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Wochenendseminar: Bedingungen des Glücks<br />

Schweizerische <strong>Studienstiftung</strong>, v. 20. – 22. Mai 2011<br />

Bedingungen des Glücks<br />

<strong>Reader</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Raymond Geuss, Potsdamer Vorlesungen „Glück und Politik“<br />

(28 Seiten)<br />

Michael Hampe, Glück als Ideologie und Erfahrung. Das Problem von<br />

Einheit und Vielheit (28 Seiten)<br />

Georges Bataille, Die psychologische Struktur des Faschismus – Die<br />

Souveränität (15 Seiten)<br />

Josef Früchtl, Das unverschämte Ich (18 Seiten)<br />

Michael Hampe und Daniel Strassberg


Glück als Ideologie und Erfahrung. Das Problem von Einheit und Vielheit *<br />

1. Die Ideologie der Freiheit und des Glücks<br />

Es gibt eine Ideologie des Glücks, die gelegentlich in dem Gemeinspruch „Jeder<br />

ist seines Glückes Schmied“ zusammengefasst wird. Wenn dieser Spruch nicht<br />

lediglich als eine Ermunterung gedacht ist, zu versuchen, etwas im eigenen<br />

Leben zu gestalten, kann man ihn als knappe Kennzeichnung eines Komplexes<br />

von Vorstellungen betrachten, zu dem mindestens die folgenden<br />

Überzeugungen gehören: erstens Menschen sind grundsätzlich autonom, haben<br />

zweitens die Macht, ihr Leben zu gestalten und drittens stellt sich ihr Glück als<br />

das Ergebnis dieser Lebensgestaltung ein. Es ist dies die Ideologie der sich als<br />

freie, gestaltungsfähige Individuen verstehenden Menschen, die aus einer<br />

technischen Einstellung dem eigenen Leben gegenüber dieses Leben selbst als<br />

Resultat ihres Handelns ansehen. Diese Ideologie ist in der Regel sowohl mit<br />

einer kollektiven wie auch individuellen Ausblendung von Krankheit und Tod<br />

verbunden, den Indizien für die Grenzen der Fähigkeit von Menschen, ihr Leben<br />

vollständig selbst zu gestalten.<br />

Raymond Geuss hat Sicherheit, Freiheit und Glück als die drei Grossziele<br />

menschlicher Praxis festgehalten, deren Verwirklichung aufeinander aufbaut<br />

(Geuss 2004, 15f.): Ohne Sicherheit, keine Freiheit, denn wer um sein Leben<br />

fürchten muss, kann nicht darüber nachdenken, wie er sein Leben frei gestalten<br />

kann. Ohne Freiheit kein Glück, denn wer seine Lebensgestaltung von anderen<br />

vorgeschrieben bekommt, kann nicht seine eigenen Vorstellungen von einem<br />

glücklichen Leben verwirklichen. Die Ideologie, dass jeder seines Glückes<br />

Schmied sei, ignoriert diese Bedingungsverhältnisse. Denn Sicherheit und<br />

Freiheit stehen nicht allein in der Macht von Individuen, sondern betreffen<br />

naturale, soziale und politische Faktoren, die kein einzelner kontrollieren kann.<br />

* Für die Diskussion und hilfreiche Kritik an früheren Versionen dieses Artikels danke ich Manuel Dries,<br />

Martin Eichler, Burno S. Frey, Fabian Freyenhagen, Raymnond Geuss, Richard Raatzsch, Jörg Schaub,<br />

Donata Schöller und Christian Skirke.<br />

1


Von Ideologie kann hier insofern gesprochen werden, als diese Vorstellungen –<br />

in einem sehr allgemeinen Sinne von „Macht“ – die wahren Machtverhältnisse,<br />

unter denen Menschen sich selbst zu erhalten haben und ihr Leben müssen,<br />

verschleiern, so dass sich Menschen in einem ursprünglichen Sinne von<br />

„Ideologie“ „falsche Vorstellungen über sich selbst“ machen (Marx/Engels 1953,<br />

9) oder sich innerhalb einer illusionären Anthropologie selbst zu verstehen<br />

versuchen. Begreift man Menschen als in ihrer Macht begrenzte „Teile der Natur“<br />

(im Sinne von Spinozas Ethik IVp4), die immer in ihrer Selbsterhaltung bedroht<br />

und deshalb notwendiger Weise Leiden ausgesetzt sind, und denen ferner<br />

Handlungsfreiheit nicht einfach als intelligible Wesen im Sinne Kants gegeben<br />

ist, sondern die sich diese immer wieder in Prozessen der Selbstreflexion und<br />

Welterkenntnis zu erarbeiten haben und sie entsprechend auch wieder verlieren<br />

können (vgl. Bieri 2001, 418 f.), dann muss der unter dem Titel „Jeder ist seines<br />

Glückes Schmied“ firmierende Vorstellungszusammenhang als eine kollektive<br />

Selbsttäuschung gedeutet werden, als eine Illusion, mit der Menschen ihre<br />

faktisch eingeschränkte Macht und Endlichkeit in der Phantasie zu kompensieren<br />

versuchen (im Sinne von Freuds Theorie der Illusion, vgl. Freud 1948, 325-380).<br />

Tatsächlich findet die menschliche Macht zur Selbstgestaltung nicht nur in den<br />

biologischen Verhältnissen ihre scharfe Grenze, weil es noch niemanden – trotz<br />

der Cartesischen und transhumanistischen Projektionen (Descartes, 1637/1960,<br />

S. 100/101, Bostrom 2005) bisher gelungen ist, Krankheit, Alter und Tod zu<br />

entgehen, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen sich das<br />

biologisch begrenzte Leben von Menschen abspielt, schränken die menschliche<br />

Freiheit ein. Die Art und Weise, wie Menschen denken, sprechen, imaginieren<br />

und handeln, ist wesentlich von den sozialen Umständen, in denen sie<br />

aufwachsen und ihr erwachsenes Leben zubringen, mitbestimmt. Natürlich<br />

können Menschen sowohl auf ihre Biologie, wie auf die gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse, in denen sie existieren, reagieren, sofern sie den entsprechenden<br />

Mut, die dafür nötigen Distanzierungskompetenzen, Reflexivität und<br />

Interventionsfähigkeiten entwickelt haben – Fähigkeiten, deren Entwicklungen<br />

selbst wieder unter gesellschaftlichen Bedingungen stehen. Die Einsicht in die<br />

2


Beschränktheit menschlicher Macht bedeutet also nicht, die Möglichkeit<br />

menschlicher Selbstbestimmung und Freiheit zu leugnen. Doch der Gedanke,<br />

dass man als Einzelner sich nur „aufzuraffen“ habe, um sein Leben zu gestalten,<br />

dann könne es auch ein glückliches werden, kann bestenfalls als naiv,<br />

angesichts der Schicksale von Menschen, die in Naturkatastrophen,<br />

Hungersnöte und Kriege geraten, Opfer von chronischen Krankheiten,<br />

Gewaltverbrechen oder des Terrors in totalitären Staaten werden, jedoch wohl<br />

nur als zynisch bezeichnet werden. In den modernen liberalen bürgerlichen<br />

Gesellschaften ist „Freiheit“, wie Raymond Geuss einmal bemerkt (Geuss 2010,<br />

xiii), zur Chiffre für eine sehr vage fixe Idee geworden, die ähnlich wie in der<br />

Adelsgesellschaft der Begriff „Ehre“ einen scheinbar unantastbaren Wert<br />

kennzeichnet, der aber von den wenigsten (ebenso wie ehemals die „Ehre“)<br />

genau konkretisiert werden kann. Von Glück liesse sich, angesichts der Menge<br />

an Publikationen, ähnliches sagen. Die Unklarheit dieses Begriffes scheint<br />

geradezu proportional zu steigenden Flut an Veröffentlichungen, die diesen<br />

Terminus im Titel führt. Unsere gegenwärtigen Gesellschaften könnte man<br />

geradezu als „Freiheits- und Glücksgesellschaften“ charakterisieren, so wie<br />

vormalige vielleicht als „Ehr- und Ruhmgesellschaften“. So wie man früher für<br />

seine Ehre einstehen und sich einen Namen, den auch die Nachwelt noch<br />

erinnert, zu machen hatte, ebenso scheint man heute die Freiheit verteidigen und<br />

nach Glück streben zu müssen. Und so wie die meisten ehemals nicht wussten,<br />

was sie sich denn genau unter ihrer „Ehre“ und dem Wert von „Ruhm“ zu denken<br />

haben, und warum diese so erstrebenswert sind, ebenso ist heute weitgehend<br />

unklar, was Freiheit und Glück eigentlich meinen und warum sie angeblich das<br />

Zentrum unserer Bestrebungen zu sein haben. Einigen scheint Freiheit als<br />

individuelle Autonomie des Handelns und Entscheidens in einem zeitlosen<br />

intelligiblen Reich einfach gegeben, anderen als das Zentrum der politisch<br />

mühselig erkämpften westlichen Lebensform, die vermeintlich individuelle<br />

Lebensgestaltung ermöglicht und als etwas Bedrohtes zu verteidigenden ist, also<br />

offenbar nicht als apriorisch, das ja gar nicht empirisch bedroht werden könnte.<br />

