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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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neue Überwindung: an der zerbricht Ei <strong>und</strong> Eierschale.<br />

Und wer ein Schöpfer sein muss im Guten <strong>und</strong> Bösen: wahrlich,<br />

der muss ein Vernichter erst sein <strong>und</strong> Werthe zerbrechen.<br />

Also gehört das höchste Böse zur höchsten Güte: diese aber ist<br />

die schöpferische. —<br />

Reden wir nur davon, ihr Weisesten, ob es gleich schlimm ist.<br />

Schweigen ist schlimmer; alle verschwiegenen Wahrheiten werden<br />

giftig.<br />

Und mag doch Alles zerbrechen, was an unseren Wahrheiten<br />

zerbrechen — kann! Manches Haus giebt es noch zu bauen!<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

Page Break id='ZaII' KGW='VI-1.146' KSA='4.150'<br />

Aphorism id='ZaII-Text-13' kgw='VI-1.146' ksa='4.150'<br />

Von den <strong>Er</strong>habenen.<br />

Still ist der Gr<strong>und</strong> meines Meeres: wer erriethe wohl, dass er<br />

scherzhafte Ungeheuer birgt!<br />

Unerschütterlich ist meine Tiefe: aber sie glänzt von schwimmenden<br />

Räthseln <strong>und</strong> Gelächtern.<br />

Einen <strong>Er</strong>habenen sah ich heute, einen Feierlichen, einen Büsser<br />

<strong>des</strong> Geistes: oh wie lachte meine Seele ob seiner Hässlichkeit!<br />

Mit erhobener Brust <strong>und</strong> Denen gleich, welche den Athem an<br />

sich ziehn: also stand er da, der <strong>Er</strong>habene, <strong>und</strong> schweigsam:<br />

Behängt mit hässlichen Wahrheiten, seiner Jagdbeute, <strong>und</strong><br />

reich an zerrissenen Kleidern; auch viele Dornen hiengen an ihm<br />

— aber noch sah ich keine Rose.<br />

Noch lernte er das Lachen nicht <strong>und</strong> die Schönheit. Finster<br />

kam dieser Jäger zurück aus dem Walde der <strong>Er</strong>kenntniss.<br />

Vom Kampfe kehrte er heim mit wilden Thieren: aber aus<br />

seinem <strong>Er</strong>nste blickt auch noch ein wil<strong>des</strong> Thier — ein unüberw<strong>und</strong>enes!<br />

Wie ein Tiger steht er immer noch da, der springen will; aber<br />

ich mag diese gespannten Seelen nicht, unhold ist mein Geschmack<br />

allen diesen Zurückgezognen.<br />

Und ihr sagt mir, Fre<strong>und</strong>e, dass nicht zu streiten sei über Geschmack<br />

<strong>und</strong> Schmecken? Aber alles Leben ist Streit um Geschmack<br />

<strong>und</strong> Schmecken!<br />

Geschmack: das ist Gewicht zugleich <strong>und</strong> Wagschale <strong>und</strong> Wägender;<br />

Page Break id='ZaII' KGW='VI-1.147' KSA='4.151'<br />

<strong>und</strong> wehe allem Lebendigen, das ohne Streit um Gewicht<br />

<strong>und</strong> Wagschale <strong>und</strong> Wägende leben wollte!<br />

Wenn er seiner <strong>Er</strong>habenheit müde würde, dieser <strong>Er</strong>habene:

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