Moralentwicklung_Endfassung
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Moralpsychologie<br />
SS 2010<br />
Seminar: Kindheit & Jugendalter<br />
Dozent: Frau Prof. Gerhild Nieding<br />
Referentinnen: Angela Menig, Alina Weissenfels<br />
Vortrag: 14.6.2010
Gliederung<br />
1. Was ist Moral?<br />
2. Soziale Normen, Begründungen, Konflikte<br />
3. Indikatoren der persönlichen Moral<br />
4. Internalisierung moralischer Normen<br />
5. Das moralische Selbst<br />
6. Die frühe Entwicklung des Gewissens
Gliederung<br />
7. Konzeptionen der moralischen Kognition<br />
a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
b) Erweiterung des Ansatzes durch Kohlberg<br />
8. Gibt es eine weibliche und eine männliche<br />
Moral?<br />
9. Prosoziales und antisoziales Verhalten<br />
10. Quiz<br />
11. Literaturverzeichnis
1. Definition von Moral<br />
• Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition<br />
~ „Orientierung des Individuums an den Normen und<br />
Wertvorstellungen, die das menschliche Zusammenleben regeln,<br />
wobei diese Konformität mit den Normen nicht nur durch<br />
Antizipation von Sanktionen bedingt ist, sondern aus innerer<br />
Überzeugung resultiert.<br />
In diesem engen Sinn wird man Moralität von Kindern noch nicht<br />
erwarten können, so dass sich aus entwicklungspsychologischer<br />
Perspektive die Frage stellt, was denn nun Ausgangspunkt und<br />
Ziel der <strong>Moralentwicklung</strong> der Entwicklung sei.“ aus: Entwicklungspsychologie:<br />
Psychologie in der Sozialen Arbeit 4 von Georg-Wilhelm Rothgang
1. Definition von Moral<br />
• Kriterien:<br />
−<br />
−<br />
−<br />
Internalisierung von Normen<br />
Zurückstellung eigener Bedürfnisse und Interessen<br />
Gerechtigkeitsempfinden<br />
• Moralische Dilemmata<br />
−<br />
Mindestens zwei Bedürfnisse oder Verpflichtungen stehen<br />
miteinander in Konkurrenz und sind für moralisches Urteil<br />
relevant
1. Alternativ zu Moral: soziale Konventionen<br />
• Turiel (1998)<br />
• Kinder lernen recht früh (bereits im 3. Lj.) den Unterschied zw.<br />
−<br />
Moralischen Verfehlungen<br />
z. B. Beschädigen eines fremden Spielzeugs<br />
−<br />
Und Verstößen gegen die gesellschaftliche Norm<br />
z. B. Junge bedankt sich nicht für ein Geschenk<br />
-> hier werden keine moralischen Kriterien angewandt<br />
• sie dienen der Regulation sozialer Interaktionen<br />
• trotzdem haben sie einen verpflichtenden Charakter,<br />
der stärker als ein individuelles Urteil, das individuelle Präferenzen<br />
zum Ausdruck bringt, ist
1. Alternativ zu Moral: soziale Konventionen<br />
• Moderatoren was als moralisch soziale Konvention oder als persönliches<br />
Urteil angesehen wird<br />
– Kulturelle Unterschiede, sowie Religion (-> Witwe)<br />
Hindus sehen als moralische Verpflichtung sich um ihre Eltern zu<br />
kümmern, in der individualistisch geprägten USA wird dies als<br />
Kombination moralischer und persönlicher Entscheidung angesehen<br />
– Sozio-ökonomische Unterschiede<br />
Familien mit niedrigem Einkommen haben Tendenz Gehorsam<br />
gegenüber Autoritäten eine größere Bedeutung beizumessen und<br />
gestehen ihren Kindern weniger Autonomie zu<br />
-> moralische und sozial-konventionale Handlungen werden nicht so<br />
genau unterschieden, sowie vor Adoleszenz werden persönliche<br />
Angelegenheiten seltener als „wahlfrei“ angesehen
2) Soziale Normen<br />
Definition: Normen sind Regeln für menschliches Verhalten<br />
in der Gesellschaft (folgen aus Werten)<br />
• sind größtenteils in Gesetzen, Verordnungen festgehalten<br />
• Gibt viele verschiedene Normen – kann zu<br />
Normenkonflikten kommen<br />
• Kulturelle Unterschiede (z.B.: Individualismus vs.<br />
Kollektivismus)<br />
• Normen ändern sich im Laufe der Geschichte<br />
• Konventionsnormen vs. moralische Normen
2) Begründungen moralischer Normen<br />
• Universalisierbarkeit (kategorischer Imperativ nach Kant)<br />
• autorative Normsetzung (Ge- und Verbote von Gott o.ä.)<br />
• Diskursethik (Normerschaffung durch Diskussion)<br />
• Gesellschaftsvertragliche Konzeption (Stichwort: fiktive<br />
