführten Aussagen entlehnt. Insgesamt wurden fünf Aussagen aus der<br />
NKF-Befragung 2008 entnommen. Die übrigen neun Aussagen wurden im Hinblick auf die in<br />
Kapitel 1 dargestellten Erwartungen und bezüglich spezifischer Bedingungen für die<br />
Zahlungsabwicklung aufgenommen.<br />
Im folgenden Teil werden die Aussagen nun ausgewertet. Die Befragten konnten alle Aussagen mit<br />
„stimme überhaupt nicht zu“, „stimme weniger zu“, „neutral“, „stimme etwas zu“, „stimme voll zu“<br />
und „Keine Angabe/weiß nicht“ bewerten.<br />
3.4.1 Wegfall der GemKVO<br />
Wie bereits oben erwähnt, fiel die GemKVO mit der Verabschiedung des NKF-Gesetzes weg.<br />
Zeitgleich wurde den Kommunen durch § 31 GemHVO eingeräumt, örtliche Regelungen als Ersatz<br />
für den Wegfall zu erlassen. Hiermit sollte das Prinzip durchgesetzt werden, dass Kommunen<br />
unterschiedlicher Größe auch unterschiedliche Bedürfnisse innerhalb der Kassen haben. Es sollte<br />
also nicht mehr ein Gesetz sowohl Regelungen für die größte nordrhein-westfälische Stadt Köln mit<br />
995.397 Einwohnern und der kleinsten nordrhein-westfälischen Gemeinde Dahlem mit 4.204<br />
Einwohnern enthalten. 47 Dies war, der Handreichung des Innenministeriums zur<br />
Gemeindehaushaltsverordnung nach, einer der Hauptgründe für den Wegfall der GemKVO. „Der<br />
Gesetzgeber hat dafür [die Anpassung der Organisation; Anm. d. Verfassers] weitgehend auf<br />
Vorgaben durch gesetzliche Regelungen verzichtet und den Gemeinden stärker als bisher die<br />
Möglichkeit eingeräumt, ihre Aufbau- und Ablauforganisation selbst nach den örtlichen<br />
Erfordernissen zu gestalten.“ 48 Mit der Frage nach der Zustimmung zu der Aussage „Mit dem<br />
Wegfall der GemKVO können wir unsere besonderen Bedürfnisse besser abdecken, weil wir in den<br />
örtlichen Regelungen freier sind.“ sollte überprüft werden, ob die Aussage, dass eine örtliche<br />
Regelung sinnvoller sei als eine landesweit einheitliche, die Zustimmung der Umfrageteilnehmer<br />
findet.<br />
47<br />
Einwohnerzahlen zum Stichtag 31.12.2007, Quelle: Internetangebot IT.NRW – Landesdatenbank –<br />
„Bevölkerungsstand - Gemeinden - Stichtag“ – http://www.landesdatenbank.nrw.de – Tabellencode: 12411-01i – Abruf<br />
am 01.07.2009<br />
48<br />
Innenministerium NRW(2008), S. 544<br />
33
Wegfall der GemKVO - örtliche Regelungen<br />
stimme voll zu<br />
4,41%<br />
k.A. 4,41%<br />
stimme überhaupt<br />
nicht zu 5,88%<br />
stimme etw as zu<br />
20,59%<br />
stimme w eniger zu<br />
22,06%<br />
neutral 42,65%<br />
Diagramm<br />
17 - Zustimmung zur Aussage: „bessere Abdeckung örtlicher Bedürfnisse ohne GemKVO 49<br />
Das Ergebnis dieser Einschätzung ist Diagramm 17 zu entnehmen. Demnach verteilen sich<br />
Zustimmung und Ablehnung nahezu gleich. Sowohl Zustimmung als auch Ablehnung liegen in<br />
etwa bei 25%. Dabei liegt die ablehnende Haltung ca. 3 Prozentpunkte höher. Die meisten<br />
Antworten entfielen auf die neutrale Position. Interessant wäre es nun, zu erfahren, worin die<br />
Ablehnung begründet ist. Es wäre zunächst denkbar, dass die Größe der Kommune, gemessen an<br />
der Einwohnerzahl in Zusammenhang zur Zustimmung zu der Aussage steht. Hierzu wurde<br />
wiederum der Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman berechnet, da das Skalenniveau für die<br />
Zustimmung nicht metrisch ist. Dabei wurden die Werte, die unter die Kategorie „keine Angabe /<br />
weiß nicht“ fallen vorher heraus gerechnet. Alles in allem ergibt sich hier ein<br />
Rangkorrelationskoeffizient von ungefähr 0,06. Es besteht also kein Zusammenhang zwischen der<br />
Einwohnerzahl der Gemeinde und der Einschätzung, der Wegfall der GemKVO sei vorteilhaft, da<br />
die besonderen Bedürfnisse besser abgedeckt werden können. Allerdings findet sich ein solcher,<br />
wenn auch mäßiger Zusammenhang mit der Einschätzung des Nutzen des NKF bezüglich der<br />
Zahlungsabwicklung (Kapitel 3.2.3).<br />
49 “<br />
49<br />
k.A. = „keine Angabe / weiß nicht“. Die Abkürzung gilt für die folgenden Diagramme gleichermaßen.<br />
34
R<br />
⇒<br />
⇔<br />
⇔<br />
⇒<br />
=<br />
R<br />
R<br />
1<br />
R<br />
R<br />
−<br />
=<br />
=<br />
=<br />
≈<br />
1<br />
6<br />
1<br />
1<br />
−<br />
−<br />
−<br />
0 , 49<br />
n<br />
• ∑<br />
i = 1<br />
( r<br />
−<br />
s<br />
3<br />
n − n<br />
6 • 22 .465<br />
3<br />
64 − 64<br />
134.793<br />
262.080<br />
0 ,514<br />
i<br />
)<br />
2<br />
,5<br />
Formel 3 - Rangkorrelation Nutzen Zahlungsabwicklung und Wegfall GemKVO<br />
Wie in Formel 3 berechnet, beträgt der Rangkorrelationskoeffizient zwischen der Einschätzung des<br />
Nutzens des NKF für die Zahlungsabwicklung und der Beurteilung der Aussage, dass die<br />
Bedürfnisse durch den Wegfall der GemKVO besser abgedeckt werden können, 0,49. Dabei wurden<br />
die Merkmalsträger, die bei einer oder auch beiden Merkmalen „keine Angabe / weiß nicht“<br />
angegeben haben, nicht mit in die Berechnung aufgenommen. Daher beträgt die Anzahl der<br />
Merkmalswerte n auch 64. Der Korrelationskoeffizient deutet auf einen mäßigen Zusammenhang<br />
der beiden Merkmale hin. Allerdings bleibt auch hier fraglich, ob das eine Merkmal für das andere<br />
Merkmal ursächlich ist. Denkbar wäre, dass die Einschätzung, der Wegfall der GemKVO ließe eine<br />
bessere Anpassung an örtliche Bedürfnisse zu, dazu führt, den Nutzen des NKF für die<br />
Zahlungsabwicklung höher einzuschätzen. Es wäre aber genauso denkbar, dass eine dritte, nicht<br />
erfasste Variable für die Korrelation verantwortlich ist und der Zusammenhang auf diese<br />
zurückzuführen wäre. Eine solche dritte Variable könnte darin liegen, dass unter Umständen die<br />
besoldungsrechtliche Einordnung der Kassenleiter wegen einer möglichen vergrößerten<br />
Leitungsspanne erhöht wurde und dadurch die Einstellung zum NKF positiver ausfällt. Dieses<br />
Beispiel ist jedoch bewusst frei gewählt. Es soll lediglich zeigen, dass die Kausalität für<br />
Zusammenhänge auch außerhalb der im Fragebogen erhobenen Daten liegen kann.<br />
Die gleiche Schlussfolgerung gilt für die ermittelten Rangkorrelationskoeffizienten zu anderen<br />
Merkmalen, die der nachfolgenden Tabelle 14 entnommen werden können.<br />
weiteres Merkmal<br />
R (gerundet)<br />
Eigene Einstellung zum NKF 0,35<br />
Einschätzung der Handreichung des<br />
Innenministers<br />
Kenntnisse über das NKF innerhalb der<br />
Stadtkasse<br />
0,27<br />
0,25<br />
Einschätzung des Nutzen des NKF insgesamt 0,24<br />
Jahr der vollständigen Umstellung auf das NKF -0,16 50<br />
Anzahl der Mitarbeiter 0,13<br />
Tabelle 14 - Rangkorrelationskoeffizient R im Vergleich zum Merkmal "Wegfall GemKVO"<br />
3.4.2 Berücksichtigung der Belange kommunaler Kassen<br />
Die Regelungen aus der vormals gültigen GemKVO wurden durch Regelungen in der GemHVO<br />
ersetzt. Hierbei entfällt – wie bereits erwähnt – der Begriff der kommunalen Kasse. Eine<br />
