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empirica - MBWSV NRW

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3.3.2 Neubaunachfrage: Preise niedrig halten oder Flächeninanspruchnahme reduzieren?<br />

Da das Baulandangebot im kommunalen Hoheitsbereich liegt, bestimmt die Flächenpolitik das<br />

Angebot und damit auch das Preis- und Mietniveau einer Region entscheidend mit. Aber nicht nur<br />

neue Baugebiete, die Flächennachfrage befriedigen, sondern auch eine erfolgreiche Mobilisierung von<br />

Recyclingflächen tragen dazu bei, Flächenverknappung zu verhindern. Flächenknappheit in nur einer<br />

Kommune kann noch über ein entsprechend größeres Angebot in einer anderen Kommune der Region<br />

ausgeglichen werden. Aber spätestens wenn alle Kommunen einer Region insgesamt zu wenig<br />

Bauflächen (auf neuen Flächen, auf Brachflächen oder auf Recyclingflächen) anbieten, führt<br />

Angebotsverknappung letztlich zu höheren Preisen und höheren Mieten am Wohnungsmarkt.<br />

Gerade in angespannten Märkten, in denen tatsächlich die soziale Wohnraumversorgung einzelner<br />

Bevölkerungsgruppen zum gesellschaftlichen Problem – mit entsprechenden finanziellen<br />

Herausforderungen – wird, gewinnt dieser Aspekt an Bedeutung: Nachfragegerechte<br />

Flächenausweisungen halten die Preise niedrig. Sie ermöglichen es also mehr Haushalten, sich selbst<br />

– zu niedrigen Mieten und Kaufpreisen – am Wohnungsmarkt zu versorgen, ohne dass sie auf<br />

Unterstützung (z.B. auf die Bereitstellung von Sozialwohnungen) angewiesen wären. Nicht zuletzt vor<br />

dem Hintergrund, dass die Kosten der Unterkunft für Hilfebedürftige komplett von den Kommunen zu<br />

tragen sind, wirkt sich jeder Cent, um den das Mietniveau sinkt, positiv auf die Kommunalfinanzen<br />

aus.<br />

Für Vorbehalte gegen weitere Flächenausweisungen gibt es mehrere Gründe. Die Sorge „zu viel“<br />

auszuweisen, ist durchaus berechtigt, da sich die genaue Verortung der Bautätigkeit räumlich nicht<br />

mehr steuern lässt, wenn zu viele Baugrundstücke gleichzeitig auf den Markt kommen. Räumliche<br />

Steuerung, auch unter ökologischen Gesichtspunkten, bleibt eine wichtige Aufgabe der Flächenpolitik.<br />

Natur erhält in einer verstädterten Gesellschaft einen wachsenden Wert. Von stadtnahen Naturflächen<br />

profitiert jeder, so dass sie auch von der Allgemeinheit finanziert werden müssen (positive externe<br />

Effekte). Ein Dilemma entsteht, wenn Politik und Öffentlichkeit die Verknappung von Natur einzig<br />

und allein in eine Verknappung von Bauland übersetzen, ohne die Effekte für die Nutzer im Bestand<br />

adäquat zu berücksichtigen. Hinter der Sorge „zu viel“ auszuweisen, steht eine einseitige<br />

Verursachungsanalyse des Wachstums der Siedlungsflächen. Vor allem die Erwerber von neu<br />

gebauten Wohnungen oder der Neubau von Wohnungen für entsprechende Nachfrage werden als<br />

Verursacher des Flächenwachstums interpretiert. Tatsächlich erhöht aber auch jeder Haushalt, der im<br />

Bestand in größere Wohnungen umzieht, und auch alle Paare, die nach dem Auszug der Kinder in den<br />

Familienwohnungen verbleiben, indirekt den Konsum von Natur und erhöhen die Nachfrage nach<br />

Siedlungsflächen.<br />

Ein „zu wenig“ sollte jedoch genauso ernsthaft vermieden werden. Die beschriebenen Effekte auf die<br />

Verteuerung von Wohnungen haben nämlich nicht nur Auswirkungen auf die Kommunalfinanzen,<br />

2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -92 - <strong>empirica</strong>

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