Diplomarbeit Yvonne Stampfli - beim LSO

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04.11.2013 Aufrufe

Lehrermangel im Bereich Hauswirtschaft BHK 3 Wenn ich vom Mangel an HW-Lehrerinnen schreibe, bezieht sich dies auf die ganze Deutschschweiz. Allerdings kämpfen nicht alle Kantone gleich stark um Fachkräfte: Einige Kantone haben die Lektionenzahl vermindert. In speziellen Themenbereichen werde ich auf die Lage in meinem Kanton (SO) oder meiner Gemeinde (Biberist) resp. Schule (KSBLA) eingehen. Zum Schluss ein paar Fakten. Im Kanton Solothurn haben 10% der HW-Lehrerinnen keine Ausbildung im Fach HW. 3 An der Pädagogische Hochschule FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz für die Kantone AG, SO, BL, BS) sind zurzeit 499 Studierende zum Lehrer Sekundarstufe 1 gemeldet. Davon belegen 6 Studierende in Aarau und 32 in Basel das Fach HW. 4 Das heisst: Momentan sollten 38 Studierende vier Kantone abdecken, sie werden aber kaum ein grosses HW-Pensum unterrichten. 2 Bedeutung der Bildungsqualität für die Schweizer Volkswirtschaft Die Schweiz hat keine Ressourcen wie Erze oder Erdöl wie beispielsweise Lybien (Öl) oder Australien (Erze) und muss sich daher in einem anderen Sektor etablieren und profilieren. Dies hat sie auch geschafft: Sie hat sich im Tertiärsektor (Dienstleistungssektor) eingeordnet. Das heisst: Unsere Bildungsqualität muss ein Know-how bieten, das uns in diesem Sektor Konkurrenzvorteile bringt. Mit dem dualen System – also einer Ausbildung, die auf Praxis und begleitender schulischer Ausbildung beruht – haben wir uns diese Vorteile erarbeitet. Für unsere Politik und Wirtschaft sollte dies bedeuten, dass wir in unsere Bildung investieren und uns situativ anpassen. Somit ist es wichtig, dass unsere Kinder fachgerecht ausgebildet werden und ein Basiswissen erlangen, damit sie anschliessend ihren eigenen Weg im Berufsleben einschlagen können, und dass sie motiviert bleiben, um weiterzulernen. Dies bedeutet wiederum, dass die Betreuer der Lernenden die erforderlichen Kompetenzen besitzen und den Unterricht engagiert und seriös vorbereiten, durchführen und bewerten. Ziel ist es, dass sie auf die Lernenden individuell eingehen, sie unterstützen, fördern, fordern und dazu bringen, sich zu motivieren. Um dieser Verantwortung nachzukommen und diese 'Pflichten' zu erfüllen, braucht es Rahmenbedingungen. Wenn die Jugendlichen von ausgebildeten Pädagogen geschult werden, so haben sie wahrscheinlich auch die Basis, auf der die Wirtschaft weiter aufbauen kann. Ansonsten müsste die Wirtschaft zuerst schulische Defizite ausgleichen, um die Jugendlichen abzuholen, nicht zu überfordern und zu demotivieren. 5 3 Ursula von Burg, Sachbearbeiterin, Amt für Volksschule und Kindergarten (AVK), Ansprechperson für Hauswirtschaftslehrerinnen 4 laut Aussage von B. Hiestand, Dezentrale Kanzlei Aarau, FHNW 5 SZ, 17.10.2009, „Das geteilte Volk und die Schulreform“ Diplomarbeit Feusi Bildungszentrum Yvonne Stampfli Seite 2 von 20

Lehrermangel im Bereich Hauswirtschaft BHK 3 3 Hauswirtschaft Das Fach HW ist in vielerlei Hinsicht ein spezielles: Es bietet nicht nur Theorie wie beispielsweise Mathematik, sondern verbindet Theoretisches mit Praktischem. Während des Vermittlungsprozesses erwerben die Schüler nicht nur Wissen, sondern erlernen auch Verhaltensmuster – z. B.: Wie und wo verwende ich Haushaltpapier? Wie gehe ich mit Essensresten um? Wo und was kaufe ich ein? Bei der Beschäftigung mit Themen wie Gesundheitslehre, Ökologie, Hygiene, Wohnen, Budgetplanung, Kochen, nachhaltiges konsumieren etc. lernen die Jugendlichen sich selbst besser kennen, indem sie Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssen; sie hinterfragen vielleicht einen Teil ihres Wertesystems und entwickeln so ihre Persönlichkeit weiter. Das selbständige Arbeiten in der Küche, die Zusammenarbeit in der Gruppe, das Miteinander-am-Tisch-Essen und das gemeinsame Aufräumen und Reinigen eignen sich bestens, Selbstwert sowie Sozialkompetenz zu fördern. Schülerinnen und Schüler, die thematisch-intellektuell eher schwach sind, können sich vielleicht im Praktischen profilieren und damit ihr Selbstvertrauen stärken. Der Lehrplan des Kantons Solothurn 6 gesteht der Lehrkraft viele Freiheiten zu. Es ist ihr überlassen, welche Themen sie auswählt und mit welchen Lernzielen sie die Schwerpunkte setzt (Um alle Themen zu behandeln, ist die Lektionenzahl zu gering). Im Vergleich zu anderen Fächern haben die HW-Lehrerinnen damit einen Vorteil: Sie sind nicht dem Druck ausgesetzt, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Lernziele thematisiert und erfüllt zu haben, sondern können die Themen und Lerninhalte selber gewichten und so auch auf Schülerinteressen eingehen. Das kann sich allerdings nachteilig auf Effizienz und Qualität des Unterrichts und somit auch auf das Image des Faches auswirken. Die Gesellschaft entwickelt sich laufend und mit ihr auch die HW. Früher war die Kochschule das zentrale Thema. Heute ist der Stellenwert des Kochens kleiner. Veränderungen dieser Art muss die HW Rechnung tragen und sich anpassen. So sind Gesellschaftsprobleme wie Übergewicht, Jugendverschuldung, Konsumverhalten etc. vertiefter zu behandeln und stärker zu gewichten. Die "Kochschule" gehört der Vergangenheit an. Deren Stelle nimmt heute die HW ein. Im Kanton Solothurn ist das Fach HW für Mädchen und Knaben obligatorisch. Je nach Stufe variiert die Zahl der Lektionen, die auf die drei Oberstufenjahre verteilt sind. Eine Kleinklasse hat 10 Lektionen; Oberschule, Sekundarschule und Bezirksschule haben je 6 Lektionen; die Kantonsschule hat 3 Lektionen. Der Unterricht findet in Halbklassen statt. 6 www.avk.so.ch Lehrplan Hauswirtschaft 1992 Diplomarbeit Feusi Bildungszentrum Yvonne Stampfli Seite 3 von 20

