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Die Durtonleiter

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JAY-Workshops für Blasmusiker (19): Mike Rafalczyk, Coach für Posaune<br />

<strong>Die</strong> Musiktheorie Teil 1:<br />

von Mike Rafalczyk<br />

ich höre schon den Aufschreie: "<br />

bloß keine Theorie, das versteht<br />

doch keiner und ich brauche das<br />

auch nicht". Vielen sitzt noch jetzt<br />

der Schrecken der Schulzeit im<br />

Nacken, als sie mit Musiktheorie,<br />

ohne praktische Anwendung und<br />

Nutzen gequält wurden. Aber wie<br />

oft habe ich schon Fragen gehört<br />

wie: "warum habe ich als Trompeter die Noten richtig geschrieben, aber wenn das<br />

Altsaxophon das spielt hört sich das falsch an?" Keine Angst! Das, was ich vermitteln<br />

möchte fängt bei Null Wissen an. Es geht jeden Musiker etwas an und wird jedem, der<br />

ein Instrument spielt, helfen das eigene Musizieren und erst recht das gemeinsame<br />

Musizieren mit Anderen zu verstehen und zu erleichtern.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Durtonleiter</strong><br />

Um in einer <strong>Durtonleiter</strong> von einem Ton zum Anderen zu kommen, sind bestimmte<br />

Schritte notwendig. Grundsätzlich gilt: der Schritt von einem Ton zum Nächstgelegenen<br />

ist ein Halbtonschritt. Daraus ergibt sich für eine <strong>Durtonleiter</strong> ein festgelegtes Muster.<br />

Am Beispiel von C - Dur sieht man das gut. <strong>Die</strong> C - Dur Tonleiter besteht aus den Tönen<br />

C D E F G A H C . Das sind auf dem Klavier nur weiße Tasten. Da z.B. zwischen C und<br />

D der Ton Cis/Des liegt, ist der Schritt von C nach D also ein Ganztonschritt (= 2<br />

Halbton-schritte: C-Cis und Cis-D). Zwischen E und F liegt kein weiterer Ton, also ist<br />

dieser Schritt (genau wie zwischen H und C) ein Halbtonschritt. Sieht man sich den<br />

Aufbau der C - Dur Tonleiter an, ergibt sich also diese Schrittfolge:<br />

Nach diesem Muster ist jede <strong>Durtonleiter</strong> aufgebaut:<br />

2 Ganztonschritte 1 Halbtonschritt 3 Ganztonschritte 1 Halbtonschritt<br />

1


Alle Töne die nicht zur C - Dur Tonleiter gehören ( also alle schwarzen Tasten )<br />

bekommen ein Vorzeichen. Wird C um einen Halbton erhöht wird daraus Cis. Wir D um<br />

einen Halbton erniedrigt wird daraus Des. In den Noten geschieht das mit Hilfe der<br />

Vorzeichen „#“ und „b“.<br />

Also C# bzw. Db.<br />

<strong>Die</strong> Abstände zwischen 2 Tönen bezeichnet man als Intervall. Es ist zum Bau weiterer<br />

Tonleitern hilfreich die Intervalle zu kennen.<br />

C – C#/Db = kleine Sekunde ( 1 Halbtonschritt )<br />

C – D = große Sekunde ( 1 Ganztonschritt )<br />

C – D#/Eb = kleine Terz ( 1 ½ Tonschritte )<br />

C – E = große Terz ( 2 Ganztonschritte )<br />

C – F = reine Quarte ( 2 Ganz- 1 Halbtonschritt)<br />

C – F#/Gb = übermäßige Quarte/ verminderte Quinte<br />

(oder auch Tritonus - von C nach F# sind es 3 Ganztonschritte)<br />

C – G = reine Quinte ( 3 ½ Tonschritte )<br />

C – G#/Ab = übermäßige Quinte/ kleine Sexte<br />

C – A<br />

= große Sexte<br />

C – A#/Bb = kleine Septim<br />

C – H<br />

= große Septim<br />

C – C<br />

= Oktave<br />

Noch größere Bedeutung gewinnen die Intervalle, wenn wir uns später den Aufbau von<br />

Akkorden ansehen.<br />

Nun gibt es ja nicht nur eine C - Dur Tonleiter, sondern noch 11 weitere <strong>Durtonleiter</strong>n.<br />

Jetzt kommen die Vorzeichen ins Spiel. Nehmen wir uns zunächst die Kreuzchen # vor.<br />

Baut man eine <strong>Durtonleiter</strong> vom Ton G aus auf, braucht man auf dem letzten<br />

