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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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das heisse ich ihr Humpeln —. Damit werden<br />

sie Jedem zum Anstosse, der Eile hat.<br />

Und Mancher von ihnen geht vorwärts <strong>und</strong> blickt dabei zurück,<br />

mit versteiftem Nacken: dem renne ich gern wider den<br />

Leib.<br />

Fuss <strong>und</strong> Augen sollen nicht lügen, noch sich einander Lügen<br />

strafen. Aber es ist viel Lügnerei bei den kleinen Leuten.<br />

Einige von ihnen wollen, aber die Meisten werden nur gewollt.<br />

Einige von ihnen sind ächt, aber die Meisten sind<br />

schlechte Schauspieler.<br />

Es giebt Schauspieler wider Wissen unter ihnen <strong>und</strong> Schauspieler<br />

wider Willen —, die Ächten sind immer selten, sonderlich<br />

die ächten Schauspieler.<br />

Des Mannes ist hier wenig: darum vermännlichen sich ihre<br />

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Weiber. Denn nur wer Mannes genug ist, wird im Weibe das<br />

Weib — erlösen.<br />

Und diese Heuchelei fand ich unter ihnen am schlimmsten:<br />

dass auch Die, welche befehlen, die Tugenden Derer heucheln,<br />

welche dienen.<br />

„Ich diene, du dienst, wir dienen“ — so betet hier auch die<br />

Heuchelei der Herrschenden, — <strong>und</strong> wehe, wenn der erste Herr<br />

nur der erste Diener ist!<br />

Ach, auch in ihre Heucheleien verflog sich wohl meines Auges<br />

Neugier; <strong>und</strong> gut errieth ich all ihr Fliegen-Glück <strong>und</strong> ihr Summen<br />

um besonnte Fensterscheiben.<br />

Soviel Güte, soviel Schwäche sehe ich. Soviel Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Mitleiden, soviel Schwäche.<br />

R<strong>und</strong>, rechtlich <strong>und</strong> gütig sind sie mit einander, wie Sandkörnchen<br />

r<strong>und</strong>, rechtlich <strong>und</strong> gütig mit Sandkörnchen sind.<br />

Bescheiden ein kleines Glück umarmen — das heissen sie<br />

„<strong>Er</strong>gebung“! <strong>und</strong> dabei schielen sie bescheiden schon nach einem<br />

neuen kleinen Glücke aus.<br />

Sie wollen im Gr<strong>und</strong>e einfältiglich Eins am meisten: dass<br />

ihnen Niemand wehe thue. So kommen sie Jedermann zuvor<br />

<strong>und</strong> thun ihm wohl.<br />

Diess aber ist Feigheit: ob es schon „Tugend“ heisst. —<br />

Und wenn sie einmal rauh reden, diese kleinen Leute: ich<br />

höre darin nur ihre Heiserkeit, — jeder Windzug nämlich macht<br />

sie heiser.<br />

Klug sind sie, ihre Tugenden haben kluge Finger. Aber ihnen<br />

fehlen die Fäuste, ihre Finger wissen nicht, sich hinter Fäuste zu<br />

verkriechen.<br />

Tugend ist ihnen das, was bescheiden <strong>und</strong> zahm macht: damit<br />

machten sie den Wolf zum H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> den <strong>Menschen</strong> selber<br />

zu <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> bestem Hausthiere.<br />

„Wir setzten unsern Stuhl in die Mitte — das sagt mir<br />

ihr Schmunzeln — <strong>und</strong> ebenso weit weg von sterbenden Fechtern

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