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Jörn H. Kruhl, Christian Stäb Exkursion ins Nördlinger Ries, 22. - 23 ...

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<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 1<br />

<strong>Jörn</strong> H. <strong>Kruhl</strong>, <strong>Christian</strong> <strong>Stäb</strong><br />

<strong>Exkursion</strong> <strong>ins</strong> <strong>Nördlinger</strong> <strong>Ries</strong>, <strong>22.</strong> - <strong>23</strong>. Oktober 2011<br />

Samstag, <strong>22.</strong>10.2011<br />

Z E I T P L A N<br />

08:00 Abfahrt, TU Hauptgebäude/Haupteingang Augsburg Donauwörth Monheim<br />

Gundelsheim<br />

10:00 (1) Stbr. der Gundelsheimer Marmorwerke GmbH;<br />

Wemding auf der St<strong>23</strong>84 nach S, ca. 500m südlich Wemding Fahrweg nach E:<br />

12:00 (2) Kalksteinbruch Eireiner südlich Wemding: Malmkalke unmittelbar am E’ Kraterrand;<br />

In Wemding: Einkaufsmöglichkeit fürs Mittagsessen Sa. und So.<br />

auf der St<strong>23</strong>84 nach S, am nördlichen Ortsausgang von Gosheim Fahrweg nach E/den Hang<br />

hinauf:<br />

14:30 (3) Stbr. Gosheim, in Malmkalken am E-Rand des <strong>Ries</strong>kraters;<br />

auf der St<strong>23</strong>84 nach N (Wemding); Richtung Oettingen; dort rechts auf die B466 abbiegen;<br />

über die Wörnitz, Richtung Gunzenhausen; nach ca. 1,5 km Abzweig nach rechts auf einen asphaltierten<br />

Fahrweg; nach ca. 300m links:<br />

16:00 (4) aufgelassener Suevit-Steinbruch „Aumühle“<br />

17:30 Fahrt nach Nördlingen<br />

Übernachtung: JUFA Nördlingen im <strong>Ries</strong>, Bleichgraben 3a, 86720 Nördlingen; Tel. 09081/2750575<br />

Sonntag, <strong>23</strong>.10.2011<br />

09:00 Aufstieg zur Spitze des Turmes ‚Daniel’ der <strong>Nördlinger</strong> Kirche; Überblick über das <strong>Nördlinger</strong><br />

<strong>Ries</strong>; Mauerwerk des 'Daniel': strukturelle und petrographische Details des Suevits<br />

10:00 Besuch des <strong>Ries</strong>krater-Museums in Nördlingen –<br />

Auf der B29/B25 Richtung Marktoffingen; am nördlichen Ortseingang von Wengenhausen auf<br />

einem Fahrweg ca. 500m nach ca. NW:<br />

13:00 (5) Aufgelassener Steinbruch in polymikter Kristallin-Breccie unter <strong>Ries</strong>see-Sedimenten –<br />

zurück auf die B25, Richtung N; bei Marktoffingen auf der DON5/K3206 nach W; am östlichen<br />

Ortsausgang von Unterwilflingen auf einem asphaltierten Fahrweg ca. 500m nach S, dann 150m<br />

nach E:<br />

14:30 (6) Aufgelassener Stbr. Unterwilfingen: polymikte Kristallin-Breccie (Granit + hochmetamorphes<br />

Grundgebirge) mit Suevit –<br />

nach Nördlingen, von dort auf der B466 nach S, nach ca. 5 km, Abzweig rechts zum Gasthof<br />

"Alte Bürg":<br />

16:00 (7) Aufgelassener Stbr. "Alte Bürg": Suevit neben Malmkalken.<br />

17:30 Rückfahrt nach München<br />

19:00 Ankunft TUM


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 2<br />

1. Einführung (nach Pösges & Schieber, 1994, und Chao et al., 1992)<br />

Das <strong>Ries</strong> ist mit einem Durchmesser von ca. 25 km einer der am besten erhaltenen ‚Großkrater’ der Erde<br />

(Abb.1.1). Sein Alter beträgt 15 ±1 Millionen Jahre. Das flachwellige Becken des <strong>Ries</strong>es ist vor allem im<br />

