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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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schmeichelt mir, der glattzüngige; vorwärts <strong>und</strong> rückwärts<br />

schaue ich —, noch schaue ich kein Ende.<br />

Noch kam mir die St<strong>und</strong>e meines letzten Kampfes nicht, —<br />

oder kommt sie wohl mir eben? Wahrlich, mit tückischer Schönheit<br />

schaut mich rings Meer <strong>und</strong> Leben an!<br />

Oh Nachmittag meines Lebens! Oh Glück vor Abend! Oh<br />

Hafen auf hoher See! Oh Friede im Ungewissen! Wie misstraue<br />

ich euch Allen!<br />

Wahrlich, misstrauisch bin ich gegen eure tückische Schönheit!<br />

Dem Liebenden gleiche ich, der allzusammtenem Lächeln misstraut.<br />

Wie er die Geliebteste vor sich her stösst, zärtlich noch in seiner<br />

Härte, der Eifersüchtige —, also stosse ich diese selige<br />

St<strong>und</strong>e vor mir her.<br />

Hinweg mit dir, du selige St<strong>und</strong>e! Mit dir kam mir eine Seligkeit<br />

wider Willen! Willig zu meinem tiefsten Schmerze stehe ich<br />

hier: — zur Unzeit kamst du!<br />

Hinweg mit dir, du selige St<strong>und</strong>e! Lieber nimm Herberge dort<br />

— bei meinen Kindern! Eile! <strong>und</strong> segne sie vor Abend noch mit<br />

meinem Glücke!<br />

Da naht schon der Abend: die Sonne sinkt. Dahin — mein<br />

Glück! —<br />

Also sprach Zarathustra. Und er wartete auf sein Unglück<br />

die ganze Nacht: aber er wartete umsonst. Die Nacht blieb hell<br />

<strong>und</strong> still, <strong>und</strong> das Glück selber kam ihm immer näher <strong>und</strong><br />

näher. Gegen Morgen aber lachte Zarathustra zu seinem Herzen<br />

<strong>und</strong> sagte spöttisch „das Glück läuft mir nach. Das kommt davon,<br />

dass ich nicht den Weibern nachlaufe. Das Glück aber ist<br />

ein Weib.“<br />

Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.203' KSA='4.207'<br />

Aphorism id='ZaIII-Text-4' kgw='VI-1.203' ksa='4.207'<br />

Vor Sonnen-Aufgang.<br />

Oh Himmel über mir, du Reiner! Tiefer! Du Licht-Abgr<strong>und</strong>!<br />

Dich schauend schaudere ich vor göttlichen Begierden.<br />

In deine Höhe mich zu werfen — das ist meine Tiefe! In<br />

deine Reinheit mich zu bergen — das ist meine Unschuld!<br />

Den Gott verhüllt seine Schönheit: so verbirgst du deine<br />

Sterne. Du re<strong>des</strong>t nicht: so kün<strong>des</strong>t du mir deine Weisheit.<br />

Stumm über brausendem Meere bist du heut mir aufgegangen,<br />

deine Liebe <strong>und</strong> deine Scham redet Offenbarung zu meiner brausenden<br />

Seele.<br />

Dass du schön zu mir kamst, verhüllt in deine Schönheit, dass

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