Ausgabe 6 / 2012 - technik + EINKAUF

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EINKAUFSFÜHRER Wälzlager richtig einkaufen Die Wälzlagertechnik sollte vor dem Einkauf fachgerecht bewertet werden Bei der Auswahl von Wälzlagern sehen sich Konstrukteure und Einkäufer regelmäßig mit einer unüberschaubaren Vielfalt an Typen, Ausführungen und Herstellern konfrontiert. Da ein Überblick kaum noch möglich ist, wird oft auf Altbewährtes zurückgegriffen – wertvolle Optimierungspotenziale bleiben so ungenutzt. Ein solides technisches Basiswissen und leistungsfähige Softwaretools können Einkäufern helfen, das anwendungsspezifisch optimale Wälzlager auszuwählen. Allein das DIN-Sortiment enthält tausende unterschiedlicher Wälzlagertypen von weltweit mehreren tausend Herstellern. Für den Einkäufer stellt sich angesichts der schier unüberschaubaren Vielfalt die Frage nach den Kriterien für die richtige Auswahl eines Anbieters. Viele unterschiedliche Faktoren spielen dabei eine Rolle. Am Anfang steht jedoch stets die gleiche Frage, die Einkauf und Technik gemeinsam beantworten müssen: Soll ein benötigtes Wälzlager als Sonderlösung gefertigt werden oder kann eine Standardlösung eingesetzt werden? Maßgeschneiderte Wälzlager, die als Sonderlösung gefertigt werden, stellen rein technisch betrachtet oft das Maß der Dinge dar. Hier können im Idealfall sämtliche Vorgaben und konstruktionsbedingten Parameter optimal berücksichtigt werden. Die Anzahl der technischen Kompromisse ist auf ein absolutes Minimum begrenzt. Kompromissfreude ist dagegen in anderen Bereichen gefragt. Vor allem der Faktor ‚Zeit‘ spielt dabei eine zentrale Rolle. Es beginnt mit der Konstruktionsphase der Wälzlager, in der ein hoher Beratungsaufwand erforderlich ist. Projektlaufzeiten von zwei Monaten sind üblich und deutlich mehr keine Seltenheit. Für die Testphase muss ein Zeitrahmen von drei bis acht Monaten einkalkuliert werden. Haben sich die Prototypen schließlich bewährt, kann die Produktion beginnen. Vorausgesetzt, es wurde alles rechtzeitig und von Anfang an richtig geplant – Produktionsvorlaufzeiten von sechs Monaten sind in der Wälzlagerbranche marktüblich. Es versteht sich von selbst, dass sich dieser Aufwand nur bei hohen Stückzahlen rechtfertigen lässt. Vieles spricht bei Wälzlagern für den Einsatz standardisierter Lösungen. Als Katalog- und Lagerware ist sie schnell beschaffbar, auch in kleinen Stückzahlen verfügbar und im Vergleich zu Sonderlösungen wesentlich kostengünstiger. Aufgrund der mehrstufigen Vertriebsstrukturen der Wälzlagerbranche hat man es als Einkäufer mit Händlern, Werksvertretungen, dem direkten Verkauf der Hersteller und weiteren Dienstleistern zu tun. Ebenso groß sind die Unterschiede in der Qualität und Lebensdauer der angebotenen Wälzlager – ein Low-Cost-Wälzlager hat zudem eine bis zu 60 % geringere Lebensdauer als eine hochwertige Lösung. Entsprechend groß ist die Preisspanne, die bis zu 400 % betragen kann. Die Auswahlkriterien sind dabei alles andere als transparent. Wälzlager aller Leistungsklassen sehen für den Unerfahrenen immer ‚gleich‘ aus, erst recht auf dem Angebotspapier, denn die Produktbezeichnungen sind genormt. Kann man manchen Produkten die Leistungsunterschiede noch konstruktiv – also durch mehr oder größere Kugeln, Nadeln oder Rollen – ansehen, so können auch identische Produkte durch fertigungstechnische Bedingungen erhebliche Lebensdauerunterschiede aufweisen. In dieser Hinsicht gibt es zwar herstellerspezifisch unterschiedliche Ausführungen – beispielsweise verschiedene Käfigmaterialien wie Stahl, Messing oder Kunststoffe – die aber nicht zwingend leistungsrelevant sein müssen. Informationen zur Verfügbarkeit und Wiederbeschaffbarkeit eines bestimmten Lagertyps sind anhand der Katalogdaten ebenfalls nicht ersichtlich. Allerdings gibt es hier Anbieter, die ihren Kunden in Onlinetools Angaben über die ‚Gängigkeit‘ einzelner Lager geben. Unter dem Strich lässt sich jedoch zusammenfassen: Die Auswahl eines Wälzlagerherstellers ist somit in vielerlei Hinsicht Vertrauenssache. ABEG-Quickfinder Neue Werkzeuge für eine optimierte Materialwirtschaft Der Wälzlagerspezialist Findling bietet mit dem Online-Softwaretool ABEG- Quickfinder ein leistungsfähiges Werkzeug, das Transparenz in das weltweite Angebot von Wälzlagern bringt. Das fundierte Know-how des Wälzlagerspezialisten wird in der ABEG-Methode strukturiert aufbereitet und bietet Anwendern folgende Leistungen: ■ Herstellerneutrale Analyse der benötigten Leistungsklasse eines Wälzlagertyps ■ Lebensdauerberechnung aller bauraumrelevanten Wälzlager durch innovative Online-Software ABEG-Quickfinder ■ Gliederung in vier Produktlinien: Premium, Supra, Eco und EasyRoll ■ Berücksichtigung der Marktgängigkeit bei der Lagerauswahl ■ Mehrstufiges, herstellerübergreifendes Qualitätsmanagement und Zertifizierung nach ISO 9001:2008. Eigenes Prüflabor und Leistungsprüfstände für Wälzlager. ■ Konstruktionsunterstützung, Beratung und Schulung durch spezialisierte Anwendungstechniker Eine fachgerechte Beratung ist wichtig, um die passenden Wälzlager unter technischen und wirtschaftlichen Kriterien herstellerneutral und objektiv auswählen zu können. Der ABEG-Quikfinder hilft dabei. 12 06 / 2012