Verordnung, die vormals 48 Paragrafen umfasste, wurde nun in 3 Paragrafen der neuen Regelung<br />
integriert. Es wäre denkbar, dass dieses Vorgehen zur Irritation der Beteiligten führen könnte. Aus<br />
50<br />
Der Koeffizient ist negativ, da das kleinste Jahr mit der kleinsten Ziffer kodiert wurde. Wäre eine Rangfolge der<br />
bisherigen Dauer des Produktiv-Betriebes erstellt worden, wäre der Koeffizient positiv.<br />
35
diesem Grunde sollten die Umfrageteilnehmer ihre Zustimmung zu der Aussage „Die neue<br />
GemHVO berücksichtigt alle Belange der kommunalen Kassen“ beurteilen. Hierbei sollte in<br />
Zusammenhang zu der in Kapitel 3.4.1 gewonnenen Einschätzung bezüglich der Vorteilhaftigkeit<br />
eigener Regelungen überprüft werden, ob einige Umfrageteilnehmer eine stärkere Berücksichtigung<br />
kommunaler Belange im Verordnungstext wünschen.<br />
Belange Kommunaler Kassen<br />
stimme voll zu<br />
0,00%<br />
k.A. 8,82%<br />
stimme<br />
überhaupt nicht<br />
zu 5,88%<br />
stimme etwas zu<br />
11,76%<br />
stimme weniger<br />
zu 32,35%<br />
neutral 41,18%<br />
Diagramm 18 - Zustimmung zur Aussage: „Belange der kommunalen Kassen sind berücksichtigt“<br />
Die Einschätzung der Umfrageteilnehmer ist in Diagramm 18 dargestellt. Der Aussage, dass alle<br />
Belange der kommunalen Kasse in der gesetzlichen Regelung berücksichtig seien, stimmen ca. 38%<br />
weniger oder überhaupt nicht zu. Weitere 12% stimmen der Aussage etwas zu. Wie bereits bei der<br />
Frage nach der Abdeckung der besonderen Bedürfnisse durch örtliche Regelung stehen etwas mehr<br />
als 40% der Aussage neutral gegenüber. Auch hier wurde die Rangkorrelation für mehrere andere<br />
Merkmale berechnet. Der stärkste Zusammenhang ergibt sich demnach mit der im vorherigen<br />
Unterkapitel dargestellten Einschätzung, dass die besonderen Bedürfnisse durch örtliche<br />
Regelungen besser abgedeckt werden können.<br />
R = 1 −<br />
⇒ R<br />
⇔ R<br />
⇔ R<br />
⇒ R<br />
=<br />
=<br />
=<br />
≈<br />
6<br />
• ∑<br />
0 ,37<br />
n<br />
i = 1<br />
( r<br />
−<br />
s<br />
3<br />
n − n<br />
1 −<br />
6 • 23 .659<br />
3<br />
61 − 61<br />
1 −<br />
141.954<br />
226.920<br />
1 − 0 ,626<br />
i<br />
)<br />
2<br />
Formel 4 - Rangkorrelation Wegfall GemKVO und Berücksichtigung Kassenbelange ange in GemHVO<br />
36
Der Rangkorrelationskoeffizient beträgt also 0,37 und deutet wiederum auf einen mäßigen<br />
Zusammenhang beider Variablen hin. Auch in diesem Falle wurde die Anzahl n dadurch ermittelt,<br />
dass die Antworten „keine Angabe / weiß nicht“ unberücksichtigt blieben. Dieser<br />
Korrelationskoeffizient drückt aus, dass tendenziell die Zustimmung zu der Aussage, die neue<br />
GemHVO berücksichtige alle Belange der kommunalen Kassen mit der Aussage zusammenhängt,<br />
dass die örtlichen Bedürfnisse durch örtliche Regelungen besser abgedeckt werden können. Hier<br />
lässt sich also kein Widerspruch feststellen. Vielmehr erscheint es logisch, dass die Meinung, örtliche<br />
Regelungen seien besser, auch zu der Meinung führt, dass die geltende Verordnung alle Belange<br />
berücksichtigt, da ja fehlende Regelungen in die örtlichen Regelungen aufgenommen werden<br />
könnten. Die weiteren berechneten Korrelationen sind in der Tabelle 15 aufgeführt.<br />
weiteres Merkmal<br />
R (gerundet)<br />
Eigene Einstellung zum NKF 0,23<br />
Einwohnerzahl der Gemeinde -0,23 51<br />
Nutzen des NKF für die Zahlungsabwicklung 0,20<br />
Zufriedenheit mit der eingesetzten NKF-Software 0,13<br />
Tabelle 15 - Rangkorrelationskoeffizient R im Vergleich zum Merkmal "Berücksichtigung"<br />
der Kassenbelange"<br />
3.4.3 Effizienteres Wirtschaften durch „neue“ Datenbasis<br />
Ein Ziel des NKF-Reformprozesses bestand darin, das Wirtschaften der öffentlichen Verwaltung in<br />
Anknüpfung zu den Konzepten Neuer Steuerungsmodelle (NSM) effizienter zu gestalten. 50% der<br />
Kämmerer stimmten der Aussage zu, dass „durch die im NKF bereitgestellten Daten […] ein<br />
effizienteres Wirtschaften gefördert“ werde. 52 Dieser Punkt ist einer, bei welchem die Meinung der<br />
Kassenleiterinnen und Kassenleiter mit denen der Kämmerer verglichen werden soll. Aus diesem<br />
Grunde, wurden die Teilnehmer der Befragung über den Grad ihrer Zustimmung zu der v.g.<br />
Aussage befragt (Diagramm 19).<br />
k.A. 10,29%<br />
effizienteres Wirtschaften<br />
stimme<br />
überhaupt nicht<br />
zu 1,47%<br />
stimme weniger<br />
zu 11,76%<br />
stimme voll zu<br />
11,76%<br />
neutral 27,94%<br />
stimme etwas zu<br />
36,76%<br />
Diagramm 19 - Zustimmung zur Aussage: "effizienteres Wirtschaften"<br />
51<br />
Dieser negative Koeffizient deutet darauf hin, dass Gemeinden mit weniger Einwohnern ihre Belange tendenziell<br />
besser berücksichtigt sehen.<br />
52<br />
Steria-Mummert(2008), S.26 (Tabelle 13)<br />
37
Dieser Aussage stimmen 48,5% der Kassenleiter zu. Die Einschätzung ist also nahezu identisch zu<br />
der der Kämmerer. Diese Aussage lässt sich darauf übertragen, dass die Hälfte der Kassenleiter der<br />
Meinung ist, dass durch die Einführung des NKF eines der zentralen Ziele des Reformprozesses<br />
erfüllt wird. Diese Einschätzung steht nun jedoch im Kontrast zu der in Diagramm 10 dargestellten<br />
ermittelten Einschätzung des Nutzens des NKF. Hier schätzen nur 25% der Teilnehmer den Nutzen<br />
des NKF als hoch oder sehr hoch ein. Auch hier sind wieder mehrere Gründe für diese Abweichung<br />
denkbar. Zum einen wäre es möglich, dass die Befragten zwar zustimmen, dass das NKF effizienteres<br />
Wirtschaften ermögliche, diese positive Einstellung jedoch nur einen relativ geringen Beitrag zur<br />
Bewertung des NKF insgesamt leistet. So könnten negativere Bewertungen bezüglich anderer Ziele<br />
des NKF die Einschätzung dieser speziellen Frage überlagern.<br />
Hinzu kommt unter Umständen, dass das Potential des NKF bezüglich eines effizienteren Einsatzes<br />
von Ressourcen zwar erkannt wird, dieser Teilaspekt jedoch nicht als „Nutzen“ bewertet wird.<br />
3.4.4 Ermöglichung der outputorientierten Steuerung<br />
Traditionell wurde das Verwaltungshandeln anhand des „Input“ also anhand des<br />
Finanzmitteleinsatzes gesteuert. Diese Erkenntnis war auch Grundlage für die Entwicklung neuer<br />
Steuerungsmodelle, die davon ausgehen, dass eben nicht der Geldmitteleinsatz das Maß des<br />
Verwaltungshandelns sein sollte, sondern das, was mit diesen Finanzmitteln bewirkt wird. Mit dem<br />
NKF werden nach § 12 GemHVO nun Ziele und Kennzahlen verbindlich in die jeweiligen<br />
Haushaltspläne mit aufgenommen. 53 Hierdurch soll das Prinzip der Outputorientierung<br />
unterstrichen werden. Mit diesem Instrument soll nun also die Inputorientierung abgelöst werden.<br />
Das Gesetz schreibt jedoch nicht vor, wie die Ziele und Kennzahlen zu entwickeln sind.<br />
In der Praxis hat der Verfasser dieser Arbeit bisher jedoch die Erfahrung gemacht, dass die<br />