SW, S und E von einem morphologisch gut entwickelten Kraterrand begrenzt.<br />

Das <strong>Ries</strong> ist durch den E<strong>ins</strong>chlag eines ca. 1 km großen Steinmeteoriten, mit einer Dichte von 3 g/cm 3 ,<br />

entstanden. Dieser Meteoritene<strong>ins</strong>chlag wird durch Stoßwellenmetamorphose und spezielle tektonische<br />

Gegebenheiten nachgewiesen. Hinweise auf Stoßwellenmetamorphose liefern geknickte Biotite, blasige<br />

Feldspäte, Schocklamellen in Quarz und Feldspäten und das Auftreten von Coesit und Stishovit, also den<br />

Hochdruckmodifikationen von Quarz, und das Auftreten von Diamant.<br />

Abb.1.1: Vereinfachte geologische Karte des <strong>Nördlinger</strong> <strong>Ries</strong>es. Nach Pösges & Schieber, 1994.<br />

Der größte Teil der sedimentären Auswurfmassen des <strong>Ries</strong>es wurde nicht ballistisch sondern nach der<br />

Roll-Gleit- oder WAGNER-Transportart unter örtlich hohem allseitigem Druck transportiert. Sämtlicher Suevit<br />

und ein Teil der kristallinen Auswurfmassen wurden unter steilem Winkel ballistisch transportiert.<br />

Nichtballistischer Auswurf wird durch folgende Beobachtungen belegt:<br />

o Ausgedehnte Schliffflächen auf autochthonen Gesteinen.<br />

o Gestriemte Flächen auf verschiedenen Seiten gerundeter Massenkalk- und anderer vergriester Kalksteinblöcke<br />

(Shatter Cones).<br />

o Feine, durch Mineralkörner unter hohem Druck erzeugte Striemen und Ton-Polituren auf eckigen<br />

Kalksteinblöcken und –fragmenten.<br />

o Plastisches Fließen und enge Verfaltung von Tonkomplexen aus weit entfernten stratigraphischen<br />

Einheiten.<br />

o Faltung und Versatz von Schichten in wenig verfestigtem Untergrund, erzeugt durch die darüber hinweg<br />

gegangene oder dahinter angestaute Bewegung der Auswurfmassen.<br />

o Das Vorkommen mächtiger Auswurfmassen in prä-riesischen Tälern und Niederungen im östlichen<br />

und südlichen Vorries.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 3<br />

2. Begriffe<br />

Bunte Trümmermassen: Unter dieser Bezeichnung werden Auswurfmassen zusammengefasst, die aus<br />

einem Gemenge aller im Kraterbereich vorhanden gewesenen Gesteine bestehen: kristallines Grundgebirge,<br />

Triasgesteine (<strong>ins</strong>besondere Keuper, Jura, spärliche Kreide- und verschiedene Tertiärgesteine).<br />

Sie haben nur eine niedrige Stoßwellenbeanspruchung erlitten. Die Partikelgröße reicht vom<br />

fe<strong>ins</strong>ten Geste<strong>ins</strong>staub bis zu zerrütteten, aber doch einigermaßen im Verband gebliebenen Komplexen<br />

von bis zu 1 km Durchmesser. Diese großen Komplexe sind auf der Karte gesondert dargestellt und<br />

werden als allochthone Schollen bezeichnet. Das kleinerstückige Gemenge, in das diese großen Schollen<br />

meist eingebettet sind, wird als Bunte Breccie zusammengefasst. Die Bunten Trümmermassen stellen<br />

den größten Teil der gesamten Auswurfmassen dar. Sie bilden eine durch spätere Erosion stark<br />

durchlöcherte und zerlappte Decke, die e<strong>ins</strong>t rings um den Krater verbreitet war (Abb.1.1). Die Mächtigkeit<br />

dieser Decke dürfte bis etwa 80m betragen haben, in alten verfüllten Tälern bis annähernd 200m.<br />

Coesit / Stishovit: Hochdruck-Modifikationen des Quarzes (Abb.2.1); können in der Erdkruste nur durch<br />

eine Stoßwellenmetamorphose (Impakt) entstehen.<br />

Gries: Intensiv zerklüftete und verruschelte spröde Gesteine, <strong>ins</strong>besondere Malmkalke werden mit diesem<br />

