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Reader - Studienstiftung

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Gemeinschaft gelingt, eine Einheit von partikularen, individualisieren<br />

Lebensprozessen darzustellen. Jeder Herrschaftsbeziehung, die die Differenzen<br />

der Lebensprozesse zum Verschwinden bringt, wäre dann als eine<br />

„Entwirklichung“ zu deuten und deshalb normativ abzulehnen. Doch eine solche<br />

Verschränkung von hypothetisch theoretischer und praktischer Perspektive löst<br />

natürlich noch nicht das praktische Problem, wie die Einheit einer<br />

Mannigfaltigkeit von differierenden Partikularitäten zu erzeugen ist.<br />

3. Vereinheitlichung des Lebenslaufs: Aristoteles<br />

Zunächst ist zu sagen, dass der Gedanke der Vereinheitlichung des Lebens von<br />

Anfang an in der philosophischen Reflexion über das Glück gegenwärtig ist,<br />

nämlich seit der Ethik des Aristoteles. Um zu verstehen, was hier unter<br />

„Vereinheitlichung“ gemeint ist, muss man sich das menschliche Leben als einen<br />

Prozess denken, in dem sich nicht einfach ein vorgegebenes individuelles<br />

Wesen von selbst realisiert oder dieses Wesen an seiner Realisierung gehindert<br />

wird, sondern in dem ständig Differenzen entstehen und offenbar oder verborgen<br />

werden, weil ein Individuum auf seine Welt reagiert. Wie ein Individuum auf seine<br />

Welt reagiert, hängt davon ab, was es aufgrund seiner bisherigen Reaktionen für<br />

ein Individuum geworden ist. Nehmen wir an, dass einer Person in einer<br />

bestimmten Phase ihrer Entwicklung zwei Weisen auf eine in ihrer Welt<br />

gegebene Situation zu reagieren gegeben sind: eine, die ihr von aussen als die<br />

angemessene Form zu reagieren nahe gelegt wird und eine andere, davon<br />

abweichende, die sich ihr selbst aufgrund ihrer bisherigen Geschichte als die<br />

angemessene Fortsetzung ihrer eigenen Geschichte in der betreffenden<br />

Situation aufdrängt. Sofern ein Individuum auf die Weise reagiert, die ihm von<br />

aussen nahe gelegt wird, die jedoch von dem, was sich aus seiner eigenen<br />

Geschichte ergibt, abweicht, können wir sagen, dass dieses Individuum sich in<br />

seiner Reaktion selbst verbirgt. Sofern die Person trotz der abweichenden<br />

Erwartung in seiner Welt, so reagiert, wie es sich für sie selbst aus ihrer<br />

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