04.11.2013 Aufrufe

Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zu mahlen <strong>und</strong> weissen Staub daraus zu machen.<br />

Sie sehen einander gut auf die Finger <strong>und</strong> trauen sich nicht<br />

zum Besten. <strong>Er</strong>finderisch in kleinen Schlauheiten warten sie auf<br />

Solche, deren Wissen auf lahmen Füssen geht, — gleich Spinnen<br />

warten sie.<br />

Ich sah sie immer mit Vorsicht Gift bereiten; <strong>und</strong> immer zogen<br />

sie gläserne Handschuhe dabei an ihre Finger.<br />

Auch mit falschen Würfeln wissen sie zu spielen; <strong>und</strong> so eifrig<br />

fand ich sie spielen, dass sie dabei schwitzten.<br />

Wir sind einander fremd, <strong>und</strong> ihre Tugenden gehn mir noch<br />

Page Break id='ZaII' KGW='VI-1.158' KSA='4.162'<br />

mehr wider den Geschmack, als ihre Falschheiten <strong>und</strong> falschen<br />

Würfel.<br />

Und als ich bei ihnen wohnte, da wohnte ich über ihnen. Darüber<br />

wurden sie mir gram.<br />

Sie wollen Nichts davon hören, dass Einer über ihren Köpfen<br />

wandelt; <strong>und</strong> so legten sie Holz <strong>und</strong> <strong>Er</strong>de <strong>und</strong> Unrath zwischen<br />

mich <strong>und</strong> ihre Köpfe.<br />

Also dämpften sie den Schall meiner Schritte: <strong>und</strong> am schlechtesten<br />

wurde ich bisher von den Gelehrtesten gehört.<br />

Aller <strong>Menschen</strong> Fehl <strong>und</strong> Schwäche legten sie zwischen sich<br />

<strong>und</strong> mich: — „Fehlboden“ heissen sie das in ihren Häusern.<br />

Aber trotzdem wandele ich mit meinen Gedanken über<br />

ihren Köpfen; <strong>und</strong> selbst, wenn ich auf meinen eignen Fehlern<br />

wandeln wollte, würde ich noch über ihnen sein <strong>und</strong> ihren<br />

Köpfen.<br />

Denn die <strong>Menschen</strong> sind nicht gleich: so spricht die Gerechtigkeit.<br />

Und was ich will, dürften sie nicht wollen!<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

Page Break id='ZaII' KGW='VI-1.159' KSA='4.163'<br />

Aphorism id='ZaII-Text-17' kgw='VI-1.159' ksa='4.163'<br />

Von den Dichtern.<br />

„Seit ich den Leib besser kenne, — sagte Zarathustra zu einem<br />

seiner Jünger — ist mir der Geist nur noch gleichsam Geist; <strong>und</strong><br />

alles da „Unvergängliche“ — das ist auch nur ein Gleichniss.“<br />

„So hörte ich dich schon einmal sagen, antwortete der Jünger;<br />

<strong>und</strong> damals fügtest du hinzu „aber die Dichter lügen zuviel „<br />

Warum sagtest du doch, dass die Dichter zuviel lügen?“<br />

„Warum? sagte Zarathustra. Du fragst warum? Ich gehöre<br />

nicht zu Denen, welche man nach ihrem Warum fragen darf.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!