Lehrermangel im Bereich Hauswirtschaft BHK 3<br />

Wenn ich vom Mangel an HW-Lehrerinnen schreibe, bezieht sich dies auf die ganze<br />

Deutschschweiz. Allerdings kämpfen nicht alle Kantone gleich stark um Fachkräfte:<br />

Einige Kantone haben die Lektionenzahl vermindert.<br />

In speziellen Themenbereichen werde ich auf die Lage in meinem Kanton (SO) oder<br />

meiner Gemeinde (Biberist) resp. Schule (KSBLA) eingehen.<br />

Zum Schluss ein paar Fakten.<br />

Im Kanton Solothurn haben 10% der HW-Lehrerinnen keine Ausbildung im Fach<br />

HW. 3 An der Pädagogische Hochschule FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

für die Kantone AG, SO, BL, BS) sind zurzeit 499 Studierende zum Lehrer Sekundarstufe<br />

1 gemeldet. Davon belegen 6 Studierende in Aarau und 32 in Basel das<br />

Fach HW. 4 Das heisst: Momentan sollten 38 Studierende vier Kantone abdecken,<br />

sie werden aber kaum ein grosses HW-Pensum unterrichten.<br />

2 Bedeutung der Bildungsqualität für die Schweizer Volkswirtschaft<br />

Die Schweiz hat keine Ressourcen wie Erze oder Erdöl wie beispielsweise Lybien (Öl)<br />

oder Australien (Erze) und muss sich daher in einem anderen Sektor etablieren und<br />

profilieren. Dies hat sie auch geschafft: Sie hat sich im Tertiärsektor (Dienstleistungssektor)<br />

eingeordnet. Das heisst: Unsere Bildungsqualität muss ein Know-how bieten,<br />

das uns in diesem Sektor Konkurrenzvorteile bringt. Mit dem<br />

dualen System – also einer Ausbildung, die auf Praxis und begleitender schulischer<br />

Ausbildung beruht – haben wir uns diese Vorteile erarbeitet.<br />

Für unsere Politik und Wirtschaft sollte dies bedeuten, dass wir in unsere Bildung<br />

investieren und uns situativ anpassen. Somit ist es wichtig, dass unsere Kinder fachgerecht<br />

ausgebildet werden und ein Basiswissen erlangen, damit sie anschliessend<br />

ihren eigenen Weg im Berufsleben einschlagen können, und dass sie motiviert bleiben,<br />

um weiterzulernen. Dies bedeutet wiederum, dass die Betreuer der Lernenden<br />

die erforderlichen Kompetenzen besitzen und den Unterricht engagiert und seriös<br />

vorbereiten, durchführen und bewerten. Ziel ist es, dass sie auf die Lernenden individuell<br />

eingehen, sie unterstützen, fördern, fordern und dazu bringen, sich zu motivieren.<br />

Um dieser Verantwortung nachzukommen und diese 'Pflichten' zu erfüllen, braucht<br />

es Rahmenbedingungen.<br />

Wenn die Jugendlichen von ausgebildeten Pädagogen geschult werden, so haben<br />

sie wahrscheinlich auch die Basis, auf der die Wirtschaft weiter aufbauen kann.<br />

Ansonsten müsste die Wirtschaft zuerst schulische Defizite ausgleichen, um die<br />

Jugendlichen abzuholen, nicht zu überfordern und zu demotivieren. 5<br />

3 Ursula von Burg, Sachbearbeiterin, Amt für Volksschule und Kindergarten (AVK), Ansprechperson<br />

für Hauswirtschaftslehrerinnen<br />

4 laut Aussage von B. Hiestand, Dezentrale Kanzlei Aarau, FHNW<br />

5 SZ, 17.10.2009, „Das geteilte Volk und die Schulreform“<br />

<strong>Diplomarbeit</strong> Feusi Bildungszentrum <strong>Yvonne</strong> <strong>Stampfli</strong> Seite 2 von 20

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