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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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an Gott zweifeln höre.<br />

Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.226' KSA='4.230'<br />

Ist es denn nicht lange vorbei auch für alle solche Zweifel?<br />

Wer darf noch solche alte eingeschlafne lichtscheue Sachen<br />

aufwecken!<br />

Mit den alten Göttern gieng es ja lange schon zu Ende: —<br />

<strong>und</strong> wahrlich, ein gutes fröhliches Götter-Ende hatten sie!<br />

Sie „dämmerten“ sich nicht zu Tode, — das lügt man wohl!<br />

Vielmehr: sie haben sich selber einmal zu Tode — gelacht!<br />

Das geschah, als das gottloseste Wort von einem Gotte selber<br />

ausgieng, — das Wort „Es ist Ein Gott! Du sollst keinen<br />

andern Gott haben neben mir!“ —<br />

— ein alter Grimm-Bart von Gott, ein eifersüchtiger vergass<br />

sich also:<br />

Und alle Götter lachten damals <strong>und</strong> wackelten auf ihren<br />

Stühlen <strong>und</strong> riefen „Ist das nicht eben Göttlichkeit, dass es Götter,<br />

aber keinen Gott giebt?“<br />

Wer Ohren hat, der höre. —<br />

Also redete Zarathustra in der Stadt, die er liebte <strong>und</strong><br />

welche zubenannt ist „die bunte Kuh.“ Von hier nämlich hatte<br />

er nur noch zwei Tage zu gehen, dass er wieder in seine Höhle<br />

käme <strong>und</strong> zu seinen Thieren; seine Seele aber frohlockte beständig<br />

ob der Nähe seiner Heimkehr. —<br />

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Aphorism id='ZaIII-Text-9' kgw='VI-1.227' ksa='4.231'<br />

Die Heimkehr.<br />

Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit! Zu<br />

lange <strong>lebt</strong>e ich wild in wilder Fremde, als dass ich nicht mit<br />

Thränen zu dir heimkehrte!<br />

Nun drohe mir nur mit dem Finger, wie Mütter drohn, nun<br />

lächle mir zu, wie Mütter lächeln, nun sprich nur „Und wer<br />

war das, der wie ein Sturmwind einst von mir davonstürmte? —<br />

„— der scheidend rief: zu lange sass ich bei der Einsamkeit,<br />

da verlernte ich das Schweigen! Das — lerntest du nun wohl?<br />

„Oh Zarathustra, Alles weiss ich: <strong>und</strong> dass du unter den<br />

Vielen verlassener warst, du Einer, als je bei mir!<br />

„Ein Anderes ist Verlassenheit, ein Anderes Einsamkeit:<br />

Das — lerntest du nun! Und dass du unter <strong>Menschen</strong> immer

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