Ausgabe 1995 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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schof von Mainz und Erzkanzler für ganz Deutschland, die<br />
Urkunde anerkannt.<br />
Gegeben zu Worms in Gegenwart des glorreichen Herzogs<br />
Heinrich von Schwaben, erwählter Römischer König, im Jahre<br />
des Herrn Eintausend zweihundert zwanzig, in der 8. Indiktion,<br />
am 2. Juni, unter der Regierung unseres unüberwindbaren<br />
Herrn Friedrichs II., durch göttliche Gunst und<br />
Milde Römischer König, allzeit Mehrer des Reiches, und König<br />
von Sizilien, im 8. Regierungsjahr seines Römischen und<br />
23. seines sizilischen Königtums.<br />
ARMIN HEIM<br />
»Der Herold der Sigmaringer Landschaft«<br />
Der Landschaftsmaler<br />
Gustav Meinrad Steidle starb vor 50 Jahren<br />
Einfache Wiesenraine, Baumgruppen, waldumsäumte<br />
Flußtäler - meist sind es die ganz einfachen Bildthemen, die<br />
den Reiz seiner Landschaftsmalerei ausmachen. Den »Herold<br />
der Sigmaringer Landschaft« hat man ihn genannt. Vor fünfzig<br />
Jahren, am 29. Juni 1944, ist er in seiner Vaterstadt Sigmaringen<br />
gestorben, der Maler und Kirchenrestaurator Gustav<br />
Meinrad Steidle.<br />
Steidle gehörte nicht zu den Avantgardisten seiner Generation.<br />
Seine Landschaftsmalerei - neben der Porträtmalerei der<br />
eigentliche künstlerische Schwerpunkt in seinem Schaffen -<br />
zeigt sich weitgehend der Tradition verpflichtet, den süddeutschen<br />
und französischen Realisten. Was den Maler allerdings<br />
von seinen Vorbildern unterscheidet, ist die auffallende<br />
Breite seiner Farbpalette, die schon in der besonderen Ausdrucksstärke<br />
seiner frühen Werke zur Geltung kommt. Steidles<br />
Kunst zielt nicht auf intellektuelle Selbstbespiegelung:<br />
wohl gelingt es dem Maler aber, traditionelle Bestrebungen<br />
der realistischen Landschaftsmalerei der Jahrhundertwende<br />
mit einer selbstbewußter gewordenen künstlerischen Subjektivität<br />
in Einklang zu bringen, das Aufdecken von Schönheit<br />
und Harmonie im Einfachen und natürlich Gewachsenen<br />
also nicht als Selbstzweck zu begreifen, sondern mit der<br />
Darstellung individueller Empfindungswerte zu verbinden.<br />
Seine erste künstlerische Ausbildung hatte der am 3. Oktober<br />
1878 in Sigmaringen geborene Gustav Meinrad Steidle bereits<br />
in seiner Heimatstadt genossen, nämlich in der Werkstatt<br />
des berühmten Hofmalers Gustav Bregenzer<br />
(1850-1919). Die weiteren Studienjahre hatten den jungen<br />
Künstler nach Karlsruhe, Stuttgart, München, Paris, Berlin<br />
und Florenz geführt, ehe er sich als Kirchenrestaurator in seiner<br />
Vaterstadt Sigmaringen niederließ und das Atelier seines<br />
Lehrers Bregenzer in der Buchhaldenstraße weiterführte.<br />
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit hat sich Steidle auch<br />
als Restaurator in verschiedenen Kirchen Hohenzollerns wie<br />
etwa St. Johann in Sigmaringen, Wald, Habsthal, Hettingen,<br />
Oberschmeien, Vilsingen, Bachhaupten und Bittelschieß<br />
oder im Diözesanmuseum Rottenburg - Steidle gilt als der<br />
Entdecker des sogenannten »Meisters von Sigmaringen« -<br />
Gemälde von G. Steidle, Foto Armin Heim<br />
verdient gemacht. In seinem eigentlichen künstlerischen<br />
Schaffen ist Gustav Steidle von der Kunstwelt kaum zur<br />
Kenntnis genommen worden. Zu schnell ist die allgemeine<br />
kunstgeschichtliche Entwicklung über seine Auffassung von<br />
Malerei hinweggeschritten. So finden sich heute - abgesehen<br />
vom Sigmaringer Heimatmuseum - keine Arbeiten des Malers<br />
in öffentlichen Kunstsammlungen. Die allermeisten seiner<br />
Landschaftsbilder und Porträts sind in Sigmaringer Bürgerhäusern<br />
verstreut. Gleichwohl sind diese Gemälde in<br />
ihrem unverkennbaren und originellen Stil ein beredtes Zeugnis<br />
dafür, daß in der Kunst des 20. Jahrhunderts auch auf dem<br />
Boden des Traditionellen durchaus fruchtbare künstlerische<br />
Auseinanderetzungen und stilistische Weiterentwicklungen<br />
möglich waren. Gerade unter mittlerweile veränderten<br />
kunsthistorischen Perspektiven erscheint eine Künstlerpersönlichkeit<br />
wie Gustav Meinrad Steidle einer Neuentdeckung<br />
und -bewertung würdig.<br />
Das Buch zum Jubiläum<br />
Das Leben und Wirken der Weißenauer Mönche<br />
durch die Jahrhunderte steht im Mittelpunkt<br />
dieser reich bebilderten und repräsentativ<br />
gestalteten Festschrift zur 850. Wiederkehr<br />
der Gründung der Prämonstratenserabtei. Die<br />
23 facettenreichen Einzelbeiträge zeigen dabei<br />
nicht nur einen historisch bedeutsamen und interessanten<br />
Ausschnitt der Geschichte Oberschwabens,<br />
sie werfen auch ein durchaus differenziertes<br />
Licht auf die prämonstratensische<br />
Geisteshaltung.<br />
DM 48.-<br />
580 Seiten mit 136 Abbildungen, davon 27 farbig,<br />
17 x 24 cm, Leinen mit Schutzumschlag<br />
ISBN 3-7995-0414-1<br />
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Jan Thorbecke Verlag<br />
Sigmaringen<br />
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