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04.11.2013 Aufrufe

terhin lassen sich auf diese Weise auch positive Auswirkungen auf die anderen Arbeitnehmer feststellen, da dadurch eine Verbesserung im Betriebsklima, vor allem hinsichtlich der Erhöhung der Dauer der Betriebszugehörigkeit und der Motivation, bewirkt werden kann. Gleichzeitig sehen die Unternehmen so auch die Möglichkeit, sich später durch Frühverrentungen in "akzeptabler" Weise von den schwerbehinderten Mitarbeitern zu trennen. Die Weiterbeschäftigung schwerbehinderter Menschen erfolgt also nicht aus rein sozialen Motiven, sondern auch aus betriebs-ökonomischen Gründen. Andererseits ist aber festzustellen, dass die Beschäftigungsverhältnisse jüngerer, teilweise hoch qualifizierter Schwerbehinderter, die neu in einem Betrieb eingestellt wurden, häufig schon nach wenigen Jahren wieder aufgelöst werden. So haben nach drei Jahren insgesamt 48% dieser Personen das Unternehmen wieder verlassen (ebd., S. 476). Dies könnte meiner Ansicht nach auch daran liegen, dass die Chancen dieser Personen, wieder einen Arbeitsplatz zu erhalten, größer sind als bei den Schwerbehinderten, die erst im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit eine Behinderung erwerben. Somit ist hier die Bereitschaft für einen Wechsel des Arbeitsplatzes oder des Arbeitsortes als höher einzuschätzen (vgl. 2.2.4.). 2.2.7. Auswirkungen auf die Werkstätten für Behinderte - Beschäftigungsstruktur: Die Entwicklungen hinsichtlich einer zunehmenden Verschlechterung der Situation Schwerbehinderter auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt bleiben auch für die sogenannte beschützte Beschäftigung in den Werkstätten für Behinderte (WfB; vgl. 6.1.) nicht ohne Auswirkungen. So scheint die WfB immer mehr zu einem Arbeitsort für Behinderte zu werden, die bei einer besseren Situation auch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein könnten. Von 1984 stieg die Zahl der Werkstätten für Behinderte von 330 auf 470 (alte Bundesländer) im Jahre 1994. Zusätzlich sind beim Stand des Jahres 1994 noch weitere 170 WfB in den neuen Bundesländern zu berücksichtigen. Im gleichen Zeitraum stieg auch die Zahl der Beschäftigten der WfB von 75 000 auf 120 000 Menschen (alte Bundesländer). Weitere 18 000 behinderte Menschen arbeiteten 1994 in einer WfB in den neuen Bundesländern. Den größten Anteil der behinderten Beschäftigten stellen mit ca. 85% die geistig Behinderten, gefolgt von Menschen mit Körperbehinderungen (6 bis 8%) und den psychisch Behinderten mit einem Anteil von etwa 7 bis 9% (vgl. Eckert 1996, S. 496). Gleichermaßen gelingt nur einem sehr geringen Prozentsatz der Beschäftigten einer WfB der Wechsel auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Nach Hohmeier / Barlsen (1997, S. 245) liegt er unter 1%. - Wirtschaftliche Aspekte: Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die WfB auf Aufträge von Privatunternehmen oder öffentlichen Einrichtungen angewiesen ist und somit auf ihnen ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Druck lastet. Die WfB bewegen sich beim Einholen von Aufträgen auf der selben Stufe wie jedes andere Unternehmen, d.h. sie müssen sich und ihr Leistungsangebot so darstellen, dass das Unternehmen, welches den Auftrag zu vergeben hat, davon überzeugt ist, dass die WfB ihn auch in angemessener Art und Weise durchführen kann. Aus Mitleidsgründen oder purem sozialen Bewusstsein wird wohl kaum ein Unternehmen einen Auftrag an eine WfB vergeben. Besonders dem 26