Gründerversammlung)<br />
• Private Verträge (Vereinbarungen ohne Zwang o.ä.,<br />
Änderungen möglich)
2) Normenkonflikte<br />
Viele verschiedene Normen führen zu Konflikten in bestimmten<br />
Situationen<br />
Def.:<br />
moralischer Konflikt: Konflikt zwischen Moral und<br />
Bedürfnissen, Trieben, Eigeninteresse<br />
ist zu unterscheiden von<br />
moralische Dilemmata: zwei oder mehr Normen stehen im<br />
Widerspruch zueinander
3) Indikatoren der persönlichen Moral<br />
Handlungen werden durch Normen bewertet + normative<br />
Überzeugungen können Handeln beeinflussen<br />
Wie erreichen sozial vorgegebene Normen diese Funktion in<br />
uns?<br />
• Wissen über Normen (ist aber keine Garantie für deren<br />
Anerkennung, selbst wenn man sich entsprechend verhält)<br />
• Urteil über moralisch Richtiges (muss nicht in Handlung<br />
widergespiegelt werden)<br />
• normentsprechendes, -abweichendes Verhalten (Motive<br />
müssen jedoch beachtet werden)<br />
• moralische Gefühle z.B. schuld, Empörung (können jedoch<br />
vorgespielt werden)
4) Internalisierung moralischer Normen<br />
Internalisierung: gegebene Normen werden ohne externe<br />
Kontrolle eingehalten, werden verinnerlicht<br />
bei Abweichung – Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Scham<br />
Problem: Kinder können formulierte Normen nicht verstehen,<br />
fehlende sprachliche und kognitive Voraussetzungen<br />
Lösung: Beibringen durch Beispielfälle, Zeigen, Kritik und<br />
Belohnung
4 Wege, durch die Normen internalisiert werden<br />
a) Normvermittlung durch Konditionierung<br />
-klassische Konditionierung (pos. Gefühle nach Lob<br />
wird mit Verhalten verbunden)<br />
-Belohnungsentzug<br />
-Strafe (zukünftiges Vermeiden von Vermeiden von<br />
Verhalten, aber keine Einsicht!!!)<br />
b) Internalisierung durch Identifikation<br />
-lernen durch Beobachtung<br />
-siehe auch Ansatz von Freud
c) Normvermittlung durch familiäre Situation<br />
-Identifikation mit Familienangehörigen<br />
-Erziehungsstil<br />
-machtausübender Stil<br />
-Strafe durch Liebesentzug<br />
-induktive Erziehung (=Eltern erklären Ge- und<br />
Verbote und die Folgen des kindlichen<br />
Verhaltens)<br />
d) Normvermittlung außerhalb der Familie<br />
-soziale Gruppen<br />
-Medien<br />
-peer- Groups (vor allem ab Jugendalter)
5) Die Entwicklung des moralischen Selbst<br />
Förderung…<br />
• durch Anregung des entsprechenden Verhalten, führt zu<br />
pos. Bew. von gegebenen Normen + neg. Bew. von<br />
normwidrigen Handlungen<br />
• durch Anregung der Eltern ohne Belohnung / Sanktion,<br />
wenn Verhalten selbst gewählt gesehen > Bekräftigung von<br />
eigener moralischer Überzeugung<br />
• durch positive Handlungserwartungen von anderen (z.B.<br />
„Du bist wirklich altruistisch, pflichtbewusst,…“<br />
• Internalisierung sozial vorgegebener Rollen<br />
• durch eigene Bewertungen, Einsichten (vgl. Dilemmata)<br />
• durch tägliche Auseinandersetzung mit Normenkomplexen
6) Die frühe Entwicklung des Gewissens<br />
Gewissen: umfasst internalisierte moralische Normen und<br />
Schuldgefühle für Fehlverhalten<br />
• entwickelt sich langsam (ca. im 2. L.j.)<br />
• in jungen Jahren > internalisiertes Gewissen der Eltern<br />
• führt zu angemessenem Verhalten auch bei Abwesenheit<br />
• fördert prosoziales Verhalten<br />
elterl. Normen werden eher internalisiert, wenn gute Beziehung<br />
(+Bindung) besteht, ohne elterliche Gewalt
7. Konzeptionen der moralischen Kognition<br />
• Auf der Grundlage von moralischen Dilemmata werden die<br />
Kriterien, nach denen die Entscheidung gefällt wird,<br />
analysiert<br />
-> Verständnis von moralischen Prinzipien<br />
• Frage nach dem wie und welche Faktoren dazu führen
Exkurs: Moralisches Dilemma<br />
• Diebstahl in der Umkleidekabine<br />
Melanie wird vom Kaufhausdetektiv nach dem Namen ihrer<br />
Freundin, die gerade mit einem gestohlenen Top ein<br />
Kaufhaus verlassen hat, gefragt. Er setzt sie dabei unter<br />
Druck und merkt an, dass sie sich beim Verschweigen des<br />
Namens der Mittäterschaft schuldig macht.<br />
Was würdet ihr tun und aus welchem Grund?
