Ausgabe 1995 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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WALTER KEMPE UND HERMANN FRANK<br />
Aus der Geschichte Lausheims, Teil 1<br />
Der Ort<br />
Lausheim ist ein kleiner Flecken mit 70 Einwohnern, der nach<br />
wie vor von landwirtschaftlichen Betrieben geprägt wird. Eine<br />
Tierklinik hat kürzlich ihre Pforten geöffnet. Manche Bewohner<br />
gehen heute ihrem Lebensunterhalt außerhalb des<br />
Orts nach.<br />
Lausheim liegt westlich von Magenbuch in Richtung Mottschieß,<br />
auf und an zwei kleinen Hügeln, zwischen denen sich<br />
quellenreiche Wiesen hinziehen.<br />
Im Norden liegt der Lausheimer Weiher, angelehnt an die<br />
Waldungen des Störenbergs. Uber den Staudamm führt die<br />
Straße nach Levertsweiler.<br />
Nicht zu verwechseln ist unser Lausheim mit einem alten<br />
Pfarrdorf gleichen Namens bei Stühlingen, das im ehemaligen<br />
badischen Seekreis, heute Landkreis Waldshut, liegt.<br />
Die verwaltungsmäßige<br />
Gliederung<br />
Lausheim ist mit dem Schicksal Magenbuchs und des früheren<br />
Amtes Ostrach bereits seit dem 13. Jahrhundert verbunden,<br />
so gehörte es auch im Laufe der nächsten Jahrhunderte<br />
zu den 4 Stammdörfern des salemischen Amtes Ostrach.<br />
Ostrach, Levertsweiler, Lausheim und Magenbuch. Die Gemeindeverfassung<br />
von 1838 besagt: »Die beiden Orte Magenbuch<br />
und Lausheim bilden eine Gemeinde ..., aber beide<br />
Orte sind in Beziehung auf Trieb, Weg und Steg, auf Gemeinschaftsnutzen<br />
und Bürgerrecht vollkommen getrennt<br />
und bilden sofern zwei verschiedene Markungen«.<br />
Im Amtsblatt der preußischen Regierung in Sigmaringen vom<br />
13. Juni 1936 lesen wir dann, daß gemäß der neuen Deutschen<br />
Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 (sie bedeutete das<br />
Ende der demokratischen kommunalen Selbstverwaltung)<br />
die frühere Teilgemeinde Lausheim als Ortsteil der Gemeinde<br />
Magenbuch eingemeindet wurde, jedoch ihren bisherigen<br />
Namen weiterzuführen habe.<br />
Seit der Gemeindereform von 1975 ist Lausheim ein Wohnbezirk<br />
des Teilorts Magenbuch der Gesamtgemeinde<br />
Ostrach, Landkreis Sigmaringen.<br />
Der Namen<br />
Michel Buck gibt folgende Wortdeutung:<br />
1. Ein Lausgütlein ist soviel wie der kleinste Bruchteil eines<br />
zerteilten Hofes.<br />
2. Laus, mittelhochdeutsch Lüs, aber Lüz, Lüze kann soviel<br />
wie Versteck oder Schlupfwinkel für Wild oder Jäger, aber<br />
auch Hinterhalt bedeuten (die auch heute noch »quasi versteckte«<br />
Lage von Lausheim könnte sehr wohl dafür sprechen).<br />
3. Lussen waren auch Allmendteile (Gemeinschaftsanteile),<br />
die ursprünglich nach dem Los an die Dorfgenossen verteilt<br />
wurden.<br />
Die<br />
Schreibweise<br />
1259 Luzhain, 1266 Luzhaim, 1274 Lüzhain, 1324 Lushain,<br />
1399 Lusshain, 1494 Luhshain, 1514 Lushaym, 1593 und 1700<br />
Laußen, 1734 Lausheimb, später nur noch Lausheim.<br />
Die Chronisten<br />
Im Zusammenhang mit der Geschichte von Magenbuch bzw.<br />
Ostrach, haben sich mit Lausheim u. a. 1845 Eugen Schnell,<br />
um 1870 Pfarrer Melchior Keller von Magenbuch und um<br />
1881 der Magenbucher Lehrer Leo Frank befaßt. Einige geschichtliche<br />
