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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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— Und hier entstand ein langes Stillschweigen zwischen<br />

Beiden; Zarathustra aber versank tief hinein in sich selber, also<br />

dass er die Augen schloss. Dann aber, zu seinem Unterredner<br />

zurückkehrend, ergriff er die Hand <strong>des</strong> Zauberers <strong>und</strong> sprach,<br />

voller Artigkeit <strong>und</strong> Arglist:<br />

„Wohlan! Dort hinauf führt der Weg, da liegt die Höhle<br />

Zarathustra's. In ihr darfst du suchen, wen du finden möchtest.<br />

Und frage meine Thiere um Rath, meinen Adler <strong>und</strong> meine<br />

Schlange: die sollen dir suchen helfen. Meine Höhle aber ist<br />

gross.<br />

Ich selber freilich — ich sah noch keinen grossen <strong>Menschen</strong>.<br />

Was gross ist, dafür ist das Auge der Feinsten heute grob. Es<br />

ist das Reich <strong>des</strong> Pöbels.<br />

So Manchen fand ich schon, der streckte <strong>und</strong> blähte sich, <strong>und</strong><br />

das Volk schrie: „Seht da, einen grossen <strong>Menschen</strong>!“ Aber was<br />

helfen alle Blasebälge! Zuletzt fährt der Wind heraus.<br />

Zuletzt platzt ein Frosch, der sich zu lange aufblies: da fährt<br />

der Wind heraus. Einem Geschwollnen in den Bauch stechen,<br />

das heisse ich eine brave Kurzweil. Hört das, ihr Knaben!<br />

Diess Heute ist <strong>des</strong> Pöbels: wer weiss da noch, was gross,<br />

was klein ist! Wer suchte da mit Glück nach Grösse! Ein Narr<br />

allein: den Narren glückt's.<br />

Du suchst nach grossen <strong>Menschen</strong>, du w<strong>und</strong>erlicher Narr?<br />

Wer lehrte's dich? Ist heute dazu die Zeit? Oh du schlimmer<br />

Sucher, was — versuchst du mich?“ — —<br />

Also sprach Zarathustra, getrösteten Herzens, <strong>und</strong> gieng lachend<br />

seines Wegs fürbass.<br />

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Aphorism id='ZaIV-Text-6' kgw='VI-1.317' ksa='4.321'<br />

Ausser Dienst.<br />

Nicht lange aber, nachdem Zarathustra sich von dem Zauberer<br />

losgemacht hatte, sahe er wiederum Jemanden am Wege<br />

sitzen, den er gieng, nämlich einen schwarzen langen Mann mit<br />

einem hageren Bleichgesicht: der verdross ihn gewaltig.<br />

„Wehe, sprach er zu seinem Herzen, da sitzt vermummte Trübsal,<br />

das dünkt mich von der Art der Priester: was wollen die<br />

in meinem Reiche?<br />

Wie! Kaum bin ich jenem Zauberer entronnen: muss mir da

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