Final Report - KATER

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04.11.2013 Aufrufe

Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung Pflanzenteilen, indirekt aber auch über eine mögliche Bodenverdichtung auf die Infiltrationsrate oder den Wasserabfluss. Nach der Intensität: hoch – gering Das Ausmaß der potentiellen Beeinträchtigung hängt sehr entscheidend mit der Stärke und Dauer der Einwirkung zusammen. Im Blickpunkt auf das Schadausmaß macht es einen großen Unterschied, ob etwa ein Wanderweg nur sporadisch von Wanderern begangen wird, oder ob er als Zufahrt für ein Pistepflegegerät genutzt wird. Nach der räumlichen Dimension: lokal – regional Beeinträchtigungen können sowohl kleinräumig auftreten, als auch große Bereiche oder sogar ganze Gebiete betreffen. So kann sich etwa der Eintrag von Chemikalien lokal auf das Absterben von bestimmten Pflanzen oder Vegetationseinheiten auswirken, gelangen diese Substanzen aber über den Boden in das Grund- oder Quellwasser, so reichen die Auswirkungen dieses Eintrages weit über die Eintragstelle hinaus und gefährden möglicherweise eine ganze Region. Nach der zeitli chen Dimension: kurzfristig – langfristig Zu unterscheiden ist, ob eine Einwirkung auf das System sehr rasch Auswirkungen auf das System zeigt, oder es nur langfristig zu Änderungen im Naturraum kommt. Bei der Auswirkung der potentiellen Beeinträchtigung kann es beispielsweise im Zuge der Pistenpräparierung kurzfristig zu einem Absterben von Pflanzen oder zu einer Quetschung von Pflanzenteilen kommen, langfristig kann sich aber auch aufgrund dieser kurzfristigen Störungen die Artenzusammensetzung ändern. Neben der Tatsache, dass diese Faktoren auch in beiden Ausprägungen bei ein und demselben Problem auftreten können – z.B. können Trittschäden an der Vegetation sowohl kurzfristig direkt auf die Vegetation (etwa durch das Ausreißen von Pflanzenteilen) wirken, wie auch langfristig über eine Reihe weiterer Faktoren zum langsamen Absterben der ganze Pflanze führen – ergeben sich hier vielfältige Rückkopplungen untereinander. Dadurch kann es über einen Input an einer Stelle des Systems zu einer Verschiebung von Faktoren, bzw. zu einer Änderung in der Gewichtung der Faktoren kommen, die wiederum das Gesamtsystem bzw. in weiterer Folge andere Faktoren beeinflussen, die ursprünglich nicht unmittelbar miteinander im Zusammenhang standen. So schreibt auch BEYER (1994) in ihrer Studie über Landschaftsveränderungen durch Freizeit- und Erholungsnutzung am Beispiel der Wasserkuppe (Rhön) dass "die Bewertung von Belastung ein nahezu unmögliches Unterfangen ist, da Erholungsnutzung auf komplexe Systeme (Ökosysteme) wirkt, bei dem alle Faktoren in einem Zusammenhang stehen, daher die Auswirkungen der Erholungsnutzung niemals nur einen Bestandteil tangieren. Dass einige Faktoren stärker betroffen sind, liegt an der positiven oder negativen Beeinflussung der Faktoren untereinander" (BEYER 1994). Bereits in den 70-er Jahren wurde versucht, mittels Nutzwertanalyse Landschaftsbewertungen durchzuführen, wie etwa im Rahmen der sog. 'Sauerlandanalyse', in der die Eignung der Landschaft für die Erholungsnutzung untersucht und bewertet wurde. Seite 36

Gefährdungspotentiale von Quellschutzgebieten infolge touristischer Nutzung Seit dieser Zeit bemühte man sich, mit Hilfe verschiedener mathematischer und statistischer Verfahren, Bewertungen in Ökosystemen durchzuführen. Das Prinzip beruht bei allen dieser Bewertungsversuche auf der Annahme, dass komplexe Wirkungszusammenhänge in einfache Teilaspekte zerlegt werden. Diese Teilaspekte sollen zunächst einzeln bewertet werden und schließlich wieder zusammengefasst und zu einer umfassenden Bewertungsaussage (= dem Nutzwert) übergeführt werden (HANISCH 2002). Das Problem dabei ist, dass man basierend auf einem Wertesystem die zu bewertenden Objekteigenschaften, Bewertungskriterien und Bewertungsmaßstäbe festlegen muss. Auf dieser Ebene gibt es die größten Unsicherheiten, da es sehr problematisch und nahezu unmöglich ist, ein dynamisches Ökosystem in seine Bestandteile zu zerlegen und die Faktoren einzeln – quasi statisch – zu bewerten, ohne die Dynamik, Wechselwirkungen und Rückkoppelungen auch nur einigermaßen umfassend zu berücksichtigen. Weiters stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien man die Faktoren einordnet, bewertet und gewichtet. Wie lässt sich beispielsweise das Absterben von Pflanzenteilen bewerten und gewichten, wie können dabei Faktoren, wie Art der Vegetation, Pflanzengesellschaften, Höhenlage, Exposition, Hangneigung, Besonnungsverhältnisse, Bodentiefe einbezogen werden? Speziell im Hochgebirge, wo auf kleinstem Raum eine Vielzahl von Biotopen auf unterschiedlichsten Standorten und Bodenverhältnissen angesiedelt ist, erscheint eine solche Vorgangsweise nahezu unmöglich (siehe BEYER 1994). Die ganze Problematik könnte eventuell in Form von verschiedenen Szenarien bzw. Teilszenarien mit Hilfe einer Computerbasierenden Simulation durchgespielt werden (ev. in Form einer mehrdimensionalen Matrix), diese Aufgabe würde aber den Inhalt dieser Studie bei weitem übersteigen. 4.1 Problematik der Bewertung von Auswirkungen infolge touristischen Aktivitäten auf den Naturraum Im nachfolgenden soll ein Versuch dargestellt werden, wo anhand einiger ausgewählter Faktoren die Ursachen und Wirkungszusammenhänge von potentiellen Auswirkungen aufgezeigt und am Beispiel 'Wandern' (das auf der Rax die bedeutendste Rolle spielt) exemplarisch auf einfache Art und Weise in Form einer Matrix bewertet werden. Betrachtet man die Fragestellung der potentiellen Auswirkungen von touristischen Aktivitäten auf das Karstwassersystem und somit auf die Trinkwasservorräte der Wiener Wasserwerke, so kann man im Allgemeinen davon ausgehen, dass dieses Wirkungssystem grob in 3 Ebenen aufgebaut ist (siehe nachfolgende Abbildung). • Ganz oben auf der sog. 'Basisebene' kann es infolge von Freizeitaktivitäten unterschiedlichster Art zu Inputs in das System kommen • Ganz unten auf der sog. 'Zielebene' können diese Inputs Verschiebungen und somit Auswirkungen auf den Karstwasserhaushalt bedeuten Seite 37