Der Gedanke, jeder sei seines Glückes Schmied, taucht manchmal als Appell<br />

3


auf, diese Freiheit, die wir doch „alle haben“ oder „alle wollen“, weil wir sie<br />

brauchen, um glücklich werden zu können, doch auch zu ergreifen und zu<br />

verteidigen.<br />

Diese Ideologie ist gegenwärtig in der nordwestlichen Welt relativ weit verbreitet<br />

und bestimmt sowohl den öffentlichen politischen Diskurs wie auch das<br />

individuelle Vorstellen von Menschen in dieser Region der Welt. Es gibt<br />

mindestens zwei Gründe für ihre Verbreitung. Neben dem der Kompensation von<br />

realer Begrenztheit in der Wunsch erfüllenden Phantasie, dürfte seit der frühen<br />

Neuzeit die Differenz von essentiell aktiver freier bürgerlicher Individualität und<br />

essentiell passiver gestaltbarer Materie (vgl. Freudenthal 1982, Kap. XIII) hier<br />

eine Rolle spielen. Dieser Kontrast hat durch die Universalisierung des<br />

Wirtschaftsliberalismus, der einen Wirklichkeitsbereich nach dem anderen in<br />

bloss dem menschlichen Willen unterworfene gestaltbare Materie verwandelt,<br />

immer mehr an Relevanz gewonnen und droht inzwischen die Natur- und<br />

Selbstverhältnisse der Menschen auf dem gesamten der Globus zu bestimmen.<br />

Die gesellschaftlichen Verhältnisse in Weltregionen, in denen totalitäre Regime<br />

die Reflexions- und Handlungsfähigkeit von Menschen stark einschränken, wie<br />

heute beispielsweise im Iran oder in China, wo politische Instanzen<br />

Kommunikationsprozesse kontrollieren oder unterbinden, verunmöglichen auf<br />

diese Weise eine weitere Voraussetzung für individuelles Glücksstreben (neben<br />

Sicherheit und Freiheit): Selbsterkenntnis durch Kommunikation, auf ganz<br />

ähnliche Weise, wie dies in westlichen Gesellschaften geschieht, sofern dort die<br />

Warenwirtschaft die öffentliche Kommunikation bestimmt und kommunikative<br />

Einheiten aufhören, primär der Erkenntnis zu dienen, sondern selbst zu einer<br />

Ware werden, die durch einen Markt bewertet wird in Form von<br />

Fernseheinschaltquoten und Zeitungs- und Buchauflagen.<br />

Für die für solche Verhältnisse Verantwortlichen dürfte die Idee, dass jeder als<br />

Einzelperson seines Glückes Schmied ist, unter anderem die Funktion haben,<br />

sich und anderen zu verdecken, inwiefern die durch sie mit zu verantwortenden<br />

sozialen Umstände für andere von grossem Nachteil sind. Sie selbst als<br />

diejenigen, die scheinbar, nämlich bloss finanziell, durch diese Verhältnisse<br />

4


egünstigt werden, entwickeln ein Interesse an der Verbreitung der<br />

Überzeugung, diese Vorstellung sei wahr, weil sie sich so ihre eigene günstigere<br />

Position selbst zuschreiben können. Denn wer durch soziale Umstände, sei es<br />

nur materiell oder noch weitergehend begünstigt wird, schreibt seine günstigen<br />

Lebensverhältnisse gern dem eigenen Handeln zu, wer sich in ungünstigen<br />

Lebensumständen sieht, betrachtet dies dagegen sich selbst entlastend lieber<br />

als Schicksal oder als Konsequenz des Eingriffs anderer, mächtigerer Instanzen.<br />

Tatsächlich dürften die Verhältnisse von Aktivität und Passivität, Macht und<br />

Machtlosigkeit, Individualität und Freiheit, die für die Möglichkeit eines<br />

glücklichen Lebens bedeutsam sind, sehr viel komplizierter sein als die oben<br />

genannte Ideologie und ihre Verwendung es nahe legt. Betrachtet man Personen<br />

als psychisch komplexe Individuen mit unterschiedlichen Wünschen,<br />

Willenszuständen, kognitiven Vermögen und Handlungsdispositionen, so ist die<br />

erste Frage, die sich angesichts dieser Komplexität stellt, wie sich überhaupt<br />

eine einheitliche Vorstellung vom eigenen Leben als einem glücklichen ausbilden<br />

kann. Nach der geschilderten Ideologie scheint Individuen von vornherein klar zu<br />

sein, wie ihr glückliches Leben auszusehen habe, so als wäre die Vorstellung<br />

von Glück etwas allgemeines, quasi angeborenes, das alle Menschen<br />

miteinander teilen und über das sie immer schon verfügen. Zwar mögen Hunger<br />

und Durst, Körperverletzungen, Schmerzen und Lebensbedrohungen etwas sein,<br />

dass alle Menschen tatsächlich als etwas zu vermeidendes betrachten. Insofern<br />

könnten die Bewertungen bestimmter Empfindungen als leidvoll tatsächlich<br />

biologisch vorgegeben sein. Doch wenn man umgekehrt auch nur Zustände des<br />

Wohlfühlens, Konstellationen, in denen sich momentane Glücksgefühle<br />

einstellen, miteinander vergleicht, so wird schnell klar, dass hier starke<br />

Differenzen bestehen und zwar sowohl zwischen den verschiedenen<br />

Entwicklungsstadien ein- und desselben Individuums, wie auch zwischen<br />

verschiedenen Individuen. Ein Baby fühlt sich in anderen Situationen wohl als<br />

Erwachsene. Und was für die eine Person eine angenehme unbedrohte<br />

Situation sein kann, in der sich vielleicht sogar Glücksgefühle einstellen, wie eine<br />

5


ausgiebige Bergwanderung oder ein Flug mit dem Gleitschirm, kann eine andere<br />

gleichen Alters, Geschlechts und Nationalität, doch mit einer anderen<br />

Lebensgeschichte ängstigen, ja Panik auslösend sein, etwas, was sie unter allen<br />

Umständen versuchen wird zu vermeiden. Betrachtet man darüber hinaus die<br />

Vorstellungen über Lebensläufe von Personen nach dem<br />

Unterscheidungskriterium eines geglückten oder glücklichen bzw. eines<br />

misslungenen oder unglücklichen Lebens, so werden sich vermutlich noch<br />

stärkere Differenzen zeigen. Ferner dürften sich die Vorstellungen der<br />

Individuen darüber, was ein momentanes Wohlfühlglück darstellt, noch mehr<br />

aber die, was ein glücklicher Lebenslauf für sie bedeutet, im Laufe dieses<br />

Lebens aufgrund der in diesem Leben gemachten Erfahrungen selbst wandeln.<br />

Die Idee, dass jemand im Alter von vierzehn Jahren weiss, wie ein glückliches<br />

Leben für ihn auszusehen habe und es dann als ein solches bis zu seiner<br />

Pensionierung „schmiedet“, ist kaum nachvollziehbar. Wir würden von einer<br />

Person, der es gelänge, ihr ganzes Leben nach einem in der frühen Jugend<br />

zurecht gelegten Plan technisch zu gestalten, kaum sagen, dass sie eine<br />

glückliche ist, sondern wohl eher, dass sie sich nicht entwickelt hat. Doch genau<br />

die in einer solchen Kritik eines artifiziellen Lebens oder einer unreifen Person<br />

präsente Vorstellung, dass ein Mensch sich entwickeln sollte und sich dabei um<br />

sein Leben zu kümmern habe und es als reflektierende Person führen müsse,<br />

damit es ein glückliches wird, ist philosophisch nicht leicht explizierbar.<br />

Im Folgenden werde ich versuchen, einen formalen und stark auf die<br />

Individualität von menschlichen Lebensläufen bezogenen Glücksbegriff zu<br />

entwickeln. Dieser ist sicherlich nicht der einzig mögliche. Es soll damit kein<br />

„copyright“ auf einen angeblich „wahren“ Glücksbegriff erhoben werden, noch so<br />

etwas wie eine Norm gerechtfertigt werden. Das, was im folgenden über ein<br />

mögliches glückliches Leben gesagt wird, widerspricht sogar teilweise der<br />

Geuss’schen Vorstellung, dass Sicherheit und Freiheit Bedingungen des Glücks<br />

sind, sofern es, wie noch deutlich werden wird, denkbar ist, dass eine Person,<br />

die ihr Lebensglück gefunden hat, dies trotz Verlust ihrer Sicherheit und Freiheit<br />

nicht als Möglichkeit verlieren kann, auch wenn sie nicht mehr in der Lage ist, es<br />

6


als Wirklichkeit zu realisieren. Gleichzeitig geht es jedoch auch nicht um<br />

empirische Sozialforschung über Glück, die jeder befragten Person ihren<br />

eigenen Glücksbegriff lässt, ohne dass sie ihn explizieren müsste und trotzdem<br />

die Frage stellt, ob sie glücklich ist und wenn ja, wie sehr und warum. Solche<br />

Forschung, wie sie beispielsweise Bruno Frey durchgeführt hat, sind durchaus<br />

auch von philosophischem Interesse (vgl. Frey und Stutzer 2001 und Frey und<br />

