Ausgabe 6 / 2012 - technik + EINKAUF
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<strong>EINKAUF</strong> PRAXIS<br />
Stahlmarkt im Krisenmodus?<br />
Gedrosselte Produktion wegen weltweiter Nachfragerückgang<br />
Der Stahlmarkt leidet momentan an der schwächelnden Konjunktur, sowohl in Europa als auch in China.<br />
Um die Preise zu halten, senken die Hersteller ihre Produktion und hoffen auf eine Belebung des Marktes<br />
durch die auf den Weg gebrachten Konjunkturpakete und eine Stabilisierung der Eurokrise.<br />
EEG-Umlage<br />
Belastung steigt auf 260 Mio Euro<br />
Mit der neuen EEG-Umlage steigen die EEG-Kosten der Stahlindustrie<br />
in Deutschland im Jahr 2013 auf rund 260 Mio Euro,<br />
schätzt die Wirtschaftsvereinigung Stahl. „Das wäre ein Anstieg<br />
um fast 50 Prozent und eine erhebliche Belastung für die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Hans Jürgen Kerkhoff,<br />
Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. „Behauptungen, die<br />
Stahlindustrie oder die energieintensiven Industrien in Deutschland<br />
seien vollständig von der EEG-Umlage befreit, sind falsch.“<br />
www.stahl-online.de<br />
Die weiter schwelende Schuldenkrise hat die Nachfrage<br />
nach Stahl in diesem Jahr gedämpft. Das hat die<br />
Preise seit dem Frühjahr für Stahlprodukte wieder<br />
fallen lassen. Die Stahlhersteller reagieren auf den<br />
Trend und passen ihre Produktion an. So wird die Rohstahlproduktion<br />
in Deutschland in diesem Jahr niedriger auskommen als<br />
zu Jahresbeginn erwartet. Statt der noch im Januar prognostizierten<br />
44,0 Mio Tonnen geht die Wirtschaftsvereinigung Stahl nun<br />
von einer Erzeugung in Höhe von rund 42,5 Mio Tonnen aus (minus<br />
4 Prozent). 2011 wurden in Deutschland 44,3 Mio Tonnen<br />
Rohstahl hergestellt. Im bisherigen Jahresverlauf unterschreitet die<br />
Erzeugung den Vorjahreszeitraum um 5 Prozent.<br />
„Ursächlich für die Prognoserevision ist, dass die Konjunktur<br />
stärker als erwartet von der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum in<br />
Mitleidenschaft gezogen wird“, erläutert Hans Jürgen Kerkhoff,<br />
Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf. Einerseits<br />
hätten sich zuletzt insbesondere die Auftragseingänge bei den<br />
Investitionsgüterherstellern in Deutschland verhalten entwickelt,<br />
andererseits seien Händler und Verarbeiter weiterhin bestrebt, ihre<br />
Lagerbestände gering zu halten bzw. nach unten zu fahren. Beides<br />
belaste gegenwärtig die Stahlnachfrage. Die Eintrübung der Stimmungswerte<br />
in wichtigen Abnehmersektoren deute zudem darauf<br />
hin, dass nicht unmittelbar mit einer konjunkturellen Trendwende<br />
zu rechnen sei.<br />
Das sei ein Grund für vorsichtigen Optimismus für 2013: Denn<br />
mit einem nachlassenden Negativtrend aus dem Lagerzyklus dürfte<br />
sich auch die Stahlnachfrage allmählich wiederbeleben. „Sollte<br />
es der Politik gelingen, in den kommenden Monaten die Euro-<br />
Krise einzudämmen und graduell Vertrauen auf den Märkten wieder<br />
herzustellen, dürfte die Marktversorgung mit Walzstahlerzeugnissen<br />
im kommenden Jahr leicht zulegen“, so Kerkhoff.<br />
Weltstahlproduktion sinkt weiter<br />
Nach der neusten Prognose des Weltstahlverbands wird die globale<br />
Nachfrage nach Walzstahlerzeugnissen <strong>2012</strong> um 2,1 Prozent<br />
(1,41 Mrd Tonnen) und 2013 um 3,2 Prozent (1,455 Mrd Tonnen)<br />
zulegen. Im April waren noch Zuwächse von 3,6 Prozent (<strong>2012</strong>)<br />
und 4,5 Prozent (2013) erwartet worden. 2011 war der Weltstahlmarkt<br />
um 6,2 Prozent gewachsen. „Die reduzierten Wachstumserwartungen<br />
spiegeln auch die hartnäckige Konjunkturschwäche<br />
in China wider“, kommentiert Kerkhoff, der seit 2011 den Vorsitz<br />
des Economic Committe von worldsteel inne hat. Positiv sei aber,<br />
dass trotz des bestehenden makroökonomischen Gegenwindes,<br />
der aktuellen konjunkturellen Verunsicherung und der erhöhten<br />
30 06/<strong>2012</strong>