vorgegebenen Ziele und insbesondere deren Kennzahlen in den Haushaltsplänen fast ausschließlich<br />
sog. „Allgemeine Finanzkennzahlen“ oder von der Kommune nicht (sinnvoll) beeinflussbare<br />
Kennzahlen abbilden. Hierzu gehört für den einen Bereich beispielsweise der<br />
„Aufwandsdeckungsgrad“ oder der „Verwaltungs- und Betriebsaufwand je Einwohner“. Für den<br />
anderen Bereich eine Kennzahl „Anzahl der Schweine im Zuständigkeitsgebiet“ innerhalb der<br />
Produktgruppe der Veterinärüberwachung. 54 Bei solchen rein statistischen Kennzahlen ist es<br />
fraglich, ob diese dazu geeignet sind, eine outputorientierte Steuerung umzusetzen, da diese<br />
Kennzahlen aus Sicht des Verfassers für die „eigentlichen“ Produktziele keine Aussagekraft besitzen.<br />
Anhand dieser Kennzahlen müsste weiterhin ausschließlich über den Ressourceneinsatz (Input)<br />
gesteuert werden. Es ist nur schwer vorstellbar, dass eine Gemeinde die Anzahl der Schweine zur<br />
zielgerichteten Steuerung des Produktes „Veterinärüberwachung“ beeinflussen kann. Diese<br />
Kennzahl wäre vielleicht im Bereich der Wirtschaftsförderung sinnvoll.<br />
„Durch das NKF wird eine outputorientierte Steuerung möglich.“ Dieser Aussage stimmten 59%<br />
der Kämmerer zu. Bei den Kassenleitern ergibt sich das in Diagramm 20 dargestellte Bild.<br />
53<br />
Die Formulierung „sollen“ im Gesetzestext kann auch als „müssen, wenn kann“ übersetzt werden.<br />
54<br />
Diese Beispiele wurden anhand vierer willkürlich ausgewählter Internetangebote (in denen die Haushaltspläne trotz<br />
der Bestimmungen zur Barrierefreiheit noch vorhanden waren) ermittelt und sind keinesfalls repräsentativ. Eine<br />
genauere Auswertung solcher Kennzahlen wäre ein interessantes Thema für eine weitere <strong>Masterarbeit</strong>.<br />
38
stimme<br />
überhaupt<br />
nicht zu;<br />
0,00%<br />
Outputorientierte Steuerung durch das NKF<br />
k.A.; 8,82%<br />
stimme<br />
weniger zu;<br />
11,76%<br />
stimme voll<br />
zu; 16,18%<br />
neutral;<br />
23,53%<br />
stimme etwas<br />
zu; 39,71%<br />
Diagramm 20 - Zustimmung zur Aussage: "Outputor<br />
orientierte Steuerung durch das NKF"<br />
Mit 55% sind die Meinungen der Kassenleiterinnen und Kassenleiter auch in diesem Fall mit denen<br />
der Kämmerer vergleichbar. Aus diesen Angaben geht jedoch nicht hervor, ob die Kassenleiterinnen<br />
und Kassenleiter die outputorientierte Steuerung auch als wichtig oder gar unerlässlich einstufen.<br />
Aus diesem Grunde wurde der Grad der Zustimmung noch für eine weitere Aussage aus dem<br />
Bereich der outputorientierten Steuerung abgefragt. Diese wird in Kapitel 3.4.9 dargestellt.<br />
3.4.5 Erhöhung des Personalbedarfes<br />
In Tabelle 8 innerhalb von Kapitel 3.2.4.2 wurde bereits erwähnt, dass ein Großteil der Kassenleiter<br />
der Meinung ist, dass das NKF zu einem erhöhten Buchungsaufwand und einer erhöhten<br />
Personalintensität führe. In der Umfrage unter Kämmerern stimmten der Aussage „Das NKF führt<br />
zu einer Erhöhung des Personalbedarfs“ 79% der Teilnehmer zu. Damit lag die Antwort in der<br />
Rangliste der Aussagen auf Rang 1. 55 Nach den Ausführungen in Tabelle 8 ist zu erwarten, dass die<br />
Zustimmung der Kassenleiter zu dieser Aussage ähnlich ausfallen wird.<br />
55<br />
Steria-Mummert(2008), S. 26<br />
39
Erhöhung des Personalbedarfs im NKF<br />
k.A.; 0,00%<br />
stimme<br />
überhaupt<br />
nicht zu;<br />
1,47%<br />
stimme<br />
weniger zu;<br />
8,82%<br />
stimme voll<br />
zu; 50,00%<br />
neutral;<br />
19,12%<br />
stimme etwas<br />
zu; 20,59%<br />
Diagramm 21 - Zustimmung zur Aussage: "Erhöhter Personalbedarf"<br />
Die Zustimmung zu der oben genannten Aussage liegt auch bei den Kassenleiterinnen und<br />
Kassenleitern mit ca. 70% auf Rang 1 der nach Zustimmung geordneten Liste. Der Anteil der<br />
Personalausgaben an allen Ausgaben innerhalb des Verwaltungshaushaltes lag im Jahr 2008 für alle<br />
kreisangehörigen Gemeinden Nordrhein-Westfalens bei durchschnittlich 23,98% 56 . Mit der<br />
Einführung des NKF wäre also nach Einschätzung der Kämmerer und Kassenleiter damit zu<br />
rechnen, dass sich dieser Anteil erhöht. Es wäre also interessant, ob diese Einschätzung anhand der<br />
nächsten Vierteljahresstatistik des Landesbetriebes Informationstechnik NRW nachvollzogen<br />
werden kann.<br />
3.4.6 Kameralistik als ausreichendes Buchungssystem<br />
Das NKF hat die bis dahin gültige Kameralistik abgelöst. In Norwegen buchen die Kommunen<br />
bereits seit 1924 mit einem System der doppelten Buchführung. Dieses System solle in den letzten<br />
Jahren vermehrt zu einem System der kaufmännischen doppelten Buchführung weiterentwickelt<br />
werden. 57 MONSEN geht davon aus, dass ein solches System jedoch für die Belange der öffentlichen<br />
Verwaltung nicht passend sei, da das „[…]Gemeinderechnungswesen immer noch die<br />
kameralistischen Zwecke erfüllen (Verwaltung öffentlicher Einnahmen[…] und Haushaltskontrolle)<br />
[soll]. Darüber hinaus soll die Zahlungskontrolle […], die ein wichtiger kameralistischer Zweck ist,<br />
im Gemeindebereich in Norwegen fortgeführt werden.“ 58 Im Ergebnis führe dies dazu, dass neben<br />
der verpflichtend zu führenden doppelten Buchführung eine Nebenrechnung aufgebaut werden<br />
müsse, um genau die kameralistischen Zwecke zu erfüllen. Aus diesem Grunde plädiert er dafür, die<br />
kameralistische Buchführungsmethode in das Gemeinderechnungswesen in Norwegen wieder<br />
einzuführen. 59 Demnach wäre das kamerale Buchführungssystem für die Zwecke der öffentlichen<br />
Verwaltung absolut ausreichend. Die Kassenleiter wurden befragt, ob sie diese Einschätzung teilen,<br />
56<br />
Eigene Berechnung, auf Basis der „Vierteljährliche Kassenergebnisse der Gemeinden/GV-Ausgaben“, Abgerufen im<br />
Internet unter http://www.landesstatistik.nrw.de Tabellencode: 71137-01iz, Abruf am 15.07.2009<br />
57<br />
vgl. Monsen(2006), S.32<br />
58<br />
ebd., S. 39<br />
59<br />
ebd.<br />
40
indem sie ihre Zustimmung zu der Aussage „Die Kameralistik ist ein für kommunale Zwecke<br />
ausreichendes Rechnungswesen.“ angeben sollten.<br />
Die Kameralistik reicht für kommunale Zwecke aus.<br />
k.A.; 2,94%<br />
stimme<br />
überhaupt<br />
nicht zu;<br />
4,41%<br />
stimme voll<br />
zu; 22,06%<br />
stimme<br />
weniger zu;<br />
25,00%<br />
stimme etwas<br />
zu; 23,53%<br />
neutral;<br />
22,06%<br />
Diagramm 22 - Zustimmung zur Aussage: "Die Kameralistik reicht aus"<br />
Dieser Aussage stimmen 45% der teilnehmenden Kassenleiterinnen und Kassenleiter zu. Im<br />
Vergleich dazu sind 29% der Teilnehmer der Meinung, dass die Kameralistik kein für kommunale<br />
Zwecke ausreichendes Buchführungssystem sei. Unklar bleibt hierbei jedoch, ob die sogenannte<br />
erweiterte Kameralistik dem NKF vorzuziehen wäre oder ob sich diese Einschätzung vielleicht nach<br />
