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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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nicht unter <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> <strong>Menschen</strong>-Mitleid wohnen? Wohlan,<br />

so thu's mir gleich! So lernst du auch von mir; nur der Thäter<br />

lernt.<br />

Page Break id='ZaIV' KGW='VI-1.328' KSA='4.332'<br />

Und rede zuerst <strong>und</strong> -nächst mit meinen Thieren! Das stolzeste<br />

Thier <strong>und</strong> das klügste Thier — die möchten uns Beiden<br />

wohl die rechten Rathgeber sein!“ — —<br />

Also sprach Zarathustra <strong>und</strong> gieng seiner Wege, nachdenklicher<br />

<strong>und</strong> langsamer noch als zuvor: denn er fragte sich Vieles<br />

<strong>und</strong> wusste sich nicht leicht zu antworten.<br />

„Wie arm ist doch der Mensch! dachte er in seinem Herzen,<br />

wie hässlich, wie röchelnd, wie voll verborgener Scham!<br />

Man sagt mir, dass der Mensch sich selber liebe: ach, wie<br />

gross muss diese Selber-Liebe sein! Wie viel Verachtung hat sie<br />

wider sich!<br />

Auch dieser da liebte sich, wie er sich verachtete, — ein grosser<br />

Liebender ist er mir <strong>und</strong> ein grosser Verächter.<br />

Keinen fand ich noch, der sich tiefer verachtet hätte: auch<br />

Das ist Höhe. Wehe, war Der vielleicht der höhere Mensch,<br />

<strong>des</strong>sen Schrei ich hörte?<br />

Ich liebe die grossen Verachtenden. Der Mensch aber ist Etwas,<br />

das überw<strong>und</strong>en werden muss.“ — —<br />

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Aphorism id='ZaIV-Text-8' kgw='VI-1.329' ksa='4.333'<br />

Der freiwillige Bettler.<br />

Als Zarathustra den hässlichsten <strong>Menschen</strong> verlassen hatte,<br />

fror ihn, <strong>und</strong> er fühlte sich einsam: es gieng ihm nämlich vieles<br />

Kalte <strong>und</strong> Einsame durch die Sinne, also, dass darob auch seine<br />

Glieder kälter wurden. Indem er aber weiter <strong>und</strong> weiter stieg,<br />

hinauf, hinab, bald an grünen Weiden vorbei, aber auch über<br />

wilde steinichte Lager, wo ehedem wohl ein ungeduldiger Bach<br />

sich zu Bett gelegt hatte: da wurde ihm mit Einem Male wieder<br />

wärmer <strong>und</strong> herzlicher zu Sinne.<br />

„Was geschah mir doch? fragte er sich, <strong>etwas</strong> Warmes <strong>und</strong><br />

Lebendiges erquickt mich, das muss in meiner Nähe sein.<br />

Schon bin ich weniger allein; unbewusste Gefährten <strong>und</strong><br />

Brüder schweifen um mich, ihr warmer Athem rührt an meine<br />

Seele.“<br />

Als er aber um sich spähete <strong>und</strong> nach den Tröstern seiner<br />

Einsamkeit suchte: siehe, da waren es Kühe, welche auf einer

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