Ausgabe 6 / 2012 - technik + EINKAUF
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<strong>EINKAUF</strong> PRAXIS<br />
Mythen im E-Procurement<br />
Outsourcing von Beschaffungsprozessen nicht immer die beste Wahl<br />
Für Unternehmen wird die Auslagerung bestimmter Segmente aus der Beschaffung ein immer<br />
wichtigeres Instrument zur Optimierung ihrer Prozesse. Wenn allerdings die klare Strategie fehlt oder<br />
unrealistische Erwartungen bestehen, können sich die Bemühungen letztendlich negativ auswirken.<br />
In der Branche kursieren zahlreiche Missverständnisse und Vorurteile<br />
– keine guten Voraussetzungen für den Start einer erfolgreichen<br />
Prozessauslagerung. Im Folgenden wird mit den gängigen Mythen<br />
rund um das Thema Outsourcing in der Beschaffung aufgeräumt.<br />
Die Reduzierung der Personalkosten bringt<br />
1<br />
die größte Einsparung<br />
Zwar führen Optimierungen der Personalkosten durch Konsolidierung<br />
und Skaleneffekte zu Ersparnissen, der größere Gewinn<br />
wird aber über die Reduktion der <strong>Ausgabe</strong>n generiert. Grundvoraussetzungen<br />
hierfür sind fundierte Kenntnisse des Versorgungsmarkts,<br />
der Warengruppen und eine hervorragende Aufstellung<br />
der Beschaffungsprozesse. Auch mit Hilfe von Service-Anbietern<br />
aus dem Segment der Beschaffungsauslagerung lassen sich signifikante<br />
Einsparungen erzielen welche mit den limitierten, unternehmenseigenen<br />
Ressourcen oft nicht zu bewerkstelligen sind. Dies<br />
gilt im Besonderen für nicht betreute Warengruppen. Außerdem<br />
liefern Service-Anbieter zu geringeren Kosten größere Effizienz,<br />
da sie Prozesse global vereinheitlichen und standardisieren können.<br />
Auf diese Weise entstehen zusätzliche Kapazitäten die für<br />
strategische Initiativen genutzt werden können, wovon die gesamte<br />
Wertschöpfungskette des Einkaufs profitiert.<br />
4<br />
Beschaffungsauslagerung führt zum Kontrollverlust in Sachen<br />
Strategie und Prozesse<br />
Bei einer erfolgreichen Auslagerung der Beschaffung sind die Service-Anbieter<br />
optimal in das Unternehmen integriert. Angefangen<br />
von den strategischen Zielen bis hin zur operativen Unternehmenskultur<br />
fungieren sie sozusagen als virtuelle Verlängerung des<br />
unternehmenseigenen Einkaufs. Um weiterhin die Kontrolle über<br />
alle Aspekte der Beschaffung zu behalten, kann das Unternehmen<br />
außerdem folgende Initiativen starten:<br />
■ Eine genaue Bestimmung von Subprozessen und Warengruppen<br />
die ausgelagert beziehungsweise im Hause verbleiben sollten.<br />
■ Ein starkes Projekt-Management während der Transition, eine effiziente<br />
Steuerung sowie Change Management erhöhen den Erfolg.<br />
■ Die Entwicklung von angemessenen Service-Levels und Metriken,<br />
abgestimmt auf die Geschäftsziele, schafft nachhaltige Effizienz.<br />
Neue Technologie-Plattformen sind<br />
5<br />
der Schlüssel zum Erfolg<br />
Im Zuge der Beschaffungsauslagerung lernt ein Unternehmen Technologien<br />
auf intelligente Weise zu nutzen. Zum Beispiel kann die<br />
Nutzung zusätzlicher, gezielter Software, den Austausch der kom-<br />
Die Auslagerung des Einkaufs generiert Ersparnisse<br />
2<br />
ausschließlich über Preisreduzierungen<br />
Preisverhandlungen mit Lieferanten stellen für das Unternehmen<br />
natürlich ein erhebliches Einsparungspotenzial dar. Daneben gibt<br />
es aber auch Hebel zur Kostenreduktion, die nicht über den Preismechanismus<br />
funktionieren. Vielmehr geht es hierbei um wiederholbare<br />
und konforme Prozesse und Metriken, welche die<br />
Prozess-Performance über die Source-to-Pay-Kette widerspiegeln.<br />
Intelligente und aufeinander abgestimmte Prozesse verbessern<br />
nicht nur die Einhaltung von Compliance-Richtlinien<br />
im Unternehmen, sondern tragen explizit zur Kostenreduktion<br />
bei, weil das Bedarfsmanagement effizienter arbeitet. Umgekehrt<br />
kann beispielsweise die Nicht-Einhaltung von Verträgen,<br />
die Nutzung nicht-gelisteter Lieferanten oder das<br />
bestellen von Waren außerhalb des Warenkorbs zu einem<br />
Verlust von Ersparnissen in Höhe von 30-40 % führen.<br />
Der Einkauf von direkten Materialien<br />
3<br />
kann nicht ausgelagert werden<br />
Während Funktionen wie beispielsweise das Lieferantenbeziehungs-Management<br />
durchaus im Unternehmen verbleiben<br />
sollten, gibt es eine große Anzahl von direkten Einkaufsaktivitäten,<br />
die erfolgreich abgekoppelt und ausgelagert<br />
werden können. Dazu zählen Funktionen wie die Bedarfsplanung,<br />
das Forecasting, <strong>Ausgabe</strong>n- und Rohstoffpreisanalysen<br />
sowie der transaktionale Einkauf.<br />
38 06 / <strong>2012</strong>