einer längeren Zeitspanne des Produktivbetriebes ändert.<br />
3.4.7 Nutzung betriebswirtschaftlicher Standardsoftware<br />
Als weiterer Vorteil für die Einführung des NKF galt auch, dass es mit der Umstellung auf<br />
kaufmännische Buchführung gleichzeitig auch möglich sei, betriebswirtschaftliche<br />
„Standardsoftware“ nutzen zu können. Neben dem Vorteil der Übersicht innerhalb des<br />
Gesamtabschlusses mit allen Beteiligungen der Kommune, nennt RIDDER eben auch „the<br />
possibility of using standard accrual accounting software“ 60 als starkes Argument dafür, dass das<br />
NKF in seinem Entwurf auf den Regelungen für die doppelte Buchführung innerhalb der<br />
Privatwirtschaft gelte. Damit verbunden ist die Annahme, dass die Nutzung von Standardsoftware<br />
auch zu Einsparungen führen könnte, da keine Entwicklungskosten getragen werden müssten. Wie<br />
auch Tabelle 13 zu entnehmen ist, rangiert die Implementation der Software auf Rang 2 der größten<br />
Aufwandstreiber bei der Einführung des NKF. Aus diesem Grunde sollte die Aussage „Das NKF<br />
erleichtert die Nutzung betriebswirtschaftlicher Software.“ nach dem bekannten Muster beurteilt<br />
werden. Die Zustimmung zu dieser Aussage innerhalb der Gruppe der Kämmerer liegt mit 32% auf<br />
Rang 11 von 13 Rängen in der Liste der Zustimmungen. 61 Die Zustimmung innerhalb der<br />
Kassenverwalter ist in Diagramm 23 dargestellt.<br />
60<br />
Ridder, et al. (2005), S.449. Eine vergleichbare Aussage treffen Budäus et al. (2005), S. 52<br />
61<br />
Steria-Mummert(2008), S.26<br />
41
Diagramm 23 - Zustimmung zur Aussage: "Nutzung betriebswirtschaftlicher Software"<br />
Auch in diesem Fall sind sich Kämmerer und Kassenleiter nahezu einig. 29% der Kassenleiter<br />
stimmen der o.g. Aussage zu. Mit 35% ist jedoch ein größerer Teil einer gegenteiligen Ansicht. Aus<br />
der Publikation von Steria-Mummert geht jedoch nicht hervor, wie hoch der Anteil der „Nicht-<br />
Zustimmung“ unter den Kämmerern ist. Dennoch kann festgehalten werden, dass das Argument,<br />
das NKF erleichtere die Nutzung betriebswirtschaftlicher Standard-Software so keine Zustimmung<br />
der Kassenleiter findet.<br />
Hierfür spricht auch, dass die Produkte der Softwareanbieter „KIRP“ und „Infoma“ die beiden<br />
häufigst eingesetzten Softwareprodukte (Diagramm 12) sind. KIRP hatte seine Wurzeln zunächst im<br />
sogenannten IRP. Das IRP stellte hierbei betriebswirtschaftliche Funktionen bereit, die insbesondere<br />
in den kostenrechnenden Einrichtungen der Kommunen genutzt wurden. Später wurde das IRP<br />
dann um Module für die (kamerale) Haushaltsplanung und -ausführung ergänzt und in KIRP<br />
umbenannt. Als weitere Erweiterung wurde die KIRP-Kasse entwickelt, die Haushaltsplanung,<br />
Haushaltsausführung und Zahlungsabwicklung in ein geschlossenes System brachte. Gemeinsam<br />
mit einigen Pilotkommunen wurde die Software anschließend um Elemente für die kommunale<br />
Doppik, also das NKF, ergänzt. Der Ursprung dieser Software ist also eindeutig im Bereich des<br />
kommunalen Rechnungswesens zu sehen und gilt nicht als „Standardsoftware“. Infoma newsystem<br />
kommunal, die häufigst eingesetzte Software ist ebenfalls eine auf kommunale Belange spezialisierte<br />
Software, deren „kameraler“ Kern um die für das NKF benötigten Komponenten erweitert wurde.<br />
Einzig die an Rang drei gelegene SAP-Lösung basiert tatsächlich im Kern auf betriebswirtschaftlicher<br />
Software aus der Privatwirtschaft, für die es spezielle Anpassungen für Kommunen gibt (z.B. den<br />
sog. Kommunalmaster der Datenzentrale Baden-Württemberg). Dies entspricht dem<br />
Vertriebskonzept von SAP, bei dem die sog. „Partner“ das Buchungssystem vertreiben und<br />
entsprechend der Anforderungen anpassen.<br />
3.4.8 Arbeitsabläufe<br />
Traditionell gliederte sich der Ablauf bei der Bearbeitung von Geschäftsvorfällen im<br />
Rechnungswesen in der Kameralistik in mehrere Stufen. Einen Überblick über diese bietet<br />
42
eispielsweise SCHUSTER 62 . Die folgenden Ausführungen sind an diese Quelle angelehnt. Demnach<br />
legt der Rat den Haushaltsplan fest. „Die große Bedeutung des Liquiditätszieles macht auch im<br />
kommunalen Bereich eine zentrale Steuerung der Einnahmen und Ausgaben erforderlich. […]<br />
Gleichwohl wird die Liquiditätssicherung im Bereich der Kommunen traditionell von zwei<br />
Organisationseinheiten wahrgenommen, von der Kämmerei und der Kasse. Der Grund für die<br />
Verteilung dieser an sich zentralen Aufgabe auf zwei „Schultern“, liegt in einer im Vergleich zur<br />
Privatwirtschaft stärkeren Betonung der Führungsfunktion „Kontrolle“ […]“ 63 . Zu dieser<br />
Zweiteilung im Bereich des Rechnungswesens kommt noch die Trennung zwischen der<br />
Anordnungsbefugnis und dem Zahlungsverkehr. Hierbei erteilte der „Anordnungsbefugte“ der<br />
Gemeindekasse den Auftrag eine Auszahlung zu leisten oder eine Einzahlung anzunehmen und zu<br />
verbuchen. Das formell in § 6 GemKVO geregelte Verfahren ist mittlerweile zugunsten „örtlicher<br />
Regelungen“ weggefallen. Die Neugestaltung der Geschäftsprozesse sowie der Aufbau- und<br />
Ablauforganisation ist eines von mehreren zentralen Themen bei der Einführung des NKF. 64<br />
Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass die Neugestaltung von Geschäftsprozessen im<br />
Rahmen der Arbeitsablauforganisation stets auf eine gewisse Verbesserung des Ausgangszustandes<br />
ausgelegt sein sollte. Vor diesem Hintergrund sollten die Kassenleiter ihre Zustimmung zu der<br />
Aussage, dass sich durch das NKF vereinfachte Arbeitsabläufe ergäben, einschätzen.<br />
Diagramm 24 - Zustimmung zur Aussage: "Vereinfachung der Arbeitsabläufe durch das NKF"<br />
In diesem Fall fällt das Ergebnis der Einschätzung sehr eindeutig aus. Etwas mehr als 69% der<br />
Befragten stimmen der Aussage „Durch das NKF ergeben sich vereinfachte Arbeitsabläufe“<br />
überhaupt nicht oder weniger zu. Es bleibt jedoch unklar, ob diese Einschätzung nur der Tatsache<br />
geschuldet ist, dass Veränderungen häufig auch Widerstände innerhalb der Gruppe der Betroffenen<br />
hervorrufen. Aus diesem Grunde wurde auch hier die Rangkorrelation in Abhängigkeit zum<br />
Umstellungsdatum ermittelt.<br />
62<br />
Schuster(2005), S. 179f.<br />
63<br />
ebd., S. 179<br />
64<br />
vgl. zum Beispiel: Innenministerium(2008),S. 544<br />
43
2<br />
6 • ( r − s<br />
i<br />
)<br />
i = 1<br />
R = 1 −<br />
3<br />
n − n<br />
⇒ R = 1 −<br />
6 • 33 .950 ,75<br />
3<br />
65 − 65<br />
⇔ R = 1 −<br />
203.705,50<br />
274.560<br />
⇔ R = 1 − 0 .741<br />
⇒<br />
R<br />
≈<br />
0 , 26<br />
n<br />
∑<br />
Formel 5 - Rangkorrelation Jahr der Einführung und Vereinfachung Arbeitsabläufe<br />
Demnach ergibt sich ein Rangkorrelationskoeffizient von 0,26. Dieser Wert deutet auf einen<br />
mäßigen Zusammenhang zwischen dem Umstellungsdatum und der Einschätzung, dass das NKF<br />