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Pflanzenteilen, indirekt aber auch über eine mögliche Bodenverdichtung auf die Infiltrationsrate<br />

oder den Wasserabfluss.<br />

Nach der Intensität: hoch – gering<br />

Das Ausmaß der potentiellen Beeinträchtigung hängt sehr entscheidend mit der Stärke und Dauer<br />

der Einwirkung zusammen. Im Blickpunkt auf das Schadausmaß macht es einen großen<br />

Unterschied, ob etwa ein Wanderweg nur sporadisch von Wanderern begangen wird, oder ob er<br />

als Zufahrt für ein Pistepflegegerät genutzt wird.<br />

Nach der räumlichen Dimension: lokal – regional<br />

Beeinträchtigungen können sowohl kleinräumig auftreten, als auch große Bereiche oder sogar<br />

ganze Gebiete betreffen. So kann sich etwa der Eintrag von Chemikalien lokal auf das Absterben<br />

von bestimmten Pflanzen oder Vegetationseinheiten auswirken, gelangen diese Substanzen aber<br />

über den Boden in das Grund- oder Quellwasser, so reichen die Auswirkungen dieses Eintrages<br />

weit über die Eintragstelle hinaus und gefährden möglicherweise eine ganze Region.<br />

Nach der zeitli<br />

chen Dimension: kurzfristig – langfristig<br />

Zu unterscheiden ist, ob eine Einwirkung auf das System sehr rasch Auswirkungen auf das System<br />

zeigt, oder es nur langfristig zu Änderungen im Naturraum kommt. Bei der Auswirkung der<br />

potentiellen Beeinträchtigung kann es beispielsweise im Zuge der Pistenpräparierung kurzfristig zu<br />

einem Absterben von Pflanzen oder zu einer Quetschung von Pflanzenteilen kommen, langfristig<br />

kann sich aber auch aufgrund dieser kurzfristigen Störungen die Artenzusammensetzung ändern.<br />

Neben der Tatsache, dass diese Faktoren auch in beiden Ausprägungen bei ein und demselben<br />

Problem auftreten können – z.B. können Trittschäden an der Vegetation sowohl kurzfristig direkt<br />

auf die Vegetation (etwa durch das Ausreißen von Pflanzenteilen) wirken, wie auch langfristig über<br />

eine Reihe weiterer Faktoren zum langsamen Absterben der ganze Pflanze führen – ergeben sich<br />

hier vielfältige Rückkopplungen untereinander. Dadurch kann es über einen Input an einer Stelle<br />

des Systems zu einer Verschiebung von Faktoren, bzw. zu einer Änderung in der Gewichtung der<br />

Faktoren kommen, die wiederum das Gesamtsystem bzw. in weiterer Folge andere Faktoren<br />

beeinflussen, die ursprünglich nicht unmittelbar miteinander im Zusammenhang standen.<br />

So schreibt auch BEYER (1994) in ihrer Studie über Landschaftsveränderungen durch Freizeit- und<br />

Erholungsnutzung am Beispiel der Wasserkuppe (Rhön) dass "die Bewertung von Belastung ein<br />

nahezu unmögliches Unterfangen ist, da Erholungsnutzung auf komplexe Systeme (Ökosysteme)<br />

wirkt, bei dem alle Faktoren in einem Zusammenhang stehen, daher die Auswirkungen der<br />

Erholungsnutzung niemals nur einen Bestandteil tangieren. Dass einige Faktoren stärker betroffen<br />

sind, liegt an der positiven oder negativen Beeinflussung der Faktoren untereinander" (BEYER<br />

1994).<br />

Bereits in den 70-er Jahren wurde versucht, mittels Nutzwertanalyse Landschaftsbewertungen<br />

durchzuführen, wie etwa im Rahmen der sog. 'Sauerlandanalyse', in der die Eignung der<br />

Landschaft für die Erholungsnutzung untersucht und bewertet wurde.<br />

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