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Reader - Studienstiftung

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als Wirklichkeit zu realisieren. Gleichzeitig geht es jedoch auch nicht um<br />

empirische Sozialforschung über Glück, die jeder befragten Person ihren<br />

eigenen Glücksbegriff lässt, ohne dass sie ihn explizieren müsste und trotzdem<br />

die Frage stellt, ob sie glücklich ist und wenn ja, wie sehr und warum. Solche<br />

Forschung, wie sie beispielsweise Bruno Frey durchgeführt hat, sind durchaus<br />

auch von philosophischem Interesse (vgl. Frey und Stutzer 2001 und Frey und<br />

Frey Marti 2010). Mein Augenmerk gilt jedoch weder einer allgemeinen Norm für<br />

das menschliche Leben (deren Möglichkeit ich eher in Frage stellen möchte)<br />

noch der tatsächlichen allgemeinen „Glücksrealität“, sofern sie statistisch<br />

erfassbar ist, sondern den möglichen begrifflichen Zusammenhängen von<br />

„Glück“, „Wirklichkeit“ und „Individualität“.<br />

2. Erfahrung einer Vielheit in der Einheit des Moments oder Lebenslaufs:<br />

Adorno<br />

Je nachdem, als was Glück begriffen wird, bezieht sich das betreffende<br />

menschliche Streben entweder auf die Entwicklung der eigenen Person, die der<br />

äusseren Umstände oder ein Verhältnis aus beidem. Vorstellungen von einem<br />

vorgegebenen Wesen oder einer Natur des Menschen, die als Möglichkeit in<br />

einem Lebenslauf entweder verborgen bleibt, was Unglück bedeute oder<br />

realisiert werde, was das Glück zur Folge habe, haben lange das Denken über<br />

menschliche Entwicklung bestimmt. Auch die ursprünglich marxistische<br />

Vorstellung, dass Menschen unter den bisherigen unfreien Umständen, in denen<br />

sie einander beherrschen, ihre Natur weder erkennen noch realisieren konnten,<br />

gehört in diese human-essentialistische Tradition. Mit diesem Essentialismus<br />

brach u. a. der radikale Individualismus der kritischen Theorie Adornos, der alle<br />

allgemeinen Aussagen über die Einzelnen als verfehlt betrachtete. Trotzdem<br />

bilden einzelne Personen in dieser Konzeption unabhängig vom Denken in<br />

allgemeinen Begriffen Vorstellungen vom Glück aus, im Sinne von vagen<br />

Imaginationen etwa von einem Aufenthalt an Orten, an denen alles<br />

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