die Arbeitsabläufe verbessern kann, hin. Zu beachten ist hierbei, dass die Antworten für das<br />
Einführungsjahr umkodiert wurden. Dabei wurde dem Jahr 2005 der Wert 6 zugeordnet und dem<br />
Jahr 2009 der Wert 1. Dies bedeutet, dass ein früheres Einführungsjahr (also auch mehr Erfahrung<br />
im Produktivbetrieb) tendenziell dazu führt, dass die Zustimmung zur genannten Aussage besser<br />
ausfällt. Erklären lässt sich dieses Phänomen damit, dass ein Teil der Teilnehmer zum Zeitpunkt der<br />
Umfrage erst seit einem halben Jahr im Produktivbetrieb waren. Dabei ist es zumindest<br />
nachvollziehbar, dass gerade in der Anfangsphase noch nicht alle Abläufe reibungslos funktionieren<br />
(s.a. 3.4.10).<br />
3.4.9 Unerlässliche Outputorientierung<br />
In Diagramm 20 wurde bereits dargestellt, dass mehr als die Hälfte der Kassenleiterinnen und<br />
Kassenleiter der Ansicht sind, das NKF ermögliche die outputorientierte Steuerung. Vor diesem<br />
Hintergrund wäre es durchaus wissenswert, ob die outputorientierte Steuerung aus Sicht der<br />
Zahlungsabwicklung überhaupt wichtig ist. Es wurde also die Zustimmung zur Aussage „Die<br />
outputorientierte Steuerung ist aus Sicht der Zahlungsabwicklung unerlässlich“ erfragt.<br />
44
Diagramm 25 - Zustimmung zur Aussage: "Unerlässliche Outputorientierung"<br />
Wie in Diagramm 25 zu erkennen ist, stimmten dieser Aussage etwa 19% der Befragten zu.<br />
Ungefähr 43% sehen diese Aussage neutral und weitere 30% stimmen der Aussage weniger oder<br />
überhaupt nicht zu. Es lässt sich also feststellen, dass der Großteil der Kassenleiterinnen und<br />
Kassenleiter der Meinung sind, das NKF würde die Outputorientierung fördern. Diese Eigenschaft<br />
des NKF wird jedoch von nur etwa einem Fünftel der Teilnehmer als unerlässlich angesehen.<br />
3.4.10Verbesserung nach „Kinderkrankheiten“<br />
Im Zusammenhang mit der im Vergleich zur Einstellung der Kämmerer eher negativen<br />
Grundeinstellung der Kassenleiter zum NKF, die darauf hindeutet, dass das NKF als Ganzes nicht<br />
als „gutes“ Buchführungssystem angesehen wird, wurden die Teilnehmer bezüglich ihrer Einstellung<br />
zur Aussage „Wenn die »Kinderkrankheiten« überwunden sind, wird das NKF ein sehr gutes<br />
Buchführungssystem werden.“ befragt. Hiermit sollte herausgefunden werden, ob sich das<br />
„Ansehen“ des NKF unter den Kassenleitern mit Blick auf die Zukunft noch ändern könnte.<br />
45
Diagramm 26 - Zustimmung zur Aussage: "sehr gutes Buchführungssystem nach den »Kinderkrankheiten«“<br />
Im Vergleich zu Diagramm 8 fällt der Ausblick in die Zukunft durchaus weniger pessimistisch aus.<br />
Während die eigene Einstellung der Kassenleiter zum NKF noch von 22% als negativ bezeichnet<br />
wurde, stimmen der Aussage, das NKF werde in Zukunft ein sehr gutes Buchführungssystem nur<br />
noch 13% weniger oder überhaupt nicht zu. Auch hier wäre es interessant zu erfahren, ob die<br />
beiden Erkenntnisse zusammenhängen, ob also tendenziell diejenigen, die ihre eigene Stimmung<br />
positiver einschätzen auch die Zukunftschancen des NKF positiver einschätzen. Also wurde auch<br />
hier der Spearman’sche Rangkorrelationskoeffizient ermittelt. In diesem Fall konnten nur 59<br />
Angaben gewertet werden, da der Anteil von 13%, die keine Angaben gemacht haben 9 Antworten<br />
entspricht.<br />
6 • ( r − s<br />
i<br />
i = 1<br />
R = 1 −<br />
3<br />
n − n<br />
⇒ R = 1 −<br />
6 • 13 .242<br />
3<br />
59 − 59<br />
⇔ R = 1 −<br />
79.455<br />
205.320<br />
⇔ R = 1 − 0 .387<br />
⇒<br />
R<br />
≈<br />
0 ,61<br />
n<br />
∑<br />
)<br />
2<br />
.5<br />
Formel 6 - Rangkorrelation eigene Einstellung zum NKF und „sehr gutes Buchführungssystem nach<br />
»Kinderkrankheiten«“<br />
Mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,61 liegt ein mäßig hoher Zusammenhang zwischen der<br />
eigenen Einstellung der Kassenleiterinnen und Kassenleitern gegenüber dem NKF und der<br />
Einschätzung, dass das NKF nach Wegfall der „Kinderkrankheiten“ ein sehr gutes<br />
46
Buchführungssystem werde vor. Dies bedeutet also, dass eher diejenigen, die ohnehin schon eine<br />
positive Einstellung gegenüber dem NKF haben auch die Zukunftsfähigkeit des NKF positiver<br />
beurteilen.<br />
3.4.11Zusammenarbeit mit der Kämmerei<br />
Den Erfahrungen des Verfassers nach wurde das NKF zumeist sowohl von der Kämmerei, als auch<br />
von den Stadt- und Gemeindekassen eingeführt. Bei den meisten Kommunen wurde hierzu eine<br />
Projektgruppe gebildet (s. Tabelle 10). Bei der Einführung des NKF mussten aus den in der<br />
Einleitung genannten Gründen einige Aufgaben neu definiert und entsprechend abgegrenzt werden.<br />
Diese neuen Zuständigkeiten könnten dazu führen, dass eine gewisse „Rivalität“ zwischen den<br />
beiden Organisationseinheiten entsteht, da mit verbreitertem Aufgabenspektrum auch<br />
Leitungsspannen und damit besoldungsrechtliche Einordnungen wachsen könnten. Der Verfasser<br />
ging also davon aus, dass die Zusammenarbeit zwischen der Kämmerei und der Gemeindekasse eher<br />
negativ beurteilt würde. Hierin hätte auch ein Erklärungsmuster für die unterschiedliche Einstellung<br />
zum NKF zwischen Kämmerern und Kassenleitern liegen können.<br />
„Die Zusammenarbeit mit der Kämmerei war bei der Einführung des NKF hervorragend“ war aus<br />
diesem Grunde die Aussage, zu dem die Zustimmung eingeschätzt werden sollte.<br />
Diagramm 27 - Zustimmung zur Aussage: "Die Zusammenarbeit mit der Kämmerei war hervorragend"<br />
Die Einschätzung des Verfassers, dass eventuell bestehende Rivalitäten insbesondere bei der<br />
Einführung des NKF dazu führen würden, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden<br />
Hauptbeteiligten leidet, wird anhand der Einschätzung der Kassenleiter widerlegt. Fast 65% der<br />
Befragten stimmten der Aussage etwas oder voll zu. Lediglich etwa 11% stimmten überhaupt nicht<br />
oder weniger zu. Die Zusammenarbeit bei der Einführung kann also nicht als Begründung für die<br />
negative Einstellung gegenüber dem NKF herangezogen werden. Wahrscheinlicher wäre es, die<br />
Kausalität in einem anderen Bereich zu finden. Etwa in den Gesetzesgrundlagen oder der<br />
mangelnden Unterstützung durch den Gesetzgeber.<br />
3.4.12Informationen des NKF helfen der Zahlungsabwicklung<br />
Analog zur Einschätzung von ca. 40% der Kassenleiter, dass der Nutzen des NKF im Bezug auf die<br />
Zahlungsabwicklung gering sei, ist zu erwarten, dass die Kassenleiterinnen und Kassenleiter<br />
47
ebenfalls nicht der Meinung sind, dass die durch das NKF neu verfügbaren Informationen die<br />
Zahlungsabwicklung in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.<br />
Diagramm 28 - Zustimmung zur Aussage: "Die neuen NKF-Informationen unterstützen die Zahlungsabwicklung"<br />
Die Daten in Diagramm 28 stimmen mit den in Diagramm 10 dargestellten Werten im Groben<br />