(alten) Ausdruck bezeichnet, der auf die Zerlegung in kleine Fragmente hinweist.<br />

Abb.2.1 (links): P-T-Stabilitätsbereiche für verschiedene Quarz-Modifikationen. Abb.2.2 (rechts): Schocklamellen<br />

im Quarz (Dünnschlifffoto); die Lamellen stellen µm-breite Zonen zerstörten Kristallgitters dar.<br />

Moldavit: Meist grünliche <strong>Ries</strong>gläser (Abb.2.3) aus Böhmen und Mähren. Sie sind als Tröpfchen geschmolzenen<br />

Geste<strong>ins</strong> beim <strong>Ries</strong>impakt ausgeschleudert und bis zu 400 km weit transportiert worden.<br />

Polymikte Kristallinbreccien: Sie besitzen – im Gegensatz zu den Bunten Trümmermassen – eine einheitliche<br />

Lithologie<br />

<strong>Ries</strong>-Belemniten: Treten lokal in den Malmkalken auf (z.B. im Stbr. Gosheim (3)) und sind durch die<br />

Schockwellen des Impakts in charakteristischer Weise scheibenförmig zerbrochen (Abb.2.5).<br />

Shatter Cone (Stoßkegel): Konischer Geste<strong>ins</strong>bruchkörper, mit verschachtelten, strahlenartig gerieften<br />

Oberflächen (Abb.2.4). Diese („Pferdeschwanz“)Riefungen entstehen durch Scherbewegungen bei der<br />

Stoßwellen-Kompression (2-25 GPa) des Geste<strong>ins</strong>. Die Größe einzelner Shatter-Cone-Strukturen kann<br />

von weniger als einem Zentimeter bis zu mehreren Metern reichen. Die Spitzen der Kegel sind generell<br />

auf das Impaktzentrum gerichtet. Allerdings sind gegensätzliche Orientierungen durchaus häufig. Im<br />

<strong>Nördlinger</strong> <strong>Ries</strong> sind eindeutige Shatter-Cone-Bildungen bisher nur im kristallinen Grundgebirge und in<br />

Ganggesteinen gefunden worden. Bruchstücke mit einzelnen Shatter-Cone-Flächen (mit "Pferdeschwanz"-Riefungen)<br />

finden sich aber auch in Kalkgesteinen, z.B. im Steinbruch Gundelsheim.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 4<br />

Abb.2.3 (links): Moldavit; lange Bildseite ca. 6 cm. Abb.2.4 (rechts): Shatter Cone in Dolomit (28 cm Durchmesser);<br />

Haughton Dome (Kanada). Beide Abbildungen aus Pösges & Schieber, 1994.<br />

Abb.2.5: Schock-fragmentierte <strong>Ries</strong>-Belemniten mit gleichmäßig gegeneinander verdrehten scheibenförmigen<br />

Bruchstücken. Foto aus Pösges & Schieber, 1994; lange Bildseite = 8 cm.<br />

Suevit: Er stellt eine polymikte Kristallinbreccie mit wechselnd hohem, aber immer vorhandenem Glas<br />

und Blasengehalt dar (Abb.2.6). Die Komponenten zeigen alle Stufen der Stoßwellenmetamorphose,<br />

bevorzugt jedoch mit völliger Aufschmelzung. Die hohe remanente Magnetisierung weist auf eine Ablagerungstemperatur<br />

von mindestens 600°C hin. Die Geste<strong>ins</strong>fragmente und größeren Glaspartikel sind<br />

in eine feinkörnige Grundmasse eingebettet, die aus kleinen Glaspartikeln, hauptsächlich aus dem Kristallin<br />

stammenden Mineralbruchstücken und Montmorrillonit besteht.<br />

Besonders bezeichnend sind mehrere cm oder dm große Glasbomben oder –fladen, die eine charakteristische,<br />

durch den Auswurf geprägte Flugform besitzen, die einer Stielpfanne ähnelt (Abb.2.7). Diese<br />

stielförmige Ausschwänzung ist allerdings in der Regel abgebrochen. Die chemische Zusammensetzung<br />

der Gläser ist relativ einheitlich und entspricht der eines Mischgneises, der deshalb als Ausgangsmaterial<br />

für die Suevitgläser angenommen wird. [Anm.: Eine Mischung aus verschiedenen Kristallingesteinen<br />

ist aber gut denkbar].


