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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Page Break id='ZaI' KGW='VI-1.66' KSA='4.<strong>70</strong>'<br />

Hat sich nicht nur eure Wollust verkleidet <strong>und</strong> heisst sich<br />

Mitleiden?<br />

Und auch diess Gleichniss gebe ich euch: nicht Wenige, die ihren<br />

Teufel austreiben wollten, fuhren dabei selber in die Säue.<br />

Wem die Keuschheit schwer fällt, dem ist sie zu widerrathen:<br />

dass sie nicht der Weg zur Hölle werde — das ist zu Schlamm<br />

<strong>und</strong> Brunst der Seele.<br />

Rede ich von schmutzigen Dingen? Das ist mir nicht das<br />

Schlimmste.<br />

Nicht, wenn die Wahrheit schmutzig ist, sondern wenn sie<br />

seicht ist, steigt der <strong>Er</strong>kennende ungern in ihr Wasser.<br />

Wahrlich, es giebt Keusche von Gr<strong>und</strong> aus: sie sind milder von<br />

Herzen, sie lachen lieber <strong>und</strong> reichlicher als ihr.<br />

Sie lachen auch über die Keuschheit <strong>und</strong> fragen: „was ist<br />

Keuschheit!<br />

„Ist Keuschheit nicht Thorheit? Aber diese Thorheit kam zu<br />

uns <strong>und</strong> nicht wir zur ihr.<br />

„Wir boten diesem Gaste Herberge <strong>und</strong> Herz: nun wohnt<br />

er bei uns, — mag er bleiben, wie lange er will!“<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

Page Break id='ZaI' KGW='VI-1.67' KSA='4.71'<br />

Aphorism id='ZaI-Text-14' kgw='VI-1.67' ksa='4.71'<br />

Vom Fre<strong>und</strong>e.<br />

„Einer ist immer zu viel um mich“ — also denkt der Einsiedler.<br />

„Immer Einmal Eins — das giebt auf die Dauer Zwei!“<br />

Ich <strong>und</strong> Mich sind immer zu eifrig im Gespräche: wie wäre es<br />

auszuhalten, wenn es nicht einen Fre<strong>und</strong> gäbe?<br />

Immer ist für den Einsiedler der Fre<strong>und</strong> der Dritte: der Dritte<br />

ist der Kork, der verhindert, dass das Gespräch der Zweie in die<br />

Tiefe sinkt.<br />

Ach, es giebt zu viele Tiefen für alle Einsiedler. Darum sehnen<br />

sie sich so nach einem Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> nach seiner Höhe.<br />

Unser Glaube an Andre verräth, worin wir gerne an uns selber<br />

glauben möchten. Unsre Sehnsucht nach einem Fre<strong>und</strong>e ist<br />

unser Verräther.<br />

Und oft will man mit der Liebe nur den Neid überspringen.<br />

Und oft greift man an <strong>und</strong> macht sich einen Feind, um zu verbergen,<br />

dass man angreifbar ist.<br />

„Sei wenigstens mein Feind!“ — so spricht die wahre Ehrfurcht,

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