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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Ja, viel bitteres Sterben muss in eurem Leben sein, ihr Schaffenden!<br />

Also seid ihr Fürsprecher <strong>und</strong> Rechtfertiger aller Vergänglichkeit.<br />

Dass der Schaffende selber das Kind sei, das neu geboren<br />

werde, dazu muss er auch die Gebärerin sein wollen <strong>und</strong> der<br />

Schmerz der Gebärerin.<br />

Wahrlich, durch h<strong>und</strong>ert Seelen gieng ich meinen Weg <strong>und</strong><br />

durch h<strong>und</strong>ert Wiegen <strong>und</strong> Geburtswehen. Manchen Abschied<br />

nahm ich schon, ich kenne die herzbrechenden letzten St<strong>und</strong>en.<br />

Aber so will's mein schaffender Wille, mein Schicksal. Oder,<br />

dass ich's euch redlicher sage: solches Schicksal gerade — will<br />

mein Wille.<br />

Alles Fühlende leidet an mir <strong>und</strong> ist in Gefängnissen: aber<br />

mein Wollen kommt mir stets als mein Befreier <strong>und</strong> Freudebringer.<br />

Wollen befreit: das ist die wahre Lehre von Wille <strong>und</strong> Freiheit<br />

— so lehrt sie euch Zarathustra.<br />

Nicht-mehr-wollen <strong>und</strong> Nicht-mehr-schätzen <strong>und</strong><br />

Nicht-mehr-schaffen! ach, dass diese grosse Müdigkeit mir stets ferne<br />

bleibe!<br />

Auch im <strong>Er</strong>kennen fühle ich nur meines Willens Zeuge- <strong>und</strong><br />

Werde-Lust; <strong>und</strong> wenn Unschuld in meiner <strong>Er</strong>kenntniss ist, so<br />

geschieht diess, weil Wille zur Zeugung in ihr ist.<br />

Hinweg von Gott <strong>und</strong> Göttern lockte mich dieser Wille; was<br />

wäre denn zu schaffen, wenn Götter — da wären!<br />

Aber zum <strong>Menschen</strong> treibt er mich stets von Neuem, mein inbrünstiger<br />

Schaffens-Wille; so treibt's den Hammer hin zum<br />

Steine.<br />

Ach, ihr <strong>Menschen</strong>, im Steine schläft mir ein Bild, das Bild<br />

meiner Bilder! Ach, dass es im härtesten, hässlichsten Steine<br />

schlafen muss!<br />

Nun wüthet mein Hammer grausam gegen sein Gefängniss.<br />

Vom Steine stäuben Stücke: was schiert mich das?<br />

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Vollenden will ich's: denn ein Schatten kam zu mir — aller<br />

Dinge Stillstes <strong>und</strong> Leichtestes kam einst zu mir!<br />

Des Übermenschen Schönheit kam zu mir als Schatten. Ach,<br />

meine Brüder! Was gehen mich noch — die Götter an! —<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

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Aphorism id='ZaII-Text-3' kgw='VI-1.109' ksa='4.113'<br />

Von den Mitleidigen.

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