Exkurs: Moralisches Dilemma<br />
Mögliche moralische Prinzipien:<br />
• Melanie nennt den Namen ihrer Freundin, da sie nicht für fremd<br />
verschuldetes Verhalten der Mittäterschaft angeklagt werden will<br />
• Aus Loyalität gegenüber ihrer Freundin verschweigt sie den<br />
Namen<br />
• Gesellschaftliche Perspektive:<br />
−<br />
−<br />
Zusammenleben vieler Menschen funktioniert nur, wenn sich alle<br />
an Regeln halten<br />
Durch Diebstähle wird der Umsatz geschmälert -> dadurch sind<br />
evtl. die Arbeitsplätze der Beschäftigten gefährdet
7. a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
• Beobachtung von Kindern beim Murmelspiel<br />
-> Bezug zum Lebensalter der Kindes bei Frage der<br />
Gerechtigkeit sowie bei Beachtung und Bewusstheit von<br />
Regeln
7. a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
• Stadium der heteronomen Moral<br />
– Annahme: Kinder versuchen aktiv, ihre Umwelt zu verstehen<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
Kennzeichnend für Kinder die das kognitive Stadium der konkreten<br />
Operationen noch nicht erreicht haben<br />
Autoritäten begründen was richtig und was falsch ist<br />
Regeln werde befolgt weil Autoritäten dies belohnen, und da<br />
Regelbruch ggf. bestraft wird<br />
Ungehorsam wird nach objektiven Konsequenzen beurteilt<br />
-> nach angerichtetem Schaden. Nicht nach Intention!<br />
−<br />
ab dem 7. bis 10. Lebensjahr beginnt der Übergang zum nächsten<br />
Stadium -> zunehmend Perspektivenübernahme
7. a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
• Stadium der autonomen Moral (~ 11. – 12. Lebensjahr)<br />
−<br />
Realisieren, dass Regeln unter gleichberechtigten Peers<br />
ausgehandelt werden können und veränderbar sind<br />
-> soziale Vereinbarungen<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
Gerechtigkeit und Gleichberechtigung als wichtige Faktoren<br />
Regeln werden weil es vernünftig ist befolgt<br />
Umstände erlauben ggf. Regelbruch<br />
In Urteil werden neben den Konsequenzen vor allem die Intention<br />
einbezogen
7. a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
• Entscheidende Faktoren die die Entwicklung vorantreiben<br />
−<br />
−<br />
Kognitive Reifung<br />
Kontakt mit Gleichaltrigen
7. a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
• Kritik<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
Geringer Altersabstand von Geschwister eher nachteilig für die<br />
kognitive und sozialmoralische Entwicklung -> positiv wirkt sich ein<br />
größerer Altersabstand aus<br />
Piaget hat die moralische Urteilsfähigkeit jüngerer Kinder<br />
unterschätzt. Die Absicht der handelnden Person war für die Kinder<br />
in der verbalen Situationsbeschreibung nicht offensichtlich genug -><br />
durch das Verwenden von Filmen wurden keine alters- abhängig<br />
verschiedene Urteile mehr gefunden<br />
Elterliche Bestrafungshäufigkeit -> weniger moral. Denken<br />
Kontakt mit Peers -> nicht Häufigkeit sondern eher Kooperativität
7. a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
• Empirische Evidenz<br />
−<br />
−<br />
Mit zunehmendem Alter wird immer häufiger die Intention<br />
für die moral. Beurteilung berücksichtigt<br />
Kognition spielt Rolle:<br />
zwischen den Leistungen bei Tests zur<br />
Perspektivenübernahme, bei Logikaufnahmen (Piaget) und<br />
bei IQ-Tests ergaben sich stets positive Zusammenhänge<br />
mit dem erreichten Niveau des moralischen Urteils
7. a) Moralisches Denken des Kindes nach Piaget<br />
• Das moralische Denken von Kindern wandelt sich<br />
– von der starren Übernahme der Gebote und Regeln von<br />
Autoritätspersonen<br />
– zu dem Verständnis, dass moralische Regeln ein<br />
Produkt sozialer Interaktion und deshalb veränderbar<br />
sind
• Während Piaget den Endpunkt der Entwicklung des<br />
moralischen Denkens mit etwa 12 Jahre sieht,<br />
• konzipiert Kohlberg diese als ein lebenslanges Geschehen
7b) Welches Bild passt zu „Moral“?<br />
Wie du mir,<br />
so ich dir! § Gesetz §<br />
Bibel<br />
Tailmud<br />
Koran<br />
Das<br />
war<br />
falsch!
