Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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04.11.2013 Aufrufe

Ich sollt nur Feinde haben, die zu hassen sind, aber nicht Feinde zum Verachten: ihr müsst stolz auf euren Feind sein: also lehrte ich schon Ein Mal. Dem würdigeren Feinde, oh meine Freunde, sollt ihr euch aufsparen: darum müsst ihr an Vielem vorübergehn, — — sonderlich an vielem Gesindel, das euch in die Ohren lärmt von Volk und Völkern. Haltet euer Auge rein von ihrem Für und Wider! Da giebt es viel Recht, viel Unrecht: wer da zusieht, wird zornig. Dreinschaun, dreinhaun — das ist da Eins: darum geht weg in die Wälder und legt euer Schwert schlafen! Geht eure Wege! Und lasst Volk und Völker die ihren gehn! — dunkle Wege wahrlich, auf denen auch nicht Eine Hoffnung mehr wetterleuchtet! Mag da der Krämer herrschen, wo Alles, was noch glänzt Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.259' KSA='4.263' — Krämer-Gold ist! Es ist die Zeit der Könige nicht mehr: was sich heute Volk heisst, verdient keine Könige. Seht doch, wie diese Völker jetzt selber den Krämern gleich thun: sie lesen sich die kleinsten Vortheile noch aus jedem Kehricht! Sie lauern einander auf, sie lauern einander Etwas ab, — das heissen sie „gute Nachbarschaft.“ Oh selige ferne Zeit, wo ein Volk sich sagte „ich will über Völker — Herr sein!“ Denn, meine Brüder: das Beste soll herrschen, das Beste will auch herrschen! Und wo die Lehre anders lautet, da — fehlt es am Besten. 22. Wenn Die — Brod umsonst hätten, wehe! Wonach würden Die schrein! Ihr Unterhalt — das ist ihre rechte Unterhaltung; und sie sollen es schwer haben! Raubthiere sind es: in ihrer „Arbeiten“ — da ist auch noch Rauben, in ihre „Verdienen“ — da ist auch noch Überlisten! Darum sollen sie es schwer haben! Bessere Raubthiere sollen sie also werden, feinere, klügere, menschen-ähnlichere: der Mensch nämlich ist das beste Raubthier. Allen Thieren hat der Mensch schon ihre Tugenden abgeraubt: das macht, von allen Thieren hat es der Mensch am schwersten gehabt. Nur noch die Vögel sind über ihm. Und wenn der Mensch noch fliegen lernte, wehe! wohinauf — würde seine Raublust fliegen! Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.260' KSA='4.264'

23. So will ich Mann und Weib: kriegstüchtig den Einen, gebärtüchtig das Andre, beide aber tanztüchtig mit Kopf und Beinen. Und verloren sei uns der Tag, wo nicht Ein Mal getanzt wurde! Und falsch heisse uns jede Wahrheit, bei der es nicht Ein Gelächter gab! 24. Euer Eheschliessen: seht zu, dass es nicht ein schlechtes Schliessen sei! Ihr schlosset zu schnell: so folgt daraus — Ehebrechen! Und besser noch Ehebrechen als Ehe-biegen, Ehelügen! — So sprach mir ein Weib: „wohl brach ich die Ehe, aber zuerst brach die Ehe — mich!“ Schlimm-Gepaarte fand ich immer als die schlimmsten Rachsüchtigen: sie lassen es aller Welt entgelten, dass sie nicht mehr einzeln laufen. Desswillen will ich, dass Redliche zu einander reden: „wir lieben uns: lasst uns zusehn, dass wir uns lieb behalten! Oder soll unser Versprechen ein Versehen sein?“ — „Gebt uns eine Frist und kleine Ehe, dass wir zusehn, ob wir zur grossen Ehe taugen! Es ist ein grosses Ding, immer zu Zwein sein!“ Also rathe ich allen Redlichen; und was wäre denn meine Liebe zum Übermenschen und zu Allem, was kommen soll, wenn ich anders riethe und redete! Nicht nur fort euch zu pflanzen, sondern hinauf — dazu, oh meine Brüder, helfe euch der Garten der Ehe! Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.261' KSA='4.265' 25. Wer über alte Ursprünge weise wurde, siehe, der wird zuletzt nach Quellen der Zukunft suchen und nach neuen Ursprüngen. — Oh meine Brüder, es ist nicht über lange, da werden neue Völker entspringen und neue Quellen hinab in neue Tiefen rauschen. Das Erdbeben nämlich — das verschüttet viel Brunnen, das schafft viel Verschmachten: das hebt auch innre Kräfte und Heimlichkeiten an's Licht. Das Erdbeben macht neue Quellen offenbar. Im Erdbeben alter Völker brechen neue Quellen aus. Und wer da ruft „Siehe hier ein Brunnen für viele Durstige, Ein Herz für viele Sehnsüchtige, Ein Wille für viele Werkzeuge“: — um den sammelt sich ein Volk, das ist: viel Versuchende. Wer befehlen kann, wer gehorchen muss — Das wird da versucht! Ach, mit welch langem Suchen und Rathen und Missrathen und Lernen und Neu-Versuchen!

