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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Oh komm zurück,<br />

Mein unbekannter Gott! Mein Schmerz! Mein letztes —<br />

Glück!<br />

2.<br />

— Hier aber konnte sich Zarathustra nicht länger halten,<br />

nahm seinen Stock <strong>und</strong> schlug mit allen Kräften auf den Jammernden<br />

los. „Halt ein! schrie er ihm zu, mit ingrimmigem<br />

Lachen, halt ein, du Schauspieler! Du Falschmünzer! Du Lügner<br />

aus dem Gr<strong>und</strong>e! Ich erkenne dich wohl!<br />

Ich will dir schon warme Beine machen, du schlimmer Zauberer,<br />

ich verstehe mich gut darauf, Solchen wie du bist — einzuheizen!“<br />

— „Lass ab, sagte der alte Mann <strong>und</strong> sprang vom Boden auf,<br />

schlage nicht mehr, oh Zarathustra! Ich trieb's also nur zum<br />

Spiele!<br />

Solcherlei gehört zu meiner Kunst; dich selber wollte ich auf<br />

die Probe stellen, als ich dir diese Probe gab! <strong>und</strong>, wahrlich, du<br />

hast mich gut durchschaut!<br />

Aber auch du — gabst mir von dir keine kleine Probe: du<br />

bist hart, du weiser Zarathustra! Hart schlägst du zu mit<br />

deinen „Wahrheiten,“ dein Knüttel erzwingt von mir —<br />

diese Wahrheit!“<br />

— „Schmeichle nicht, antwortete Zarathustra, immer noch<br />

erregt <strong>und</strong> finsterblickend, du Schauspieler aus dem Gr<strong>und</strong>e! Du<br />

bist falsch: was re<strong>des</strong>t du — von Wahrheit!<br />

Du Pfau der Pfauen, du Meer der Eitelkeit, was spieltest<br />

du vor mir, du schlimmer Zauberer, an wen sollte ich glauben,<br />

als du in solcher Gestalt jammertest?“<br />

Page Break id='ZaIV' KGW='VI-1.314' KSA='4.318'<br />

„Den Büsser <strong>des</strong> Geistes, sagte der alte Mann,<br />

den — spielte ich: du selber erfan<strong>des</strong>t einst diess Wort —<br />

— den Dichter <strong>und</strong> Zauberer, der gegen sich selber endlich<br />

seinen Geist wendet, den Verwandelten, der an seinem bösen<br />

Wissen <strong>und</strong> Gewissen erfriert.<br />

Und gesteh es nur ein: es währte lange, oh Zarathustra, bis<br />

du hinter meine Kunst <strong>und</strong> Lüge kamst! Du glaubtest an<br />

meine Noth, als du mir den Kopf mit beiden Händen hieltest, —<br />

— ich hörte dich jammern „man hat ihn zu wenig geliebt,<br />

zu wenig geliebt!“ Dass ich dich soweit betrog, darüber frohlockte<br />

inwendig meine Bosheit.“<br />

„Du magst Feinere betrogen haben als mich, sagte Zarathustra<br />

hart. Ich bin nicht auf der Hut vor Betrügern, ich muss<br />

ohne Vorsicht sein: so will es mein <strong>Loos</strong>.<br />

Du aber — musst betrügen: so weit kenne ich dich! Du<br />

musst immer zwei- drei- vier- <strong>und</strong> fünfdeutig sein! Auch was du<br />

jetzt bekanntest, war mir lange nicht wahr <strong>und</strong> nicht falsch genung!<br />

Du schlimmer Falschmünzer, wie könntest du anders! Deine

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