Preis-Leistungs-Verhältnis kommt bei der Auftragsvergabe im Allgemeinen eine wichtige Stellung zu. Die hergestellten Produkte müssen einerseits einen hohen Qualitätsgrad aufweisen, aber andere Faktoren, wie z.B. benötigte Arbeitszeit, Personalkosten, Materialeinsatz (möglichst effizient und sparsam), die sich auf die Herstellungskosten auswirken, sollen andererseits nicht zu hoch liegen. Die Auftragsvergabe ist somit für die WfB keine Selbstverständlichkeit, da die Konkurrenz nicht nur auf dem allgemeinen Markt, sondern gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in gewisser Hinsicht auch zwischen den WfB untereinander besteht. Zwar haben sich die WfB auch noch andere Möglichkeiten geschaffen, um ihre wirtschaftliche Existenz nicht allein durch Auftragsarbeiten zu sichern. So haben die meisten WfB drei Tätigkeitsschwerpunkte entwickelt (vgl. BAFA 1997, S. 411): - 1. Auftragsarbeiten (z.B. Montage-, Verpackungs-, Versandarbeiten für Betriebe) - 2. Eigenproduktionen (z.B. Holzspielzeug, Kunstgewerbe, Textilien, Möbelstücke) - 3. Dienstleistungen (z.B. EDV, Landwirtschaft, Garten- u. Landschaftspflege, Wäscherei). Doch auch wenn die WfB so etwas unabhängiger von möglichen konjunkturellen Schwankungen der Betriebe hinsichtlich deren Auftragsvergabe sind, bedeuten auch die anderen beiden Zweige keine garantierte Sicherheit. Zum einen muss erst einmal gewährleistet sein, dass die Eigenprodukte auch Abnehmer finden, wobei auch hier Aspekte, wie z.B. Aussehen, Qualität, Preis, Originalität oder Gebrauchswert für den Verkauf nicht unerheblich sind. Weiterhin müssen auch entsprechende Verkaufsmöglichkeiten (Märkte, eigener Laden, Abnahme der Produkte durch den Handel) vorhanden sein, was wiederum bestimmte finanzielle Investitionen erfordert. Ähnlich müssen die Dienstleistungsangebote zunächst in ausreichendem Maße und möglichst großer Breite nachgefragt bzw. in Auftrag gegeben werden, um damit eine feste Einnahmequelle für die WfB zu schaffen. Die Versuche und Anstrengungen vonseiten der WfB zur Erweiterung ihres Angebots stehen aber noch immer im Gegensatz zu der tatsächlichen Anerkennung der Arbeit der behinderten Beschäftigten. Obwohl von den Behinderten hochwertige Produkte angeboten werden, erfolgt noch eine zu geringe Anerkennung ihrer Tätigkeit durch entsprechende Entlohnung oder Mitspracherechte. Zu oft haben die WfB für Industrieunternehmen nur die Funktion eines billigen Zulieferers (vgl. Eckert 1996, S. 496). Hinsichtlich der Arbeitsleistung der Behinderten schreibt er (ebd.): "Berücksichtigt man, daß in einer WfB 'nur' Menschen, die 'ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung' besitzen und ihre 'Gemeinschaftsfähigkeit' unter Beweis stellen können, aufgenommen werden, ist das eine nicht unbedeutende Größe." - Soziale Aspekte: Trotz des vorhandenen ökonomischen Drucks einerseits, soll eine WfB andererseits aber als eine Einrichtung der beschützten Beschäftigung für Behinderte fungieren. Gerade z.B. für Menschen mit sehr schweren Körperbehinderungen stellt die WfB oftmals die einzige Chance dar, eine Arbeitsmöglichkeit zu erhalten. Doch hier steht nicht selten der Aspekt des Mindestmaßes an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung nach § 54 Abs. 2 SchwbG (vgl. 6.1.), der auf den ersten Blick von den Betroffenen anscheinend nicht zu erfüllen ist, einer Aufnahme in die WfB im Weg. So werden viele dieser Menschen aufgrund ihres Pflegebedarfs stattdessen eher in einer der WfB angegliederten Fördergruppe oder in einer Tagesförderstätte (vgl. 6.2.) betreut und gefördert. Doch vor allem Körperbehinderte fühlen sich dabei nicht selten fehl- 27

terhin lassen sich auf diese Weise auch positive Auswirkungen auf die anderen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>nehmer<br />

feststellen, da dadurch eine Verbesserung im Betriebsklima, vor allem hinsichtlich<br />

der Erhöhung der Dauer der Betriebszugehörigkeit und der Motivation, bewirkt werden<br />

