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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Meine Hand riss die Schlange <strong>und</strong> riss: — umsonst! sie riss<br />

die Schlange nicht aus dem Schl<strong>und</strong>e. Da schrie es aus mir „Beiss<br />

zu! Beiss zu!<br />

Den Kopf ab! Beiss zu!“ — so schrie es aus mir, mein Grauen,<br />

Page Break id='ZaIII' KGW='VI-1.198' KSA='4.202'<br />

mein Hass, mein Ekel, mein <strong>Er</strong>barmen, all mein Gutes <strong>und</strong><br />

Schlimmes schrie mit Einem Schrei aus mir. —<br />

Ihr Kühnen um mich! Ihr Sucher, Versucher, <strong>und</strong> wer von<br />

euch mit listigen Segeln sich in unerforschte Meere einschiffte!<br />

Ihr Räthsel-Frohen!<br />

So rathet mir doch das Räthsel, das ich damals schaute, so<br />

deutet mir doch das Gesicht <strong>des</strong> Einsamsten!<br />

Denn ein Gesicht war's <strong>und</strong> ein Vorhersehn: — was sah<br />

ich damals im Gleichnisse? Und wer ist, der einst noch kommen<br />

muss?<br />

Wer ist der Hirt, dem also die Schlange in den Schl<strong>und</strong><br />

kroch? Wer ist der Mensch, dem also alles Schwerste,<br />

Schwärzeste in den Schl<strong>und</strong> kriechen wird?<br />

— Der Hirt aber biss, wie mein Schrei ihm rieth; er biss<br />

mit gutem Bisse! Weit weg spie er den Kopf der Schlange—:<br />

<strong>und</strong> sprang empor. —<br />

Nicht mehr Hirt, nicht mehr Mensch, — ein Verwandelter,<br />

ein Umleuchteter, welcher lachte! Niemals noch auf <strong>Er</strong>den<br />

lachte je ein Mensch, wie er lachte!<br />

Oh meine Brüder, ich hörte ein Lachen, das keines <strong>Menschen</strong><br />

Lachen war, — — <strong>und</strong> nun frisst ein Durst an mir, eine Sehnsucht,<br />

die nimmer stille wird.<br />

Meine Sehnsucht nach diesem Lachen frisst an mir: oh wie<br />

ertrage ich noch zu leben! Und wie ertrüge ich's, jetzt zu<br />

sterben! —<br />

Also sprach Zarathustra.<br />

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Aphorism id='ZaIII-Text-3' kgw='VI-1.199' ksa='4.203'<br />

Von der Seligkeit wider Willen.<br />

Mit solchen Räthseln <strong>und</strong> Bitternissen im Herzen fuhr Zarathustra<br />

über das Meer. Als er aber vier Tagereisen fern war von<br />

den glückseligen Inseln <strong>und</strong> von seinen Fre<strong>und</strong>en, da hatte er<br />

allen seinen Schmerz überw<strong>und</strong>en —: siegreich <strong>und</strong> mit festen

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