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Ausgabe 1995 - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Verlag: <strong>Hohenzollerischer</strong> <strong>Geschichtsverein</strong><br />

Karlstraße 3, 72488 Sigmaringen<br />

M 3828<br />

Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt.<br />

Hegau-Fahrt des Hohenzollerischen <strong>Geschichtsverein</strong>s<br />

Im Rahmen seiner Studienfahrten unternahm der Hohenzollerische<br />

<strong>Geschichtsverein</strong> am 1. Juli <strong>1995</strong> eine Ganztagesexkursion<br />

in den Hegau. Auf dem Hohentwiel, der ersten Station,<br />

führte das Vereinsmitglied Dr. Casimir Bumiller, Bollschweil.<br />

Als Verfasser eines Buches über den Hohentwiel verstand<br />

es Dr. Bumiller, die angereisten Geschichtsfreunde<br />

nicht nur mit profunden Kenntnissen, sondern auch durch<br />

die Fähigkeit, Forschungsergebnisse verständlich und plastisch<br />

zu vermitteln, zu begeistern.<br />

Einführend ging Dr. Bumiller auf die Exklavensituation der<br />

seit 1519 württembergischen Feste im katholischen Vorderösterreich<br />

ein. Ohne direkte Verbindungen zu Württemberg<br />

mußten in der kleinen Exklave alle Versorgungseinrichtungen<br />

wie Schmiede, Bäckerei, Metzgerei, Sattlerei usw.<br />

geschaffen werden. Auf dem Berg entstand so eine kleine<br />

Stadt, in der Schmiede hämmerten und sogar eine Windmühle<br />

klapperte. Die Trauben, die an den Hängen des Vulkankegels<br />

heranreiften, wurden vor Ort gekeltert. Der Wein diente ausschließlich<br />

zur Versorgung der Besatzung; die Tagesration<br />

pro Mann bestand, wie der Führer den verblüfften Zuhörern<br />

mitteilte, aus sage und schreibe vier Litern Wein. Autark war<br />

man schließlich auch bei der Bestattung der Toten. Diese wurden<br />

auf einem eigenen Friedhof beigesetzt.<br />

Zur Aufrechterhaltung der Disziplin in der Festung hatte man<br />

eine äußerst harte Dienstordnung erlassen. Um die Soldaten<br />

vor schweren Straftaten abzuschrecken, war ein Galgen am<br />

Weg zur Feste aufgerichtet. Dennoch waren, wie Dr. Bumiller<br />

ausführte, unter den Soldaten, von denen vor allem auch<br />

Festigkeit im protestantischen Glauben erwartet wurde,<br />

Schlägereien und Besäufnisse an der Tagesordnung.<br />

Vor der äußersten Umwallung erläuterte Dr. Bumiller die<br />

Baugeschichte der Festung, die von Herzog Ulrich von Württemberg<br />

und seinen Nachfolgern zu einem Bollwerk des Protestantismus<br />

in Vorderösterreich ausgebaut wurde. So legte<br />

man in zwei Jahrhunderten Ring um Ring um die frühere mittelalterliche<br />

Burganlage. Nach 1735 versank die Wehranlage<br />

in einem Dornröschenschlaf; sie diente wie andere württembergische<br />

Festungen als Staatsgefängnis, als deren prominentester<br />

Insasse der Staatsrechtslehrer Johann Jakob Moser gilt.<br />

Als 1800 die Franzosen den Hohentwiel belagerten, bestand<br />

die Besatzung nur noch aus Veteranen. Der Kommandant<br />

übergab kampflos die Festung, die danach teilweise geschleift<br />

wurde.<br />

Der schweißtreibende Aufstieg lohnte sich. Auf dem Plateau<br />

angelangt, erschloß sich den Geschichtsfreunden bei strahlendem<br />

Sonnenschein ein herrlicher Blick auf die Hegauberge,<br />

den Hohenkrähen und den Hohenhewen, sowie auf den<br />

Bodensee. Dr. Bumiller sprach nun über die einzelnen Burggeschlechter<br />

des Hegaus, die Herzogin Hadwig, durch Scheffels<br />

Roman Ekkehard allseits bekannt, das Georgskloster auf<br />

dem Hohentwiel, das Kaiser Heinrich II. 1005 nach Stein a.<br />

Rh. verlegte, und den Festungskommandanten Konrad Widerholt,<br />

der sich im Dreißigjährigen Krieg durch seine kühnen<br />

Ausfälle und Streifzüge einen Namen gemacht hat.<br />

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Hegau-Haus visävis<br />

vom Hohentwiel ging es dann nach Stein a. Rh., wo die<br />

Teilnehmer, in zwei Gruppen geteilt, das sehenswerte Lindwurm-Museum<br />

mit seiner kompletten Einrichtung aus der<br />

Biedermeierzeit und das historische Rathaus besuchten. Eine<br />

Gruppe konnte sogar die sonst verschlossene hochromanische<br />

Kirche des ehemaligen Georgsklosters besichtigen, das<br />

bis zur Reformation bekanntlich den Kirchensatz der Verenakirche<br />

in Straßberg innehatte. Auf der Rückfahrt wurde<br />

in Bodman Rast gemacht, wo die Teilnehmer auf einer Terrasse<br />

am Bodenseeufer eine Erfrischung einnehmen konnten<br />

und Zeit zum Gespräch fanden.<br />

Otto H. Becker<br />

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT<br />

hrsggbn. vom Hohenz. <strong>Geschichtsverein</strong>.<br />

ISSN 0018-3253<br />

Erscheint vierteljährlich.<br />

Die Zeitschrift »Hohenzollerische Heimat«<br />

ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will<br />

besonders die Bevölkerung in Hohenzollern<br />

und der angrenzenden Landesteile mit der Geschichte<br />

ihrer Heimat vertraut machen. Sie<br />

bringt neben fachhistorischen auch populär<br />

gehaltene Beiträge.<br />

Bezugspreis: DM 11,00 jährlich.<br />

Konto der »Hohenzollerischen Heimat«:<br />

803843 Hohenz. Landesbank Sigmaringen<br />

(BLZ 65351050).<br />

Die Autoren dieser<br />

Dr. Otto H.<br />

Becker<br />

Hedinger Straße 17,<br />

72488 Sigmaringen<br />

Nummer:<br />

Dr. Hermann Frank<br />

Im Wägner 24, 72070 Unterjesingen<br />

Walter Kempe<br />

Silcherstraße 11, 88356 Ostrach<br />

Xaver Pf äff<br />

Dr. Kayser-Straße 40,<br />

72488 Sigmaringen<br />

Dr. Herbert Rädle<br />

Veit-Jung-Straße 13 a,<br />

92318 Neumarkt<br />

Josef Schuler<br />

Killertalstraße 55, 72417 Jungingen<br />

Druck:<br />

M. Liehners Hofbuchdruckerei GmbH & Co.,<br />

Verlags anstalt<br />

72488 Sigmaringen, Karlstraße 10<br />

Schriftleitung:<br />

Dr. med. Herbert Burkarth,<br />

Eichertstraße 6, 72501 Gammertingen<br />

Telefon 07574/4407<br />

Die mit Namen versehenen Artikel geben die<br />

persönliche Meinung der Verfasser wieder;<br />

diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich.<br />

Mitteilungen der Schriftleitung sind<br />

als solche gekennzeichnet.<br />

Manuskripte und Besprechungsexemplare werden<br />

an die Adresse des Schriftleiters erbeten.<br />

Wir bitten unsere Leser, die »Hohenzollerische<br />

Heimat« weiter zu empfehlen.<br />

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