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 5<br />

Generell überlagert der Suevit die Bunten Trümmermassen, oft mit sehr unregelmäßiger, aber scharfer<br />

Grenze. Die Mächtigkeit des Suevits beträgt außerhalb des Kraters 25-40m, kann aber im Krater bis zu<br />

400m betragen.<br />

Abb.2.6: Dünnschlifffotos vom Suevit, bläschenreich (links) und bläschenarm. Probe aus dem Suevit-Steinbruch<br />

Otting. Kurze Seite = ca. 1 cm.<br />

Abb.2.7: Suevit mit mm-cm großen Geste<strong>ins</strong>fragment und pfannenförmigen Glasfladen (schwarz). Geschnittene<br />

Probe aus dem <strong>Ries</strong>krater-Museum. Lange Bildseite ~ 15 cm.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 6<br />

3. Aufschlussbeschreibung<br />

(1) Steinbruch Gundelsheim, Gundelsheimer Marmorwerke GmbH & CoKG, Jurastr. 17, 91757<br />

Gundelsheim, Tel/Fax 09145-601-400/-444 – (7) nach Chao et al., 1992<br />

Blatt 7031 Treuchtlingen; R 4414700/H 5419 500<br />

Der Stbr. liegt ~ 7,5 km NE’ des Kraterrandes, im autochthonen horizontal gelagerten Malm-Delta. Die<br />

dicken Bänke werden von einer ~ 7m mächtigen Decke aus Bunter Breccie überlagert. Die Breccie besteht<br />

aus unterschiedlich großen Geste<strong>ins</strong>fragmenten – überwiegend aus Malmkalken und Dogger-,<br />

Keuper- und Tertiärtonen – mit bis zu 10m Durchmesser. Die oberste Bank des autochthonen Malm-<br />

Delta ist an der Oberfläche von parallelen, ~ 85° orientierten Schleifspuren bedeckt. Sie geben die Bewegungsrichtung<br />

der Auswurfmassen an.<br />

E<br />

W<br />

Steinbruch Gundelsheim: gestriemte Oberfläche des Malm-Delta-Kalks. Die roten Linien markieren die ~ E-W orientierte<br />

Striemung.<br />

Steinbruch Gundelsheim: links: Bunte Breccie im Kalkstein, mit m-großen Böcken, über der gestriemten Gleitfläche<br />

(links); rechts: Details der Breccien-Struktur.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 7<br />

(1a) Suevit-Steinbruch der Firma Märker Zementwerk GmbH, bei Otting – (18) nach Chao et al., 1992<br />

(nach: Zentrum für <strong>Ries</strong>krater- und Impaktforschung Nördlingen (ZERIN), http://www.museum.huberlin.de/min/zerin/zerin.html)<br />

Lage: ausgedehntes Steinbruchgelände am nordwestlichen Ortsausgang von Otting, Messtischblatt:<br />

TK25 Blatt 7130 Wemding, R 4411700/H 5416050; Parkmöglichkeit: am Eingang zum<br />

Steinbruch; Zustand: derzeit aufgelassen und schon stark verwachsen<br />

Klassische Suevit-Lokalität mit einer Mächtigkeit bis zu 25 m, die ca. 3.5 km östlich des Kraterrandes<br />

liegt. Eine Bohrung zeigte, dass im Liegenden des Suevits 46 m Bunte Breccie über einer Schlifffläche<br />

und autochthonen Kalksteinen des Malm-Delta vorkommen. Früher war im südlichen Teil des Steinbruchs<br />

der Kontakt Bunte Breccie zum Suevit aufgeschlossen, wobei an der Basis des Suevits eine ca. 1<br />

m mächtige Abschreckungszone mit frischen Glasbomben beobachtet werden konnte. Heute sind diese<br />

Aufschlusspunkte stark verwachsen und nur noch schwer zu finden. Frischer Suevit ist nur noch im<br />

nordwestlichsten Teil des Steinbruchgeländes aufgeschlossen. In diesem Steinbruch wurde 1961 erstmals<br />

durch E. M. Shoemaker und E. C. T. Chao Coesit nachgewiesen, der den endgültigen Beweis der<br />