7b) Grundlagen von Kohlbergs Stufenmodell<br />
• jeder durchläuft Entwicklungsstufen<br />
• immer in gleicher Reihenfolge (kein Überspringen)<br />
• Stufen beschreiben Entwicklung der kognitiven Prozesse<br />
mit der ein Mensch moralische Konfliktfälle löst<br />
• wesentlich ist Entwicklung der Fähigkeit zur<br />
Rollenübernahme<br />
• Menschen brauchen individuell viel Zeit<br />
• Menschen entwickeln sich unterschiedlich weit
7b) Das Stufenmodel<br />
-Präkonventionelle Ebene<br />
1.Stufe:Srafen vermeiden<br />
2.Stufe:egoistisches Handeln (“Marktplatzprinzip“)<br />
-Konventionelle Ebene<br />
3.Stufe:auf Reaktion angewiesen („good boy - nice girl“)<br />
4.Stufe:an Gesetzen orientiert („Recht und Ordnung“)<br />
-Postkonventionelle Ebene<br />
5.Stufe:Sozialvertrags-Orientierung („Sozialvertrag“)<br />
6.Stufe:Orientierung an allgemeingültigen ethischen Prinzipien<br />
(„kategorischer Imperativ“)
7b) Kohlbergs Vorgehen<br />
• Untersuchung von 72 amerikanischen Jungen (Altersstufen:<br />
10, 13, 16 Jahre)<br />
• 10 hypothetische moralische Dilemmata + Befragung dazu<br />
• Analyse der Antworten 3 Ebenen (je 2 Stufen) des<br />
moralischen Urteils<br />
• zusätzlich 30 Jahre dauernde Länsschnittuntersuchung
7b) Forschung hat ergeben:<br />
• Stufen korrespondieren mit Alter<br />
• Länge der Stufen nehmen mit zunehmenden Alter ab<br />
• ca. 80% der Menschen kommen nur bis Stufe 4 (laut<br />
Statistik: wird im Durchschnitt mit 25-30Jahren erreicht)<br />
• Erreichen von Stufe 6 nie belegt deswegen überarbeitete<br />
Kohlberg später sein Model
7b) bekanntestes Dilemma (Heinz-Dilemma)<br />
-totkranke Frau, hat besondere Krebsart<br />
-ein Medikament könnte sie retten<br />
-Apotheker verlangt mehr als Herstellung kostet<br />
-Ehemann (Heinz) borgt Geld, nicht genug, bittet Apotheker<br />
erfolglos um andere Möglichkeit<br />
-Heinz stiehlt Medikament<br />
Bsp. Für gestellte Fragen:<br />
„Hätte Heinz das tun sollen? War es am Ende richtig oder falsch?<br />
Warum?“<br />
-Kohlberg analysiert Begründungen, nicht Antwort (ja/nein)<br />
http://www.youtube.com/watch?v=aldXHkkpJbk
7b) Bsp: Foltermord in Siegburger JVA (2006)<br />
-Insasse weiß vorher was Täter vorhaben, soll er sie verraten?<br />
pro<br />
con<br />
1. -sonst Strafe von Wärtern -sonst Strafe von Mithäftlingen<br />
2. -evtl. Haftbegünstigungen -Leben im Gefängnis würde<br />
schwerer<br />
werden<br />
3. -weil Wärter, Opfer, Familie<br />
mögen,<br />
-Mitgefangene würden mich<br />
mir dankbar wären zumind. nicht bestrafen<br />
4. verboten, wäre nach Gesetz<br />
Mittäter durch Schweigen<br />
5. nicht helfen = unmenschlich, auch Sicherung der anderen<br />
Gefangenen, könnte es nicht mit Gewissen vereinbaren<br />
6. Jedes Lebewesen hat Recht auf Leben und Würde.
7b) Kritik<br />
• macht keinen Unterschied zw. Männern und Frauen<br />
• Stufen sind zu einseitig, macht keinen Unterschied zw. Kind<br />
und Erwachsenem, die auf selber Stufe denken<br />
(verschiedene Welten)<br />
• westliche Betrachtungsweise, andere Kulturen = andere<br />
Werte und Normen<br />
• entgegen Annahme denken Menschen manchmal auch auf<br />
bereits vorher durchlaufenen Stufen (situations- und<br />