Frey Marti 2010). Mein Augenmerk gilt jedoch weder einer allgemeinen Norm für<br />

das menschliche Leben (deren Möglichkeit ich eher in Frage stellen möchte)<br />

noch der tatsächlichen allgemeinen „Glücksrealität“, sofern sie statistisch<br />

erfassbar ist, sondern den möglichen begrifflichen Zusammenhängen von<br />

„Glück“, „Wirklichkeit“ und „Individualität“.<br />

2. Erfahrung einer Vielheit in der Einheit des Moments oder Lebenslaufs:<br />

Adorno<br />

Je nachdem, als was Glück begriffen wird, bezieht sich das betreffende<br />

menschliche Streben entweder auf die Entwicklung der eigenen Person, die der<br />

äusseren Umstände oder ein Verhältnis aus beidem. Vorstellungen von einem<br />

vorgegebenen Wesen oder einer Natur des Menschen, die als Möglichkeit in<br />

einem Lebenslauf entweder verborgen bleibt, was Unglück bedeute oder<br />

realisiert werde, was das Glück zur Folge habe, haben lange das Denken über<br />

menschliche Entwicklung bestimmt. Auch die ursprünglich marxistische<br />

Vorstellung, dass Menschen unter den bisherigen unfreien Umständen, in denen<br />

sie einander beherrschen, ihre Natur weder erkennen noch realisieren konnten,<br />

gehört in diese human-essentialistische Tradition. Mit diesem Essentialismus<br />

brach u. a. der radikale Individualismus der kritischen Theorie Adornos, der alle<br />

allgemeinen Aussagen über die Einzelnen als verfehlt betrachtete. Trotzdem<br />

bilden einzelne Personen in dieser Konzeption unabhängig vom Denken in<br />

allgemeinen Begriffen Vorstellungen vom Glück aus, im Sinne von vagen<br />

Imaginationen etwa von einem Aufenthalt an Orten, an denen alles<br />

7


zusammenpasst. Adorno spricht in diesem Zusammenhang auch von der<br />

„metaphysischen Erfahrung“ der Kindheit, in der Namen von Orten zu Chiffren für<br />

mögliches Glück werden (Adorno 1973, S. 366). Die Orte der Kindheit, in denen<br />

das Glück zwar noch nicht verwirklicht, jedoch als verwirklichbar geahnt wird,<br />

sind in der Imagination „unauflöslich individuiert“, die das Glück verweigernde<br />

reale Welt dagegen nach Adorno von Allgemeinheiten beherrscht. Zwei<br />

grundlegend verschiedene Entwicklungsprozesse von Personen sind vor diesem<br />

Hintergrund denkbar: einer, der dazu führt, dass die Person die „metaphysische<br />

Erfahrung“ der Kindheit als eine Illusion abtut und sie sich an die vermeintlicher<br />

Weise die Wirklichkeit beherrschenden Allgemeinheiten anpasst, die das kindlich<br />

geahnte Glück als unverwirklichbar erscheinen lassen. In einem anderen<br />

Entwicklungsprozess wird sich die betreffende Person einen „utopischen Impuls“<br />

des Glücks bewahren und den Allgemeinheiten der Welt weiterhin die Frage<br />

entgegenhalten „Ist das denn alles?“ (Adorno 1973, S. 368)<br />

Wie man diese beiden möglichen Entwicklungsprozesse mit der Wirklichkeit<br />

selbst in Beziehung setzt, hängt davon ab, ob man die Wirklichkeit als einen<br />

durch Allgemeinheiten bestimmten Zusammenhang ansieht, oder als<br />

„unauflöslich individuiert“ und alle Allgemeinheiten entsprechend als menschliche<br />

Konstrukte betrachtet, die die Wirklichkeit in ihren Individualitäten letztlich nie<br />

erreichen. In einer unauflöslich individuierten Wirklichkeit sind die Unterschiede<br />

und nicht vermeintlich geteilte Allgemeinheiten, die bestenfalls auf<br />

Vereinfachungen, schlimmstenfalls auf Beherrschung oder Leugnung von<br />

wirklichen Unterschieden verweisen, sowohl für die Erkenntnis wie für die<br />

Lebensführung und das Glück das entscheidende.<br />

Auf Unterschiede ist auch Adornos Vorstellung des Glücks bezogen. Adorno<br />

unterscheidet in seinen Reflexionen über „glückliche Identität“ (Adorno 1977, S.<br />

742) eine scheinhafte Verschmelzung beispielsweise von Subjekt und Objekt, in<br />

der die verschmelzenden Einheiten in einem Chaos ununterscheidbar werden,<br />

von einen „verwirklichten Frieden“, der als eine für ihn akzeptable<br />

Glücksvorstellung gelten kann. In diesem Frieden gibt es einen „Stand eines<br />

Unterschiedenen ohne Herrschaft, in dem das Unterschiedene teilhat<br />

8


aneinander“ (Adorno 1977, S. 743). Voraussetzung einer solchen Teilhabe der<br />

voneinander verschiedenen Individualitäten aneinander ist allerdings, dass sie<br />

sich überhaupt selbst offenbar geworden sind. Auch dafür könnte man eine<br />

Frankfurter Chiffre für das Glück verwenden, die Walter Benjamin Mitte der<br />

zwanziger Jahre prägte, wonach „Glücklichsein heisst ohne Schrecken seiner<br />

selbst innewerden“ (Benjamin 1980, IV-1, 113). Zustände der Harmonie,<br />

Verschmelzung oder abstrakt der Identität gehören sicher zu vielen<br />

Glückskonzeptionen, während solche des Entzweiung, Fremdheit und des<br />

Krieges als Chiffren für Unglück angesehen werden können. Adornos<br />

Beobachtung, dass es eine Differenzen auflösende und eine sie ohne Herrschaft<br />

erhaltenden Verschmelzung geben kann, ist insofern wichtig, als sie eine<br />

Orientierung für misslingendes und gelingendes Streben nach Glück geben<br />

kann. Sofern Glücksstreben nämlich einfach nur ein Streben nach Beendigung<br />

von Entzweiung und Fremdheit darstellt, kann es ebenso Differenz auflösend<br />

wirken, wie der alle Differenzen in Chaos und Auflösung zerstörende Krieg. Die<br />

Erhaltung der Unterschiede einer Mannigfaltigkeit in einer Einheit ohne<br />

Herrschaft, die kein Glied der Unterschiedenen anderen über- oder unterordnet,<br />

gibt die Schwierigkeiten vor, der sich bewusstes Glücksstreben ausgesetzt sieht.<br />

Dass das Unterschiedene nebeneinander stehen und aneinander teilhaben kann,<br />

ohne dass Herrschaftsverhältnisse eintreten, kann sich dabei sowohl auf die<br />

interne Komplexität einer Person, das heisst die Herrschaftsverhältnisse<br />

zwischen den verschiedenen Bestrebungen und Fähigkeiten eines einzelnen<br />

beziehen, wie auch auf die Differenzen zwischen verschiedenen Personen.<br />

Glück hat es in diesem Sinne mit der Erhaltung einer Vielheit innerhalb einer<br />

herrschaftsfreien personalen oder sozialen Einheit zu tun. Allerdings setzt die<br />

Erhaltung der Vielheit oder der Differenzen voraus, dass sie erkannt sind. Das<br />

wird im Benjaminschen Diktum deutlich: Es gehört zum Glück sich seiner selbst<br />

inne zu werden, und zwar ohne Schrecken. Doch wie sollte das möglich sein?<br />

Glück mit der Erhaltung von Differenzen in einer Einheit in Zusammenhang zu<br />

bringen, ist keine Spezialität der Adornischen Philosophie. Man findet diesen<br />

Gedanken auch in Whiteheads Werttheorie, in der die Bildung von Kontrasten<br />

9


eine wichtige Rolle spielt (Whitehead 1929/1978, III.II.III). Auch Kontraste in der<br />

Wahrnehmung können als Einheiten von Differenzen begriffen werden und die<br />

Erfahrung des glücklichen Lebens kann als eine spezielle Kontrasterfahrung<br />

gedacht werden, in der sich die differierenden Erfahrungen unterschiedlicher<br />

Lebensalter zu einer Einheit fügen. Doch nur wenn Differenzen anerkannt<br />

werden, ist es möglich, dass sich ein solcher Kontrast auch bildet. Bewusstheit<br />

und Gelassenheit gegenüber der Differenziertheit der eigenen Bestrebungen<br />

sind Bedingungen einer solchen Kontrasterfahrung; Scham, Schuld,<br />

Verdrängung und Betäubung verhindern sie. Dies gilt nicht nur für die<br />

Differenzen, die sich in der Komplexität einer einzelnen Person finden, sondern<br />

vor allem für die zwischen verschiedenen Menschen. Der amerikanische<br />

Philosoph Stanley Cavell sagt deshalb: „Es ist eine schreckliche und Ehrfurcht<br />

einflössende Wahrheit, dass die Anerkennung der Andersheit der anderen, der<br />

unvermeidlichen Getrenntheit die Bedingung menschlichen Glücks ist.<br />

Gleichgültigkeit ist die Leugnung dieser Bedingung“ (Cavell 2004, S. 381). Doch<br />

die Differenzen zwischen den eigenen Bestrebungen und die zwischen<br />

verschiedenen Menschen widersprechen nicht der Einheit oder Gemeinschaft.<br />

Die Frage ist nur, wie sie in der Einheit oder Gemeinschaft gedacht werden<br />

können?<br />

Auf einer ersten Ebene kann man hier eine ontologische Antwort zu geben<br />

versuchen (die Adorno und Cavell, im Unterschied zu Whitehead, vermeiden). In<br />

dieser Antwort wäre dann hypothetisch zu behaupten, dass die Wirklichkeit aus<br />

nichts anderem „besteht“ als aus partikularen Prozessen, die alle voneinander<br />

verschieden sind, dass auch der erkennende Bezug auf diese Wirklichkeit ein<br />

partikularer Prozess ist und dass der „Wirklichkeitsgehalt“ dieses erkennenden<br />

