Ausgabe 1995 - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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HANS PETER MÜLLER<br />
Bechtoldsweiler anno 1295<br />
Bechtoldsweiler ist nicht nur einer der kleinsten altzollerischen<br />
Orte, sondern, historisch gesehen, auch einer der quellenärmsten.<br />
Von daher kommt es, daß laut Landesbeschreibung,<br />
der Ortsname erst ab 1363 urkundlich überliefert ist.<br />
Aufgrund eines Dokuments aus dem Bestand der ehemaligen<br />
Johanniterkommende Hemmendorf im Hauptstaatsarchiv<br />
Stuttgart (B 352 Bü 44) läßt sich dieses relativ späte Erstnennungsdatum<br />
möglicherweise um einige Jahrzehnte vorverlegen.<br />
Es handelt sich um ein Archivverzeichnis der besagten<br />
Kommende aus der Zeit um 1600, das zwar nur sehr flüchtig<br />
geschrieben ist, jedoch einige ältere Urkunden erwähnt, die<br />
weder im Original, noch als Abschrift erhalten sind.<br />
Eine dieser verlorenen Urkunden stammt aus dem Jahre 1295<br />
und betrifft Bechtoldsweiler. Die Notiz hat folgenden Wortlaut:<br />
»Ein gesigleter Kauffbrieff über 2 Höfe zu Bechtoldsweyhler,<br />
so Hug Frige von Werstein an Herrn Bruder Bertolden<br />
den Luppen Commenthur zue Hemmendorff verkauft<br />
anno 1295«.<br />
Da die genannten Personen durchaus historisch sind, läßt sich<br />
weder am Datum, noch am Sachverhalt zweifeln. Berthold<br />
Liupe ist von 1290 bis 1302 als Komtur der Hemmendorfer<br />
Kommende bezeugt. Bei dem Wehrsteiner Adligen handelt<br />
es sich um den Edelfreien (nobilis) Hugo, der von 1294 bis<br />
1310 nachweisbar ist. Sein mutmaßlicher Sohn Hugo war<br />
übrigens 1322/43 Kirchherr oder Pfarrer in Stein, dem Mutterort<br />
von Bechtoldsweiler. Vermutlich besaßen die<br />
Wehrsteiner sogar den Kirchensatz von Stein; jedenfalls sind<br />
sie dort bis zum Ende des 14. Jahrhunderts begütert.<br />
Leider läßt sich der Johanniterbesitz in Bechtoldsweiler in<br />
den Lagerbüchern nicht verfizieren, so daß anzunehmen ist,<br />
daß er bald wieder veräußert wurde. Das älteste Hemmendorfer<br />
Lagerbuch über zollerische Ortschaften stammt erst<br />
von 1605 (H 218 Bd 49) und enthält nur Besitz in Starzein,<br />
Jungental, Hausen, Jungingen, Burladingen, Ringingen, Salmendingen<br />
und Hechingen.<br />
Eine weitere zollerische Urkunde aus dem Archiwerzeichnis<br />
datiert von 1291 und scheint ebenfalls verloren zu sein:<br />
»Ein Verzügsbreiff uff die Altendickinger Wise Graff Friderichs<br />
von Zollern de anno 1291«.<br />
Hinzuweisen ist an dieser Stelle noch auf eine hohenbergische<br />
Urkunde von 1280, die besagt, daß Graf Albrecht von<br />
Hohenberg ein Gut in Schwalldorf an die Johanniterkommende<br />
abtrat.<br />
Als Ergänzung zu den Studien von K. F. Eisele (1956) lassen<br />
sich für das Amt Stein noch folgende Grundherren anführen.<br />
Die Gemeinde Frommenhausen dotierte 1428 eine Kaplaneipfründe<br />
in ihrer Kirche mit Gütern und Zinsen zu<br />
Bechtoldsweiler, Stein und Sickingen (B 19 PU 346). Im Jahre<br />
1431 verkauften die Gebrüder Baiinger von Hechingen an<br />
die Heiligenpflege in Ringingen mehrere Lehengüter zu Stein,<br />
Weiler vor dem Rötenberg und Sickingen um 138 1/2 Pfund<br />