Entstehung des <strong>Nördlinger</strong> <strong>Ries</strong> durch einen Impaktprozess lieferte (Shoemaker & Chao, 1961).<br />

(2) Kalksteinbruch Eireiner b. Wemding – (24) nach Chao et al. 1992<br />

Blatt 7130 Wemding; R 44 07 000/H 54 14 750<br />

Der Steinbruch liegt unmittelbar am östlichen Kraterrand. Im tieferen westlichen Teil sind flachliegende<br />

autochthone Malm-Delta-Kalke aufgeschlossen, im höheren östlichen Teil par-autochthone und allochthone<br />

Malmkalksteine in gestörter Lagerung.<br />

Die Malm-Delta-Bänke sind von ~ vertikalen Klüften und lehmerfüllten Karstspalten durchsetzt. In der<br />

südlichen Steinbruchwand sind durch Versatz der Kluft- und Spaltensysteme horizontale Bewegungen<br />

auf den Schichtflächen von ~ 1-3 m nach E zu erkennen. 1-2 m über der Steinbruch-Sohle fällt eine markante<br />

Schichtfläche auf, unter der das Gestein stark zerrüttet und mit Spaltenlehm verwürgt ist. Die<br />

Lehmfüllung wurde durch eine Gleitbewegung des hangenden Schichtpakets auf eine Länge von mindestens<br />

15 m in die Schichtfuge eingeschleppt.<br />

An der W-Wand des oberen Bruchs sind die Malm-Delta-Bänke nach E zunehmend steiler aufgerichtet<br />

(Einfallen bis 65° nach W), sind stärker gestört und werden an einer gut entwickelten Schlifffläche abgeschnitten.<br />

Die parautochthone Zone des Malm-Delta stellt die aufgekippte Fortsetzung des autochthonen<br />

Malm-Delta dar, die bei der Kraterbildung durch eine radial kraterauswärts gerichtete Bewegung entstanden<br />

ist. Belegt wird diese Deutung auch durch das Auftreten entsprechender Striemungen auf den<br />

Schichtflächen.<br />

Stbr. Eireiner: links: überschobener Malmkalk; rechts: Spalten, die während des Impaktes geöffnet und mit Lehm<br />

gefüllt wurden.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 8<br />

(3) Steinbruch E’ Gosheim – (5) nach Chao et al., 1992<br />

Blatt 7130 Wemding; R 4406480/H 5411400<br />

Der aufgelassene Stbr. liegt am E’ Kraterrand, in bankigen Kalken des Malm Beta und Gamma, deren<br />

Schichtung mit ca. 60° nach W einfallen. Aus der stratigraphischen Abfolge und aus sedimentären Strukturen<br />

ergibt sich, dass sie überkippt sind. Im oberen E’ Teil des Stbr. sind Schichtverbiegungen aufgeschlossen,<br />

mit Achsenlagen von ca. 210/35. In dm-m-breiten Zonen ist der Kalk intensiv zerbrochen. Selten<br />

sind mm-cm-lange scheibenförmig fragmentierte Belemniten (Abb.2.5) auf den Schichtoberflächen zu<br />

sehen.<br />

(3a) Steinbruch Bschor, E’ Ronheim b. Harburg – (20) nach Chao et al., 1992<br />

Blatt 7<strong>23</strong>0 Donauwörth; R 44044000/H 5407340<br />

Der Stbr. liegt knapp außerhalb des SE’ Kraterrandes, in horizontalen, autochthonen Malmkalken, die<br />

seitlich und nach oben in kuppelförmige Riffkalke übergehen. Auf deren Oberfläche ist eine Schlifffläche<br />

angelegt, die von Bunten Trümmermassen überlagert wird (bis zu 10m mächtig). Die Striemungen variieren<br />

von 125° bis 146°. Die Decke der Bunten Trümmermassen enthält m-große Malmkalk-Blöcke, die<br />

von Keuper- und Doggertonen ummantelt sind.<br />

(4) Suevit-Steinbruch "Aumühle" der Firma Märker Zementwerke GmbH – (3) nach Chao et al.,<br />

