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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Nur im Tanze weiss ich der höchsten Dinge Gleichniss zu reden:<br />

— <strong>und</strong> nun blieb mir mein höchstes Gleichniss ungeredet in<br />

meinen Gliedern!<br />

Ungeredet <strong>und</strong> unerlöst blieb mir die höchste Hoffnung! Und<br />

es starben mir alle Gesichte <strong>und</strong> Tröstungen meiner Jugend!<br />

Wie ertrug ich's nur? Wie verwand <strong>und</strong> überwand ich solche<br />

W<strong>und</strong>en? Wie erstand meine Seele wieder aus diesen Gräbern?<br />

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Ja, ein Unverw<strong>und</strong>bares, Unbegrabbares ist an mir, ein<br />

Felsensprengen<strong>des</strong>: das heisst mein Wille. Schweigsam schreitet es<br />

<strong>und</strong> unverändert durch die <strong>Jahr</strong>e.<br />

Seinen Gang will er gehn auf meinen Füssen, mein alter<br />

Wille; herzenshart ist ihm der Sinn <strong>und</strong> unverw<strong>und</strong>bar.<br />

Unverw<strong>und</strong>bar bin ich allein an meiner Ferse. Immer noch<br />

lebst du da <strong>und</strong> bist dir gleich, Geduldigster! Immer noch brachst<br />

du dich durch alle Gräber!<br />

In dir <strong>lebt</strong> auch noch das Unerlöste meiner Jugend; <strong>und</strong> als<br />

Leben <strong>und</strong> Jugend sitzest du hoffend hier auf gelben Grab-Trümmern.<br />

Ja, noch bist du mir aller Gräber Zertrümmerer: Heil dir,<br />

mein Wille! Und nur wo Gräber sind, giebt es Auferstehungen. —<br />

Also sang Zarathustra. —<br />

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Aphorism id='ZaII-Text-12' kgw='VI-1.142' ksa='4.146'<br />

Von der Selbst-Ueberwindung.<br />

„Wille zur Wahrheit“ heisst ihr's, ihr Weisesten, was euch<br />

treibt <strong>und</strong> brünstig macht?<br />

Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heisse ich euren<br />

Willen!<br />

Alles Seiende wollt ihr erst denkbar machen: denn ihr<br />

zweifelt mit gutem Misstrauen, ob es schon denkbar ist.<br />

Aber es soll sich euch fügen <strong>und</strong> biegen! So will's euer Wille.<br />

Glatt soll es werden <strong>und</strong> dem Geiste unterthan, als sein Spiegel<br />

<strong>und</strong> Widerbild.<br />

Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein Wille zur<br />

Macht; <strong>und</strong> auch wenn ihr vom Guten <strong>und</strong> Bösen redet <strong>und</strong> von<br />

den Werthschätzungen.<br />

Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr knien könnt: so<br />

ist es eure letzte Hoffnung <strong>und</strong> Trunkenheit.<br />

Die Unweisen freilich, das Volk, — die sind gleich dem<br />

Flusse, auf dem ein Nachen weiter schwimmt: <strong>und</strong> im Nachen

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