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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Dass ich von Opfern sprach <strong>und</strong> Honig-Opfern, eine List<br />

war's nur meiner Rede <strong>und</strong>, wahrlich, eine nützliche Thorheit!<br />

Hier oben darf ich schon freier reden, als vor Einsiedler-Höhlen<br />

<strong>und</strong> Einsiedler-Hausthieren.<br />

Was opfern! Ich verschwende, was mir geschenkt wird, ich<br />

Verschwender mit tausend Händen: wie dürfte ich Das noch<br />

— Opfern heissen!<br />

Und als ich nach Honig begehrte, begehrte ich nur nach Köder<br />

<strong>und</strong> süssem Seime <strong>und</strong> Schleime, nach dem auch Brummbären<br />

<strong>und</strong> w<strong>und</strong>erliche mürrische böse Vögel die Zunge lecken:<br />

— nach dem besten Köder, wie er jägern <strong>und</strong> Fischfängern<br />

noththut. Denn wenn die Welt wie ein dunkler Thierwald ist<br />

<strong>und</strong> aller wilden Jäger Lustgarten, so dünkt sie mich noch mehr<br />

<strong>und</strong> lieber ein abgründliches reiches Meer,<br />

— ein Meer voll bunter Fische <strong>und</strong> Krebse, nach dem es auch<br />

Götter gelüsten möchte, dass sie an ihm zu Fischern wurden <strong>und</strong><br />

zu Netz-Auswerfern: so reich ist die Welt an W<strong>und</strong>erlichem,<br />

grossem <strong>und</strong> kleinem!<br />

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Sonderlich die <strong>Menschen</strong>-Welt, das <strong>Menschen</strong>-Meer: — nach<br />

dem werfe ich nun meine goldene Angelruthe aus <strong>und</strong> spreche:<br />

thue dich auf, du <strong>Menschen</strong>-Abgr<strong>und</strong>!<br />

Thue dich auf <strong>und</strong> wirf mir deine Fische <strong>und</strong> Glitzer-Krebse<br />

zu! Mit meinem besten Köder ködere ich mir heute die w<strong>und</strong>erichsten<br />

<strong>Menschen</strong>-Fische!<br />

— mein Glück selber werfe ich hinaus in alle Weiten <strong>und</strong><br />

Fernen, zwischen Aufgang, Mittag <strong>und</strong> Niedergang, ob nicht<br />

in meinem Glücke viele <strong>Menschen</strong>-Fische zerrn <strong>und</strong> zappeln<br />

lernen.<br />

Bis sie, anbeissend an meine spitzen verborgenen Haken,<br />

hinauf müssen in meine Höhe, die buntesten Abgr<strong>und</strong>-Gründlinge<br />

zu dem boshaftigsten aller <strong>Menschen</strong>-Fischfänger.<br />

Der nämlich bin ich von Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Anbeginn, ziehend,<br />

heranziehend, hinaufziehend, aufziehend, ein Zieher, Züchter<br />

<strong>und</strong> Zuchtmeister, der sich nicht umsonst einstmals zusprach:<br />

„Werde, der du bist!“<br />

Also mögen nunmehr die <strong>Menschen</strong> zu mir hinauf kommen:<br />

denn noch warte ich der Zeichen, dass es Zeit sei zu<br />

meinem Niedergange, noch gehe ich selber nicht unter, wie ich<br />

muss, unter <strong>Menschen</strong>.<br />

Dazu warte ich hier, listig <strong>und</strong> spöttisch auf hohen Bergen,<br />

kein Ungeduldiger, kein Geduldiger, vielmehr Einer, der auch<br />

die Geduld verlernt hat, — weil er nicht mehr „duldet.“<br />

Mein Schicksal nämlich lässt mir Zeit: es vergass mich wohl?<br />

Oder sitzt es hinter einem grossen Steine im Schatten <strong>und</strong> fängt<br />

fliegen?<br />

Und wahrlich, ich bin ihm gut darob, meinem ewigen<br />

Schicksale, dass es mich nicht hetzt <strong>und</strong> drängt <strong>und</strong> mir Zeit

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