Bezugs um so grösser ist, je mehr es ihm gelingt, die Differenzen zwischen<br />

diesen partikularen Prozessen in der Einheit des Erkenntnisprozesses zu<br />

erfassen. Eine Erkenntnis wäre demnach umso wirklichkeitshaltiger, je mehr sie<br />

dem Ideal der Einheit einer Vielheit gerecht würde. Dieser Wirklichkeitsbegriff<br />

wäre dann auch praktisch verwendbar. Eine Leben oder eine Gemeinschaft von<br />

Lebenden ist danach umso wirklicher, je mehr es diesem Leben oder dieser<br />

10


Gemeinschaft gelingt, eine Einheit von partikularen, individualisieren<br />

Lebensprozessen darzustellen. Jeder Herrschaftsbeziehung, die die Differenzen<br />

der Lebensprozesse zum Verschwinden bringt, wäre dann als eine<br />

„Entwirklichung“ zu deuten und deshalb normativ abzulehnen. Doch eine solche<br />

Verschränkung von hypothetisch theoretischer und praktischer Perspektive löst<br />

natürlich noch nicht das praktische Problem, wie die Einheit einer<br />

Mannigfaltigkeit von differierenden Partikularitäten zu erzeugen ist.<br />

3. Vereinheitlichung des Lebenslaufs: Aristoteles<br />

Zunächst ist zu sagen, dass der Gedanke der Vereinheitlichung des Lebens von<br />

Anfang an in der philosophischen Reflexion über das Glück gegenwärtig ist,<br />

nämlich seit der Ethik des Aristoteles. Um zu verstehen, was hier unter<br />

„Vereinheitlichung“ gemeint ist, muss man sich das menschliche Leben als einen<br />

Prozess denken, in dem sich nicht einfach ein vorgegebenes individuelles<br />

Wesen von selbst realisiert oder dieses Wesen an seiner Realisierung gehindert<br />

wird, sondern in dem ständig Differenzen entstehen und offenbar oder verborgen<br />

werden, weil ein Individuum auf seine Welt reagiert. Wie ein Individuum auf seine<br />

Welt reagiert, hängt davon ab, was es aufgrund seiner bisherigen Reaktionen für<br />

ein Individuum geworden ist. Nehmen wir an, dass einer Person in einer<br />

bestimmten Phase ihrer Entwicklung zwei Weisen auf eine in ihrer Welt<br />

gegebene Situation zu reagieren gegeben sind: eine, die ihr von aussen als die<br />

angemessene Form zu reagieren nahe gelegt wird und eine andere, davon<br />

abweichende, die sich ihr selbst aufgrund ihrer bisherigen Geschichte als die<br />

angemessene Fortsetzung ihrer eigenen Geschichte in der betreffenden<br />

Situation aufdrängt. Sofern ein Individuum auf die Weise reagiert, die ihm von<br />

aussen nahe gelegt wird, die jedoch von dem, was sich aus seiner eigenen<br />

Geschichte ergibt, abweicht, können wir sagen, dass dieses Individuum sich in<br />

seiner Reaktion selbst verbirgt. Sofern die Person trotz der abweichenden<br />

Erwartung in seiner Welt, so reagiert, wie es sich für sie selbst aus ihrer<br />

11


isherigen Geschichte ergibt, kann man sagen, dass sie sich mit ihrer<br />

Geschichte nicht verbirgt oder in der Welt öffentlich sichtbar als ein<br />

abweichendes, differierendes Wesen, dessen Individualität kenntlich wird,<br />

vorkommt. Wenn die eigene Reaktion von den Erwartungen in ihrer Welt<br />

abweicht, erzeugt dieses Vorkommen der Geschichte der Person in ihrer Welt<br />

einen Unterschied. Wenn man weiterhin davon ausgeht, dass die Tatsache, dass<br />

ein Individuum seine Geschichte in seiner Welt verbirgt, es ihm in Zukunft<br />

schwerer machen wird, seine eigene Geschichte fortzusetzen, weil die<br />

Erkenntnis der Fortsetzbarkeit der eigenen Geschichte auch davon abhängt,<br />

dass diese Geschichte öffentlich sichtbar in der Welt vorkommt und von dem<br />

betreffenden Individuum reflektiert werden kann, dann kann man sagen, dass es<br />

einen sich selbst verstärkenden Effekt der Selbstverbergung gibt. Entsprechend<br />

ist für die Tatsache der gegebenen Sichtbarkeit eines Individuums mit seiner<br />

Geschichte in seiner Welt eine solche Selbstverstärkung der Fähigkeit, auch<br />

zukünftig die eigene Verschiedenheit in der Welt sichtbar machen zu können zu<br />

konstatieren: Ein Individuum, dass sich selbst durch die Sichtbarkeit der eigenen<br />

Geschichte in seiner Welt besser kennen lernt, wird nicht nur weniger Mut<br />

aufbringen müssen, um sich als differierendes Wesen auch in Zukunft sichtbar<br />

zu machen, es wird auch mit grösserer Gewissheit sagen können, was die<br />

eigene Reaktion auf eine bestimmte Situation ist, das heisst, es wird mehr<br />

darüber wissen, wie es sein eigenes Leben fortsetzen oder führen muss.<br />

Dass sich das Leben von Personen so entwickelt, dass es richtige und falsche<br />

Fortsetzungen dieses Lebens gibt, ist die entscheidende normative Implikation<br />

dieser Überlegung. Es ist unschwer zu erkennen, dass hier Glück nicht allein mit<br />

der Realisierung einer herrschaftsfreien Vereinigung von Unterschieden in<br />

Zusammenhang gebracht wird, sondern auch mit einem Konzept von<br />

Authentizität. Der Gedanke der Authentizität, der richtigen Fortsetzung des<br />

eigenen Lebens, setzt wiederum voraus, dass das eigene Leben überhaupt als<br />

eine Einheit wahrgenommen wird. Schematisch und gleich auf das Glück<br />

bezogen ausgedrückt: Ein Lebenslauf soll hier in einem formalen Sinne dann als<br />

ein glücklicher bezeichnet werden, wenn es einer Person gelingt, die im Prozess<br />

12


ihres Lebens entstandene Verschiedenheit von anderen für sich und die anderen<br />

fortzusetzen und sie dabei trotz ihrer inneren Differenziertheit und<br />

Verschiedenheit von den anderen in der Lage ist, noch ein gemeinsames Leben<br />

mit den anderen zu führen. Das Interesse an einer solchen Fortsetzung des<br />

eigenen Lebens ist allerdings nicht lediglich eines nach blosser Selbsterhaltung,<br />

sondern nach Vereinheitlichung des eigenen Lebens entsprechend der dauernd<br />

in ihm entstehenden neuen Erfahrungsmuster.<br />

Seit der Ethik des Aristoteles ist die Überzeugung verbreitet, dass das Glück das<br />

einzige letzte Ziel des menschlichen Handelns sei (bzw. zu sein habe). Denn<br />

nach Aristoteles tun wir einerseits Dinge um anderer Dinge willen, andererseits<br />

sei es sinnlos, zu fragen, warum wir glücklich werden wollen; das Glück sei das,<br />

was Menschen um ihrer selbst willen anstreben, allerdings herrsche Uneinigkeit<br />

darüber, was dieses Glück sei (Aristoteles 1979, 1095a). Es ist umstritten, ob<br />

Aristoteles mit diesem Gedanken meinte, eine Tatsache über das menschliche<br />

Leben zu beschreiben oder ob er – wie Jonathan Lear, dem ich mich hier<br />

anschliesse, vermutet ( Lear 2004, S. 50) – die menschliche Praxis so verändern<br />

wollte, das sie zu einem vereinheitlichten Leben führt, einem Leben, das einen<br />

spezifischen Zusammenhang hat, indem er das Glück als einziges letztes<br />

Lebensziel forderte. Sicher ergibt sich aus der Tatsache, dass alles menschliche<br />

Handeln auf ein Ziel hinausläuft, das nicht wiederum Mittel zu etwas anderem ist,<br />

nicht, dass es ein einziges Ziel im menschlichen Leben tatsächlich geben muss.<br />

Diese Folgerung wäre ein schlichter logischer Fehler, wie der, aus der Tatsache,<br />

dass jeder Vogel sein Nest habe, zu folgern, dass alle Vögel, dasselbe Nest<br />

hätten. Jonathan Lear spricht deshalb, um Aristoteles, dem Begründer der Logik,<br />

in diesem Zusammenhang keinen Fehlschluss zu unterstellen, im Anschluss an<br />

die Psychoanalyse davon, Aristoteles wolle mit seiner Charakterisierung des<br />

Glücks als dem einzigen letzten Handlungsziel im menschlichen Leben zu einer<br />

veränderten, eben vereinheitlichten Lebenseinstellung „verführen“ (Lear 2004, S.<br />

