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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Wo bist du hin? Aber im Gesicht fühle ich von deiner<br />

Hand zwei Tupfen <strong>und</strong> rothe Klexe!<br />

Ich bin es wahrlich müde, immer dein schafichter Schäfer zu<br />

sein! Du Hexe, habe ich dir bisher gesungen, nun sollst du mir<br />

— schrein!<br />

Nach dem Takt meiner Peitsche sollst du mir tanzen <strong>und</strong><br />

schrein! Ich vergass doch die Peitsche nicht? — Nein!“ —<br />

2.<br />

Da antwortete mir das Leben also <strong>und</strong> hielt sich dabei die<br />

zierlichen Ohren zu:<br />

„Oh Zarathustra! Klatsche doch nicht so fürchterlich mit<br />

deiner Peitsche! Du weisst es ja: Lärm mordet Gedanken, —<br />

<strong>und</strong> eben kommen mir so zärtliche Gedanken.<br />

Wir sind Beide zwei rechte Thunichtgute <strong>und</strong> Thunichtböse.<br />

Jenseits von Gut <strong>und</strong> Böse fanden wir unser Eiland <strong>und</strong> unsre<br />

grüne Wiese — wir Zwei allein! Darum müssen wir schon<br />

einander gut sein!<br />

Und lieben wir uns auch nicht von Gr<strong>und</strong> aus —, muss<br />

man sich denn gram sein, wenn man sich nicht von Gr<strong>und</strong> aus<br />

liebt?<br />

Und dass ich dir gut bin <strong>und</strong> oft zu gut, Das weisst du: <strong>und</strong><br />

der Gr<strong>und</strong> ist, dass ich auf deine Weisheit eifersüchtig bin. Ah,<br />

diese tolle alte Närrin von Weisheit!<br />

Wenn dir deine Weisheit einmal davonliefe, ach! da liefe dir<br />

schnell auch meine Liebe noch davon. “ —<br />

Darauf blickte das Leben nachdenklich hinter sich <strong>und</strong> um<br />

sich <strong>und</strong> sagte leise: „Oh Zarathustra, du bist mir nicht treu<br />

genug!<br />

Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.281' KSA='4.285'<br />

Du liebst mich lange nicht so sehr wie du re<strong>des</strong>t; ich weiss,<br />

du denkst daran, dass du mich bald verlassen willst.<br />

Es giebt eine alte schwere schwere Brumm-Glocke: die<br />

brummt Nachts bis zu deiner Höhle hinauf: —<br />

— hörst du diese Glocke Mitternachts die St<strong>und</strong>e schlagen,<br />

so denkst du zwischen Eins <strong>und</strong> Zwölf daran —<br />

— du denkst daran, oh Zarathustra, ich weiss es, dass du<br />

mich bald verlassen willst!“ —<br />

„Ja, antwortete ich zögernd, aber du weisst es auch —“ Und<br />

ich sagte ihr Etwas in's Ohr, mitten hinein zwischen ihre

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