EINKAUFSFÜHRER Drei Fragen an Helmar Birk Welche Lagerarten und in welcher Anzahl kaufen Sie ein? Wir kaufen vor allem Rillen-Kugellager und Gehäuseeinheiten mit Pendel-Rollenlager ein. Die Größenordnung liegt bei den Rillen-Kugellagern im Bereich von 3000 bis 4000 Stück pro Jahr und bei den Gehäuseeinheiten bei 100 bis 200 Stück. Welche Kriterien sind bei Ihnen bei der Auswahl besonders wichtig? Je nach dem zu bestückenden Produkt ändern sich auch die Kriterien. Es gibt einfache Rollen, da ist vor allem der Preis ein Kriterium. Und wenn es ein anspruchsvolles Lager ist, dann definiere ich meine Einsatzbedingungen, das heißt es wird mehr auf die Abdichtung oder Temperaturen Wert gelegt. Für die Auswahl des richtigen Lagers schätze ich das System von Findling, weil es in jeder Preisklasse eine klare Leistung definiert. Das Auswahlsystem vereinfacht für mich die Auswahl entscheidend. In welchen Produkten setzten Sie die Kugellager ein? Wir fertigen Förderbänder, die beim Abbau von Steinen und Erden eingesetzt werden. Da liegt der Anspruch, was die Technologie der Wälzlager angeht, relativ niedrig. Hier sind lediglich die Ansprüche an die Dichtungstechnologie hoch, da die Lager in harten Umweltbedingungen arbeiten müssen. Wir dimensionieren die Lagerungen bei diesen Förderbändern immer großzügig, Kundenspezifikationen gibt es in diesem Bereich praktisch nicht. Die Förderbänder arbeiten mit niedrigen Drehzahlen, Geräuschentwicklung der Lagerung ist hier kein Thema. Lagerabdichtung und stoßartige Belastungen sind die kritischen Punkte bei der Auswahl in diesem Bereich. Helmar Birk, Geschäftsführer und Einkauf, Birk Maschinenbau GmbH & Co KG Bilder: Findling Bild: Birk Maschinenbau Neben den konstruktiven Anforderungen müssen auch wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden. 06 / 2012 13

<strong>EINKAUF</strong>SFÜHRER<br />

Drei Fragen an Helmar Birk<br />

Welche Lagerarten und in welcher Anzahl kaufen Sie ein?<br />

Wir kaufen vor allem Rillen-Kugellager und Gehäuseeinheiten mit Pendel-Rollenlager<br />

ein. Die Größenordnung liegt bei den Rillen-Kugellagern im Bereich von<br />

3000 bis 4000 Stück pro Jahr und bei den Gehäuseeinheiten bei 100 bis 200 Stück.<br />

Welche Kriterien sind bei Ihnen bei der<br />

Auswahl besonders wichtig?<br />

Je nach dem zu bestückenden Produkt ändern sich auch die Kriterien. Es gibt<br />

einfache Rollen, da ist vor allem der Preis ein Kriterium. Und wenn es ein anspruchsvolles<br />

Lager ist, dann definiere ich meine Einsatzbedingungen, das heißt<br />

es wird mehr auf die Abdichtung oder Temperaturen Wert gelegt. Für die Auswahl<br />

des richtigen Lagers schätze ich das System von Findling, weil es in jeder Preisklasse<br />

eine klare Leistung definiert. Das Auswahlsystem vereinfacht für mich die Auswahl<br />

entscheidend.<br />

In welchen Produkten setzten<br />

Sie die Kugellager ein?<br />

Wir fertigen Förderbänder, die beim Abbau von Steinen und<br />

Erden eingesetzt werden. Da liegt der Anspruch, was die<br />

Technologie der Wälzlager angeht, relativ niedrig. Hier<br />

sind lediglich die Ansprüche an die Dichtungstechnologie<br />

hoch, da die Lager in harten Umweltbedingungen<br />

arbeiten müssen. Wir dimensionieren<br />

die Lagerungen bei diesen Förderbändern<br />

immer großzügig, Kundenspezifikationen<br />

gibt es in diesem Bereich<br />

praktisch nicht. Die Förderbänder<br />

arbeiten mit niedrigen Drehzahlen,<br />

Geräuschentwicklung der Lagerung<br />

ist hier kein Thema. Lagerabdichtung<br />

und stoßartige<br />

Belastungen sind die kritischen<br />

Punkte bei der Auswahl<br />

in diesem Bereich.<br />

Helmar Birk, Geschäftsführer und Einkauf,<br />

Birk Maschinenbau GmbH & Co KG<br />

Bilder: Findling<br />

Bild: Birk Maschinenbau<br />

Neben den konstruktiven<br />

Anforderungen müssen auch<br />

wirtschaftliche Faktoren<br />

berücksichtigt werden.<br />

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