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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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die Feuersäule, in der sie verbrannt wird!<br />

Denn solche Feuersäulen müssen dem grossen Mittage vorangehn.<br />

Doch diess hat seine Zeit <strong>und</strong> sein eigenes Schicksal. —<br />

Diese Lehre aber gebe ich dir, du Narr, zum Abschiede: wo<br />

man nicht mehr lieben kann, da soll man — vorübergehn! —<br />

Also sprach Zarathustra <strong>und</strong> gieng an dem Narren <strong>und</strong> der<br />

grossen Stadt vorüber.<br />

Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.222' KSA='4.226'<br />

Aphorism id='ZaIII-Text-8' kgw='VI-1.222' ksa='4.226'<br />

Von den Abtrünnigen.<br />

1.<br />

Ach, liegt Alles schon welk <strong>und</strong> grau, was noch jüngst auf<br />

dieser Wiese grün <strong>und</strong> bunt stand? Und wie vielen Honig der<br />

Hoffnung trug ich von hier in meine Bienenkörbe!<br />

Diese jungen Herzen sind alle schon alt geworden, — <strong>und</strong><br />

nicht alt einmal! nur müde, gemein, bequem: — sie heissen es<br />

„wir sind wieder fromm geworden.“<br />

Noch jüngst sah ich sie in der Frühe auf tapferen Füssen<br />

hinauslaufen: aber ihre Füsse der <strong>Er</strong>kenntniss wurden müde,<br />

<strong>und</strong> nun verleumden sie auch noch ihre Morgen-Tapferkeit!<br />

Wahrlich, Mancher von ihnen hob einst die Beine wie ein<br />

Tänzer, ihm winkte das Lachen in meiner Weisheit: — da besann<br />

er sich. Eben sah ich ihn krumm — zum Kreuze kriechen.<br />

Um Licht <strong>und</strong> Freiheit flatterten sie einst gleich Mücken <strong>und</strong><br />

jungen Dichtern. Ein Wenig älter, ein Wenig kälter: <strong>und</strong> schon<br />

sind sie Dunkler <strong>und</strong> Munkler <strong>und</strong> Ofenhocker.<br />

Verzagte ihnen wohl das Herz darob, dass mich die Einsamkeit<br />

verschlang gleich einem Wallfische? Lauschte ihr Ohr wohl<br />

sehnsüchtig-lange umsonst nach mir <strong>und</strong> meinen Trompeten- <strong>und</strong><br />

Herolds-Rufen?<br />

— Ach! Immer sind ihrer nur Wenige, deren Herz einen<br />

langen Muth <strong>und</strong> Übermuth hat; <strong>und</strong> solchen bleibt auch der<br />

Geist geduldsam. Der Rest aber ist feige.<br />

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Der Rest: das sind immer die Allermeisten, der Alltag, der<br />

Überfluss, die Viel-zu-Vielen — diese alle sind feige! —<br />

Wer meiner Art ist, dem werden auch die <strong>Er</strong>lebnisse meiner<br />

Art über den Weg laufen: also, dass seine ersten Gesellen Leichname

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