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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Und damals geschah es auch, — <strong>und</strong> wahrlich, es geschah<br />

zum ersten Male! — dass sein Wort die Selbstsucht selig<br />

pries, die heile, ges<strong>und</strong>e Selbstsucht, die aus mächtiger Seele<br />

quillt: —<br />

— aus mächtiger Seele, zu welcher der hohe Leib gehört, der<br />

schöne, sieghafte, erquickliche, um den herum jedwe<strong>des</strong> Ding<br />

Spiegel wird:<br />

— der geschmeidige überredende Leib, der Tänzer, <strong>des</strong>sen<br />

Gleichniss <strong>und</strong> Auszug die selbst-lustige Seele ist. Solcher Leiber<br />

<strong>und</strong> Seelen Selbst-Lust heisst sich selber „Tugend.“<br />

Mit ihren Worten von Gut <strong>und</strong> Schlecht schirmt sich solche<br />

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Selbst-Lust wie mit heiligen Hainen; mit den Namen ihres<br />

Glücks bannt sie von sich alles Verächtliche.<br />

Von sich weg bannt sie alles Feige; sie spricht: Schlecht —<br />

das ist feige! Verächtlich dünkt ihr der immer Sorgende,<br />

Seufzende, Klägliche <strong>und</strong> wer auch die kleinsten Vortheile aufliest.<br />

Sie verachtet auch alle wehselige Weisheit: denn, wahrlich,<br />

es giebt auch Weisheit, die im Dunklen blüht, eine Nachtschatten-Weisheit:<br />

als welche immer seufzt „Alles ist eitel!“<br />

Das scheue Misstrauen gilt ihr gering, <strong>und</strong> Jeder, wer<br />

Schwüre statt Blicke <strong>und</strong> Hände will: auch alle allzu misstrauische<br />

Weisheit, — denn solche ist feiger Seelen Art.<br />

Geringer noch gilt ihr der Schnell-Gefällige, der Hündische,<br />

der gleich auf dem Rücken liegt, der Demüthige; <strong>und</strong> auch Weisheit<br />

giebt es, die demüthig <strong>und</strong> hündisch <strong>und</strong> fromm <strong>und</strong> schnellgefällig<br />

ist.<br />

Verhasst ist ihr gar <strong>und</strong> ein Ekel, wer nie sich wehren will,<br />

wer giftigen Speichel <strong>und</strong> böse Blicke hinunterschluckt, der<br />

Allzu-Geduldige, Alles-Dulder, Allgenügsame: das nämlich ist die<br />

knechtische Art.<br />

Ob Einer vor Göttern <strong>und</strong> göttlichen Fusstritten knechtisch<br />

ist, ob vor <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> blöden <strong>Menschen</strong>-Meinungen: alle<br />

Knechts-Art speit sie an, diese selige Selbstsucht!<br />

Schlecht: so heisst sie Alles, was geknickt <strong>und</strong> knickerisch-knechtisch<br />

ist, unfreie Zwinker-Augen, gedrückte Herzen, <strong>und</strong><br />

jene talsche nachgebende Art, welche mit breiten feigen Lippen<br />

küsst.<br />

Und After-Weisheit: so heisst sie Alles, was Knechte <strong>und</strong><br />

Greise <strong>und</strong> Müde witzeln; <strong>und</strong> sonderlich die ganze schlimme<br />

aberwitzige, überwitzige Priester-Narrheit!<br />

Die After-Weisen aber, alle die Priester, Weltmüden <strong>und</strong><br />

wessen Seele von Weibs- <strong>und</strong> Knechtsart ist, — oh wie hat ihr<br />

Spiel von jeher der Selbstsucht übel mitgespielt!<br />

Und Das gerade sollte Tugend sein <strong>und</strong> Tugend heissen,<br />

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