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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Und enden will er. Schon kommt der Abend: über das<br />

Meer her reitet er, der gute Reiter! Wie er sich wiegt, der Selige,<br />

Heimkehrende, in seinen purpurnen Sätteln!<br />

Der Himmel blickt klar dazu, die Welt liegt tief: oh all ihr<br />

W<strong>und</strong>erlichen, die ihr zu mir kamt, es lohnt sich schon, bei mir<br />

zu leben!“<br />

Also sprach Zarathustra. Und wieder kam da das Geschrei<br />

<strong>und</strong> Gelächter der höheren <strong>Menschen</strong> aus der Höhle: da begann<br />

er von Neuem.<br />

„Sie beissen an, mein Köder wirkt, es weicht auch ihnen ihr<br />

Feind, der Geist der Schwere. Schon lernen sie über sich selber<br />

lachen: höre ich recht?<br />

Meine Manns-Kost wirkt, mein Saft- <strong>und</strong> Kraft-Spruch: <strong>und</strong><br />

wahrlich, ich nährte sie nicht mit Bläh-Gemüsen! Sondern mit<br />

Krieger-Kost, mit <strong>Er</strong>oberer-Kost: neue Begierden weckte ich.<br />

Neue Hoffnungen sind in ihren Armen <strong>und</strong> Beinen, ihr<br />

Herz streckt sich aus. Sie finden neue Worte, bald wird ihr Geist<br />

Muthwillen athmen.<br />

Solche Kost mag freilich nicht für Kinder sein, noch auch<br />

für sehnsüchtige alte <strong>und</strong> junge Weibchen. Denen überredet man<br />

anders die Eingeweide; deren Arzt <strong>und</strong> Lehrer bin ich nicht.<br />

Der Ekel weicht diesen höheren <strong>Menschen</strong>: wohlan! das<br />

ist mein Sieg. In meinem Reiche werden sie sicher, alle dumme<br />

Scham läuft davon, sie schütten sich aus.<br />

Sie schütten ihr Herz aus, gute St<strong>und</strong>en kehren ihnen zurück,<br />

sie feiern <strong>und</strong> käuen wieder, — sie werden dankbar.<br />

Das nehme ich als das beste Zeichen: sie werden dankbar.<br />

Nicht lange noch, <strong>und</strong> sie denken sich Feste aus <strong>und</strong> stellen<br />

Denksteine ihren alten Freuden auf.<br />

Es sind Genesende!“ Also sprach Zarathustra fröhlich<br />

zu seinem Herzen <strong>und</strong> schaute hinaus; seine Thiere aber<br />

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drängten sich an ihn <strong>und</strong> ehrten sein Glück <strong>und</strong> sein<br />

Stillschweigen.<br />

2.<br />

Plötzlich aber erschrak das Ohr Zarathustra's: die Höhle<br />

nämlich, welche bisher voller Lärmens <strong>und</strong> Gelächters war,<br />

wurde mit Einem Male todtenstill; — seine Nase aber roch<br />

einen wohlriechenden Qualm <strong>und</strong> Weihrauch, wie von brennenden<br />

Pinien-Zapfen.<br />

„Was geschieht? Was treiben sie?“ fragte er sich <strong>und</strong> schlich<br />

zum Eingange heran, dass er seinen Gästen, unvermerkt, zusehn<br />

könne. Aber, W<strong>und</strong>er über W<strong>und</strong>er! was musste er da mit seinen

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