Kenntnisse über Lausheim verdanken wir auch<br />
K. H. Zingeler, Pater Benedikt Hänggi und Pfarrer Friedrich<br />
Eisele.<br />
Die urkundliche Zeit<br />
Sigifrid, Sohn des Wolverad, Edler von Weiler, war Besitzer<br />
eines Gutes bei Magenbuch, das er zur Zeit des Bischofs Otto<br />
I. von Konstanz (1071-1086) dem Kloster Petershausen bei<br />
Konstanz schenkte. Die Familie war auch in der Gegend von<br />
Burgweiler begütert. Etwa 200 Jahre nach dieser ersten urkundlichen<br />
Erwähnung von Magenbuch in der Chronik des<br />
Klosters Petershausen, tritt im Jahre 1274 ein Abt dieses Klosters<br />
zusammen mit Manegold, Graf von Nellenburg, als Lehensherr<br />
von Gütern in und um Magenbuch auf. Diese Güter<br />
hatte der Ritter Friedrich von Magenbuch im Tausch dem<br />
Kloster Salem übereignet, zu Pfullendorf und auf offener<br />
Straße, wie damals üblich.<br />
In dem Vertrag von 1274 werden sowohl Güter- als auch<br />
Flurnamen aufgeführt. Es heißt dann weiter: » seien es<br />
nun Acker, Wiesen, Weiden, Hofräume, gebaute und ungebaute<br />
Felder, Gehölze, Gebüsche, Wege und unwegsame<br />
Plätze, Fußpfade, Wasser und Wasserleitungen nebst allen<br />
Rechten.«<br />
Bei der Aufzählung der Güter wird Lausheim im Anschluß<br />
an Raigers Gut genannt. Es ist nicht auszuschließen, daß es<br />
sich um das oben erwähnte Gut des Sigifrid von Weiler handelte,<br />
das er um 1071 dem Kloster Petershausen übertragen<br />
hatte.<br />
Der Tausch von 1274 dürfte für das Kloster Salem bei der Abrundung<br />
seiner Besitzungen in dieser Gegend von besonderer<br />
Bedeutung gewesen sein. Schon 1259 begann diese, als die<br />
Gebrüder Conradus und Hernestus, genannt Wels, ihren Besitz<br />
in Lausheim an das Kloster Salem gaben.<br />
Vier Jahre nach dem Pfullendorfer Vertrag von 1274 traten<br />
dann die Rosnaer Verwandten der Herren von Magenbuch<br />
in Lausheim in Erscheinung. Es waren die Gebrüder Burkard,<br />
Ebo und Rüdiger von Rosenow (Rosna), die als Vögte<br />
der Geschwister Heinrich, Conrad und Diemout Linder obrigkeitliche<br />
Rechte über deren Besitz Lindersgut in Lausheim<br />
ausübten. Als Käufer des Gutes mit allem Zubehör wird wieder<br />
das Kloster Salem genannt. Der Vertrag wurde diesmal<br />
in Mengen abgeschlossen (siehe Urkunde von 1278 auf Seite<br />
1, Abb. 1). Dabei lernen wir auch weitere Verwandte der Herren<br />
von Rosna und der Familie Linder kennen. Außer dem<br />
Vertreter der Kurie in Konstanz siegelte Heinrich von Anamaechingen<br />
(Emerkingen bei Ehingen/Donau). Die Gebrüder<br />
von Rosenow waren Söhne seiner Schwester. Auch Gerung,<br />
Plebanus von Thalhain - wohl Thalhain unter Rosna<br />
gelegen - bedurfte, wegen erblicher Rechte, der Zustimmung<br />
zum Verkauf. Von Seiten der Familie Linder werden u. a. vorgestellt:<br />
Uolric, genannt Durner, seine Söhne und seine<br />
Schwester Judenta.<br />
Wie bei den Kaufverträgen von 1279 und 1288 auf dem nicht<br />
weit von Ostrach liegenden Arnoldsberg (Schlößlehof),<br />
bleibt auch hier die Frage offen, ob die Grundstücke, die 1259,<br />
1274 und 1278 an Salem fielen, zu einem Gut oder zu verschiedenen<br />
Höfen in Lausheim gehörten.<br />
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