motivationsabhängig)
8. Gibt es eine weibliche und eine männliche Moral?<br />
• Carol Gilligan (1982)<br />
• Kritik an Kohlberg:<br />
− Konzept gilt nur für maskuline Form des moralischen Denkens<br />
− Es wurden fast nur Männer in der Längsschnittstudie erfasst<br />
− Konzipiert ist eine „Gerechtigkeitsmoral“<br />
Welche auf Prinzipien von Recht, Vernunft und Pflicht<br />
zurückgreift<br />
Höchste Stufe ist die Autonomie des Urteils<br />
Unabhängigkeit der Entscheidung von gesellschaftlichen<br />
u. sozialen Rahmenbedingungen<br />
• Alternatives Stufenmodell mit anderen moralischen<br />
Dilemmata
8. Gibt es eine weibliche und eine männliche Moral?<br />
• Konzept der weiblichen „Fürsorgemoral“<br />
−<br />
Urteil welches sich an den Prinzipien von<br />
<br />
<br />
<br />
Menschlichkeit<br />
Kontextsensibilität<br />
Und Verantwortung orientiert<br />
• Höchste Stufe:<br />
für sich selbst und andere Verantwortung übernehmen und<br />
dementsprechend zu handeln, um Schaden abzuwenden
8. Gibt es eine weibliche und eine männliche Moral?<br />
• Zentrale Annahme:<br />
aufgrund unterschiedlicher Sozialisation lassen sich<br />
Männer von Recht und Gerechtigkeit in ihrem Urteil leiten,<br />
für Frauen gilt die Fürsorge als grundlegendes Prinzip<br />
• Empirische Evidenz:<br />
ab dem Jugendalter fokussieren Frauen bei moralischen Urteilen<br />
etwas stärker auf Aspekte, welche die Sorge für andere<br />
Menschen betreffen<br />
-> Forschungsperspektive auf das moralische Denken wurde dadurch<br />
erweitert
9. Prosoziales Verhalten<br />
• Prosozial: jede freiwillige Handlung, die das Ziel hat, einem<br />
anderen Menschen Gutes zu tun<br />
• Ab dem 2. Lebensjahr, wird mit Alter häufiger<br />
wahrscheinlich infolge altersabhängiger Erhöhungen der Fähigkeit<br />
zur Anteilnahme und Übernahme der Perspektive anderer<br />
-> individuelle Unterschiede -> indivduelles prosoziale Verhalten<br />
• Jüngere Kinder die sich prosozial verhalten sind in der Regel auch<br />
später prosozial
9. Prosoziales Verhalten<br />
• Bestärkende Faktoren:<br />
– Positive Eltern-Kind-Beziehung<br />
– Autoritativer Erziehungsstil<br />
– Einsatz vernünftiger Argumente<br />
– Kontakt mit prosoziallen Modellen, Werten, Aktivitäten,<br />
Fernsehsendungen<br />
-> bedingen Entwicklung von Mitgefühl u. prosozialem Verhalten<br />
• Schulische Interventionsprogramme zur Förderung von<br />
Kooperation, Perspektivenübernahme… konnten Erfolge<br />
erzielen
9. Antisoziales Verhalten<br />
• Ab dem 2. Lebensjahr, wird mit zunehmenden Alter häufiger<br />
• Die Häufigkeit körperl. Aggression nimmt im Kindergartenalter ab, nicht<br />
körperliche Aggression nimmt dafür zu und einige Kinder begehen<br />
zunehmend antisoziale Handlugen wie stehlen<br />
• Ab Kindergartenalter sind Jungen körperlich aggressiver, Mädchen<br />
praktizieren häufiger Beziehungsaggression<br />
• Umweltfaktoren:<br />
−<br />
Geringe Unterstützung durch die Eltern<br />
– Schlechte Beaufsichtigung<br />
– Missbräuchliche, auf Zwang beruhende od. inkonsequente Erziehung<br />
– Stress<br />
– Konflikte in der Familie
9. Antisoziales Verhalten<br />
• Der Umgang mit antisozialen Peers und gewalttätige<br />
