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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Von den berühmten Weisen.<br />

Dem Volke habt ihr gedient <strong>und</strong> <strong>des</strong> Volkes Aberglauben, ihr<br />

berühmten Weisen alle! — <strong>und</strong> nicht der Wahrheit! Und<br />

gerade darum zollte man euch Ehrfurcht.<br />

Und darum auch ertrug man euren Unglauben, weil er ein<br />

Witz <strong>und</strong> Umweg war zum Volke. So lässt der Herr seine Sclaven<br />

gewähren <strong>und</strong> ergötzt sich noch an ihrem Übermuthe.<br />

Aber wer dem Volke verhasst ist wie ein Wolf den H<strong>und</strong>en:<br />

das ist der freie Geist, der Fessel-Feind, der Nicht-Anbeter, der<br />

in Wäldern Hausende.<br />

Ihn zu jagen aus seinem Schlupfe — das hiess immer dem<br />

Volke „Sinn für das Rechte“: gegen ihn hetzt es noch immer<br />

seine scharfzahnigsten H<strong>und</strong>e.<br />

„Denn die Wahrheit ist da: ist das Volk doch da! Wehe, wehe<br />

den Suchenden! “ — also scholl es von jeher.<br />

Eurem Volke wolltet ihr Recht schaffen in seiner Verehrung:<br />

das hiesset ihr „Wille zur Wahrheit,“ ihr berühmten Weisen!<br />

Und euer Herz sprach immer zu sich „vom Volke kam ich:<br />

von dort her kam mir auch Gottes Stimme.“<br />

Hart-nackig <strong>und</strong> klug, dem Esel gleich, wart ihr immer als <strong>des</strong><br />

Volkes Fürsprecher.<br />

Und mancher Mächtige, der gut fahren wollte mit dem Volke,<br />

spannte vor seine Rosse noch — ein Eselein, einen berühmten<br />

Weisen.<br />

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Und nun wollte ich, ihr berühmten Weisen, ihr würfet endlich<br />

das Fell <strong>des</strong> Löwen ganz von euch!<br />

Das Fell <strong>des</strong> Raubthiers, das buntgefleckte, <strong>und</strong> die Zotten <strong>des</strong><br />

Forschenden, Suchenden, <strong>Er</strong>obernden!<br />

Ach, dass ich an eure „Wahrhaftigkeit“ glauben lerne, dazu<br />

müsstet ihr mir erst euren verehrenden Willen zerbrechen.<br />

Wahrhaftig — so heisse ich Den, der in götterlose Wüsten geht<br />

<strong>und</strong> sein verehren<strong>des</strong> Herz zerbrochen hat.<br />

Im gelben Sande <strong>und</strong> verbrannt von der Sonne schielt er wohl<br />

durstig nach den quellenreichen Eilanden, wo Lebendiges unter<br />

dunkeln Bäumen ruht.<br />

Aber sein Durst überredet ihn nicht, diesen Behaglichen gleich<br />

zu werden: denn wo Oasen sind, da sind auch Götzenbilder.<br />

Hungernd, gewaltthätig, einsam, gottlos: so will sich selber<br />

der Löwen-Wille.<br />

Frei von dem Glück der Knechte, erlöst von Göttern <strong>und</strong> Anbetungen,<br />

furchtlos <strong>und</strong> fürchterlich, gross <strong>und</strong> einsam: so ist der<br />

Wille <strong>des</strong> Wahrhaftigen.<br />

In der Wüste wohnten von je die Wahrhaftigen, die freien<br />

Geister, als der Wüste Herren; aber in den Städten wohnen die

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