1992<br />

(verändert und ergänzt nach: Zentrum für <strong>Ries</strong>krater- und Impaktforschung Nördlingen (ZERIN),<br />

http://www.museum.hu-berlin.de/min/zerin/zerin.html)<br />

Lage: Steinbruch ca. 750 m östlich von Aumühle bzw. ca. 2.5 km nordöstlich von Oettingen in<br />

Bayern Messtischblatt: TK25 Blatt 7029 Oettingen in Bayern, R 4399800/H 5426780; Parkmöglichkeit:<br />

am Steinbruch; Zustand: gut<br />

Der Aufschluss Aumühle zeigt in ausgezeichneter Weise die Überlagerung der Bunten Breccie durch<br />

Suevit. Die Kontaktfläche zwischen Bunter Breccie und Suevit zeigt dabei ein unregelmäßig bis höckriges<br />

Relief mit teilweise steil stehenden Kontakten. An diesen Kontakten ist die Bunte Breccie lokal in einer<br />

cm-dm breiten Zone parallel zum Kontakt stark zerschert, vermutlich aufgrund von Bewegungen während<br />

der Verfestigung des Suevits (Sackung relativ zur Bunten Breccie) unmittelbar nach dem Impakt. Der<br />

Suevit hat steile dm-m-breite und m-tiefe Risse in der Bunten Breccie verfüllt.<br />

Die Bunte Breccie besteht überwiegend aus Sandsteinen des Keupers (rote und weiße Färbungen)<br />

und sandigen Tonschiefern des Doggers (bräunliche Färbung) in meter-großen Fragmenten. Am nördlichen<br />

Brucheingang sind in einem großen Keuperfragment Verfaltungen innerhalb der Bunten Breccie zu<br />

beobachten. Insbesondere im mittleren nördlichen Teil des Steinbruchs, in dem die Bunte Breccie in relativ<br />

hoher Lage auftritt, ist sie in ihrem oberen Bereich abweichend ausgebildet. Die oberen 10 bis 30 cm<br />

bestehen aus feinkörnigen Fragmenten mit Durchmessern meist < 5 cm. Hier ist die Bunte Breccie sowohl<br />

aus Sedimentgeste<strong>ins</strong>- als auch aus zahlreichen Kristallinfragmenten aufgebaut. An der Basis des<br />

Suevits tritt eine bis zu 1 m mächtige Abschreckungszone auf, in der die Matrix der Glasbomben nicht<br />

kristallisiert ist. Diese Abschreckungszone ist weiterhin durch eine deutlich geringere Größe der Fragmente<br />

und Glasbomben gekennzeichnet. Über der Abschreckungszone folgt Suevit in typischer Normalausbildung<br />

mit bis zu dm-großen Glasbomben, Kristallinfragmenten unterschiedlicher Schockstufen<br />

und cm-großen sedimentären Fragmenten. An der südlichen Bruchwand treten im Suevit mehr oder weniger<br />

senkrecht stehende, dm-m-lange und cm-breite röhrenförmige Kanäle auf, die als Entgasungsröhren<br />

gedeutet werden.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 9<br />

Stbr. Aumühle: links: Übersichtsaufnahme der östlichen Steinbruchwand; Suevit (hell) überlagert unregelmäßig die<br />

Bunte Breccie (rot) und dringt in dm-m-breiten Rissen mehrere m tief in die Bunte Breccie ein; rechts: steiler, gescherter<br />

Kontakt (Scherung in der Bunten Breccie).<br />

Stbr. Aumühle: links: cm-dm-große, unregelmäßige Glasfladen (grau) im Suevit; rechts: m-lange und cmbreite<br />

senkrechte Entgasungsröhren im Suevit; die Röhren enthalten mm-1cm-große locker 'geschüttete',<br />

eckige Suevit-Fragmente.<br />

(5) Aufgelassener Steinbruch nordwestlich Wengenhausen<br />

(nach: Zentrum für <strong>Ries</strong>krater- und Impaktforschung Nördlingen (ZERIN), http://www.museum.huberlin.de/min/zerin/zerin.html)<br />