Heller (B 201 PU 435).<br />
Über die politischen Verhältnisse Bechtoldsweilers ist dagegen<br />
nur wenig bekannt, weshalb man annimmt, daß es wie<br />
auch Sickingen das Schicksal des Mutterortes Stein geteilt hat.<br />
Stein gehörte den Schwarzgrafen von Zollern, war aber vor<br />
1404 an die Herren von Ow von Bodelshausen verpfändet<br />
worden. Letztere konnten 1407 vom Kloster Alpirsbach auch<br />
das Gut Schönrain bei Stein als Zinslehen erwerben. Im Jahre<br />
1409 trugen die von Ow ihren gesamten Besitz, bestehend<br />
aus Burg und Dorf Bodelshausen sowie Oberhausen, Schönrain,<br />
Stein, Sickingen und Weiler den Grafen von Württemberg<br />
zu Lehen auf, ehe sie dies alles 1446/53 an Württemberg<br />
verkauften. Ein Schiedsgericht stellte j edoch 1456/57 fest, daß<br />
die Lehensauftragung und Veräußerung Steins widerrechtlich<br />
gewesen war und sprach den Grafen von Zollern das Lösungsrecht<br />
zu. Schließlich kaufte Graf Josnikiaus von Zollern<br />
1472 die Orte Stein, Weiler, Sickingen und Schönrain um 1836<br />
Gulden von Württemberg zurück.<br />
EMIL GRUPP<br />
Siedlungsspuren der mittleren Bronzezeit auf der Gemarkung von Hausen i. K.<br />
Wenngleich zahlreiche Hügelgrabfunde auf der Schwäbischen<br />
Alb, vor allem auch in unserer Gegend, eine verhältnismäßig<br />
dichte Besiedlung während der mittleren Epoche<br />
der Bronzezeit anzeigen, fehlt es weitgehend an Spuren von<br />
Niederlassungen. Der Lochenstein, Erlaheim, Binsdorf und<br />
Dautmergen konnten 1979 als einzige Örtlichkeit im Kreis<br />
Balingen genannt werden, die Befunde aufzuweisen hatten 1 .<br />
Nur wenige Jahre später, beim Straßenbau 1984 anläßlich der<br />
Neutrassierung der B 32 zwischen Hausen und Burladingen,<br />
gelang nun die von der Öffentlichkeit kaum registrierte Entdeckung<br />
einer weiteren Siedlung. H. Schaudt aus Bitz meldete<br />
Ende September Lesefunde an das Landesdenkmalamt.<br />
Dessen Außenstelle Tübingen führte dann umgehend im Oktober<br />
eine Notgrabung durch 2 .<br />
Das Flurstück Kälberwiesen, auf einer Höhe von 695 m am<br />
Albaufstieg gelegen, zeigte durch dunkle Verfärbungen des<br />
Bodens, durch eingebettete Scherben und eine Feuersteinklinge<br />
an: hier waren prähistorische Spuren zu sichern.<br />
Hauptsächlich aus Scherben und Tierknochen setzte sich das<br />
Fundmaterial zusammen. Eine beinahe rechteckige Verfärbung<br />
von 2 auf 2,6 m enthielt, ebenso wie eine etwa 1,2 m 2<br />
große Grube und der Kalkschotter des Geländes, außerdem<br />
noch Holzkohleneinschlüsse. Einige der Scherben scheinen<br />
von der sich anschließenden kleinen Terrasse angeschwemmt<br />
worden zu sein. Metallsachgut tauchte bei den Untersuchungen<br />
nicht auf.<br />
Die keramischen Bruchstücke wurden dem Beginn der mittleren<br />
Bronzezeit zugeordnet, dürften also etwa 1500 v. u. Z.<br />
entstanden sein 3 . Nicht nur die günstige Lage der Kälberwiesen,<br />
sie befinden sich in der Nähe des Neubrunnens und<br />
sind durch Berge geschützt, sondern auch das zahlreiche<br />
Fundmaterial veranlaßte die Archäologen, davon auszuge-<br />
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