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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Der Mann fürchte sich vor dem Weibe, wenn es hasst: denn<br />

der Mann ist im Gr<strong>und</strong>e der Seele nur böse, das Weib aber ist<br />

dort schlecht.<br />

Wen hasst das Weib am meisten? —Also sprach das Eisen<br />

zum Magneten: „ich hasse dich am meisten, weil du anziehst, aber<br />

nicht stark genug bist, an dich zu ziehen.“<br />

Das Glück <strong>des</strong> Mannes heisst: ich will. Das Glück <strong>des</strong> Weibes<br />

heisst: er will.<br />

„Siehe, jetzt eben ward die Welt vollkommen! “ — also denkt<br />

ein je<strong>des</strong> Weib, wenn es aus ganzer Liebe gehorcht.<br />

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Und gehorchen muss das Weib <strong>und</strong> eine Tiefe finden zu seiner<br />

Oberfläche. Oberfläche ist <strong>des</strong> Weibes Gemüth, eine bewegliche<br />

stürmische Haut auf einem seichten Gewässer.<br />

Des Mannes Gemüth aber ist tief, sein Strom rauscht in unterirdischen<br />

Höhlen: das Weib ahnt seine Kraft, aber begreift sie<br />

nicht. —<br />

Da entgegnete mir das alte Weiblein: „Vieles Artige sagte Zarathustra<br />

<strong>und</strong> sonderlich für Die, welche jung genug dazu sind.<br />

„Seltsam ist's, Zarathustra kennt wenig die Weiber, <strong>und</strong> doch<br />

hat er über sie Recht! Geschieht diess <strong>des</strong>shalb, weil beim Weibe<br />

kein Ding unmöglich ist?<br />

„Und nun nimm zum Danke eine kleine Wahrheit! Bin ich<br />

doch alt genug für sie!<br />

„Wickle sie ein <strong>und</strong> halte ihr den M<strong>und</strong>: sonst schreit sie überlaut,<br />

diese kleine Wahrheit.“<br />

„Gieb mir, Weib, deine kleine Wahrheit!“ sagte ich. Und also<br />

sprach das alte Weiblein:<br />

„Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“ —<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

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Aphorism id='ZaI-Text-19' kgw='VI-1.83' ksa='4.87'<br />

Vom Biss der Natter.<br />

Eines Tages war Zarathustra unter einem Feigenbaume eingeschlafen,<br />

da es heiss war, <strong>und</strong> hatte seine Arme über das Gesicht<br />

gelegt. Da kam eine Natter <strong>und</strong> biss ihn in den Hals, so dass<br />

Zarathustra vor Schmerz aufschrie. Als er den Arm vom Gesicht<br />

genommen hatte, sah er die Schlange an: da erkannte sie die<br />

augen Zarathustra's, wand sich ungeschickt <strong>und</strong> wollte davon.<br />

„Nicht doch, sprach Zarathustra; noch nahmst du meinen Dank

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