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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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<strong>und</strong> Possenreisser sein müssen.<br />

Seine zweiten Gesellen aber — die werden sich seine Gläubigen<br />

heissen: ein lebendiger Schwarm, viel Liebe, viel Thorheit,<br />

viel unbärtige Verehrung.<br />

An diese Gläubigen soll Der nicht sein Herz binden, wer<br />

meiner Art unter <strong>Menschen</strong> ist; an diese Lenze <strong>und</strong> bunte Wiesen<br />

soll Der nicht glauben, wer die flüchtig-feige <strong>Menschen</strong>art<br />

kennt!<br />

Könnten sie anders, so würden sie auch anders wollen.<br />

Halb- <strong>und</strong> Halbe verderben alles Ganze. Dass Blätter welk<br />

werden, — was ist da zu klagen!<br />

Lass sie fahren <strong>und</strong> fallen, oh Zarathustra, <strong>und</strong> klage nicht!<br />

Lieber noch blase mit raschelnden Winden unter sie, —<br />

— blase unter diese Blätter, oh Zarathustra: dass alles<br />

Welke schneller noch von dir davonlaufe! —<br />

2.<br />

„Wir sind wieder fromm geworden“ — so bekennen diese<br />

Abtrünnigen; <strong>und</strong> Manche von ihnen sind noch zu feige, also<br />

zu bekennen.<br />

Denen sehe ich in's Auge, — denen sage ich es in's Gesicht<br />

<strong>und</strong> in die Röthe ihrer Wangen: ihr seid Solche, welche wieder<br />

beten!<br />

Es ist aber eine Schmach, zu beten! Nicht für Alle, aber für<br />

dich <strong>und</strong> mich <strong>und</strong> wer auch im Kopfe sein Gewissen hat. Für<br />

dich ist es eine Schmach, zu beten!<br />

Du weisst es wohl: dein feiger Teufel in dir, der gerne<br />

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Hände-falten <strong>und</strong> Hände-in-den-Schooss-legen <strong>und</strong> es bequemer<br />

haben möchte: — dieser feige Teufel redet dir zu „es giebt<br />

einen Gott!“<br />

Damit aber gehörst du zur lichtscheuen Art, denen Licht<br />

nimmer Ruhe lässt; nun musst du täglich deinen Kopf tiefer in<br />

Nacht <strong>und</strong> Dunst stecken!<br />

Und wahrlich, du wähltest die St<strong>und</strong>e gut: denn eben wieder<br />

fliegen die Nachtvögel aus. Die St<strong>und</strong>e kam allem lichtscheuen<br />

Volke, die Abend- <strong>und</strong> Feierst<strong>und</strong>e, wo es nicht —<br />

„feiert.“<br />

Ich höre <strong>und</strong> rieche es: es kam ihre St<strong>und</strong>e für Jagd <strong>und</strong><br />

Umzug, nicht zwar für eine wilde Jagd, sondern für eine zahme<br />

lahme schnüffelnde Leisetreter- <strong>und</strong> Leisebeter-Jagd, —<br />

— für eine Jagd auf seelenvolle Duckmäuser: alle<br />

Herzens-Mausefallen sind jetzt wieder aufgestellt! Und wo ich einen<br />

Vorhang aufhebe, da kommt ein Nachtfalterchen herausgestürzt.<br />

Hockte es da wohl zusammen mit einem andern Nachtfalterchen?<br />

Denn überall rieche ich kleine verkrochne Gemeinden;<br />

<strong>und</strong> wo es Kämmerlein giebt, da giebt es neue Bet-Brüder drin

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