Halbtonschritt den Ton F# um das System „2 Ganze 1 Halber 3 Ganze 1 Halber“<br />

anwenden zu können. Also kommt in der G - Dur Tonleiter der Ton F nicht vor, aber das<br />

F#. Darum hat die Tonart G - Dur ein Kreuzchen („#“) als Vorzeichen. <strong>Die</strong>ses # erhöht F<br />

zu Fis. Das Intervall, das ich benutzt habe um von C zu G zu kommen ist eine Quinte.<br />

Nehmen wir jetzt G - Dur als Ausgangstonart. <strong>Die</strong> Quinte von G ist D. <strong>Die</strong> D - Dur<br />

Tonleiter behält das F# bei, welches wir in G - Dur eingeführt haben. Und wieder<br />

müssen wir einen Ton erhöhen, um den letzten Halbtonschritt der Tonleiter einbauen zu<br />

können. <strong>Die</strong>smal müssen wir C zu C# erhöhen. D - Dur hat also 2 # (Kreuzchen) als<br />

Vorzeichen: F# und C#. <strong>Die</strong>ses System konsequent weiter angewandt ergibt eines der<br />

genialsten Werkzeuge der Musik:<br />

Der Quintenzirkel<br />

<strong>Die</strong>ses Ding – viel gehasst, oft verflucht<br />

und absolut unterschätzt birgt unendlich<br />

viele Informationen. Wir sehen hier<br />

eindeutig, warum die unterschiedlichen<br />

Tonarten überhaupt ihre Vorzeichen<br />

haben, und welche das im Einzelnen sind.<br />

Das ist aber nur eine Anwendung.<br />

2


Eingangs haben wir gesehen, dass ein und derselbe Ton 2 verschiedene Namen haben<br />

kann.<br />

C# = Db, D# = Eb und so weiter. <strong>Die</strong>se Tatsache nennt man enharmonische<br />

Verwechslung. Beim Quintenzirkel ganz unten - wo bei der Uhr die 6 ist ;-) - finden wir<br />

F# - Dur. Würde man von da an weitere Kreuzchen einsetzen (was natürlich theoretisch<br />

geht, aber praktisch fast nicht vorkommt) bliebe von den Tönen der C - Dur Tonleiter C<br />

D E F G A H bald nicht mehr viel übrig. Das „F“ haben wir schon bei G - Dur verloren,<br />

Das „C“ bei D - Dur, das „G“ bei A - Dur, Das „D“ bei E - Dur, das „A“ bei H - Dur und<br />

das E bei Fis - Dur. Und wer sollte bitte Noten mit mehr als 7 Kreuzchen lesen können?<br />

Hier kommen die „b – chen“ zur Anwendung. Sieht man sich den Quintenzirkel mal<br />

entgegen dem Uhrzeigersinn an, so hat man in dieser Richtung einen Quartenzirkel,<br />

denn das Intervall zwischen C und F ist eine Quarte. Wenn wir jetzt die F - Dur Tonleiter<br />

ohne ein Kreuzchen basteln wollen (G - Dur hat ja schon ein #, das würde zu<br />

Verwechslungen führen), müssen wir das „H“ zu „B“ erniedrigen. Darum hat die<br />

Tonart F - Dur ein b-chen als Vorzeichen. Von F die Quarte ist das<br />

gerade gewonnene Bb selber. Also Bekommt B – Dur 2 b-chen.<br />

Nämlich eines, das H zu B erniedrigt und eines, das E zu Eb<br />

erniedrigt.<br />

Den Ton „H“ gibt es übrigens nur im deutschsprachigen Raum –<br />

überall auf der Welt heißt dieser Ton „B“. unser „B“ wird als „Bb“<br />

bezeichnet und das werde ich von hier an auch tun.<br />

<strong>Die</strong>ses System weitergeführt bringt uns dann zu Gb - Dur, Gb -<br />

Dur ist dasselbe wie F# - Dur und unser Zirkel ist komplett.<br />

<strong>Die</strong> Skalen (oder auch sog. „Kirchentonarten“)<br />

Um die Verwirrung komplett zu machen, sehen wir uns als<br />

Nächstes an, welche Tonleitern man noch aus der C - Dur<br />

Tonleiter bauen kann.<br />

<strong>Die</strong> C - Dur Tonleiter können wir auch z.B. von „D“ bis „D“<br />

spielen. Wir hören, dass diese Tonleiter einen völlig anderen<br />

Charakter hat. Das liegt an dem dritten Ton dieser Leiter. Während<br />

wir bei C - Dur zwischen C und E zwei Ganztonschritte haben (also<br />

eine große Terz), haben wir zwischen D und F nur 1 ½ Tonschritte<br />

(also eine kleine Terz). <strong>Die</strong> Terz ist es, die darüber entscheidet, ob<br />

