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Als PDF herunterladen - Der Rechte Rand

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Pierre Pauly gehört der Kameradschaft München an, der langjährige Raczek-»Conkneipant«<br />

Cornelius D. wurde im März bei einer Razzia gegen<br />

das neonazistische Aktionsbüro Mittelrhein festgenommen. Unmittelbare<br />

Kontakte zu gewaltbereiten Neonazi-Organisationen – damit stehen Weidner<br />

und die Raczeks mittlerweile im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit.<br />

Sind die Raczeks nun die bösen Buben, die den Ruf der anderen Burschenschaften<br />

ungerechtfertigt ruinieren? Natürlich nicht. Die Raczeks<br />

geben gegenwärtig die Prügelknaben, aber sie haben die volle politische<br />

Rückendeckung einer Mehrheit in der DB. Das zeigte sich, als beim diesjährigen<br />

Burschentag (s. drr Nr. 137) Weidner eine Kampfabstimmung<br />

über seinen Chefredakteurs-Job überstand. Im Vorfeld hatte es mächtig<br />

Streit gegeben, immer lauter war wegen der Vorstöße des ultrarechten<br />

Flügels von einer Spaltung der DB die Rede gewesen. Trotzdem schien<br />

ein Kompromiss noch möglich, wie es schon so viele in der DB gegeben<br />

hatte: Wenn der besonders provozierende Weidner von seinem Posten<br />

zurücktrete, dann halte der konservative Flügel weiter still, dann bewahre<br />

man trotz aller Streitigkeiten die Einheit des Verbandes. Weidner aber gab<br />

sein Amt nicht auf, die DB-Mehrheit stand loyal zu ihm – ein eindeutiges<br />

Signal dafür, dass der konservative Flügel nichts mehr zu melden hat.<br />

Entsprechend traten die konservativen Verbandsfunktionäre gleich nach<br />

der Kampfabstimmung über Weidner zurück, und eigentlich wäre der<br />

komplette Austritt der gnadenlos bloßgestellten konservativen Burschenschaften<br />

zu erwarten gewesen. Stattdessen brach man den Burschentag<br />

ab und vertagte sich, um Zeit zu gewinnen – in der Hoffnung auf einen<br />

nicht ersichtlichen neuen Kompromiss.<br />

Wie die DB in ihrer heutigen Form noch zu retten sein soll, weiß vor dem<br />

außerordentlichen Burschentag, der für den 23. bis 25. November 2012<br />

in Stuttgart anberaumt ist, niemand. Wenn der konservative Flügel nicht<br />

vollständig einknicken und dem Rechtsaußen-Flügel endgültig freie Hand<br />

im Dachverband lassen will, dann müsste er – sofern die Ultrarechten<br />

nicht nachgeben, worauf derzeit nichts hindeutet – die DB definitiv verlassen.<br />

Dafür spricht zurzeit manches. Das Ergebnis läge auf der Hand:<br />

Die DB wäre dann ein Zusammenschluss von Einzelbünden, die entweder<br />

– wie die Raczeks – selbst mit der extremen <strong>Rechte</strong>n verflochten sind<br />

oder solche Verflechtungen zumindest wohlwollend billigen. Diejenigen<br />

Teile der extremen <strong>Rechte</strong>n, die das zu nutzen verstünden, hätten freie<br />

Bahn – Zugriff auf ein Netzwerk von vielleicht 80 Burschenschaften in<br />

Deutschland und Österreich mit einigen Tausend Mitgliedern und einer<br />

kompletten Infrastruktur, Haus mit Zapfanlage inklusive. Das würde eine<br />

schlagkräftige extrem rechte Politik an den Hochschulen ermöglichen,<br />

deutlich stärker als man sie, zumindest in der Bundesrepublik, kennt.<br />

Unklar ist allerdings, ob sich die DB in diesem Fall noch finanzieren lässt.<br />

Schon im Haushalt für das Jahr 2010 standen geplanten Einnahmen in<br />

Höhe von 291.000,- Euro tatsächliche Einnahmen von 206.000,- Euro<br />

gegenüber – vor allem, weil die Mitgliedsbeiträge deutlich geschrumpft<br />

waren. Tatsächlich hatte die DB bereits damals mit Austritten konservativer<br />

Bünde zu kämpfen. Im vergangenen Jahr sind wegen der Dominanz<br />

des Rechtsaußen-Flügels erneut mehrere konservative Burschenschaften<br />

ausgetreten, darunter die »Burschenschaft Frankonia<br />

zu Heidelberg«, die zu den mitgliederstärksten Bünden der DB gehörte.<br />

<strong>Der</strong> Verlust von vielleicht 20 bis 25 weiteren Verbindungen träfe den<br />

Dachverband in finanzieller Hinsicht hart. Ob eine drastische Erhöhung<br />

der Mitgliedsbeiträge durchsetzbar wäre – wer weiß. Vielleicht ergibt sich<br />

auch Einsparpotenzial, etwa bei den Burschenschaftlichen Blättern, die<br />

mit fast 100.000,- Euro – 17.250,- Euro davon im Jahr 2010 allein für<br />

Chefredakteur Weidner – den mit Abstand fettesten Posten im DB-Etat<br />

bilden. Schließlich hätte Weidners Konfrontationskurs mit der Verbandszeitschrift,<br />

wäre der Verband auf ultrarechten Kurs gebracht, seine Mission<br />

umfassend erfüllt.<br />

der rechte rand 138/2012 21

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