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Seltsames Loos des Menschen! Er lebt 70 Jahr und meint, etwas ...

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Gedanken <strong>und</strong> Hintergedanken. Aber nach einer kleinen Weile<br />

lachte er schon wieder <strong>und</strong> sagte begütigt:<br />

„Es ist schwer, mit <strong>Menschen</strong> zu leben, weil Schweigen so<br />

schwer ist. Sonderlich für einen Geschwätzigen.“ —<br />

Also sprach Zarathustra. Der Bucklichte aber hatte dem Gespräche<br />

zugehört <strong>und</strong> sein Gesicht dabei bedeckt; als er aber<br />

Zarathustra lachen hörte, blickte er neugierig auf <strong>und</strong> sagte langsam:<br />

„Aber warum redet Zarathustra anders zu uns als zu seinen<br />

Jüngern?“<br />

Zarathustra antwortete: „Was ist da zum Verw<strong>und</strong>ern! Mit<br />

Bucklichten darf man schon bucklicht reden!“<br />

„Gut, sagte der Bucklichte; <strong>und</strong> mit Schülern darf man schon<br />

aus der Schule schwätzen.<br />

Aber warum redet Zarathustra anders zu seinen Schülern —<br />

als zu sich selber?“ —<br />

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Aphorism id='ZaII-Text-21' kgw='VI-1.179' ksa='4.183'<br />

Von der <strong>Menschen</strong>-Klugheit.<br />

Nicht die Höhe: der Abhang ist das Furchtbare!<br />

Der Abhang, wo der Blick hinunter stürzt <strong>und</strong> die<br />

Hand hinauf greift. Da schwindelt dem Herzen vor seinem<br />

doppelten Willen.<br />

Ach, Fre<strong>und</strong>e, errathet ihr wohl auch meines Herzens doppelten<br />

Willen?<br />

Das, Das ist mein Abhang <strong>und</strong> meine Gefahr, dass mein<br />

Blick in die Höhe stürzt, <strong>und</strong> dass meine Hand sich halten <strong>und</strong><br />

stützen möchte — an der Tiefe!<br />

An den <strong>Menschen</strong> klammert sich mein Wille, mit Ketten binde<br />

ich mich an den <strong>Menschen</strong>, weil es mich hinauf reisst zum Übermenschen:<br />

denn dahin will mein andrer Wille.<br />

Und dazu lebe ich blind unter den <strong>Menschen</strong>; gleich als ob<br />

ich sie nicht kennte: dass meine Hand ihren Glauben an Festes<br />

nicht ganz verliere.<br />

Ich kenne euch <strong>Menschen</strong> nicht: diese Finsterniss <strong>und</strong> Tröstung<br />

ist oft um mich gebreitet.<br />

Ich sitze am Thorwege für jeden Schelm <strong>und</strong> frage: wer will<br />

mich betrügen?<br />

Das ist meine erste <strong>Menschen</strong>-Klugheit, dass ich mich betrügen<br />

lasse, um nicht auf der Hut zu sein vor Betrügern.<br />

Ach, wenn ich auf der Hut wäre vor dem <strong>Menschen</strong>: wie

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