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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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was thatest du! Wer soll, in dieser freien Zeit, fürderhin<br />

an dich glauben, wenn du an solche Götter-Eseleien glaubst?<br />

Es war eine Dummheit, was du thatest; wie konntest du, du<br />

Kluger, eine solche Dummheit thun!<br />

„Oh Zarathustra, antwortete der kluge Zauberer, du hast<br />

Recht, es war eine Dummheit, — es ist mir auch schwer genug<br />

geworden.“<br />

— „Und du gar, sagte Zarathustra zu dem Gewissenhaften<br />

<strong>des</strong> Geistes, erwäge doch <strong>und</strong> lege den Finger an deine Nase!<br />

Geht hier denn Nichts wider dein Gewissen? Ist dein Geist nicht<br />

zu reinlich für diess Beten <strong>und</strong> den Dunst dieser Betbrüder?“<br />

„Es ist Etwas daran, antwortete der Gewissenhafte <strong>und</strong><br />

legte den Finger an die Nase, es ist Etwas an diesem Schauspiele,<br />

das meinem Gewissen sogar wohlthut.<br />

Vielleicht, dass ich an Gott nicht glauben darf: gewiss aber<br />

ist, dass Gott mir in dieser Gestalt noch am glaubwürdigsten<br />

dünkt.<br />

Gott soll ewig sein, nach dem Zeugnisse der Frömmsten: wer<br />

so viel Zeit hat, lässt sich Zeit. So langsam <strong>und</strong> so dumm als<br />

möglich: damit kann ein Solcher es doch sehr weit bringen.<br />

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Und wer <strong>des</strong> Geistes zu viel hat, der möchte sich wohl in<br />

die Dumm- <strong>und</strong> Narrheit selber vernarren. Denke über dich<br />

selber nach, oh Zarathustra!<br />

Du selber — wahrlich! auch du könntest wohl aus Überfluss<br />

<strong>und</strong> Weisheit zu einem Esel werden.<br />

Geht nicht ein vollkommner Weiser gern auf den krümmsten<br />

Wegen? Der Augenschein lehrt es, oh Zarathustra, — dein<br />

Augenschein!“<br />

— „Und du selber zuletzt, sprach Zarathustra <strong>und</strong> wandte<br />

sich gegen den hässlichsten <strong>Menschen</strong>, der immer noch auf dem<br />

Boden lag, den Arm zu dem Esel emporhebend (er gab ihm<br />

nämlich Wein zu trinken). Sprich, du Unaussprechlicher, was<br />

hast du da gemacht!<br />

Du dünkst mich verwandelt, dein Auge glüht, der Mantel<br />

<strong>des</strong> <strong>Er</strong>habenen liegt um deine Hässlichkeit: was thatest du?<br />

Ist es denn wahr, was Jene sagen, dass du ihn wieder auf<br />

erwecktest? Und wozu? War er nicht mit Gr<strong>und</strong> abgetödtet <strong>und</strong><br />

abgethan?<br />

Du selber dünkst mich aufgeweckt: was thatest du? was<br />

kehrtest du um? Was bekehrtest du dich? Sprich, du<br />

Unaussprechlicher?“<br />

„Oh Zarathustra, antwortete der hässlichste Mensch, du bist<br />

ein Schelm!<br />

Ob Der noch <strong>lebt</strong> oder wieder <strong>lebt</strong> oder gründlich todt ist,<br />

— wer von uns Beiden weiss Das am Besten? Ich frage dich.<br />

Eins aber weiss ich, — von dir selber lernte ich's einst, oh<br />

Zarathustra: wer am gründlichsten tödten will, der lacht.

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