Lage: aufgelassener Steinbruch ca. 500 m nordwestlich Wengenhausen, Messtischblatt: TK25<br />

Blatt 7028 Unterschneidheim, R 3607260/H 5420380; Parkmöglichkeit: für PKW am Aufschluss;<br />

Zustand: sehr gut


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 10<br />

Polymikte Kristallinbreccie (Gneis, Granit, Amphibolit, Kersantit) innerhalb der Megablockzone. Diese ist<br />

an der Basis des Aufschlusses grobblockig und geht zum Top in eine feinkörnige Kristallinbreccie über.<br />

Innerhalb der polymikten Kristallinbreccie findet sich das wenig beanspruchte Ganggestein Kersantit, in<br />

dem Shatter Cones gefunden werden können. Überlagert wird die polymikte Kristallinbreccie von post-<br />

Impakt <strong>Ries</strong>seesedimenten. An der Basis tritt eine ca. 20 cm mächtige Basalbreccie auf und im Hangenden<br />

folgen dann <strong>Ries</strong>seekalke in Schicht- und Algen-Biohermfazies.<br />

Stbr. Wengenhausen – Ostwand: grobblockige (links – hell) und feinblockige (recht – dunkel) monomikte Kristallinbreccie<br />

wird von <strong>Ries</strong>seesedimenten (links oben) überlagert.<br />

(6) Steinbruch Unterwilfingen – (<strong>23</strong>) nach Chao et al., 1992<br />

Lage: aufgelassener Steinbruch ca. 800 m südöstlich von Unterwilfingen; Messtischblatt: TK25<br />

Blatt 7028 Unterschneidheim, R 3606000/H 5420800; Parkmöglichkeit: für PKW und Busse in<br />

unmittelbarer Aufschlussnähe; Zustand: sehr gut<br />

Der Aufschluss liegt innerhalb einer ca. 0.8 x 1.6 km großen Kristall<strong>ins</strong>cholle in der Megablockzone. Im<br />

Steinbruch sind die Kristallingesteine nicht bzw. nur sehr schwach geschockt und liegen meist in Schockstufe<br />

S0, seltener S1 vor, sind aber intensiv zertrümmert. An der Ostwand des Aufschlusses treten Granite<br />

und Granat- und Cordierit-führende Gneise auf, die durch eine flach nach N einfallende, vermutlich<br />

prä-Impakt Störung versetzt werden. An der Nordwand des Aufschlusses finden sich besonders typisch<br />

ausgebildete monomikte Granitbreccien und großen Blöcken, zwischen denen der (stark umgewandelte)<br />

Suevit wie in 'Gängen' auftritt ("Gangsuevit" in der Literatur). Die Matrix dieses Suevits ist tonartig, grünlich<br />

bis gelblich gefärbt und weist einen hohen Anteil an Kaolinit und Montmorillonit auf. Neben großen<br />

Fragmenten monomikter Granitbreccien und kleineren Kristallinfragmenten unterschiedlicher Schockstufen<br />

fallen weißliche Umwandlungsprodukte innerhalb dieses Suevits auf, die reliktisch Blasen und Fliessgefüge<br />

zeigen. Diese sind durch die hydrothermale Umwandlung von Glasbomben entstanden. Da die<br />

Fragmente und reliktischen Glasbomben im 'Gangsuevit' mehr oder weniger parallel zu den Kontakten<br />

zum Nebengestein orientiert sind, wird vermutet, dass dieser Suevit, ähnlich den häufiger auftretenden<br />

polymikten Kristallinbreccien im Krateruntergrund (z.B. in der Forschungsbohrung Nördlingen 1973),<br />

durch Einpressung von suevitischem Material in einen Riss des Kraterbodens entstanden ist. An der<br />

Westwand- und an Teilen der Nordwand des Aufschlusses werden die Kristallingesteine von Bunter<br />

Breccie überlagert, die dominierend aus Keupertonen, Keupersandsteinen und Doggertonen besteht.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 11<br />

Gn<br />

G<br />

G<br />

G<br />

Gr<br />

Stbr. Unterwilfingen (links): stark zerbrochener Granit (Gr) und Granat-Cordierit-Gneis (Gn); Gneis an flacher Störung<br />

nach links abgeschoben. Rechts: Stbr-Nordwand mit m-großen Granitblöcken (G) im Suevit.<br />