kann. Gleichzeitig sehen die Unternehmen so auch die Möglichkeit, sich später<br />

durch Frühverrentungen in "akzeptabler" Weise von den schwerbehinderten Mitar<strong>bei</strong>tern<br />

zu trennen. Die Weiterbeschäftigung schwerbehinderter Menschen erfolgt also nicht aus<br />

rein sozialen Motiven, sondern auch aus betriebs-ökonomischen Gründen.<br />

Andererseits ist aber festzustellen, dass die Beschäftigungsverhältnisse jüngerer, teilweise<br />

hoch qualifizierter Schwerbehinderter, die neu in einem Betrieb eingestellt wurden,<br />

häufig schon nach wenigen Jahren wieder aufgelöst werden. So haben nach drei<br />

Jahren insgesamt 48% dieser Personen das Unternehmen wieder verlassen (ebd., S.<br />

476). Dies könnte meiner Ansicht nach auch daran liegen, dass die Chancen dieser<br />

Personen, wieder einen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>splatz zu erhalten, größer sind als <strong>bei</strong> den Schwerbehinderten,<br />

die erst im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit eine Behinderung erwerben. Somit<br />

ist hier die Bereitschaft für einen Wechsel des <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>splatzes oder des <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>sortes als<br />

höher einzuschätzen (vgl. 2.2.4.).<br />

2.2.7. Auswirkungen auf die Werkstätten für Behinderte<br />

- Beschäftigungsstruktur:<br />

Die Entwicklungen hinsichtlich einer zunehmenden Verschlechterung der Situation<br />

Schwerbehinderter auf dem allgemeinen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>smarkt bleiben auch für die sogenannte<br />

beschützte Beschäftigung in den Werkstätten für Behinderte (WfB; vgl. 6.1.) nicht ohne<br />

Auswirkungen. So scheint die WfB immer mehr zu einem <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>sort für Behinderte zu<br />

werden, die <strong>bei</strong> einer besseren Situation auch auf dem allgemeinen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>smarkt tätig<br />

sein könnten.<br />

Von 1984 stieg die Zahl der Werkstätten für Behinderte von 330 auf 470 (alte Bundesländer)<br />

im Jahre 1994. Zusätzlich sind <strong>bei</strong>m Stand des Jahres 1994 noch weitere 170<br />

WfB in den neuen Bundesländern zu berücksichtigen. Im gleichen Zeitraum stieg auch<br />

die Zahl der Beschäftigten der WfB von 75 000 auf 120 000 Menschen (alte Bundesländer).<br />

Weitere 18 000 behinderte Menschen ar<strong>bei</strong>teten 1994 in einer WfB in den neuen<br />

Bundesländern. Den größten Anteil der behinderten Beschäftigten stellen mit ca. 85%<br />

die geistig Behinderten, gefolgt von Menschen mit Körperbehinderungen (6 bis 8%) und<br />

den psychisch Behinderten mit einem Anteil von etwa 7 bis 9% (vgl. Eckert 1996, S.<br />

496). Gleichermaßen gelingt nur einem sehr geringen Prozentsatz der Beschäftigten<br />

einer WfB der Wechsel auf den allgemeinen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>smarkt. Nach Hohmeier / Barlsen<br />

(1997, S. 245) liegt er unter 1%.<br />

- Wirtschaftliche Aspekte:<br />

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die WfB auf Aufträge von Privatunternehmen<br />

oder öffentlichen Einrichtungen angewiesen ist und somit auf ihnen ein nicht zu<br />

unterschätzender wirtschaftlicher Druck lastet. Die WfB bewegen sich <strong>bei</strong>m Einholen<br />

von Aufträgen auf der selben Stufe wie jedes andere Unternehmen, d.h. sie müssen<br />

sich und ihr Leistungsangebot so darstellen, dass das Unternehmen, welches den Auftrag<br />

zu vergeben hat, davon überzeugt ist, dass die WfB ihn auch in angemessener Art<br />

und Weise durchführen kann. Aus Mitleidsgründen oder purem sozialen Bewusstsein<br />

wird wohl kaum ein Unternehmen einen Auftrag an eine WfB vergeben. Besonders dem<br />

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