wir es mit Dur oder Moll zu tun haben! <strong>Die</strong> große Terz ist also die<br />

sog. Durterz und die kleine die sog. Mollterz. Wir können also eine<br />

Molltonleiter spielen, welche die gleichen Töne hat wie die C - Dur<br />

Tonleiter. Gehen wir weiter zu der Tonleiter „E“ bis „E“. Wieder eine<br />

Molltonleiter, aber mit einem etwas anderen Aufbau als die eben<br />

beschriebene D - Moll Tonleiter. Das liegt einfach an der<br />

asymmetrischen Abfolge von Ganz- und Halbtonschritten.<br />

3


Von C bis C heißt „ionisch“<br />

Von D bis D heißt „dorisch“<br />

Von E bis E heißt „phrygisch“<br />

als nächstes haben wir wieder zwei <strong>Durtonleiter</strong>n, aber beide mit einem etwas anderen<br />

Aufbau als C Dur:<br />

Von F bis F heißt „lydisch“<br />

es folgen noch eine „normale“ Molltonleiter:<br />

Von G bis G heißt „mixolydisch“<br />

Von A bis A heißt „äolisch“<br />

und eine etwas „seltsam“ klingende Tonleiter, die zwar eine kleine Terz enthält, aber<br />

keine reine Quinte:<br />

von H bis H heißt „lokrisch“.<br />

Vielleicht ist Euch schon einmal der Begriff „ Kirchentonart “ begegnet. Das gerade<br />

Erklärte ist schon der ganze Spuk!<br />

Wofür wir diesen Quatsch gebrauchen können sehen wir, wenn wir uns später<br />

komplette Melodien anschauen, die über bestimmten Akkorden gespielt werden. Oder<br />

falls wir selbst einmal eine Melodie erfinden wollen, was man „Improvisation“ nennt. <strong>Die</strong><br />

oben genannten Begriffe stammen übrigens aus dem Griechischen und finden sich<br />

auch in den bildenden Künsten wieder. Es gibt in der Antike z.B. verschiedene Säulen,<br />

die man äolisch, dorisch und ionisch nennt.<br />

Für europäische Melodien und Tonleitern war´s das schon, bis zum Blues dauert es<br />

leider noch etwas ;-)<br />

Von dieser ganzen Theorie hast Du natürlich nur dann etwas, wenn Du bereit bist, Dich<br />

ein bisschen damit zu beschäftigen. Du musst kein Pianist sein, aber irgend ein noch so<br />

kleines und billiges Tasteninstrument kann Dir helfen alles zu verinnerlichen, einfach,<br />

weil Du alle Töne vor Dir liegen siehst und keine Fähigkeiten brauchst, die Töne<br />

erklingen zu lassen. Im zweiten Teil widmen wir uns dem Zusammenklang von Tönen,<br />

der - wenn alles gut geht- harmonisch ist. Deshalb nennen wir das Harmonien. Wo<br />

4


immer mehr Töne als nur einer erklingen, haben wir es mit einer Harmonie zu tun.<br />

Darum ist es wichtig, sich auch damit zu beschäftigen!<br />

Euer<br />

Mike Rafalczyk<br />

www.superchargeonline.de<br />

www.jupiter.info/JAY<br />

Als Posaunist, Bluesharpspieler und Sänger Tourneen, Konzerte und Studioaufnahmen mit folgenden<br />

Musikern/Bands: Seit 1999 festes Mitglied bei Albie Donnellys “Supercharge“„Champion“ Jack Dupree,<br />

Peanuts Huckoo ( USA, Musiker bei L.Armstrong/Glenn Miller), Ken Colyer ( tp, GB ), Roy Williams ( tb,<br />

GB), John Barnes ( sax, GB ), John Crocker ( sax ) und Vic Pitt ( b ), beide Musiker bei Chris Barber,<br />

Phillip Catherine ( g, F ), Musiker an den Theatern: Duisburg, Oberhausen, Dortmund, Wuppertal, bei<br />

Produktionen wie: „Dreigroschenoper“, „Buddy Boldens Blues“, „Bugsy Malone“, „Girls, Girls, Girls“ 10<br />

Jahre Musiker bei den „Komm´ Mit Mann!s“ Festivals in: Dresden, Kempten, Bilbao (E), Eslöv (S), Basel<br />

(CH), St. Guermine (F), Copenhagen (DK), Verona (I)<br />

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