56). Geht man davon aus, dass auch ein menschliches Leben möglich ist, in dem<br />

verschiedene Dinge um ihrer selbst willen und nicht als Mittel zum Zweck<br />

erstrebt werden, wie beispielsweise Lust, Ehre, Reichtum, Macht, die aber<br />

13


vielleicht nicht immer miteinander vereinbar sind, sondern zu schmerzhaften und<br />

eventuell fatalen Konflikten innerhalb einer Person führen können, dann ist der<br />

Vorschlag, bei allem, was man tut, sich zu fragen, ob es zu einem glücklichen<br />

Leben führt, einer, der auf eine spezifische Vereinheitlichung des Lebens zielt.<br />

Zu sagen, ich weiss nicht, ob mich x glücklich macht, aber es macht mir Spass<br />

oder es wird mich berühmt machen, muss vor dem Hintergrund des normativen<br />

Vorschlags, das Glück als das einzige letzte Lebensziel zu betrachten, als eine<br />

fehlerhafte Lebenseinstellung angehsehen werden. Die richtige soll dagegen<br />

durch die Frage aufgerufen werden, auch beim Streben nach Lust oder Ehre, die<br />

als potentiell letzte Handlungsziele denkbar sind, noch zu fragen, inwiefern sie<br />

etwas zu meinem individuellen Leben als einem möglicherweise glücklichen,<br />

beitragen könnten. (Hier wird im Westen durch Aristoteles offenbar<br />

nachvollzogen, was im Osten durch den Buddhismus, der zwischen dem<br />

kurzfristigen Sinnenglück und dem eigentlich zu erstrebenden Glück der<br />

Erlösung unterschied, bereits als Gestaltungsprinzip des menschlichen Lebens<br />

benannt worden war (vgl. Paul 1998, S. 47-69). Auch Epikur scheint das Glück in<br />

diesem Sinne als ein Gestaltungsprinzip des Lebens gedeutet zu haben als er<br />

sagte: „Wir halten die Lebensentwürfe für vulgär und plump, die nicht auf ein<br />

glückliches Leben zielen“ (Epikur 2003, S. 14/15)<br />

Aristoteles hat in seiner mesothes-Lehre, seiner Lehre von der rechten Mitte, die<br />

nicht das arithmetische Mittel meint, das Leben bereits stark individuiert, ohne<br />

dass man behaupten wollen wird, er habe bereits einen Adornischen<br />

Individualismus vertreten (Aristoteles 1979, 1106b). Dennoch taugt die<br />

mesothes-Lehre, um sich den Gedanken der Authentizität des Handelns<br />

verständlich zu machen. Für jede Person ist in ihrer jeweiligen Situation aufgrund<br />

ihrer bisherigen Lebensgeschichte eine bestimmte Mitte die rechte. Man muss<br />

hier eher an einen Bogenschützen denken, der versucht, die Mitte einer<br />

Zielscheibe zu treffen. Aristoteles existenzphilosophisch weiterführend kann man<br />

sagen, das alle Handlungen, die die Lebensgeschichte der Person auf eine nicht<br />

angemessene Weise in der betreffenden Situation fortsetzen, unauthentisch<br />

sind, nicht als Handlungen verstanden werden können, die eigentlich zu dieser<br />

14


Person gehören. Eine bisher furchtsame Person, die sich in einer<br />

Auseinandersetzung übermütig gibt, ist unauthentisch, ebenso wie eine mutige<br />

Person, die sich einem Streit nicht stellt, obwohl sie ihn bestehen könnte.<br />

Handlungsempfehlungen unabhängig von der Lebensgeschichte der Person, die<br />

im Sinne der Kantischen praktischen Philosophie und der aus ihr entstandenen<br />

Tradition lediglich allgemeine Regeln, die für alle Vernunftwesen zu gelten<br />

haben, auf die Situation appliziert und dazu auffordert, dass sich jeder Mensch in<br />

einer moralisch relevanten Situation als Vernunftwesen so zu verhalten habe,<br />

stehen in einem Kontrast zu dieser, die individuelle Lebensgeschichte, die aus<br />

ihr hervorgegangenen Gewohnheiten und das Authentische betonenden<br />

mesothes-Lehre, die darauf zielt, die vielfältigen Anlagen und Bestrebungen<br />

einer Person in jeder Handlung zu einer Einheit zu integrieren. Eine Person, die<br />

richtig handeln will, die ihr eigenes Leben authentisch fortsetzen und in diesem<br />

Sinne führen möchte, muss sich und die Situation, in der sie sich gerade<br />

befindet, also Individualitäten und nicht Allgemeinheiten so genau wie möglich<br />

erkennen und bewerten können, so dass sie die richtige Fortsetzung ihres<br />

Lebens findet. Die Richtigkeit der Fortsetzung ist erfahrbar, d.h. das authentische<br />

oder unauthentische Verhalten ist der handelnden Person selbst als solches<br />

gegeben, im extremen Fall der Unauthentizität als das Leid, das zwanghaftes<br />

oder neurotisches Verhalten nach sich zieht. Im extremen Fall der Authentizität<br />

als die Glückserfahrung genau das Richtige in dieser Situation oder gar im Leben<br />

getan zu haben. Erfahrungen von Leid und Glück sind vor diesem Hintergrund<br />

also auch als Erfahrungen von „mehr oder weniger Wirklichkeit“ zu verstehen.<br />

Glückserfahrungen sind Erfahrungen der Fortsetzung des wirklichen partikularen<br />

Prozesses, der mein Leben darstellt, Leiderfahrungen sind Erfahrungen der<br />

Hinderung dieser Fortsetzung. Die Glückserfahrung ist in diesem Sinne auch als<br />

ein Evidenzkritium zu verstehen, das anzeigt, dass es mir gelungen ist, mich auf<br />

eine wirkliche Partikularität – oder, weil die Wirklichkeit eben nichts anderes als<br />

die Vielfalt von differierenden Partikularitäten ist – auf die Wirklichkeit selbst zu<br />

beziehen.<br />

15


In diesem Zusammenhang kann man Reichtum, Ehre und Lust als potentielle<br />

letzte Handlungsziele auch als zu abstrakt ansehen, um einem Menschen eine<br />

authentische Fortsetzung des eigenen Lebens zu ermöglichen und die Vielfalt<br />

ihrer Bestrebungen und Anlagen zu integrieren. Einfach nur reicher oder<br />

berühmter werden zu wollen, einfach nur noch mehr Lustgefühle zu haben,<br />

bedeutet, weder auf die Differenzen in der eigenen Person, noch auf die<br />

Verschiedenheit der eigenen Individualität von der der anderen zu achten. Es<br />

kann in einem Extremfall sogar bedeuten, dass man diese Differenzen der<br />

Individualitäten missachtet, indem man das eigene Leben im Sinne der eigenen<br />

Lebenszeit und die der anderen zu einem blossen Mittel der Vermehrung des<br />

Reichtums, der Ehre oder der Lust macht. Diese möglichen letzten<br />

Handlungsziele machen dann nicht deshalb nicht glücklich, weil sie nicht wirklich<br />

letzte Handlungsziele sind, sondern, weil der, der sie als seine letzten<br />

Handlungsziele wählt, sein eigenes Leben und das der anderen abstrakt<br />

behandeln muss und es nicht in eine individuelle Einheit zu bringen versteht.<br />

4. Sinn als Lebensglück: die eigene Stimme bei Cavell<br />

Man kann die Einheit, die auf nicht abstrakte Weise, unter Erhaltung der inneren<br />

Differenziertheit eines Lebens herbeigeführt wird, „Sinn“ nennen. Erfahrungen<br />

von Sinn sind selbst Glückserfahrungen. Sofern sie das ganze Leben betreffen,<br />

können wir sie als die Erfahrung von Lebensglück kennzeichnen, wenn<br />

beispielsweise der Prozess der eigenen Existenz in der Retrospektive als ein<br />

sinnvoller erscheint. Doch auch auf Momente bezogen ist die Erfahrung von Sinn<br />

als Glück wichtig. Denn eine Lebenssituation, in der Wohlfühlglück empfunden<br />

wird, erhält dadurch, dass sie Teil eines Sinnzusammenhanges ist, der ein<br />

Lebensglück konstituiert, eine ihre Intensität steigernde Bedeutung. So mag ein<br />

Fussballer, der ein Tor schiesst, in diesem Moment des Erfolgs einfach über die<br />

Situation glücklich sein. Ist dieses Tor jedoch Teil einer Lebensgeschichte, in der<br />

die betreffende Person beispielsweise lange mit ihren Kameraden auf den<br />

16


Gewinn einer Meisterschaft hingearbeitet hat und besiegelt dieses Tor den<br />

Gewinn der Meisterschaft, so steigert die Bedeutung der Situation in dem<br />

grösseren Sinnzusammenhang, in dem sie eine bestimmte Relevanz hat, die<br />

Intensität der Wahrnehmung.<br />

Nun ist Sinn jedoch nicht etwas, was sich von selbst in einem Leben einstellt. Es<br />

ist aber auch nicht etwas, was wie ein Artefakt hergestellt werden kann. Denn wir<br />

sind als Personen ja der Prozess unserer Existenz und können ihn nicht als<br />

etwas Äusseres wie das Resultat eines technischen Prozesses hervorbringen.<br />

Wie also hat man sich die Entstehung von Sinn oder Lebensglück zu denken?<br />

Als erstes ist festzuhalten, dass der Sinn etwas ist, was sich zwischen den<br />

erlebten und erinnerbaren Episoden eines Lebens entwickelt. Die Alternative von<br />