überein. Hierbei stimmen 41% der Befragten der Aussage nicht zu, die Zahlungsabwicklung würde<br />
durch die neueren Daten unterstützt. Diese beiden Aussagen decken sich also. Dies deutet erneut<br />
daraufhin, dass der Kernbereich der Reformen, die durch das NKF angestoßen wurden, außerhalb<br />
der Zahlungsabwicklung, respektive der „alten“ Gemeindekassen liegt. Diese Aussage ist auch<br />
deswegen verständlich, da erklärtes Ziel der Reform tatsächlich die Abkehr von der rein<br />
finanzmittelgesteuerten Einnahme- und Ausgaberechnung hin zu einem<br />
Ressourcenverbrauchskonzept war. Häufig genannter Kern der neuen Steuerungsinformationen<br />
sind die Abschreibungen, die den Werteverzehr von Anlagevermögen darstellen. So schätzen 92%<br />
der Kämmerer die Steuerungsinformationen der Abschreibungen als wichtig ein. 65 Die Wichtigkeit<br />
des Kapitalflusses wird aus der Quelle jedoch nicht ersichtlich. Hier wäre es unter Umständen<br />
interessant, wie die Kämmerer zu „Kassenthemen“ stehen und in welchem Verhältnis der<br />
Kapitalfluss und der Werteverzehr in ihrer Wichtigkeit stehen.<br />
3.4.13Das NKF betrifft die Haushaltsausführung<br />
In Fortführung des Gedankens, dass das NKF für die Zahlungsabwicklung keine wichtigen<br />
Informationen bereitstellt, kann angenommen werden, dass das NKF tendenziell eher den Bereich<br />
außerhalb der Zahlungsabwicklung, also die Haushaltsausführung betrifft. Die Kassenleiterinnen<br />
und Kassenleiter wurden hier befragt, inwiefern sie der Aussage „Das NKF betrifft eigentlich nur die<br />
Haushaltsausführung und nicht die Zahlungsabwicklung.“ zustimmen. Zu erwarten ist hier, dass<br />
dieser Aussage ähnlich zugestimmt wird, wie der vorherigen Aussage nicht zugestimmt wurde.<br />
65<br />
Steria-Mummert(2008), S. 30<br />
48
Diagramm 29 - Zustimmung zur Aussage: "Das NKF betrifft eigentlich nur die Haushaltsausführung"<br />
Im Kontrast zu den Erkenntnissen aus dem vorherigen Kapitel stimmen mehr als 30% der Aussage<br />
weniger oder überhaupt nicht zu. Hier besteht also zunächst ein Widerspruch. Allerdings gibt es<br />
mehrere Erklärungsmuster für die Abweichung. So wäre es denkbar, dass das NKF zwar keine neuen<br />
Informationen für die Zahlungsabwicklung bereitstellt, dass aber dennoch Änderungen für die<br />
Gemeindekassen eintreten. Diese Änderungen leisten jedoch offensichtlich keinen Beitrag zu einer<br />
verbesserten Informationslage. Es liegt also nahe, die Änderungen bezüglich der<br />
Zahlungsabwicklung als negativ einzuschätzen. Weiterhin könnte auch ein Einfluss des NKF<br />
außerhalb von Zahlungsabwicklung und Buchführung gesehen werden, der zum Beispiel in einer<br />
für den Bürger erhöhten Transparenz liegt.<br />
3.4.14Gesamtüberblick über den „Konzern Kommune“<br />
Die letzte der aufgeführten Zustimmungsfragen behandelte wiederum eine Aussage, die auch in der<br />
Umfrage der Kämmerer bewertet wurde. Ein weiteres Ziel des NKF ist es, auf längere Sicht eine<br />
Gesamtkonsolidierung über alle Einzelorganisationen innerhalb des „Konzerns“ Kommune zu<br />
erreichen. Hierzu wurde bereits eine neue landesweite Projektgruppe eingerichtet, welche sich um<br />
den „Gesamtabschluss“ kümmert, welcher ab dem Haushaltsjahr 2010 verpflichtend wird. Der<br />
Bezug zur Zahlungsabwicklung ist zunächst nicht evident. Allerdings soll mit dieser Aussage<br />
abgeschätzt werden, inwieweit sich die Kassenleiterinnen und Kassenleiter auch außerhalb ihres<br />
eigentlichen Aufgabenbereiches mit NKF-Themenstellungen befassen. Die Aussage „Das NKF<br />
fördert den Gesamtüberblick über den »Konzern Kommune« wurde von 76% der Kämmerer<br />
zustimmend beurteilt. 66 Damit lag diese Aussage auf Rang 2. Auch die Kassenleiter wurden<br />
daraufhin nach ihrer Zustimmung befragt.<br />
66<br />
Steria-Mummert (2008), S.26<br />
49
Diagramm 30 - Zustimmung zur Aussage: "Das NKF fördert den Gesamtüberblick über den »Konzern Kommune«"<br />
Insgesamt stimmen 66% der Aussage zu, dass das NKF den Gesamtüberblick über den Konzern<br />
Kommune fördert. Dieser Anteil bleibt zwar hinter dem der Kämmerer zurück, jedoch liegt diese<br />
Aussage auch unter den Kassenleiterinnen und Kassenleitern auf Rang 2. Aus Sicht des Verfassers ist<br />
dieser hohe Anteil jedoch nicht so eindeutig zu beurteilen, wie er zunächst scheint. Mit dem<br />
„Konzern Kommune“ ist in diesem Fall nicht die Gemeindeverwaltung im engeren Sinne gemeint,<br />
die nun Konzern genannt wird, da sie nach einem Buchungssystem, welches der Privatwirtschaft<br />
entlehnt ist, bucht. Vielmehr soll mit dem Schlagwort berücksichtigt werden, dass eine Kommune<br />
eben nicht nur ihren Kernhaushalt verantwortet, sondern auch über Beteiligungen an Unternehmen<br />
beteiligt ist, die privatwirtschaftlich geführt werden. So hat der größte Teil der Kommunen seine<br />
Ver- und Entsorgung mittlerweile aus dem Haushalt in privatwirtschaftliche Betriebe ausgegliedert,<br />
die zumeist einen nicht geringen Anteil an der Konsolidierung des Kernhaushaltes haben. Diese<br />
Verflechtungen darzustellen ist das Ziel der Darstellung als „Konzern Kommune“. Aus diesem<br />
Grunde ist die Zustimmung zu der Aussage vorsichtig zu beurteilen, da davon auszugehen ist, dass<br />
jeweils das beurteilt wurde, was individuell unter dem Begriff „Konzern Kommune“ verstanden<br />
wurde.<br />
3.5 Freie Äußerungen der Teilnehmer<br />
Im letzten Teil des Fragebogens wurden zum Einen Daten über die Meinung der Teilnehmer<br />
bezüglich der Umfrage eingeholt. Zum Anderen hatten Sie die Möglichkeit, freie Kritik zum NKF zu<br />
äußern. Diese freie Kritik soll hier aufgegriffen und dargestellt werden.<br />
3.5.1 Änderungswünsche an das NKF<br />
Die Teilnehmer wurden befragt, welche Änderungen sie vornehmen würden, falls Sie die<br />
Möglichkeit hätten, das NKF zu verbessern. Da es sich bei der Frage um eine offene Frage handelte,<br />
können hier nur die Kernaussagen dargestellt werden.<br />
Zu der Frage „Wenn Sie die Möglichkeit hätten, das NKF zu verbessern, was würden Sie ändern?“<br />
haben insgesamt 32 Teilnehmer eine Aussage getätigt. Darunter sind 3 Aussagen, mit denen die<br />
teilweise oder vollständige Wiedereinführung der Kameralistik vorschlagen wird. Sieben Teilnehmer<br />
teilten mit, dass Sie zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen könnten, da noch nicht<br />
50
genügend Erfahrungen gesammelt seien. Keine Änderungswünsche für den Bereich der<br />
Zahlungsabwicklung gaben sechs Teilnehmer an. Nach deren Ansicht sei das NKF im Bereich der<br />
Zahlungsabwicklung bereits ausgereift, oder habe sich gegenüber den vorherigen Aufgaben nicht<br />
besonders verändert. Drei Antworten zielen darauf ab, dass NKF dem „echten“ kaufmännischen<br />
Rechnungswesen weiter anzugleichen und die Finanzrechnung abzuschaffen. Ebenso viele<br />
Teilnehmer fordern weitere Vereinheitlichungen im Rechnungswesen, sowohl innerhalb der<br />
