gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net

gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net

04.11.2013 Aufrufe

4. BERUFSVORBEREITUNG Die bisherigen Kapitel dieser Arbeit sollten zunächst einen Überblick darüber vermitteln, welche Hintergründe und wichtigen Grundlagen bei der beruflichen Eingliederung Behinderter zu bedenken sind. Nach den Überlegungen hinsichtlich der Bedeutung von Arbeit und Beruf, der Erläuterung der Beschäftigungssituation von behinderten Menschen sowie der gesetzlichen Grundlagen zur beruflichen Eingliederung als eine hierfür wichtige Voraussetzung, möchte ich nun in den folgenden Kapiteln darlegen, welche einzelnen Phasen hin zur Erlangung eines Arbeitsplatzes, einschließlich verschiedener Arbeitsmöglichkeiten, für behinderte Menschen von Bedeutung sind. Beginnen werde ich dabei mit dem Bereich der "Berufsvorbereitung", der schon in der Schule einsetzt, aber für viele behinderte Jugendliche nicht mit dem Verlassen der Schule endet, sondern sich über verschiedene berufsvorbereitende Maßnahmen auch noch in das "nachschulische Leben" erstrecken kann. 4.1. BEHINDERUNG UND BERUFSWAHL 4.1.1. Die Situation von jungen Menschen mit Körperbehinderungen bei Verlassen der Schule Mit dem Verlassen der Schule beginnt für alle Jugendlichen ein neuer Lebensabschnitt, der neue Herausforderungen für sie bereit hält. Für Schulabgänger mit Körperbehinderungen kommt diesem Übergang aber eine besonders große Bedeutung zu, denn hierbei werden wichtige Grundlagen für den weiteren Lebensweg, vor allem hinsichtlich einer erfolgreichen Eingliederung ins Berufsleben gelegt. Doch dieses Ziel ist wahrlich nicht einfach zu realisieren, wie bereits aus den vorherigen Kapiteln zu entnehmen war. Nach Stadler (1998, S. 189 / 190) weisen besonders die folgenden Schülergruppen der Schule für Körperbehinderte Übergangsprobleme in diesem Bereich auf, deren Anzahl im Übrigen noch im Steigen begriffen ist: "(1.) Schüler mit durchschnittlicher Intelligenz, aber extremer Einschränkung der Bewegungsfähigkeit (2.) Schüler mit stark verminderter Intelligenz, aber guter Bewegungsfähigkeit (3.) Schüler mit geistiger Behinderung und extremer Einschränkung der Bewegungsfähigkeit (4.) Schüler mit schwersten Formen der Mehrfachbehinderung (5.) Schüler, die infolge fortschreitender oder bösartiger Erkrankungen nur eine verringerte Lebenserwartung haben (...) (6.) Schüler, die durch Unfälle aus ihrem Lebenslauf gerissen wurden" . Gleichermaßen erzielen aber auch viele körperbehinderte Schülerinnen und Schüler trotz ihrer Behinderung hohe Bildungsabschlüsse wie der Realschule oder des Gymnasiums. Doch auch hier ist eine intensive Vorbereitung auf den Übergang zum Berufsleben angebracht, da die Jugendlichen jetzt ein Umfeld betreten, welches nicht in erster Linie auf die Bedürfnisse Behinderter zugeschnitten ist wie die Sonderschule und ihnen somit noch nicht sehr vertraut ist, vor allem wenn sie keine integrativen schulischen Einrichtungen besucht haben. 40

Die Verschiedenheit der nachschulischen Situation körperbehinderter junger Erwachsener sollen folgende Daten belegen. Stadler (1997, S. 243) beschreibt anhand einer Untersuchung (1991 / 92) von 112 ehemaligen SchülerInnen (Durchschnittsalter 23 Jahre) der Schule für Körperbehinderte in Münster ihre berufliche Situation. Dabei waren 38% der Befragten in einer WfB beschäftigt, 23% arbeiteten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, 21% befanden sich in der Berufsausbildung oder besuchten weiterführende Schulen, 7% wurden in Einrichtungen für Schwerstmehrfachbehinderte betreut und 6% waren arbeitslos. Die Schwierigkeiten des Übergangs Körperbehinderter von der Schule in das Berufsleben fasst Stadler (1998, S. 190 / 191) in fünf Problemfeldern zusammen. - 1. Lebens- und Entwicklungsalter Beide Bereiche stimmen vielfach nicht überein und führen zu Einschränkungen bei den beruflichen Möglichkeiten. Aber auch bei guten intellektuellen Fähigkeiten sind zur Durchführung der Arbeitsaufgaben oft technische oder personelle Hilfen erforderlich. - 2. Sozialentwicklung der Behinderten und negative Einstellung ihnen gegenüber Viele behinderte Jugendliche schätzen ihre Leistungsfähigkeit und ihre Chancen am Ausbildungsmarkt falsch ein. Gleichzeitig zeigen aber viele Ausbildungsbetriebe Zweifel an ihrem Leistungsvermögen, so dass eine Anstellung häufig aus mangelnder Bereitschaft scheitert, sich auf die Behinderten einzustellen. - 3. Beurteilungsmaßstäbe der Lehrer Die Berufsbildungswerke (vgl. 5.1.) bescheinigen den Schulzeugnissen nur eine bedingte Aussagekraft, da sie oft zu gute Noten enthielten, die nicht immer dem tatsächlichen Leistungsvermögen entsprechen. Den Lehrern würde es für diese Einschätzungen an beruflichen Erfahrungen außerhalb des Schulbereichs mangeln. - 4. Berufsberatung des Arbeitsamtes Sie ist die "Nahtstelle" bei der Vermittlung behinderter Jugendlicher in eine Berufsausbildung, muss sich dabei aber auf Gutachten und verfügbare Ausbildungsplätze stützen. Berufswünsche der Behinderten lassen sich deshalb oft nicht realisieren. - 5. Die Rolle der Eltern und der Lehrer Entweder versuchen die Eltern selbst intensiv berufliche Perspektiven für ihr Kind zu eröffnen oder überlassen diese Aufgabe ganz der Schule oder der Berufsberatung. Durch den Übergang verlieren die Jugendlichen in ihren Lehrern außerdem wichtige Bezugspersonen, so dass sie mit der neuen Situation zum Teil überfordert sind. 4.1.2. Das Zusammenwirken von Schule und Berufsberatung Folglich besitzt der Bereich Berufswahl und Berufsvorbereitung für die Gewährleistung eines möglichst positiv erfahrbaren Übergangs in Ausbildung und Beruf eine sehr wichtige Bedeutung. Wie ich schon zu Beginn dieser Arbeit erwähnt habe (vgl. 1.1.), ist die Wahl des Berufes ein längerer Prozess, der jedoch für die Schüler immer mehr an Bedeutung gewinnt, vor allem je näher das Ende der Schulzeit rückt. Die Berufswahl muss bei behinderten jungen Menschen eigentlich auf zwei Ebenen erfolgen. Einerseits bestimmen die persönlichen Interessen und Neigungen zu einem wichtigen Teil die Berufswahl, andererseits muss aber dabei gleichzeitig bedacht werden, welche Anforderungen der Beruf stellt und welche Fähigkeiten man dazu benötigt. Wie lassen sich aufgrund dieser Bedingungen die vorhandenen behinderungsspezifischen Einschränkungen mit den Erfordernissen des Berufes miteinander in Einklang bringen? Aus diesen Gedanken heraus sind mögliche und geeignete Berufe abzuwägen 41