Entstehen oder Herstellen ist hier insofern falsch, als es bei dieser Entwicklung<br />

um einen Prozess der Aufmerksamkeit geht.<br />

Ein bestimmtes Körpergefühl, etwa ein Kopfschmerz oder ein Geräusch in<br />

meiner Umgebung, oder ein Gespräch am Nebentisch in einem Restaurant, kann<br />

eine ganze Weile schon präsent sein, ohne dass ich es aufmerksam<br />

wahrgenommen habe. Plötzlich tritt jedoch bei mir oder an meinem Tisch Ruhe<br />

ein, und ich nehme den Kopfschmerz bzw. das Gespräch am Nebentisch wahr.<br />

Ich habe dann den Schmerz oder die Worte am Nebentisch nicht erzeugt, doch<br />

war ich auch nicht völlig passiv, sondern habe meine Aufmerksamkeit aktiv auf<br />

diese Vorkommnisse gelenkt, was die Bedingung dafür war, dass ich sie<br />

wahrnehmen konnte. Ähnlich ist es auch im Prozess meiner Existenz. Eine<br />

Episode des Lebens kann auf die andere folgen, ohne dass ich der Abfolge<br />

weiter Aufmerksamkeit schenke, d.h. ohne dass ich darüber nachzudenke, was<br />

für ein Leben ich eigentlich führe. Ich kann jedoch auch auf die Abfolge dessen,<br />

was ich tue und was mir widerfährt, achten, darüber nachdenken, was hier<br />

eigentlich geschieht und von mir getan wird und dann ein Muster in ihm<br />

erkennen.<br />

Diese Mustererkennung ist nicht wie die Erkennung der Regel in einer<br />

Zahlenfolge, etwa bei 2, 5, 11, 23, 47, … wo ich die Regel y = 2x+1 als das, was<br />

diese Folge festlegt, erkenne. Der Prozess unserer Existenz ist nicht durch eine<br />

17


solche Erzeugungsregel festgelegt, auch wenn Formulierungen wie der „Begriff<br />

eines Indviduums“ oder „das individuelle Gesetz“ bei Leibniz, Spinoza und<br />

Goethe so etwas nahe zu legen scheinen (vgl. dazu Hampe 2007, III. 10). Was<br />

man erkennt, wenn man einen Sinn in der eigenen Existenz sieht, ist eher so<br />

etwas wie eine Gestalt in einem regenassen Mauerwerk, in dem es helle und<br />

dunkle Flecken gibt. Der eine mag einen Hund, der anderen ein Kaninchen in<br />

den Flecken sehen. Diese Erkenntnis hängt einerseits von der eigenen<br />

Aufmerksamkeit, andererseits vom Regen und vom Verputz der Mauer ab.<br />

Welche Muster hier an Prägnanz gewinnen, ergibt sich aus einem<br />

Zusammenspiel von Passivität und Aktivität. Die Erkennung des eigenen Musters<br />

kann durchaus im Sinne einer individuellen Wesenheit, einer „differentia ultima“<br />

oder „haecceitas“ im Sinne von Duns Scotus gedacht werden (Scotus 1962, S.<br />

4). Doch bei Scotus muss dieses individuelle Wesen streng von der Geschichte<br />

des Wesens, das sie hat, unterschieden werden. Wenn wir jedoch die folgenden<br />

drei Voraussetzungen machen, ändert sich dieses Bild: Erstens können wir, wie<br />

oben bereits angedeutet, voraussetzen, dass die Wirklichkeit aus nichts anderes<br />

als einer Mannigfaltigkeit von individuellen Wesen besteht, dass sie mehrseitig<br />

im Sinne von Dilthey ist (Dilthey 1984, 80f.). Zweitens können wir diese<br />

individuellen Wesen als etwas deuten, das, um zu existieren, notwendig Zeit<br />

braucht, wie alles wirkliche (Whitehead 1929/1978, S. 68, Collingwood 1960, S.<br />

146). Drittens schliesslich können wir den Prozess der Verwirklichung dessen,<br />

was Zeit braucht, um zu existieren als einen potentiell unendlichen deuten, der<br />

nur kontingenter Weise abbricht, so wie man bei einer irrationalen Zahl die<br />

Aufzählung ihrer Ziffern kontingenter Weise irgendwo abbricht. Einen Sinn in der<br />

eigenen Existenz zu erkennen würde dann – in der eben gebrauchten Metapher<br />

der irrationalen Zahlen bedeuten – bedeuten, in der Lage zu sein, die eigene<br />

Ziffernfolge zumindest partiell wirklich werden zu lassen, auch angesichts der<br />

Tatsache, dass dies kontingenter Weise irgendwann nicht mehr möglich ist. Dies<br />

ist sicher nicht bei vielen Menschen der Fall. Wenn jedoch jemand in diesem<br />

Sinne seine „eigene Stimme“ gefunden hat, dann weiss er, was zu tun ist, auch<br />

18


wenn ihn vielleicht äussere Umstände daran hindern, das zu tun, was er meint<br />

tun zu müssen.<br />

Bei der eigenen Existenz handelt es sich deshalb nicht um eine räumliche,<br />

sondern um eine zeitliche Gestalt. Beim Nachdenken über die Abfolge der<br />

Erfahrungen im eigenen Leben ergibt sich, wenn sich Sinn ergibt, eine zeitliche<br />

Gestalt, aus der dann idealerweise auch die Fortsetzung des eigenen Lebens<br />

folgt, so wie man als Künstler vielleicht das Muster in einer regennassen Mauer<br />

durch einen eigenen Farbstrich fortsetzen könnte. Durch das eigene Handeln<br />

verändert sich jedoch die zeitliche Gestalt oder der Sinn des eigenen Lebens<br />

wieder, sofern ein solcher überhaupt entstehen konnte. Und auf diese<br />

Veränderung ist wieder mit Aufmerksamkeit zu reagieren. Wichtig ist jedoch,<br />

dass überhaupt die Aufmerksamkeit auf die Abfolge der Ereignisse des eigenen<br />

Lebens gelenkt wird und dass ein Zusammenhang in ihm gesucht wird, den ich<br />

dann als den Zusammenhang meines Lebens anerkenne. Wenn das gelingt,<br />

dann gibt es einen Ansatz, von dem aus die Fortsetzung des eigenen Lebens so<br />

geführt werden kann, dass die eine Handlung richtig und die andere falsch,<br />

etwas als zum eigenen Leben gehörend oder ihm fremd erscheinen kann. Das<br />

hier nicht etwas einfach gegeben ist, jedoch auch nicht konstruiert wird, weist auf<br />

ein spezifisches Zusammenspiel von Person und Welt hin, das sich der<br />

einfachen Zuteilung von Aktivitäten und Passivitäten entzieht. Die Person muss<br />

in der aufmerksamen Zuwendung zum eigenen Leben in der Lage sein, etwas<br />

entstehen zu lassen und den Mut besitzen, auf das, was da entsteht, zu<br />

reagieren. Dieses Entstehen-lassen ist ein Geschehen, das nur mit einer<br />

gewissen Gelassenheit erfahren werden kann. Etwas geschehen lassen können<br />

– eine Kompetenz der Gelassenheit, die vor allem in den kontemplativen<br />

Glücksvorstellungen der westlichen und östlichen Mystik, aber auch in der Stoa<br />

eine Rolle spielt – ist hier eine Kompetenz, die wohl kaum als sich in einer<br />

Tätigkeit allein realisierend zu denken ist. Sich dagegen mit Anstrengung in einer<br />

Gewissheit fortsetzen zu wollen, ohne tatsächlich ein Muster im eigenen Leben<br />

entdeckt zu haben, aus dem sich die entsprechende Evidenz ergibt, führt in der<br />

Regel dazu, dass man sich dem Zwang einer Konvention unterwirft und sie für<br />

19


notwendig erachtet. Daraus ergibt sich dann eine Schauspielerei der<br />

Notwendigkeit des eigenen Handelns und Glücks, dem keine Selbst- und<br />

Glückserfahrung entspricht.<br />

Peter Bieri hat dieses Phänomen mit dem treffenden Begriff des<br />

„Willenskitsches“ charakterisiert: „Ein Wille ist kitschig, wenn er seinen Gehalt<br />

einem Klischee verdankt… Wie wird etwas zu einem Klischee? Indem es aus<br />

dem konkreten Zusammenhang, in dem es ursprünglich stand herausgelöst und<br />

als etwas propagiert wird, das auch auf andere passt, obwohl deren<br />

Lebensgeschichte eine ganz andere ist“ (Bieri 2001, S. 426). Der verzweifelte<br />

Wille, diejenige Person zu sein, die man ist, ist vor diesem Hintergrund als Wille<br />

zum Glück interpretierbar. Wenn man jedoch nicht entdeckt, wer man ist, so<br />

kann man sich aus Verzweiflung über diesen Mangel an Selbsterkenntnis in den<br />

Willenskitsch flüchten, d.h. wollen, was eine andere Person, die ein anderes<br />

