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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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dort hinauf führt der Weg, da liegt die Höhle<br />

Zarathustra's.<br />

Gerne, fürwahr, würde ich dich selber dahin geleiten, du<br />

Ehrwürdiger, denn ich liebe alle frommen <strong>Menschen</strong>. Aber jetzt<br />

ruft mich eilig ein Nothschrei weg von dir.<br />

In meinem Bereiche soll mir Niemand zu Schaden kommen;<br />

meine Höhle ist ein guter Hafen. Und am liebsten möchte ich<br />

jedweden Traurigen wieder auf festes Land <strong>und</strong> feste Beine<br />

stellen.<br />

Wer aber nähme dir deine Schwermuth von der Schulter?<br />

Dazu bin ich zu schwach. Lange, wahrlich, möchten wir warten,<br />

bis dir Einer deinen Gott wieder aufweckt.<br />

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Dieser alte Gott nämlich <strong>lebt</strong> nicht mehr: der ist gründlich<br />

todt.“ —<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

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Aphorism id='ZaIV-Text-7' kgw='VI-1.323' ksa='4.327'<br />

Der hässlichste Mensch.<br />

— Und wieder liefen Zarathustra's Füsse durch Berge <strong>und</strong><br />

Wälder, <strong>und</strong> seine Augen suchten <strong>und</strong> suchten, aber nirgends war<br />

Der zu sehen, welchen sie sehn wollten, der grosse Nothleidende<br />

<strong>und</strong> Nothschreiende. Auf dem ganzen Wege aber frohlockte er<br />

in seinem Herzen <strong>und</strong> war dankbar. „Welche guten Dinge,<br />

sprach er, schenkte mir doch dieser Tag, zum Entgelt, dass er<br />

schlimm begann! Welche seltsamen Unterredner fand ich!<br />

An deren Worten will ich lange nun kauen gleich als an guten<br />

Körnern; klein soll mein Zahn sie mahlen <strong>und</strong> malmen, bis<br />

sie mir wie Milch in die Seele fliessen!“ —<br />

Als aber der Weg wieder um einen Felsen bog, veränderte<br />

sich mit Einem Male die Landschaft, <strong>und</strong> Zarathustra trat in<br />

ein Reich <strong>des</strong> To<strong>des</strong>. Hier starrten schwarze <strong>und</strong> rothe Klippen<br />

empor: kein Gras, kein Baum, keine Vogelstimme. Es war<br />

nämlich ein Thal, welches alle Thiere mieden, auch die Raubthiere;<br />

nur dass eine Art hässlicher, dicker, grüner Schlangen,<br />

wenn sie alt wurden, hierher kamen, um zu sterben. Darum<br />

nannten diess Thal die Hirten: Schlangen-Tod.

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