Kommunen Nordrhein-Westfalens (Stichwort: Verbindlicher Produkt- und Kontenplan), als auch<br />
innerhalb aller Behörden des Bundes und Landes (Stichwort: NKF in der gesamten öffentlichen<br />
Verwaltung).<br />
Diese letzte Forderung wurde innerhalb der Landesverwaltung Nordrhein-Westfalens bereits<br />
aufgegriffen. Unter dem Projektnamen „EPOS.NRW“ wurde vom Finanzministerium NRW ein<br />
Projekt zur Reform des Haushalts- und Rechnungswesens der Landesverwaltung gestartet. Man<br />
verfolgt hiermit das Ziel eine „integrierte Verbundrechnung mit doppelter Buchführung“ zu<br />
entwickeln. Im Unterschied zum NKF soll in diesem System die Kosten- und Leistungsrechnung ein<br />
höheres Gewicht enthalten, da diese die Daten für die Haushaltsplanung und -rechnung liefern<br />
soll. 67 Die vollständige Umstellung soll im Jahr 2016 erfolgt sein, ab dann soll der flächendeckende<br />
Echtbetrieb starten.<br />
Die Forderung nach dem Wegfall der Finanzrechnung ist indes auch nicht neu, da diese, wie bereits<br />
genannt, in der kaufmännischen Doppik so nicht normiert ist. Auch aus der beruflichen Praxis des<br />
Verfassers wird die Finanzrechnung häufig kritisiert, da der Mehrwert an Informationen den<br />
Aufwand der gesonderten Buchung nicht rechtfertige. Die Liquiditätsplanung könnte auch<br />
unabhängig von einer normierten Finanzrechnung erfolgen. Die Finanzrechnung stellt die dritte<br />
Komponente im sog. „Drei-Komponenten-System“ dar. LÜDER führt hierzu aus: „Die<br />
Einbeziehung der Finanzrechnung in den doppischen Verbund hat […] den Vorteil, dass eine nach<br />
der direkten Methode erstellte und damit auch zur unterjährigen Finanzsteuerung einsetzbare<br />
Finanzrechnung das gleiche hohe und der Doppik immanente Zuverlässigkeitsniveau besitzt, wie die<br />
Ergebnisrechnung und die Vermögensrechnung“ 68 . Inwieweit diese Forderung jedoch auch durch<br />
ein weniger aufwändiges System zu erreichen wäre (etwa durch die Nutzung der Daten aus dem<br />
Bankverkehr oder ein evtl. ohnehin vorhandenes Forderungs- / Schuldenmanagement), kann hier<br />
nicht abschließend beurteilt werden.<br />
3.5.2 Meinung der Teilnehmer zu der Umfrage<br />
Zum Abschluss sollten die Teilnehmer noch die Art und Weise der Umfrage, das Thema der<br />
Umfrage und die Umfrage insgesamt mit Hilfe von Schulnoten bewerten. Das Ergebnis dieser<br />
Beurteilung ist Diagramm 31 zu entnehmen.<br />
67<br />
Vgl. Internetquelle: EPOS.NRW, „Reformbereich Rechnungswesen“,<br />
https://www.epos.nrw.de/reformbereiche/rechnungswesen-1 , Abruf am 18.07.2009<br />
68<br />
Lüder(2004), S. 110<br />
51
Diagramm 31 - Beurteilung der Umfrage<br />
Wie zu sehen ist, sind die Teilnehmer der Umfrage durchaus sowohl mit der Art und Weise der<br />
Umfrage, dem Thema der Umfrage als auch der Umfrage insgesamt zufrieden. Der vorhergehenden<br />
Frage ist allerdings zu entnehmen, dass die Umfrage wohl zu früh veranstaltet wurde. Eine erneute<br />
Befragung zu einem späteren Zeitpunkt könnte vermutlich Aussagen ermitteln, deren Beurteilung<br />
allein schon deswegen fundierter wären, da die Kassenleiterinnen und Kassenleiter zu einem<br />
späteren Zeitpunkt mehr Erfahrungen im täglichen Umgang mit dem NKF sammeln konnten.<br />
52
4 Zusammenfassung<br />
In diesem abschließenden Kapitel werden die Ergebnisse dieser <strong>Masterarbeit</strong> zusammengefasst. Der<br />
Verfasser zieht ein Fazit über die gewonnenen Erkenntnisse.<br />
Mit der Einführung des NKF wurde die traditionell starke Position der Gemeindekassen als<br />
buchführende Organisationseinheit innerhalb der nordrhein-westfälischen Kommunalverwaltungen<br />
abgeschafft. Der vormals legal definierte Begriff (und damit eine Art Bestandsgarantie) der<br />
Gemeindekasse als Organisationseinheit wurde durch die funktionale Beschreibung der<br />
„Zahlungsabwicklung“ abgelöst. Der Verfasser teilt in diesem Punkt die Auffassung der<br />
Kommunalkassenverwalter, die besagt, dass es sich bei der Einführung des NKF um einen Schritt<br />
mit „epochaler Bedeutung“ handle. 69 Es besteht die Gefahr, dass durch die „ungewohnte“<br />
Eigenständigkeit eine gewisse Konfusion entsteht, da das „Kassenrecht“, welches vormals normierter<br />
Teil des Rechnungswesens war, weggefallen ist.<br />
Diese Konfusion äußert sich beispielsweise in der Feststellung, dass nur 31% der Kassenleiter eine<br />
positive Einstellung bezüglich des NKF angeben, während dieser Anteil bei den Kämmerern bei 75%<br />
liegt.<br />
Insgesamt ergibt sich der Eindruck, dass die Kassenleiter der Auffassung sind, dass ihre Belange bei<br />
der Entwicklung des NKF innerhalb der Pilotkommunen nicht ausreichend berücksichtigt wurden.<br />
Auch die Tatsache, dass nur 12% der Befragten der Ansicht sind, dass alle Belange der kommunalen<br />
Kassen im Gesetz Berücksichtigung fanden, unterstützt diese Ansicht. Im Ergebnis zeigt sich<br />
(zumindest bei einem Teil der Befragten) ein deutlicher Regelungs- und Klarstellungsbedarf.<br />
Die neugewonnene „Freiheit“, die örtlichen Bedürfnisse individuell regeln zu können, wird<br />
durchaus kontrovers eingeschätzt. Der Anteil derer, die hierdurch eine Verbesserung sehen, liegt<br />
genau so hoch, wie der, der genau der gegenteiligen Auffassung ist. Der Verfasser hat den Eindruck,<br />
dass ein Großteil der kommunalen Kassen sich nähere Hinweise durch den Landesgesetzgeber zu<br />
spezifischen Problemen der Zahlungsabwicklung gewünscht hätten. Dieser Wunsch könnte in einer<br />
eventuellen vierten Auflage der Handreichung des Innenministeriums aufgegriffen werden. Eine<br />
Berücksichtigung innerhalb der Evaluation des Gesetzes 70 käme ebenso in Frage.<br />
Es wäre jedoch ebenfalls denkbar, dass die Gemeinden die oben angesprochene Freiheit aktiv dazu<br />
nutzen, ihre Bedürfnisse selbst zu regeln. So könnten bei Bedarf die wesentlichen Regelungsinhalte<br />
der GemKVO in die örtlichen Vorschriften mit aufgenommen werden. Weiterhin wäre es denkbar,<br />
dass der Fachverband der Kommunalkassenverwalter hier eine Koordinierungsfunktion<br />
wahrnimmt, um die Erfahrungen der einzelnen Kassenleiter in konkrete Verbesserungsvorschläge<br />
umzuwandeln. Dieses Vorgehen wurde beispielsweise im „NRW-Kurier 2008“ 71 angekündigt.<br />
Wie bei allen Veränderungsprozessen gilt auch in diesem Fall, dass die Betroffenen einer Neuerung<br />
schon in der Einführungsphase beteiligt werden sollten, um die Akzeptanz für Veränderungen zu<br />
erhöhen. Die Wirkung einer solchen Maßnahme zeigt sich beispielsweise in der Korrelation<br />
zwischen der Projektbeteiligung und der eigenen Einstellung gegenüber dem NKF.<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchung können allerdings Hinweise für künftige Umstellungsprozesse<br />
geben, die sich aus unterschiedlichen Herausforderungen in naher Zukunft ergeben können. Zu<br />
diesen zählen im Bereich der Kommunen insbesondere die anstehende Haushaltskonsolidierung vor<br />