G<br />

Stbr. Unterwilfingen: cm-dm große weiße Flecken im Suevit = hydrothermale Umwandlungsprodukte der Glasbomben;<br />

m-große Granitblöcke (G).<br />

(7) Aufgelassener Stbr. "Alte Bürg" – (1) nach Chao et al., 1992<br />

Lage: aufgelassener Stbr. unmittelbar nördlich des Gasthauses "Alte Bürg" bei Utzmemmingen,<br />

ca. 6 km SW' Nördlingen [Schrankenschlüssel für den Steinbruch im Gasthaus "Alte Bürg" holen!].<br />

Messtischblatt TK25, Blatt 7128 Nördlingen; R 3605170/H 5409480; gute Parkmöglichkeiten<br />

am Gasthaus; Zustand des Steinbruchs: lokal stark überwachsen und verwittert.<br />

In diesem Steinbruch wurde das meiste Material für die <strong>Nördlinger</strong> Kirche und für weitere historische Gebäude<br />

Nördlingens gebrochen. Der Suevit wurde hier früher als vulkanische Schlotfüllung interpretiert.<br />

Der Steinbruch liegt ca. 1 km innerhalb des südwestlichen Kraterrandes. Die N-Wand des Steinbruchs<br />

besteht aus stark verwittertem gelblich-grüngrauem Suevit. Bohrungen haben ergeben, dass der Suevit<br />

ca. 15 m mächtig ist und von Bunten Trümmermassen unterlagert wird (Hüttner, 1969). Im östlichen<br />

Steinbruchbereich stehen gut geschichtete hellgraue allochthone Malmkalke mit zwischengelagerten<br />

Mergeln des Malm-Gamma an. Sie fallen mit 5-10° nach W-NW ein und stehen in einm fast vertikalen,<br />

ca. 155° streichenden Kontakt zum Suevit. Im westlichen Steinbruchbereich sind weitere steile Kontakte<br />

zwischen Malmschollen und Suevit aufgeschlossen. Diese steilen Wände der allochthonen Malmschollen<br />

konnten nur stehen bleiben, weil die Hohlräume zwischen ihnen unmittelbar nach ihrer Ablagerung von<br />

oben durch Suevit gefüllt wurden.


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 12<br />

Su<br />

Ma<br />

Nordwand des Steinbruchs "Alte Bürg": Der Suevit (Su) steht im steilen Kontakt zu dem Malmkalken (Ma).<br />

4. Literatur:<br />

Chao ETC, Hüttner R, Schmidt-Kaler H, 1992. Aufschlüsse im <strong>Ries</strong>-Meteoriten-Krater. 4. Auflage, Bayerisches<br />

Geologisches Landesamt, München, 84pp.<br />

Hüttner R, 1969. Bunte Trümmermassen und Suevit. Geologica Bavarica 61, 142-200.<br />

Hüttner R, Schmidt-Kaler H, 1999. Wanderungen in die Erdgeschichte, 10. Meteoritenkrater <strong>Nördlinger</strong><br />

<strong>Ries</strong>. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München.<br />

Pösges G, Schieber M, 1994. Das <strong>Ries</strong>krater-Museum Nördlingen – Museumsführer. Akademiebericht<br />

253, Pfeil/München, 112pp.<br />

Shoemaker EM, Chao ECT, 1961. New evidence for the impact origin of the <strong>Ries</strong> basin, Bavaria,<br />

Germany. Journal of Geophysical Research 66, 3371-3378.


5. Entstehung des <strong>Ries</strong>-Kraters (schematische Querprofile)<br />

(aus Pösges & Schieber, 1994):<br />

<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 13


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 14<br />

6. Profil durchs <strong>Nördlinger</strong> <strong>Ries</strong> – mit Stratigraphie und tektonischen Strukturen (aus<br />

Pösges & Schieber, 1994):<br />

7. Künstlicher E<strong>ins</strong>chlagkrater (aus Pösges & Schieber, 1994):


<strong>Kruhl</strong> / <strong>Stäb</strong>, <strong>Ries</strong>-<strong>Exkursion</strong>, TU München 2011 / 15

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