04.11.2013 Aufrufe

Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tödtet man“ —<br />

so sprachst du einst. Oh Zarathustra, du Verborgener, du Vernichter<br />

ohne Zorn, du gefährlicher Heiliger, — du bist ein<br />

Schelm!“<br />

Page Break id='ZaIV' KGW='VI-1.389' KSA='4.393'<br />

2.<br />

Da aber geschah es, dass Zarathustra, verw<strong>und</strong>ert über lauter<br />

solche Schelmen-Antworten, zur Thür seiner Höhle zurück<br />

sprang <strong>und</strong>, gegen alle seine Gäste gewendet, mit starker<br />

Stimme schrie:<br />

„Oh ihr Schalks-Narren allesammt, ihr Possenreisser! Was<br />

verstellt <strong>und</strong> versteckt ihr euch vor mir!<br />

Wie doch einem Jeden von euch das Herz zappelte vor Lust<br />

<strong>und</strong> Bosheit, darob, dass ihr endlich einmal wieder wurdet wie<br />

die Kindlein, nämlich fromm, —<br />

— dass ihr endlich wieder thatet wie Kinder thun, nämlich<br />

betetet, hände-faltetet <strong>und</strong> „lieber Gott“ sagtet!<br />

Aber nun lasst mir diese Kinderstube, meine eigne Höhle,<br />

wo heute alle Kinderei zu Hause ist. Kühlt hier draussen euren<br />

heissen Kinder-Übermuth <strong>und</strong> Herzenslärm ab!<br />

Freilich: so ihr nicht werdet wie die Kindlein, so kommt ihr<br />

nicht in das Himmelreich. (Und Zarathustra zeigte mit den<br />

Händen nach Oben.)<br />

Aber wir wollen auch gar nicht in's Himmelreich: Männer<br />

sind wir worden,— so wollen wir das <strong>Er</strong>denreich.“<br />

3.<br />

Und noch einmal hob Zarathustra an zu reden. „Oh meine<br />

neuen Fre<strong>und</strong>e, sprach er, — ihr W<strong>und</strong>erlichen, ihr höheren<br />

<strong>Menschen</strong>, wie gut gefallt ihr mir nun, —<br />

— seit ihr wieder fröhlich wurdet! Ihr seid wahrlich Alle<br />

aufgeblüht: mich dünkt, solchen Blumen, wie ihr seid, thun<br />

neue Feste noth,<br />

— ein kleiner tapferer Unsinn, irgend ein Gottesdienst <strong>und</strong><br />

Eselsfest, irgend ein alter fröhlicher Zarathustra-Narr, ein<br />

Brausewind, der euch die Seelen hell bläst.<br />

Page Break id='ZaIV' KGW='VI-1.390' KSA='4.394'<br />

Vergesst diese Nacht <strong>und</strong> diess Eselsfest nicht, ihr höheren<br />

<strong>Menschen</strong>! Das erfandet ihr bei mir, Das nehme ich als gutes<br />

Wahrzeichen, — Solcherlei erfinden nur Genesende!<br />

Und feiert ihr es abermals, dieses Eselsfest, thut's euch zu<br />

Liebe, thut's auch mir zu Liebe! Und zu meinem Gedächtniss!“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!