Muster in ihrem Lebenslauf erkannt hatte, wollen musste und sich selbst und den<br />

anderen vorspielen, dies sei auch das eigene Muster, dies sei auch das, was<br />

man selbst wollen müsse. Meist überzeugt dieses Schauspiel weder einen selbst<br />

noch die anderen, sondern erscheint als nichts anderes, als das Symptom des<br />

eigenen (gemeinen) Unglücks, keine Gestalt im eigenen Leben entdecken zu<br />

können. Der Begriff des „Willenskitsches“ ist hier deshalb so hilfreich, weil er den<br />

Kontrast zur Authentizität deutlich macht; nennen wir doch auch ein Kunstwerk,<br />

dem wir eine Grundlage in einer authentischen Erfahrung absprechen und von<br />

dem wir den Eindruck haben, dass es ein Schema „bedient“, „kitschig“.<br />

Stanley Cavell hat in diesem Zusammenhang von der Suche nach der „eigenen<br />

Stimme“ gesprochen (Cavell 2004, S. 51, vgl. auch Gugerli et al 2006). Die<br />

Suche ist hier insofern eine glückliche Metapher, weil sie einerseits auf die<br />

gespannte Aufmerksamkeit der Person, die nach Selbsterkenntnis strebt,<br />

hinweist, andererseits das Gesuchte vom Suchenden ja nicht hergestellt,<br />

sondern vorgefunden wird, jedoch nur, wenn sie wirklich sucht. Suchende<br />

reagieren auf das, was sie wahrnehmen, indem sie es entweder als das, was sie<br />

suchten, identifizieren oder als das falsche ablehnen. Auch die gefundene eigene<br />

Stimme ist in vielerlei Hinsicht etwas, was mit der permanenten Reaktion auf<br />

20


Vorgebenes und schon Geschehenes zu tun hat. Eine Sängerin mag sich fragen,<br />

was eine bestimmte Arie für sie bedeutet, wie sie als die Person, die sie ist, diese<br />

Töne, diesen Text, zu singen hat. Dabei werden auch die Musikstücke, die sie<br />

bisher in ihrem Leben gesungen hat, eine Rolle spielen. In einem Gespräch mag<br />

man sich fragen, was eine Bemerkung oder eine Frage für einen selbst aufgrund<br />

der bisherigen Lebenserfahrung eigentlich bedeutet und nach der eigenen<br />

Stimme in der Antwort auf diese Frage suchen. Ein Dichter mag nach einem Ton<br />

suchen, um etwas, was er erfahren hat, als seine Erfahrung zum Ausdruck<br />

bringen zu können. Auf diese Weise sind wir alle, nicht nur die Künstler, sofern<br />

wir nach einem Sinnzusammenhang in unserem Leben suchen, damit<br />

beschäftigt, herauszufinden, wie wir, als die, die wir im Unterschied zu allen<br />

anderen Menschen sind, auf das, was uns bisher widerfahren ist und was wir<br />

bisher getan haben, zu reagieren, wie wir in unserer Lebensführung auf die Welt<br />

zu antworten haben.<br />

An dieser Stelle wird die Frage dringlich, inwiefern die Fähigkeit, sein Leben<br />

richtig fortzusetzen oder auf die Welt zu antworten, in einem Wissen begründet<br />

ist. Raymond Geuss hat zurecht bezweifelt, dass wir heute noch von einem<br />

objektiven Wissen über unseren eigenen Lebenslauf ausgehen können. Er<br />

schreibt: „Wir sind gar nicht überzeugt, dass es einen Standpunkt gibt, von dem<br />

aus wir unser eigenes Leben als ganzes übersehen und objektiv beurteilen<br />

können; höchstens gibt es wechselnde Einstellungen, die ganz verschiedene<br />

Urteile bedingen. Von Beständigkeit oder Objektivität kann keine Rede sein“<br />

(Geuss 2004, S. 39). Geuss scheint hier vorauszusetzen, dass die<br />

glücksrelevante Erkenntnis des eigenen Lebens ein objektives Wissen von<br />

einem bestimmten Standpunkt sein muss. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es<br />

handelt sich eher um ein Handlungswissen im Sinne des: „Jetzt weiss ich weiter“.<br />

Die Erkenntnis eines Musters macht es möglich, dies mit einer grossen<br />

Sicherheit fortzusetzen. Diese Musterkennung in der zeitlichen Gestalt des<br />

eigenen Lebens ist nicht als eine zu konstruieren, die mit Allgemeinbegriffen<br />

operiert, die wir gewöhnlich mit objektivem Wissen verbinden. Adorno hat in<br />

diesem Zusammenhang in der „Negativen Dialektik“ den Begriff der<br />

21


„Konstellation“ verwendet, als er schrieb: „…der reale Gang der Geschichte<br />

nötigt zum Aufsuchen von Konstellationen“ (Adorno 1973, S. 168). Und die<br />

eigene Lebensgeschichte ist als eine „reale Geschichte“ zu begreifen. Adorno<br />

schreibt in demselben Zusammenhang: „Erkenntnis des Gegenstandes in seiner<br />

Konstellation ist die des Prozesses, den er in sich aufspeichert. Als Konstellation<br />

umkreist der theoretische Gedanke den Begriff, den er öffnen möchte, hoffend,<br />

dass er aufspringe etwa wie die Schlösser wohlverwahrter Kassenschränke:<br />

nicht nur durch einen Einzelschlüssel oder eine Einzelnummer sondern eine<br />

Nummernkombination“ (Adorno 1973, S. 166). Man kann diese Metapher eines<br />

konstellativen Denkens im Sinne eines Umgehens mit verschiedenen Schlüsseln<br />

auch wie folgt deuten: Die gegebene Mannigfaltigkeit von Handlungen im Zeitlauf<br />

des eigenen Lebens (nicht ein Begriff, wie im obigen Zitat von Adorno) oder der<br />

in diesem Leben aufgespeichterte Prozess, wird hinsichtlich unterschiedlicher<br />

Gestalten gedeutet, die Aufmerksamkeit wird gelassen immer wieder<br />

verschoben, so dass sich unterschiedliche Konstellationen einstellen. Im idealen<br />

Fall stellt sich in diesem „freien Spiel“ dann eine Konstellation, die evident als die<br />

erscheint, die man fortsetzen kann und will, ein, als eine, die<br />

Handlungssicherheit verleiht. Diese Erfahrung der Handlungssicherheit in der<br />

Fortsetzung dessen, was in der Verschiebung von Elementen einer Konstellation<br />

aufgetaucht ist, ist die Evidenz gegenüber dem individuellen Leben, die an die<br />

Stelle des begründeten Wissens aus Allgemeinbegriffen tritt, es ist die praktische<br />

Evidenz des „So muss ich weitermachen“. Mit Alain Badiou kann man hier auch<br />

von einem „Ereignis“ sprechen: Wer ein Muster in der eigenen Existenz erkennt,<br />

das er fortsetzen kann, dem widerfährt in dieser Erkenntnis die Wahrheit über<br />

das eigene Leben und er verhält sich in seiner weiteren Existenz, sofern sie eine<br />

glückliche ist, treu zu dieser Erkenntnis der Wahrheit der eigenen Partikularität<br />

gegenüber. Das Ereignis der Erkenntnis des eigenen Lebensmusters ist mit der<br />

Evidenz verbunden, mit der eigenen partikularen Wirklichkeit in Kontakt<br />

gekommen zu sein. Dieses Evidenzgefühl, das, was die eigene partikulare<br />

Wirklichkeit ist, „berührt“ zu haben, kann dann auch als Glücksgefühl bezeichnen<br />

(vgl. Badiou 2009, 102).<br />

22


Über die Kontemplation der möglichen Konstellationen des eigenen Lebens hier<br />

mit Kant als von einem „freien Spiel“ zu sprechen, ist kein Zufall. Kant benutzt<br />

diese Formel ja, um das Verhältnis des Subjektes, von Einbildungskraft und<br />

Verstand, gegenüber dem Kunstwerk zu beschreiben. In gewisser Hinsicht kann<br />

die Suche nach dem Muster des eigenen Lebens als etwas ästhetisches und in<br />

diesem Sinne begrifflich unbestimmtes aufgefasst werden. Doch setzt der<br />

Betrachter eines Kunstwerkes dieses nicht im eigentlichen Sinne fort. Es ist<br />

wichtig zu sehen, dass das Leben hier nicht als das Resultat künstlerischer<br />

Aktivität, also selbst als Kunstwerk zu deuten ist, sondern dass die<br />

Lebensführung als Fortsetzung des authentischen Musters mit der Fortsetzung<br />

der Schöpfung eines Kunstwerks vergleichbar ist. Kant geht es in der Rede vom<br />

„feien Spiel“ ja darum zu benennen, dass die Wahrnehmung des Kunstwerkes<br />

begrifflich nicht festgelegt ist, nicht „gesetzlich, unter dem Zwange bestimmter<br />

Begriffe“ steht, sondern gegenüber der Kunst „die Einbildungskraft in ein<br />

regelmässiges Spiel“ versetzt wird, in dem der vorgestellte Gegenstand weniger<br />

in Form von „Gedanken“, sondern durch ein „inneres Gefühl“ gegeben ist (Kant<br />

1790/1974, Paragraph 40, S. 161/147). Analoges ist von der Kontemplation der<br />

eigenen Lebensgeschichte zu sagen. Diese wird in der Suche nach der eigenen<br />

