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Reader - Studienstiftung

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Gewinn einer Meisterschaft hingearbeitet hat und besiegelt dieses Tor den<br />

Gewinn der Meisterschaft, so steigert die Bedeutung der Situation in dem<br />

grösseren Sinnzusammenhang, in dem sie eine bestimmte Relevanz hat, die<br />

Intensität der Wahrnehmung.<br />

Nun ist Sinn jedoch nicht etwas, was sich von selbst in einem Leben einstellt. Es<br />

ist aber auch nicht etwas, was wie ein Artefakt hergestellt werden kann. Denn wir<br />

sind als Personen ja der Prozess unserer Existenz und können ihn nicht als<br />

etwas Äusseres wie das Resultat eines technischen Prozesses hervorbringen.<br />

Wie also hat man sich die Entstehung von Sinn oder Lebensglück zu denken?<br />

Als erstes ist festzuhalten, dass der Sinn etwas ist, was sich zwischen den<br />

erlebten und erinnerbaren Episoden eines Lebens entwickelt. Die Alternative von<br />

Entstehen oder Herstellen ist hier insofern falsch, als es bei dieser Entwicklung<br />

um einen Prozess der Aufmerksamkeit geht.<br />

Ein bestimmtes Körpergefühl, etwa ein Kopfschmerz oder ein Geräusch in<br />

meiner Umgebung, oder ein Gespräch am Nebentisch in einem Restaurant, kann<br />

eine ganze Weile schon präsent sein, ohne dass ich es aufmerksam<br />

wahrgenommen habe. Plötzlich tritt jedoch bei mir oder an meinem Tisch Ruhe<br />

ein, und ich nehme den Kopfschmerz bzw. das Gespräch am Nebentisch wahr.<br />

Ich habe dann den Schmerz oder die Worte am Nebentisch nicht erzeugt, doch<br />

war ich auch nicht völlig passiv, sondern habe meine Aufmerksamkeit aktiv auf<br />

diese Vorkommnisse gelenkt, was die Bedingung dafür war, dass ich sie<br />

wahrnehmen konnte. Ähnlich ist es auch im Prozess meiner Existenz. Eine<br />

Episode des Lebens kann auf die andere folgen, ohne dass ich der Abfolge<br />

weiter Aufmerksamkeit schenke, d.h. ohne dass ich darüber nachzudenke, was<br />

für ein Leben ich eigentlich führe. Ich kann jedoch auch auf die Abfolge dessen,<br />

was ich tue und was mir widerfährt, achten, darüber nachdenken, was hier<br />

eigentlich geschieht und von mir getan wird und dann ein Muster in ihm<br />

erkennen.<br />

Diese Mustererkennung ist nicht wie die Erkennung der Regel in einer<br />

Zahlenfolge, etwa bei 2, 5, 11, 23, 47, … wo ich die Regel y = 2x+1 als das, was<br />

diese Folge festlegt, erkenne. Der Prozess unserer Existenz ist nicht durch eine<br />

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