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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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sagen! Ja, meine Gräten, Muscheln <strong>und</strong> Stachelblätter sollen —<br />

Heuchlern die Nasen kitzeln!<br />

Schlechte Luft ist immer um euch <strong>und</strong> eure Mahlzeiten: eure<br />

lüsternen Gedanken, eure Lügen <strong>und</strong> Heimlichkeiten sind ja in<br />

der Luft!<br />

Wagt es doch erst, euch selber zu glauben — euch <strong>und</strong> euren<br />

Eingeweiden! Wer sich selber nicht glaubt, lügt immer.<br />

Eines Gottes Larve hängtet ihr um vor euch selber, ihr<br />

„Reinen“: in eines Gottes Larve verkroch sich euer greulicher<br />

Ringelwurm.<br />

Wahrlich, ihr täuscht, ihr „Beschaulichen“! Auch Zarathustra<br />

war einst der Narr eurer göttlichen Häute; nicht errieth er das<br />

Schlangengeringel, mit denen sie gestopft waren.<br />

Eines Gottes Seele wähnte ich einst spielen zu sehn in euren<br />

Spielen, ihr Rein-<strong>Er</strong>kennenden! Keine bessere Kunst wähnte<br />

ich einst als eure Künste!<br />

Schlangen-Unflath <strong>und</strong> schlimmen Geruch verhehlte mir die<br />

Ferne: <strong>und</strong> dass einer Eidechse List lustern hier herumschlich.<br />

Aber ich kam euch nah: da kam mir der Tag — <strong>und</strong> nun<br />

kommt er euch, — zu Ende gieng <strong>des</strong> Mon<strong>des</strong> Liebschaft!<br />

Seht doch hin! <strong>Er</strong>tappt <strong>und</strong> bleich steht er da — vor der<br />

Morgenröthe!<br />

Denn schon kommt sie, die Glühende, —ihre Liebe zur<br />

<strong>Er</strong>de kommt! Unschuld <strong>und</strong> Schöpfer-Begier ist alle Sonnen-Liebe!<br />

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Seht doch hin, wie sie ungeduldig über das Meer kommt! Fühlt<br />

ihr den Durst <strong>und</strong> den heissen Athem ihrer Liebe nicht?<br />

Am Meere will sie saugen <strong>und</strong> seine Tiefe zu sich in die Höhe<br />

trinken: da hebt sich die Begierde <strong>des</strong> Meeres mit tausend<br />

Brüsten.<br />

Geküsst <strong>und</strong> gesaugt will es sein vom Durste der Sonne;<br />

Luft will es werden <strong>und</strong> Höhe <strong>und</strong> Fusspfad <strong>des</strong> Lichts <strong>und</strong><br />

selber Licht!<br />

Wahrlich, der Sonne gleich liebe ich das Leben <strong>und</strong> alle tiefen<br />

Meere.<br />

Und diess heisst mir <strong>Er</strong>kenntniss: alles Tiefe soll hinauf —<br />

zu meiner Höhe!<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

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