Ich sollt nur Feinde haben, die zu hassen sind, aber nicht<br />

Feinde zum Verachten: ihr müsst stolz auf euren Feind sein:<br />

also lehrte ich schon Ein Mal.<br />

Dem würdigeren Feinde, oh meine Fre<strong>und</strong>e, sollt ihr euch<br />

aufsparen: darum müsst ihr an Vielem vorübergehn, —<br />

— sonderlich an vielem Gesindel, das euch in die Ohren<br />

lärmt von Volk <strong>und</strong> Völkern.<br />

Haltet euer Auge rein von ihrem Für <strong>und</strong> Wider! Da giebt<br />

es viel Recht, viel Unrecht: wer da zusieht, wird zornig.<br />

Dreinschaun, dreinhaun — das ist da Eins: darum geht weg<br />

in die Wälder <strong>und</strong> legt euer Schwert schlafen!<br />

Geht eure Wege! Und lasst Volk <strong>und</strong> Völker die ihren<br />

gehn! — dunkle Wege wahrlich, auf denen auch nicht Eine<br />

Hoffnung mehr wetterleuchtet!<br />

Mag da der Krämer herrschen, wo Alles, was noch glänzt<br />

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— Krämer-Gold ist! Es ist die Zeit der Könige nicht mehr: was<br />

sich heute Volk heisst, verdient keine Könige.<br />

Seht doch, wie diese Völker jetzt selber den Krämern gleich<br />

thun: sie lesen sich die kleinsten Vortheile noch aus jedem<br />

Kehricht!<br />

Sie lauern einander auf, sie lauern einander Etwas ab, — das<br />

heissen sie „gute Nachbarschaft.“ Oh selige ferne Zeit, wo ein<br />

Volk sich sagte „ich will über Völker — Herr sein!“<br />

Denn, meine Brüder: das Beste soll herrschen, das Beste<br />

will auch herrschen! Und wo die Lehre anders lautet, da —<br />

fehlt es am Besten.<br />

22.<br />

Wenn Die — Brod umsonst hätten, wehe! Wonach würden<br />

Die schrein! Ihr Unterhalt — das ist ihre rechte Unterhaltung;<br />

<strong>und</strong> sie sollen es schwer haben!<br />

Raubthiere sind es: in ihrer „Arbeiten“ — da ist auch noch<br />

Rauben, in ihre „Verdienen“ — da ist auch noch Überlisten!<br />

Darum sollen sie es schwer haben!<br />

Bessere Raubthiere sollen sie also werden, feinere, klügere,<br />

menschen-ähnlichere: der Mensch nämlich ist das<br />

beste Raubthier.<br />

Allen Thieren hat der Mensch schon ihre Tugenden abgeraubt:<br />

das macht, von allen Thieren hat es der Mensch am<br />

schwersten gehabt.<br />

Nur noch die Vögel sind über ihm. Und wenn der Mensch<br />

noch fliegen lernte, wehe! wohinauf — würde seine<br />

Raublust fliegen!<br />

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