Final Report - KATER
Final Report - KATER
Final Report - KATER
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung<br />
eingeladen, dem Gemeinderat Lösungsmöglichkeiten für die Trinkwasserversorgung darzulegen,<br />
wobei der Grundsatz lautete, dass "zum menschlichen Genuss das reinste erreichbare Wasser<br />
unter Überwindung aller Schwierigkeiten beschafft werden soll" (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Es wurden eine Reihe von Projekten eingereicht, die etwa die Verwendung der Fischa-Dagitz-<br />
Quellen, die Nutzung der Grundwasservorkommen bei Urschendorf oder auch eine<br />
Donauwasseraufbereitungs- und versorgungsanlage vorsahen, jedoch konnte vorerst kein Projekt<br />
überzeugen. Da sich auch namhafte Vertreter der Ärzteschaft aus gesundheitlichen Gründen gegen<br />
eine Versorgung mit Grundwasser aus dem Donaubereich und für die Hereinleitung einer<br />
Hochquelle aussprachen, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit immer mehr auf die Quellen aus<br />
dem Rax-Schneeberggebiet (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Schließlich beauftragte der Wiener Gemeinderat den Geologen und Paläontologen Prof. Eduard<br />
Suess mit der Erstellung von Vorstudien für ein solches Projekt. Suess holte einige der besten<br />
Leute auf diesem Gebiet in sein Projektteam, unter anderem auch den Zivilingenieur Karl Junker,<br />
der bereits unter Alois Negrelli an den Nivellementarbeiten beim Bau des Suez-Kanals beteiligt war<br />
und für die Planung der Wasserleitungstrasse verantwortlich zeichnete. Eine projektierte<br />
Wassermenge von 138.000 m 3 (!) (gegenüber 10.000m 3 der alten Kaiser-Ferdinands-<br />
Wasserleitung) sollte aus der Kaiserbrunnquelle und der Stixensteinquelle entnommen und im<br />
freien Gefälle nach Wien geleitet werden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Nach einigen Diskussionen gab der Gemeinderat schließlich 1866 seine Zustimmung zu dem<br />
Projekt und unter der Leitung von Prof. Suess wurde mit der Detailplanung begonnen.<br />
Der Kaiserbrunnen (den bereits Kaiser Karl VI. 1736 auf einer Jagd entdeckte und von dem fortan<br />
eigene Wasserreiter das vorzügliche Wasser an den Hof nach Wien brachten) wurde vom Kaiser<br />
der Stadt Wien für die Wasserversorgung unentgeltlich überlassen, die Stixensteinquelle überließ<br />
Graf Hoyos-Spritzenstein unter bestimmten Bedingungen ebenfalls der Stadt. Junker zeichnete die<br />
Trasse so geschickt entlang der Höhenlinien, dass lediglich einige wenige Aquädukte (z.B. in<br />
Leobersdorf, Baden, Mödling, Liesing, Mauer, Speising) zur Überbrückung von Tälern notwendig<br />
waren.<br />
Die Arbeiten wurden 1969 unter der Bauleitung von Antonio Gabrielli begonnen, eröffnet wurde die<br />
1. Hochquellenwasserleitung zur Weltausstellung 1873.<br />
Als reine Gravitationsleitung (ohne Pumpwerk) fließt das Wasser von der Kaiserbrunnquelle auf 521<br />
Metern Seehöhe bis zum Zentralreservoir in Wien am Rosenhügel (245 m). Die Leitungstrasse hat<br />
somit einen Höhenunterschied von 280 m auf einer Länge von 89,3 km. Die Gefällsverhältnisse<br />
wurden dem Gelände angepasst und betragen im oberen Bereich 6%, im unteren Teil zwischen<br />
Mödling und Wien schließlich nur mehr 0,44% .Die Wasserleitung besteht aus einem gemauerten<br />
Kanal von ca. 1,6m Breite und 2m Höhe, die Fließzeit des Wassers von Kaiserbrunn bis Wien<br />
beträgt 24 Stunden (DONNER, keine Jahresangabe).<br />
Das Wasser wird vom Zentralspeicher am Rosenhügel ebenfalls über reine Gravitationsleitungen<br />
auf die Wasserbehälter auf der Schmelz, auf dem Wienerberg und auf dem Laaerberg geleitet.<br />
Schon bald nach der Inbetriebnahme der 1. Hochquellenleitung gab es Probleme mit der<br />
Wassermenge. Die beiden Quellen zeigten starke Schwankungen, vor allem in den Wintermonaten<br />
sank die Wassermenge weit unter das berechnete Minimum von 65.000 m 3 , sodass zeitweilig<br />
weniger als 30.000 m 3 zur Verfügung standen. Dazu kam noch, dass die 4 Wasserreservoire in<br />
Wien mit einem Gesamtfassungsraum von 26.000 Kubikmetern nicht einmal einen Tagesbedarf<br />
speichern konnten.<br />
Seite 65