Fernsehsendungen sowie Videospiele trägt einerseits zum<br />
antisozialen Verhalten bei und wird andererseits von aggressiven<br />
Kindern auch gezielt gesucht!<br />
• Interventionen in Risikoschulen konnten Erfolge erzielen<br />
• Biologische Faktoren<br />
−<br />
Die zu den Unterschieden zwischen Kindern im Temperament<br />
und neurologischen Störungen wirken sich wahrscheinlich auf die<br />
Aggressivität der Kinder aus
9. Antisoziales Verhalten<br />
• Soziale Kognitionen<br />
−<br />
Aggressive Kinder attribuieren anderen gern feindselige Motive<br />
und verfolgen selbst feindselige Ziele<br />
• Vorhersage möglich?<br />
Frühe interindividuelle Unterscheide bei Aggression und<br />
Verhaltensproblemen sagen antisoziales Verhalten in der<br />
Adoleszenz u. im Erwachsenenalter voraus
10) Quiz<br />
1. Was ist der Unterschied zw. Konventionsnormen und<br />
moralischen Normen?<br />
-Konventionsnormen = änderbar durch Übereinkunft<br />
moralische Normen = unveränderbar, notwendig für<br />
Zusammenleben in Gesellschaft<br />
2. Was ist der „kategorische Imperativ“?<br />
-“Handle so, dass die Maxime Deines Willens jederzeit<br />
zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung<br />
gelten könne“ (Kant)<br />
3. Durch welchen Erziehungsstil internalisieren Kinder<br />
die Normen der Eltern am besten?<br />
-induktive Erziehung
10) Quiz<br />
4. Wie heißen die 3 Ebenen in Kohlbergs Stufenmodell<br />
und was zeichnet sie jeweils aus?<br />
-präkonventionelle Ebene: egoistisches Handeln<br />
-konventionelle Ebene: gesetzes- und regelorientiertes<br />
Handeln<br />
-postkonventionelle Ebene: Handeln nach dem<br />
kategorischen Imperativ
10) Quiz<br />
Welchen Einfluss haben die Eltern auf die Förderung des<br />
prosozialen Einflusses ihres Kindes?<br />
• Positive Eltern-Kind-Beziehung<br />
• autoritativer Erziehungsstil<br />
• Einsatz vernünftiger Argumente (Einsicht für Fehlverhalten)<br />
• antisoziales Verhalten unterbinden<br />
• Vorbild sein (Kontakt mit prosoziallen Modellen, Aktivitäten)<br />
• zum prosozialen Verhalten auffordern<br />
• über gesehene Medieninhalte sprechen
10) Quiz<br />
In welchem Stadium nimmt Piaget einen unumstößlichen<br />
Gehorsam an und durch was wird dieses Stadium<br />
überwunden?<br />
• Stadium der heteronomen Moral<br />
• durch kognitive Reifung und Kontakt mit Gleichaltrigen
10) Quiz<br />
Wer konzipierte das Stufenmodell der Fürsorgemoral<br />
und für wenn soll dies gelten?<br />
• Carol Gilligan<br />
• Moral der Frau
11) Literaturverzeichnis<br />
Heidbrink, H. (2008). Einführung in die Moralpsychologie (S. 121-<br />
162). Weinheim: Beltz.<br />
Lohaus, A., Vierhaus, M. & Maass, A. (2010). Entwicklungspsychologie<br />
des Kindes- und Jugendalters (S. 208-221). Berlin:<br />
Springer-Verlag.<br />
Montada, L. (2008). Moralische Entwicklung und Sozialisation. In<br />
R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (6.<br />
Aufl.) (Kap. 16: Moralische Entwicklung und Sozialisation).<br />
Basel: Beltz.<br />
Siegler, R. et al. (2005). Entwicklungspsychologie im Kindes- und<br />
Jugendalter (Kap.14: <strong>Moralentwicklung</strong>). München: Elsevier.
Vielen Dank für Eure<br />
Aufmerksamkeit!