PAX-Download - Stift Admont
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Fr. Ägidius<br />
Pflegeheim St. Benedikt:<br />
Durch Alltagsrituale ein Stück Kultur im Alltag schaffen<br />
in dieser Stunde passiert. Oder kürzer: mit einem Alltagsritual<br />
kann es mir besser gelingen, aus meiner eigenen Mitte<br />
heraus zu leben. Bei einer Terminverpflichtung nach der<br />
anderen werde ich eher gelebt, als dass ich selbst lebe.<br />
„Der Mensch braucht Rituale, ohne sie könnte<br />
er nicht leben. Rituale bringen den Lebensalltag<br />
in verlässliche Strukturen, die Körper und<br />
Seele guttun. Befinden sich Körper, Geist und<br />
Seele im Einklang, wird der Alltag weder in<br />
jungen noch in alten Tagen zur Last, sondern<br />
kann sinnerfüllt und vital angenommen werden“,<br />
so antwortete mir unlängst eine unserer<br />
Diplomschwestern, als ich um einen Gedanken<br />
für diese <strong>PAX</strong>-Ausgabe bat.<br />
Wenn auch unsere Bewohnerinnen und Bewohner nicht<br />
wie Berufstätige von einem vollen Terminkalender „geplagt“<br />
werden, so ist es auch in ihrem Heimalltag von großer Bedeutung,<br />
dass konkrete Alltagsrituale gepflegt werden. So<br />
sind beispielhaft zu nennen: Das Frühstück, was auch nicht<br />
jeden Tag gleich gehalten, sondern durch die sogenannten<br />
„Kipferl-Tage“ immer zu einem kleinen Höhepunkt wird.<br />
Die Reihe läßt sich fortführen, wenn man an den „Badetag“<br />
denkt, an welchem jeder Bewohner sein Pflegebad erhält.<br />
Aber auch das gemeinsame Tischgebet vor dem Mittagessen<br />
soll dazu beitragen, dieser Essenszeit einen tieferen Sinn<br />
zu geben: statt einer rein planmäßigen Essenseinnahme<br />
wollen wir gemeinsam Mahl halten.<br />
Und so setzt sich der Reigen der festen Rituale über die<br />
Nachmittagsbesuche der Angehörigen und Bekannten<br />
fort. Gerade hier freut es uns immer besonders, wenn es<br />
Angehörige einrichten können, regelmäßig zu Besuch zu<br />
kommen und diesen so zu einem echten Ritual werden<br />
lassen, welchem auch noch eine Vorfreude vorausgeht.<br />
Nicht zuletzt soll auch mit Dank die wöchentliche Feier<br />
Was ist ein Ritual? „Es ist das, was einen Tag vom andern<br />
unterscheidet, eine Stunde von den anderen Stunden“, läßt<br />
Antoine de Saint-Exupéry den Fuchs zum kleinen Prinzen<br />
sagen. Wer also nicht einen Tag um den anderen monoton<br />
vor sich hin leben will, braucht feste Bräuche. Haben wir<br />
heutzutage aber nicht schon genug feste Verpflichtungen<br />
oder fixe Termine? Sicherlich. Doch hierbei gibt es einen<br />
grundlegenden Unterschied.<br />
Beim festen Ritual gebe ich selbst einer Stunde des Tages<br />
einen konkreten Sinn und ein Ziel. Bei einem fixen Termin<br />
werde ich mehr oder weniger fremdbestimmt, was mit mir<br />
<strong>PAX</strong> | 44