4. BERUFSVORBEREITUNG<br />

Die bisherigen Kapitel dieser <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> sollten zunächst einen Überblick darüber vermitteln,<br />

welche Hintergründe und wichtigen Grundlagen <strong>bei</strong> der beruflichen Eingliederung<br />

Behinderter zu bedenken sind. Nach den Überlegungen hinsichtlich der Bedeutung<br />

von <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> und Beruf, der Erläuterung der Beschäftigungssituation von behinderten<br />

Menschen sowie der gesetzlichen Grundlagen zur beruflichen Eingliederung als eine<br />

hierfür wichtige Voraussetzung, möchte ich nun in den folgenden Kapiteln darlegen,<br />

welche einzelnen Phasen hin zur Erlangung eines <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>splatzes, einschließlich verschiedener<br />

<strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>smöglichkeiten, für behinderte Menschen von Bedeutung sind.<br />

Beginnen werde ich da<strong>bei</strong> mit dem Bereich der "Berufsvorbereitung", der schon in der<br />

Schule einsetzt, aber für viele behinderte Jugendliche nicht mit dem Verlassen der<br />

Schule endet, sondern sich über verschiedene berufsvorbereitende Maßnahmen auch<br />

noch in das "nachschulische Leben" erstrecken kann.<br />

4.1. BEHINDERUNG UND BERUFSWAHL<br />

4.1.1. Die Situation von jungen Menschen mit Körperbehinderungen <strong>bei</strong> Verlassen der<br />

Schule<br />

Mit dem Verlassen der Schule beginnt für alle Jugendlichen ein neuer Lebensabschnitt,<br />

der neue Herausforderungen für sie bereit hält. Für Schulabgänger mit Körperbehinderungen<br />

kommt diesem Übergang aber eine besonders große Bedeutung zu,<br />

denn hier<strong>bei</strong> werden wichtige Grundlagen für den weiteren Lebensweg, vor allem hinsichtlich<br />

einer erfolgreichen Eingliederung ins Berufsleben gelegt. Doch dieses Ziel ist<br />

wahrlich nicht einfach zu realisieren, wie bereits aus den vorherigen Kapiteln zu entnehmen<br />

war. Nach Stadler (1998, S. 189 / 190) weisen besonders die folgenden Schülergruppen<br />

der Schule für Körperbehinderte Übergangsprobleme in diesem Bereich auf,<br />

deren Anzahl im Übrigen noch im Steigen begriffen ist:<br />

"(1.) Schüler mit durchschnittlicher Intelligenz, aber extremer Einschränkung der Bewegungsfähigkeit<br />

(2.) Schüler mit stark verminderter Intelligenz, aber guter Bewegungsfähigkeit<br />

(3.) Schüler mit geistiger Behinderung und extremer Einschränkung der Bewegungsfähigkeit<br />

(4.) Schüler mit schwersten Formen der Mehrfachbehinderung<br />

(5.) Schüler, die infolge fortschreitender oder bösartiger Erkrankungen nur eine<br />

verringerte Lebenserwartung haben (...)<br />

(6.) Schüler, die durch Unfälle aus ihrem Lebenslauf gerissen wurden" .<br />

Gleichermaßen erzielen aber auch viele körperbehinderte Schülerinnen und Schüler<br />

trotz ihrer Behinderung hohe Bildungsabschlüsse wie der Realschule oder des Gymnasiums.<br />

Doch auch hier ist eine intensive Vorbereitung auf den Übergang zum Berufsleben<br />

angebracht, da die Jugendlichen jetzt ein Umfeld betreten, welches nicht in erster<br />

Linie auf die Bedürfnisse Behinderter zugeschnitten ist wie die Sonderschule und ihnen<br />

somit noch nicht sehr vertraut ist, vor allem wenn sie keine integrativen schulischen Einrichtungen<br />

besucht haben.<br />

40

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!