Stimme nicht unter einen Begriff gebracht, selbst nicht unter den des<br />

menschlichen Glücks oder Unglücks. Es kann nicht gesagt werden, dass eine<br />

menschliche Lebensgeschichte, die diese oder jene Elemente enthält (Liebe,<br />

Reichtum, Gesundheit oder Einsamkeit, Armut, Krankheit) notwendig eine<br />

glückliche oder unglücklich ist, weil sie dann nun einmal unter diesen Begriff fällt,<br />

so wie etwas notwendig unter den Begriff des Dreiecks oder des Hundes fällt,<br />

wenn es bestimmte Merkmale hat. Weder der Begriff des Menschen noch ein in<br />

irgendeiner Theorie geformter Begriff des Glücks kann hier die Erkenntnis einer<br />

Lebensgeschichte unter ein Gesetz (im Sinne Kants) zwingen. Auch wenn<br />

Sicherheit und Freiheit Bedingungen sind, die es wahrscheinlicher machen, dass<br />

jemand oder viele ein glückliches Leben führen können, so ist doch nicht<br />

auszuschliessen, dass ein Leben in Unsicherheit oder Unfreiheit ein glückliches<br />

sein kann. (Was jedoch den Gemeinspruch, jeder sei seines Glückes Schmied,<br />

23


nicht bestätigt.) Wenn der oft im Laufe seines Lebens verzweifelte Wittgenstein<br />

auf dem Totenbett sagt, dass er ein glückliches Leben hatte oder wir Sokrates<br />

als glücklichen Menschen bezeichnen, obwohl er die Todesstrafe hinnahm und<br />

wir Jesus als einen glücklichen Menschen ansehen, obwohl er den Foltertod<br />

eines Verbrechers sterben musste, so hat es keinen Sinn, zu behaupten, dass<br />

das Leben eines Menschen, der oft verzweifelt sein musste oder der zum Tode<br />

verurteilt worden ist, unmöglich ein glückliches gewesen sein kann, er also sein<br />

Leben unter den falschen Begriff subsumiert hat. Die Teile des Musters, das<br />

Wittgenstein, Sokrates und Jesus in ihrem Leben entstehen lassen konnten,<br />

können als Elemente in den Lebensläufen anderer Personen diese vielleicht zu<br />

unglücklichen machen, bei Wittgenstein, Sokrates und Jesus jedoch eine ganz<br />

andere Bedeutung haben. Die Wahrnehmung des eigenen Lebenslaufes kann<br />

man hier deshalb eher mit der Arbeit eines Künstlers vergleichen, der sich<br />

plötzlich darüber klar wird, wie er handelnd ein bestimmtes Material, ein<br />

angefangenes Bild, ein Gedicht oder eine Komposition fortzusetzen und zu<br />

beenden hat, indem er einem bestimmten Element in der Fortsetzung des<br />

Werkes die und die Relevanz und Bedeutung gibt. Adorno spricht in diesem<br />

Zusammenhang ebenfalls von „Komposition“ und dem subjektiv Erzeugtem als<br />

einem „Zeichen der Objektivität“: „Aber es dürfte um die in Rede stehenden<br />

Kompositionen ähnlich bestellt sein wie um ihr Analogon, die musikalischen.<br />

Subjektiv hervorgebracht sind diese gelungen allein, wo die subjektive<br />

Produktion untergeht. Der Zusammenhang, den sie stiftet – eben die<br />

>Konstellation< – , wird lesbar als Zeichen der Objektivität…“ (Adorno 1973, S.<br />

167) Die Fähigkeit zu dieser Komposition der eigenen Existenz ist jedoch nicht<br />

an eine bestimmte narrative oder sonstige technische kompositorische<br />

Kompetenz gebunden. Der grosse Erzähler kann unglücklich sein, weil er nicht<br />

wagt, das eigene Leben zu betrachten und der einfache Schuster oder der<br />

einfache Zimmermann können glücklich sein, auch wenn sie von ihrem Glück<br />

nicht erzählen können, nicht sagen können, wie es ihnen gelungen ist, ein<br />

Muster im eigenen Leben zu erkennen und es fortzusetzen.<br />

24


Die Vorstellung, dass da, wo die eigene Subjektivität an eine gewisse Grenze<br />

geführt wird, die Grenze der Handlungsevidenz, an der der Ausdruck dieses<br />

Musters das, was zu tun ist, nicht mehr als beliebig darstellt, sondern es<br />

notwendig und selbstverständlich aus dem Handelnden folgen lässt und es damit<br />

zu etwas nicht mehr rein Subjektivem, sondern zu einem „Zeichen der<br />

Objektivtät“ macht, korrespondiert mit dem Gedanken Stanley Cavells, dass die<br />

Person, die es geschafft hat, eine eigene Stimme zu finden, sich auf etwas<br />

Allgemeines bezieht, das von öffentlichem Interesse ist. Im Anschluss an<br />

Emerson beschreibt Cavell die Rezeption dieser Verallgemeinerung der<br />

partikularen Individualität im authentischen Ausdruck als den Eindruck, das<br />

einem in der Sprache des „genialen Dichters“ das eigene Unbewusste<br />

entgegentritt (Cavell 2004, S. 19-34). Man könnte wohl sagen, dass einem in<br />

einem solchen Ausdruck die bisher nur unbewusst gegebene Tatsache, dass<br />

man von allen abweicht, plötzlich bewusst wird. (Dieser Gedanke korrespondiert<br />

auch zu Badious Vorstellung, dass das partikulare Ereignis der Wahrheit<br />

Universalität stiften kann, sofern sich ein Bezug der Treue zu ihm entwickelt, vgl.<br />

Badiou 2009.)<br />

Die Möglichkeit, mit einer eigenen Stimme auf die Welt zu reagieren, sich selbst<br />

authentisch fortzusetzen, ist meist nur gegeben, wenn die Selbsterhaltung, das<br />

heisst die organische Kontinuität des Lebens bereits gewährleistet ist. Es muss<br />

auch eine gewisse Reflexionsfähigkeit, Ruhe und Mut gegeben sein, um die<br />

Aufmerksamkeit auf die Vorkommnisse des eigenen Lebens richten zu können.<br />

Man könnte das vielleicht eine „seelische Grundgesundheit“ nennen, die in der<br />

Regel (nicht immer!) die Voraussetzung der Suche nach Lebensglück ist. Wenn<br />

beides gegeben ist – und oft ist das ja gar nicht der Fall, weil Menschen schwer<br />

krank oder aus anderen, auch sozial bedingten Gründen in der Fortsetzbarkeit<br />

ihres organischen Lebens bedroht sind oder die seelische Grundgesundheit nicht<br />

besitzen, um auf ihr Leben mit der Ruhe eines Künstlers, der eine nasse Mauer<br />

betrachtet, zu schauen – wenn also organische und seelische Gesundheit<br />

gegeben sind, dann mag eine Mischung aus ruhiger Rezeptivität und kreativer<br />

25


Konstruktivität oder Antwortfähigkeit dazu führen, dass man ein Muster in der<br />

zeitlichen Abfolge der Geschehnisse des eigenen Lebens entdeckt und weiss,<br />

wie man es fortsetzen muss, damit alles einen Sinn erhält. In dem Moment<br />

erhalten auch die vergangenen Erfahrungen vor dem Hintergrund dessen, was<br />

jetzt zu tun ist, ihre eigene Notwendigkeit, ganz im Sinne der Adornischen<br />

Vorstellung, dass das Unterschiedene aneinander teilhat. Dies ist sicher nicht bei<br />

vielen Menschen der Fall. Die meisten von uns finden kein Lebensglück, sondern<br />

nur das Glück der Momente, die punktuelle Euphorie und das Wohlgefühl. Das<br />

glückliche Leben ist schwer zu finden und deshalb sehr selten. Die meisten von<br />

uns finden keine eigene Stimme, bleiben stumm gegenüber ihrer Welt. Wenn<br />

jedoch jemand in diesem Sinne seine „eigene Stimme“ gefunden hat, dann weiss<br />

er, was zu tun ist, auch wenn ihn vielleicht äussere Umstände daran hindern, das<br />

zu tun, was er meint tun zu müssen. Manchmal mag eine solche Person dann in<br />

der Festigkeit ihres Handelns als ein Weiser erscheinen, wie Sokrates, der keine<br />

Sekunde zögert, den Schirlingsbecher anzunehmen und glücklich dem Tod<br />

entgegengeht.<br />

Die Erfahrung von Sinn oder Lebensglück ist also nicht mit einem Freiheitsgefühl<br />

in dem Sinne verbunden, dass man dieses oder jenes tun könnte. Im Gegenteil,<br />

wer einen Sinn in seinem Leben erschaffen oder das Lebensglück entdeckt hat,<br />

weiss, was er aus der individuellen Notwendigkeit der eigenen Existenz zu tun<br />

hat. Er mag jedoch nicht die äussere Freiheit besitzen, es auch tatsächlich tun zu<br />

können, er mag durch andere, mächtigere Instanzen daran gehindert werden,<br />

dass zu machen, was für ihn notwendig ist. Deshalb sind auch die, die einen<br />

Sinn gefunden haben, nicht ihres Glückes Schmied, sondern den Kontingenzen<br />

ausgesetzt, denen alle Wesen mit endlicher Macht unterliegen.<br />

Michael Hampe/ETH Zürich<br />

Literatur:<br />

Adorno, Theodor W. (1973), Negative Dialektik (Gesammelte Schriften 6),<br />

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26


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