dem Hintergrund einbrechender Gewerbesteuererträge, der sogenannte Gesamtabschluss, bei dem<br />
die Beteiligungen der Kommune mit aufgenommen werden oder die Angleichung an die<br />
International Public Sector Accounting Standards, welche das Ziel verfolgen, das öffentliche<br />
Rechnungswesen international zu standardisieren. Aber auch im Bereich der eingesetzten Software<br />
wird sich, zu mindest bei einigen Kommunen, eine erneute Umstellung ergeben, da einer der<br />
Anbieter die Weiterentwicklung des Produktes auf mittelfristige Sicht einstellt. Die betroffenen<br />
Kommunen werden vermutlich auf ein anderes Softwareprodukt umsteigen müssen.<br />
69<br />
vgl. Kassenverwalter (2003), S. 221<br />
70<br />
Das NKFEG ist nach § 10 NKFEG vier Jahre nach In-Kraft-Treten (01. Januar 2009) zu überprüfen<br />
71<br />
Der NRW-Kurier ist das Mitteilungsblatt des Fachverbandes der Kommunalkassenverwalter NRW. Die Ausgabe 2008<br />
ist als Online-Publikation unter http://www.kassenverwalter.de/cms/files/nrw_kurier_2008.pdf verfügbar. Abruf am<br />
29.05.2009<br />
53
Weiterhin wäre es interessant, die Ergebnisse dieser Umfrage fortzuschreiben, um genauere<br />
Erkenntnisse über die Einstellungen der Kassenleiter erfahren zu können, nachdem diese weitere<br />
Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit dem NKF sammeln konnten, zumal 38% davon ausgehen,<br />
dass das NKF nach Überwindung der „Kinderkrankheiten“ zu einem sehr guten<br />
Buchführungssystem werden wird. Dabei könnten dann weitere Merkmale erhoben werden, die<br />
unter Umständen genauere Auskunft darüber geben, in welchen Bereichen die Ursachen für<br />
negative Einschätzungen zu finden sind.<br />
Im Hinblick auf die Einführung von doppischen Rechnungssystemen in anderen Behörden des<br />
Landes NRW (EPOS) oder des Bundes können die Ergebnisse ebenfalls verwendet werden. Hier sei<br />
zu empfehlen, die Betroffenen bereits bei der Einführung zu beteiligen. Auch eine Sekundäranalyse<br />
ausgewählter Merkmale könnte weitere Erkenntnisse liefern, die im Rahmen dieser <strong>Masterarbeit</strong><br />
nicht untersucht werden konnten.<br />
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Kassenleiterinnen und Kassenleiter der kreisangehörigen<br />
Kommunen in NRW durchaus noch Änderungsbedarf sehen. Der konkrete Bedarf geht jedoch aus<br />
dieser <strong>Masterarbeit</strong> nicht hervor.<br />
Abschließend sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse dieser Befragung nicht ohne<br />
weiteres auf Kreise und kreisfreie Städte oder Verbundkassen übertragen werden können, da diese<br />
nicht Bestandteil der Grundgesamtheit waren.<br />
54
5 Literaturverzeichnis<br />
Budäus, Dietrich, „Manifest zum öffentlichen Haushalts- und Rechnungswesen in Deutschland“,<br />
Publikation der KGSt und der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh/Köln, 2009, Internetquelle:<br />
http://doppikvergleich.de/uploads/tx_jpdownloads/BS-0154_Berliner_Manifest.pdf, Abruf am<br />
05.07.2009 [Budäus(2009)]<br />
Budäus, Dietrich et al., „Reformen des öffentlichen Haushalts- und Rechnungswesens in<br />
Deutschland – Stand, Konzepte, Entwicklungsperspektiven (Teil 3 und Schluss)“, in:<br />
Verwaltung und Management, Verlag Nomos, Mannheim, Heft 1/2005, S. 48-53<br />
[Budäus(2005)]<br />
Diekmann, Andreas, „Empirische Sozialforschung – Grundlagen, Methoden, Anwendungen“,<br />
Rowohlt, Reinbek, 12. Auflage, 2004 [Diekmann(2004)]<br />
Fachverband der Kommunalkassenverwalter, Landesverband NRW, „Stellungnahme des<br />
Landesverbandes NRW zum NKF-Abschlussbericht und zu den vom NKF-Modellprojekt<br />
vorgelegten gesetzlichen Regelungsentwürfen aus kassenrechtlicher Sicht“, in: Kommunal-<br />
Kassen-Zeitschrift, Verlag Reckinger, Siegburg, Ausgabe 11/2003, S. 221-224<br />
[Kassenverwalter(2003)]<br />
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, „Neues Kommunales Finanzmanagement in<br />
Nordrhein-Westfalen – Handreichung für Kommunen“, 3. Auflage, Düsseldorf, 2008:<br />
Internetquelle: http://www.im.nrw.de/bue/doks/nkf_handreichung2008.pdf , Abruf am:<br />
15.11.2008 [Innenministerium(2008)]<br />
Innenministerkonferenz, Sammlung der zur Veröffentlichung freigegebenen Beschlüsse der 173.<br />
Sitzung der Ständigen Konferenz der Innenminister und –senatoren der Länder am 21.<br />
November 2003 in Jena, Internetquelle:<br />
http://www.berlin.de/imperia/md/content/seninn/imk2007/beschluesse/031121_imk_173.pdf ,<br />
Abruf am 05.07.2009 [IMK(2003)]<br />
Lüder, Klaus , „Das Speyerer Verfahren vor dem Hintergrund neuerer internationaler<br />
Entwicklungen im öffentlichen Rechnungswesen“, 2004, Internetadresse: http://www.hfvspeyer.de/Lueder/Publikationen/Speyerer%20Verfahren.pdf,<br />
Abruf am 10.07.2009<br />
[Lüder(2004)]<br />
Monsen, Norvald, „Das Gemeinderechnungswesen in Norwegen – Eine historische Studie über<br />
den Einfluss des kameralistischen und des Kaufmännischen Rechnungswesens“, in:<br />
Verwaltung und Management, Verlag Nomos, Mannheim, Heft 1/2006, S. 32-40<br />
[Monsen(2006)]<br />
NKF-Netzwerk NRW, „Abschlussbericht zum NKF-Netzwerk 2004-2008“, Internetquelle:<br />
http://www.neues-kommunales-finanzmanagement.de/html/img/pool/2008-12-03_NKF-<br />
Netzwerk_Abschlussbericht.pdf ; Abruf am 02.05.2009 [NKF-Netzwerk(2008)]<br />
Ridder, Hans-Gerd et. al., „Analysis of public management change processes: The case of local<br />
government accounting reforms in Germany“, in: Public Administration, Blackwell<br />
Publishing, Oxford/UK, 2005 [Ridder et al.(2005)]<br />
Schuster, Falko, „Die kommunale Kasse im Wandel und ihre zukünftige Stellung im NKF – Teil<br />
I“, in: Kommunal-Kassen-Zeitschrift, Verlag Reckinger, Siegburg, Ausgabe 9/2005, S. 177-181<br />
[Schuster(2005I)]<br />
Schuster, Falko, „Die Organisation der Finanzbuchhaltung im NKF unter Einbeziehung der<br />
Gemeindekasse – Teil 1“, in: Kommunal-Kassen-Zeitschrift, Verlag Reckinger, Siegburg,<br />
Ausgabe 1/2008, S. 1-6 [Schuster(2008I)]<br />
Schuster, Falko, „Die Organisation der Finanzbuchhaltung im NKF unter Einbeziehung der<br />
Gemeindekasse – Teil 2“, in: Kommunal-Kassen-Zeitschrift, Verlag Reckinger, Siegburg,<br />
Ausgabe 2/2008, S. 25-28 [Schuster(2008II)]<br />
Schuster, Falko, „Neues Kommunales Finanzmanagement (NKF) – eine Zwischenbilanz – Was hat<br />
das Projektteam dazugelernt? Was ist weiterhin zu bemängeln?“ in: Der Gemeindehaushalt,<br />
Verlag Kohlhammer, Stuttgart, Ausgabe 7/2003, S. 148-151 [Schuster(2003)]<br />
Steria Mummert Consulting AG (Hg.), „Ergebnisse der NKF-Befragung 2008“, Internetquelle:<br />
http://www.im.nrw.de/imshop/shopdocs/nkf_befragung2008.pdf, Abruf am: 02.05.2009<br />
[Steria-Mummert(2008)]<br />
Hinweis: Die genutzten Internetangebote des Landes NRW, bzw. des NKF-Netzwerkes sind jeweils<br />
direkt in den Fußnoten vollständig zitiert<br />
55